Freitag, 19. April 2013

Trading Risiko-Begrenzung von Selzer-McKenzie SelMcKenzie


Trading Risiko-Begrenzung von Selzer-McKenzie SelMcKenzie

Author D.Selzer-McKenzie


 
 
 
 
 
 
 
 


Das Stopp-Dilemma

Viele Trader machen im Verlauf ihrer Lernkurve beim Trading

eine ganze Bandbreite positiver und negativer Erfahrungen

mit Stopps. Einsteiger hören meist nicht auf den

Rat erfahrener Trader und handeln zunächst gänzlich ohne

das Platzieren einer Stopp-Loss-Order oder einer sonstigen

Risikoabsicherung. Früher oder später resultieren daraus

heftige Verluste, wenn sich der Markt gegen eine Position

des Traders entwickelt. In der Hoffnung, dass der Kurs wieder

zurückkommt, vergrößern zudem einige Anfänger ihre

Trades, was das Ganze oft nur noch schlimmer macht.

Häufi g erkennen Trader erst nach einem verheerenden Verlust,

dass ein gutes Risiko-Management und das Setzen einer

Stopp-Loss-Order unerlässlich sind. Hiernach verwenden sie

dann grundsätzlich Stopps, platzieren diese aber nicht optimal.

Zum einen kann die Stopp-Loss-Order zu nah am aktuellen

Kurs liegen, sodass der Trade bei der kleinsten ungünstigen

Marktbewegung ausgelöst wird. Häufi g hat der Händler dann

zwar nur einen kleinen Verlust, aber muss zuschauen, wie der

Markt ohne ihn weiter in die richtige Richtung läuft.

Zum anderen kann die Stopp-Loss-Order zu weit weg

vom aktuellen Kurs liegen und damit das Chance/Risiko-

Verhältnis (CRV) des Trades unattraktiv machen. In diesen

Fällen hat sich der Markt bis zum Auslösen des Stopps

bereits so weit entgegen der erwarteten Richtung bewegt,

dass die Stopp-Loss-Order ihren eigentlichen Zweck nicht

mehr richtig erfüllt. Denn ein zu großer Stopp führt zu

vergleichsweise hohen Verlust-Trades, die dann meist

nicht mehr im Verhältnis zum im Erfolgsfall erwarteten

Gewinn stehen.

Das Stopp-Loss-Order-Dilemma ist es demnach, den

optimalen Punkt zu fi nden, an dem die Verlustbegrenzung

weder zu aggressiv noch zu konservativ ausfällt.

Gleichzeitig muss die Order so platziert werden, dass sie

an einer charttechnisch entscheidenden Stelle liegt, bei

deren Erreichen das Setup ungültig und der Trade damit

beendet wird. „Das große Buch der Markttechnik“ von

Michael Voigt liefert einen sehr interessanten Ansatz,

wenn es darum geht, die Bewegung nach einem Ausbruch

zu handeln.

Stoppsetzung für trendfolgende Trader

Zunächst müssen Trader entscheiden,

welche Art von Trade sie eingehen

möchten. Michael Voigt

unterscheidet den Handel des Ausbruchs

(kurzfristig), den Handel

der Bewegung (mittelfristig) und

den Handel des Trends (langfristig).

Beim Handel des Ausbruchs ist

gemeint, dass der Trader direkt beim

Ausbruch eine entstehende prozyklische

Kursdynamik erwartet und

diese nutzt, um einen kurzfristigen

Trade in Ausbruchsrichtung mit

einem Gewinnziel von nur wenigen

Punkten zu machen. Die Stopp-Loss-

Order wird hier auf Tick-Basis oder

1- bis 5-Minuten-Charts gemanagt.

Beim Handel des Trends setzt der

Trader darauf, dass der Ausbruch zu

einem übergeordneten Bewegungsmuster

führt und langfristig anhält. Daher verwenden diese

Trader das klassische trendfolgende Stopp-Konzept, bei dem

immer bei Erreichen eines neuen Hochs (für einen Long Trade)

die Stopp-Loss-Order manuell unter das letzte markante Zwischentief

nachgezogen wird. Ein Beispiel dazu zeigt Bild 1.

Die in Sachen Stoppsetzung interessanteste Variante offenbart

sich bei Betrachtung der mittelfristigen Trade-Option,

dem Handel der Bewegung. Der Trader erwartet hier eine

mittelfristige prozyklische Bewegung in Ausbruchsrichtung.

