Trading Chartmuster von Selzer-McKenzie SelMcKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Das Dreiecks-Chartmuster ist für Trader leicht zu erkennen
und bietet gute Chancen im
Vergleich zum eingegangenen Risiko. Händler, die auf der
Suche nach einfacheren Trading-
Ideen sind, sollten sich dieses Muster einmal genauer
anschauen.
Das KISS-Prinzip
Im Trading gibt es eine Philosophie, die als sogenanntes
KISS-Prinzip bekannt ist. Dies ist die Abkürzung für die
englische Redewendung: Keep it simple, stupid, oder zu
Deutsch: Halte dein Trading einfach, Dummkopf! Diese
Börsenweisheit rührt aus der Beobachtung, dass viele Trader
ihre Strategien zu kompliziert gestalten und sich damit
selbst ins Knie schießen. Oft sind es gerade die einfachen
Konzepte, die an den Märkten erstaunlich gut funktionieren.
Eine Garantie gibt es natürlich nie, aber zumindest
behalten Trader mit überschaubaren Ansätzen den Überblick.
Insbesondere im Spannungsfeld von Risiko und
Unsicherheit, dem Trader an den Märkten täglich ausgesetzt
sind, kann das schon ziemlich viel wert sein.
Dreiecke als kleinster Baustein
Eine dieser erstaunlich einfachen Instrumente sind Dreiecks-
Formationen. Diese können sich Trader bildlich gut
vorstellen und so das Muster schnell und einfach im Chart
erkennen, wenn es sich ausbildet. Unter den
Dreiecks-Formationen
lassen sich weitere Sub-Kategorien unterscheiden:
Das symmetrische Dreieck, das fallende und das
steigende Dreieck.
Ein weiterer Aspekt ist, dass viele andere Chartmuster
und Analysemethoden mehr oder weniger direkt auf
verschiedenen Dreiecks-Mustern basieren. Das ist darauf
zurückzuführen, dass ein Dreieck ein sehr grundlegendes
Bewegungsmuster ist und sich kaum weiter vereinfachen
lässt. Im Ergebnis sind Dreiecke daher zwangsläufig
auch Bestandteil komplexerer Chartmuster.
Wer aber sein Trading möglichst
einfach halten möchte, kann
statt komplexerer Formationen bei
den grundlegenden Bausteinen, den
Dreiecken, bleiben.
Eines ist allen Dreiecks-Formationen
gemeinsam: Die begrenzenden
Trendlinien beginnen in breitem
Abstand und laufen dann immer enger
zusammen, bis der Kurs schließlich
aus der Formation ausbricht. Die Richtung
des anschließenden Trends folgt
in der Regel der Ausbruchsrichtung.
Trader handeln den Ausbruch demnach
prozyklisch und erwarten eine
entsprechende Anschlussbewegung.
Häufig sind Dreiecke auch Trendfolge-
Formationen. Das bedeutet, dass die
Bewegungsrichtung vor Ausbildung
des Dreiecks in der Mehrzahl der Fälle
der Ausbruchsrichtung aus dem Dreieck beziehungsweise
dem nachfolgenden Kurstrend entspricht. Mitunter können
Dreiecke auch Trendwende-Formationen darstellen, aber
deren Auftreten ist weniger häufig zu beobachten.
Die drei Formen von Dreiecken
Eine der drei charakteristischen Dreiecks-Formationen
ist das symmetrische Dreieck. Es weist annähernd gleiche
Neigungswinkel der beiden begrenzenden Trendlinien
auf. Das Ganze muss keine exakte Wissenschaft sein,
wichtiger ist, dass der allgemeine Kursverlauf durch die
Formation immer weiter eingedämmt wird. Bild 1 zeigt
ein gutes Beispiel.
Ähnliches gilt für steigende und fallende Dreiecke.
Im Unterschied zu symmetrischen Dreiecken ist hier die
untere (bei fallenden Dreiecken) beziehungsweise die
obere (bei steigenden Dreiecken) Trendlinie eine
Horizontale.
Beispiele für ein steigendes und ein fallendes Dreieck
sind in Bild 2 und 3 zu sehen.
