Trading Risiko-Begrenzung von Selzer-McKenzie SelMcKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Das Stopp-Dilemma
Viele Trader machen im Verlauf ihrer Lernkurve beim Trading
eine ganze Bandbreite positiver und negativer Erfahrungen
mit Stopps. Einsteiger hören meist nicht auf den
Rat erfahrener Trader und handeln zunächst gänzlich ohne
das Platzieren einer Stopp-Loss-Order oder einer sonstigen
Risikoabsicherung. Früher oder später resultieren daraus
heftige Verluste, wenn sich der Markt gegen eine Position
des Traders entwickelt. In der Hoffnung, dass der Kurs
wieder
zurückkommt, vergrößern zudem einige Anfänger ihre
Trades, was das Ganze oft nur noch schlimmer macht.
Häufi g erkennen Trader erst nach einem verheerenden
Verlust,
dass ein gutes Risiko-Management und das Setzen einer
Stopp-Loss-Order unerlässlich sind. Hiernach verwenden sie
dann grundsätzlich Stopps, platzieren diese aber nicht
optimal.
Zum einen kann die Stopp-Loss-Order zu nah am aktuellen
Kurs liegen, sodass der Trade bei der kleinsten ungünstigen
Marktbewegung ausgelöst wird. Häufi g hat der Händler dann
zwar nur einen kleinen Verlust, aber muss zuschauen, wie der
Markt ohne ihn weiter in die richtige Richtung läuft.
Zum anderen kann die Stopp-Loss-Order zu weit weg
vom aktuellen Kurs liegen und damit das Chance/Risiko-
Verhältnis (CRV) des Trades unattraktiv machen. In diesen
Fällen hat sich der Markt bis zum Auslösen des Stopps
bereits so weit entgegen der erwarteten Richtung bewegt,
dass die Stopp-Loss-Order ihren eigentlichen Zweck nicht
mehr richtig erfüllt. Denn ein zu großer Stopp führt zu
vergleichsweise hohen Verlust-Trades, die dann meist
nicht mehr im Verhältnis zum im Erfolgsfall erwarteten
Gewinn stehen.
Das Stopp-Loss-Order-Dilemma ist es demnach, den
optimalen Punkt zu fi nden, an dem die Verlustbegrenzung
weder zu aggressiv noch zu konservativ ausfällt.
Gleichzeitig muss die Order so platziert werden, dass sie
an einer charttechnisch entscheidenden Stelle liegt, bei
deren Erreichen das Setup ungültig und der Trade damit
beendet wird. „Das große Buch der Markttechnik“ von
Michael Voigt liefert einen sehr interessanten Ansatz,
wenn es darum geht, die Bewegung nach einem Ausbruch
zu handeln.
Stoppsetzung für trendfolgende Trader
Zunächst müssen Trader entscheiden,
welche Art von Trade sie eingehen
möchten. Michael Voigt
unterscheidet den Handel des Ausbruchs
(kurzfristig), den Handel
der Bewegung (mittelfristig) und
den Handel des Trends (langfristig).
Beim Handel des Ausbruchs ist
gemeint, dass der Trader direkt beim
Ausbruch eine entstehende prozyklische
Kursdynamik erwartet und
diese nutzt, um einen kurzfristigen
Trade in Ausbruchsrichtung mit
einem Gewinnziel von nur wenigen
Punkten zu machen. Die Stopp-Loss-
Order wird hier auf Tick-Basis oder
1- bis 5-Minuten-Charts gemanagt.
Beim Handel des Trends setzt der
Trader darauf, dass der Ausbruch zu
einem übergeordneten Bewegungsmuster
führt und langfristig anhält. Daher verwenden diese
Trader das klassische trendfolgende Stopp-Konzept, bei dem
immer bei Erreichen eines neuen Hochs (für einen Long Trade)
die Stopp-Loss-Order manuell unter das letzte markante
Zwischentief
nachgezogen wird. Ein Beispiel dazu zeigt Bild 1.
Die in Sachen Stoppsetzung interessanteste Variante
offenbart
sich bei Betrachtung der mittelfristigen Trade-Option,
dem Handel der Bewegung. Der Trader erwartet hier eine
mittelfristige prozyklische Bewegung in Ausbruchsrichtung.
Zugleich soll der Trade in einer Korrektur so spät wie
nötig, aber so früh wie möglich glattgestellt werden. Ein
Handel des Trends ist folglich nicht vorgesehen. Solch ein
Bewegungs-Trader möchte demnach nur den mittelfristigen
Kursschub nach einem Ausbruch handeln.