Zugleich soll der Trade in einer Korrektur so spät wie

nötig, aber so früh wie möglich glattgestellt werden. Ein

Handel des Trends ist folglich nicht vorgesehen. Solch ein

Bewegungs-Trader möchte demnach nur den mittelfristigen

Kursschub nach einem Ausbruch handeln.

Innen- und Außenstäbe

Um das Konzept zur Stoppsetzung beim Handel der Bewegung

zu verstehen, muss zunächst zwischen Innen- und

Außenstäben unterschieden werden. Ein Innenstab liegt

vor, wenn die aktuelle Kerze innerhalb der Hoch-Tief-

Spanne der vorherigen Kerze öffnet und schließt. Letztere

Kerze ist demnach der umschließende Außenstab. Alle

folgenden Kerzen, die innerhalb dieser Spanne eröffnen

und schließen, sind ebenfalls Innenstäbe. Die Innenstab-

Serie wird erst unterbrochen, wenn ein Eröffnungs- oder

Schlusskurs außerhalb der Außenstab-Spanne liegt. Diese

Kerze stellt dann einen neuen Außenstab dar, dem wieder

Innenstäbe folgen oder an den sich bei Trendbewegungen

direkt weitere Außenstäbe anschließen. Bild 2 verdeutlicht

das Konzept von Außen- und Innenstäben.

Das Platzieren der Stopp-Loss-Order beim Handel

der Bewegung ist davon abhängig, ob zum aktuellen

Zeitpunkt ein Innen- oder ein Außenstab aktiv ist. Die

Grundannahme dabei ist, dass Außenstäbe deutlich signifikantere

Kursmarken darstellen als Innenstäbe. Entsprechend

sollte dem Trade bei Vorliegen von Innenstäben

mehr Spielraum eingeräumt werden, um ein zufälliges

Auslösen der Stopp-Loss-Order zu vermeiden. Denn wie

in Bild 2 zu sehen ist, tendieren Innenstäbe dazu, zufällig

nach oben oder unten zu fluktuieren, ohne dass dem

eine besondere Bedeutung beizumessen ist. Genau solche

Zufallschwankungen führen immer wieder dazu, dass

Trades unnötig ausgestoppt werden.

Stoppsetzung beim

Handel der Bewegung

Angenommen, ein Trader eröffnet bei

einem Ausbruch wie in Bild 3 zu sehen

eine Long-Position. Ist der Ausbruchs-

Balken sehr lang, wird die Stopp-

Loss-Order auf das Tief dieser Periode

gesetzt. In Bild 3 ist dies nicht gegeben,

sodass die Stopp-Loss-Order auf

das Tief der Vorperiode gesetzt wird,

um einen zu engen Stopp zu vermeiden.

Im weiteren Verlauf kommt es

nun darauf an, ob aktuell ein Außenoder

ein Innenstab vorliegt. Ist ein

Außenstab gegeben, können Trader

die Stopp-Loss-Order auf das Tief dieser

Periode legen, sobald diese beendet

ist. Liegt dagegen ein Innenstab

vor, wird die Stopp-Loss-Order auf

die vorherige Periode zurückversetzt

und bleibt dort so lange bestehen, bis

sich ein neuer Außenstab bildet. Der

Stopp wird während einer Innenstab-

Phase nicht noch einmal verändert. Das soll sicherstellen,

dass die Stopp-Loss-Order weit genug von den Zufallsbewegungen

der Innenstäbe entfernt liegt, aber nah genug

am Kursgeschehen, um bei einer tatsächlichen Wende

nicht zu spät auszusteigen.

Zum besseren Verständnis ist das Ganze in Bild

3 am Beispiel des Handels der Ausbruchsbewegung

beim DAX zu sehen. Obwohl hier nicht das optimale

Trade-Ergebnis erreicht wurde, konnten Trader mit dieser

Methodik einen hohen Teil des Buchgewinns realisieren

und sich zugleich während des Trades erfolgreich

gegen einen, sonst ärgerlichen, zufälligen „Ausstopper“

am sechsten Tag wehren.

Zusammenfassend stellt die Stopp-Methode auf

Basis von Außen- und Innenstäben einen Versuch dar, je

nach Marktphase einen optimalen Stopp-Abstand zu finden.

Unter Tradern wird diese Methode, die Michael Voigt

in seinem Buch bekannt gemacht hat, sehr geschätzt.

Daher ist das Stopp-Konzept für den Handel der Bewegung

nach einem Ausbruch ein schlüssiges Konzept,

dem Trader in ihrem Arsenal an Handelstechniken einen

festen Platz einräumen sollten.

 

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