Gutes Chance/Risiko-Verhältnis
Trader müssen in der Lage sein, Chancen und Risiken bei
ihren Trades so abzuwägen, dass sich daraus auf lange
Sicht ein Vorteil beziehungsweise ein positiver
Erwartungswert
für das Trading ergibt. In der Praxis ist das oft
leichter gesagt als getan. Doch gerade mit
Dreiecks-Formationen
können Trader in Sachen Chance/Risiko-Verhältnis
(CRV) einen Vorteil erzielen. Der Grund dafür liegt in
der Natur dieses Musters: Die Kurse werden innerhalb des
Dreiecks im Zeitablauf immer weiter zusammengedrückt.
Mit anderen Worten: Der Kurs schiebt sich in Richtung der
Dreiecksspitze in das Muster hinein. Je später der Ausbruch
erfolgt, desto besser das CRV für den Trader, denn
der Stopp kann dann entsprechend näher am Ausbruchskurs,
der in der Regel dem Einstieg in den Trade entspricht,
platziert werden.
Je höher das CRV ausfällt, desto niedriger muss die
notwendige Trefferquote sein, um am Ende profitabel zu
handeln. Sind Gewinne und Verluste im Durchschnitt gleich
hoch (CRV = 1,0), muss die Trefferquote für einen positiven
Erwartungswert über 50 Prozent liegen. Realisiert der Trader
dagegen konstant ein durchschnittliches CRV von 2,0,
genügt eine Trefferquote von rund 35 Prozent. In Sachen
CRV sehr effiziente Trader können also durchaus häufiger
Verlust-Trades haben als Gewinn-Trades und am Ende
dennoch profitabel sein.
Dazu ein Beispiel: Bricht eine Aktie bei 100 Euro nach
oben aus einem fallenden Dreieck aus und liegt die untere,
waagerechte Begrenzungslinie der Formation bei 98 Euro,
kann der Trader den Stopp knapp darunter, etwa bei
97,50 Euro, setzen. Schon bei einem Kursanstieg auf nur 105
Euro könnte der Händler nun mit seinem Trade ein CRV von
2,0 erzielen und damit das Doppelte des eingegangenen
Risikos
verdienen. Bei anderen Chartmustern sind oft keine derart
knappen Stopps möglich. Zumindest
nicht, wenn Trader sich an den tatsächlichen
Formationen orientieren und die
Stopp-Loss-Order entsprechend sinnvoll
platziert werden soll. Liegt der
Stopp einer anderen Handelsmethode
etwa bei 95 Euro, erzielt der Trader in
diesem Beispiel mit einem Einstieg bei
100 Euro und anschließender Kursbewegung
auf 105 Euro gerade einmal
ein CRV von 1,0.
Das Trading einfach halten
Für Trader sind Dreiecks-Chartanalysen
neben dem guten CRV vor allem
deswegen interessant, weil sie einfach
durchzuführen sind. Das klingt
auf den ersten Blick nicht nach einem
spektakulären Vorteil. Aber im Trading
ist Einfachheit vor allem deshalb
Trumpf, weil sich daraus weitere Vorteile ergeben:
Eine geringe Fehleranfälligkeit bei der Durchführung von
Analysen und die Möglichkeit, in vergleichsweise kurzer
Zeit viele Aktiencharts durchzusehen.
Wenn ein Chartmuster dagegen
sehr kompliziert ist, können schnell
Fehlinterpretationen oder Sonderfälle
auftreten. Trader müssen sich dann
bei den Analysen stärker konzentrieren
und können am Ende eventuell
weniger Fokus auf das eigentliche Trading
legen, wo die höchste Konzentration
erforderlich ist. Auch der Vorteil, in
kurzer Zeit viele Charts analysieren zu
können, ist essenziell: Innerhalb weniger
Sekunden erkennen Trader, ob
eine Aktie derzeit ein Dreiecks-Muster
ausbildet oder nicht. So reichen in der
Regel täglich etwa zehn Minuten, um
100, 200 oder gar 300 Charts durchzusehen.
Bei Verwendung komplizierter
Chartmuster wäre nicht nur ein deutlich
höherer Zeitaufwand, sondern
währenddessen auch eine höhere
Konzentration erforderlich.
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