Innen- und Außenstäbe
Um das Konzept zur Stoppsetzung beim Handel der Bewegung
zu verstehen, muss zunächst zwischen Innen- und
Außenstäben unterschieden werden. Ein Innenstab liegt
vor, wenn die aktuelle Kerze innerhalb der Hoch-Tief-
Spanne der vorherigen Kerze öffnet und schließt. Letztere
Kerze ist demnach der umschließende Außenstab. Alle
folgenden Kerzen, die innerhalb dieser Spanne eröffnen
und schließen, sind ebenfalls Innenstäbe. Die Innenstab-
Serie wird erst unterbrochen, wenn ein Eröffnungs- oder
Schlusskurs außerhalb der Außenstab-Spanne liegt. Diese
Kerze stellt dann einen neuen Außenstab dar, dem wieder
Innenstäbe folgen oder an den sich bei Trendbewegungen
direkt weitere Außenstäbe anschließen. Bild 2 verdeutlicht
das Konzept von Außen- und Innenstäben.
Das Platzieren der Stopp-Loss-Order beim Handel
der Bewegung ist davon abhängig, ob zum aktuellen
Zeitpunkt ein Innen- oder ein Außenstab aktiv ist. Die
Grundannahme dabei ist, dass Außenstäbe deutlich
signifikantere
Kursmarken darstellen als Innenstäbe. Entsprechend
sollte dem Trade bei Vorliegen von Innenstäben
mehr Spielraum eingeräumt werden, um ein zufälliges
Auslösen der Stopp-Loss-Order zu vermeiden. Denn wie
in Bild 2 zu sehen ist, tendieren Innenstäbe dazu, zufällig
nach oben oder unten zu fluktuieren, ohne dass dem
eine besondere Bedeutung beizumessen ist. Genau solche
Zufallschwankungen führen immer wieder dazu, dass
Trades unnötig ausgestoppt werden.
Stoppsetzung beim
Handel der Bewegung
Angenommen, ein Trader eröffnet bei
einem Ausbruch wie in Bild 3 zu sehen
eine Long-Position. Ist der Ausbruchs-
Balken sehr lang, wird die Stopp-
Loss-Order auf das Tief dieser Periode
gesetzt. In Bild 3 ist dies nicht gegeben,
sodass die Stopp-Loss-Order auf
das Tief der Vorperiode gesetzt wird,
um einen zu engen Stopp zu vermeiden.
Im weiteren Verlauf kommt es
nun darauf an, ob aktuell ein Außenoder
ein Innenstab vorliegt. Ist ein
Außenstab gegeben, können Trader
die Stopp-Loss-Order auf das Tief dieser
Periode legen, sobald diese beendet
ist. Liegt dagegen ein Innenstab
vor, wird die Stopp-Loss-Order auf
die vorherige Periode zurückversetzt
und bleibt dort so lange bestehen, bis
sich ein neuer Außenstab bildet. Der
Stopp wird während einer Innenstab-
Phase nicht noch einmal verändert. Das soll sicherstellen,
dass die Stopp-Loss-Order weit genug von den
Zufallsbewegungen
der Innenstäbe entfernt liegt, aber nah genug
am Kursgeschehen, um bei einer tatsächlichen Wende
nicht zu spät auszusteigen.
Zum besseren Verständnis ist das Ganze in Bild
3 am Beispiel des Handels der Ausbruchsbewegung
beim DAX zu sehen. Obwohl hier nicht das optimale
Trade-Ergebnis erreicht wurde, konnten Trader mit dieser
Methodik einen hohen Teil des Buchgewinns realisieren
und sich zugleich während des Trades erfolgreich
gegen einen, sonst ärgerlichen, zufälligen „Ausstopper“
am sechsten Tag wehren.
Zusammenfassend stellt die Stopp-Methode auf
Basis von Außen- und Innenstäben einen Versuch dar, je
nach Marktphase einen optimalen Stopp-Abstand zu finden.
Unter Tradern wird diese Methode, die Michael Voigt
in seinem Buch bekannt gemacht hat, sehr geschätzt.
Daher ist das Stopp-Konzept für den Handel der Bewegung
nach einem Ausbruch ein schlüssiges Konzept,
dem Trader in ihrem Arsenal an Handelstechniken einen
festen Platz einräumen sollten.
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