Geldanlage Alte Fotoapparate Trading SelMcKenzie
Selzer-McKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/EmjOpVuLaGo
Auf Auktionen wurden in den vergangenen Jahren
bemerkens¬werte Preise für alte Kameras erzielt. Ein Blick auf das Angebot
lohnt sich daher nicht nur für Fotografie-Enthusiasten.
Noch vor wenigen Jahren galten hochwertige Kameras als
Luxusgut für einen engen und überschaubaren Markt. Spiegelreflexkameras konnten
durchaus bis zu 1.000 Euro kosten und waren schon wegen der hohen
Anschaffungskosten nur unter leidenschaftlichen Hobbyfotografen und Fotofans
verbreitet. Diese Zeiten und diese Zahlen haben sich längst geändert: Mit der
Erfindung der Digitalkamera und dem Einzug von Smartphones in den Alltag
breiter Bevölkerungsschichten sind Kameras zu einem täglichen
Gebrauchsgegenstand für die Masse gewor¬den, den der moderne Mensch fast
unbewusst mit sich führt und der zu seinem selbstverständlichen Begleiter
geworden ist. Die Möglichkeit, jeder¬zeit und ohne großen Aufwand Fotos — und
auch Videos — aufzunehmen, ist zur Normalität geworden, dessen Verlust fast
schon Entzugserschei-nungen auslösen kann.
Durch diese technischen Neuerungen verschwinden Kameras aber
auch immer mehr als eigenständiger Gegenstand. Aber gera¬de weil Kameras als
eigenes Verkaufsprodukt immer mehr ver¬drängt werden, werden diese zu
historischen Objekten und damit auch zunehmend interessanter für Sammler und
Händ-ler. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die
Möglichkeit, sich auf Bildern zu verewigen, entdeckt und weiterentwickelt. Die
gewaltige Nach¬frage und die rasante technische Entwicklung erklären das sich
schnell verändernde Angebot an Kameras. So war in der Anfangszeit noch ein
riesiger organisatori-scher Aufwand notwendig, um ein einziges halbwegs
passendes Foto von seiner Familie oder von sich anfertigen zu lassen.
Als Louis Daguerre am 7. Januar 1839 das erste Ver¬fahren
zur mechanischen Lichtbildnerei präsentierte, erfuhr dies auch einige Tage
später die deutsche Öffentlichkeit. Als er das neue Verfahren im selben Jahr in
einem von ihm veröf-fentlichten Buch beschrieb, wurde dieses sogleich ins
Deutsche übersetzt und auch publiziert. Die gewaltige Nachfrage und das Potenzial
der Fotografie und der Kame¬ras lag also bereits in der Luft. Schon am Ende des
Jahres nahm Daguerre die Bestel¬lung des Berliner Unternehmers Louis F. Sachse
über mehr als 600 Daguerreotypien auf. In der deutschen Hauptstadt baute jedoch
bereits Theodor Dörffel Daguerres Kamera nach und veröffentlichte seine Auf- nahmen.
Der gewaltige Siegeszug der Kameras war nicht mehr aufzuhalten. Im Laufe der
Zeit wurden die¬se jedoch immer kleiner und hochwertiger. Und gera¬de diese
Entwicklung macht historische Kameras für Sammler so attraktiv.
Welcher Fotograf erinnert sich nicht an die vielen
Traditionsmarken wie Kodak, Braun, Exakta, Zeiss Ikon oder Agfa? Unvergessen
sind natürlich auch die schon relativ modernen Sofortbildkameras von Kodak oder
Polaroid. Die legendärste Fotokamera in Deutsch¬land war die Leica, die sich
auch heute noch großer Beliebtheit erfreut.
Viele Besitzer einer Leica-Kamera schwärmen immer noch von
der einzigartigen Philosophie, die sie mit dem Unternehmen und der Kame¬ra
verbinden. So verwundert es nicht, dass die Preise für seltene Kameras seit
einiger Zeit auf breiter Front in die Höhe schießen. So werden insbesondere auf
Auktio¬nen seit einiger Zeit bemerkenswerte Preise für histo¬rische Kameras
erzielt. Im Mittelpunkt dabei: die legendäre Leica. Sie erfreut sich nicht nur
auch heutenoch großer Beliebtheit, sondern wurde im vergange¬nen Jahr zur
teuersten Kamera der Welt erklärt. Ein anonymer Käufer ersteigerte das 89 Jahre
alte Exem¬plar im Wiener Auktionshaus Westlicht für 2,16 Milli¬onen Euro. Damit
erzielte das aus dem Jahr 1923 stammende Modell den höchsten jemals gezahlten
Preis bei einer Auktion für Fotoapparate. Von der Rekordkamera waren als
Testmodelle nur etwa 25 Stück hergestellt worden, die Serienproduktion begann
damals erst zwei Jahre später.
Von dieser sogenannten Leica 0-Serie blieben nur zwölf Stück
erhalten. Wie erklärt sich der Auktions¬preis? Der Münchner Sammler Egon
Gerlicher: „Dies ist das einzige Exemplar aus der 0-Serie, die ,Germa-ny'
graviert hat. Sie war nämlich die erste Leica, die für den Export bestimmt war.
Diese besondere histo¬rische Bedeutung im Kontext mit dem späteren Sie-geszug
der Leica weltweit macht das Exemplar bei uns Sammlern so begehrt." Die
Kamera hat bis heute eine herausragende Stellung in der Szene. So wurde auch
der letzte Auktionsrekord im Jahr 2011 ebenfalls für eine Leica der 0-Serie
erzielt: Das Modell kam für 1,32 Millionen Euro unter den Hammer.
War es vor relativ kurzer Zeit noch undenkbar gewesen, dass
ein Fotoapparat einen Preis von über einer Million Euro erzielen kann, sind
bestimmte Kameramodelle inzwischen in diese Kategorie aufge¬stiegen. Seltene
Kriegskameras oder frühere Filmge¬häuse aus Sperrholz, aber auch erste
Filmprojektoren mit Handkurbel, Filmkameras mit Handaufzug und seltene
Plattengeräte sind weitere Beispiele für poten¬ziell wertvolle Auktionsobjekte.
Bevor man aber beginnt, sich selbst mit dem Sam¬meln alter
optischer Geräte zu beschäftigen, sollte man sich klar werden, welches Gebiet
man wirklich erschließen will. Nach Gesichtspunkten wie dem Kameratyp, dem
Hersteller oder besonderer Technik lässt sich das Sammelspektrum schon deutlich
ein¬grenzen. So wie der Sammler Paul Ronder aus Göttin¬gen, der sich auf den
Hersteller Agfa spezialisiert hat. Seine Sammlung umfasst mit 66 Kameras fast
voll¬ständig die ganze Angebotspalette der Firma.
Ronder: „Als Kind bekam ich eine Agfa pocket geschenkt. Die
Leidenschaft hat mich seitdem nicht mehr losgelassen." Ronders erste
Kamera gehört heu¬te zu den beliebtesten Sammlerstücken von Agfa-Produkten. Das
charakteristische Geräusch, das man hpim 7iisammenschiehen des Gehäuses
erzeuat.
begeisterte zudem ganze Heerscharen für die Firma. Auch die
Standard 208 von 1927 gehört zu den sorg¬sam aufbewahrten Lieblingsexemplaren
des Göttin¬gers. Ronder: „Ich habe mich auf einen Hersteller spezialisiert. Zu
diesem Thema kann mich wirklich keiner hinters Licht führen. Die Vielfalt auf
diesem Gebiet erschwert es, ein Experte der gesamten Bran¬che zu werden. Daher
würde ich auch anderen emp¬fehlen, sich auf diese Weise festzulegen."
Den Austausch mit anderen Sammlern oder Exper¬ten pflegt er
hauptsächlich auf Messen. Ronder: „Eine große Chance auf ein Schnäppchen hat
man dort allerdings nicht. Bei Zeitungsannoncen bin ich da schon eher fündig geworden."
Sein persönlicher Geheimtipp: Wohnungsauflösungen. Ronder: „Sie bringen in
dieser Hinsicht manchmal günstige Gele-genheiten."
Darüber hinaus sollte man den gezielten Aufbau einer
Sammlung mit der Anschaffung von Fachlitera¬tur, alten Firmenschriften oder mit
Katalogen mit ent¬sprechenden Klassifizierungen begleiten.
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