Der Trading Factor – von Selzer.-McKenzie SelMcKenzie
Author D.Selzer-McKenzie
Viele Trader sind sich unsicher, ob sie das
Trading-Anfänger lauten entsprechend „Was braucht es,
um erfolgreich traden zu können?“ und „Wie lange dauert
es, traden zu lernen?“ Diese Fragen zielen auf eine Antwort
ab, welche die Unsicherheit darüber verschwinden
lässt, ob ein Trader auf lange Sicht vom Trading-Geschäft
leben kann oder nicht.
Die Schwierigkeit der beiden Fragen besteht darin,
dass sie kaum universell zu beantworten sind. Es kommt
sehr auf den individuellen Trader an, welche Antwort die
richtige ist. Einige wenige haben ein mehr oder weniger
angeborenes Verständnis für den Markt und dafür, profi -
tabel zu handeln. Mit anderen Worten: Sie haben Talent.
Andere dagegen sind deutlich weniger intuitiv und brauchen
viele Jahre, um erfolgreich zu werden, wenn sie
überhaupt so lange am Markt überleben. Wiederum
andere liegen dazwischen: Sie haben eine durchschnittliche
Lernkapazität und könnten innerhalb weniger Jahre
erfolgreiche Trader werden.
Zeug dazu haben, an den Märkten zu bestehen.
Eine Checkliste beschreibt die wichtigsten
Punkte, anhand derer angehende
Trader sich selbst einschätzen können
Es gibt verschiedene Faktoren, die
Trader analysieren können, um
herauszufi nden, ob sie an den Märkten
bestehen können:
• Risiko-Management
• Talent und psychologische
Voraussetzungen
• Grundeinstellung und
Selbstvertrauen
• Fokus und Disziplin
• Refl exe, Urteilsvermögen
und Geduld
• Beharrlichkeit
• Lebensstil
• Trading-Kapital
Der Leser sollte an dieser Stelle
bereits vorab einmal ganz ehrlich
beurteilen, wie er sich selbst in Bezug
auf diese Punkte einschätzt. Dies ist
nicht als Test gemeint, der ganz konkret bestimmte Trading-
Fähigkeiten ermitteln soll. Es ist lediglich ein
Selbsteinschätzungsinstrument
für zukünftige Trader, das aufzeigen
kann, wo noch Entwicklungsbedarf besteht, bevor Händler
anfangen, Geld zu riskieren. Darüber hinaus ist es auch für
erfahrene Trader empfehlenswert, sich von Zeit zu Zeit jene
Punkte vorzunehmen und zu prüfen, wie ihre Entwicklung
auf der Lernkurve voranschreitet.
Die einzelnen Punkte werden genau erklärt, um zu zeigen,
worauf es im Detail ankommt.
Risiko-Management
Das Risiko-Management ist der wichtigste Erfolgsfaktor.
Praktisch jedes Trading-Buch widmet sich in mindestens
einem Kapitel diesem Thema. Die allgemeinen Spielregeln
sind meist bekannt: Riskieren Sie nie mehr als ein bis zwei
Prozent Ihres Trading-Kontos, Machen Sie nach drei
aufeinanderfolgenden
Verlusten eine Pause oder Setzen Sie
immer eine Stopp-Loss-Order zur Verlustbegrenzung.
Das sind alles wichtige Konzepte, die jeder Trader vor
Beginn des Handels mit echtem Geld beherzigen sollte.
Gerade in der Anfangsphase, in der Trading ohnehin eher
B1) Vertrauen in die eigene Methode
Dieser 15-Minuten-Chart der Commerzbank-Aktie zeigt einen
großen Verkäufer bei 1,519 Euro. Dreimal prallte der Kurs
exakt an diesem Niveau ab. Hat der Trader genug Vertrauen in
seine Analyse, um zum aktuellen Kurs eine Short- Position
aufzubauen, oder zweifelt er, ob die Aktie dieses Mal nicht
doch weiter ansteigen könnte?
Quelle: www.tradesignalonline.com; Stand: 13.02.2013
unprofi tabel ist und vorrangig dem Lernzweck dient, sichern
diese Regeln das Handelskonto nach unten ab. Trader, die
auf die Grundregeln des Risiko-Managements verzichten,
können schnell hohe Verluste einfahren und geben
möglicherweise
schnell frustriert auf. Mit einem guten Risiko-
Management dagegen steigt die Wahrscheinlichkeit, es mit
Begeisterung bis zur Schwelle der Profi tabilität zu
schaffen.
An diesem Punkt sollte der Trader dann auch verinnerlicht
haben, dass Trading ohne Risiko-Management nicht
funktionieren
kann. Mit zunehmender Kontogröße steigt daher
die Bedeutung dieses Faktors immer weiter an.
Talent und psychologische Voraussetzungen
Hier sind insbesondere die mentalen Fähigkeiten
gemeint. Dazu zählen unter anderem das Erinnerungsvermögen,
die Fähigkeit, Probleme lösen zu können,
schnelle Refl exe, das Vermögen, schnell und sicher zu
entscheiden und die Fähigkeit, diese Talente miteinander
zu verknüpfen. In der Regel sind unabhängige Denker,
die mit mathematischen Konzepten und Wahrscheinlichkeiten
vertraut sind und Herausforderungen lieben, gute
bis hervorragende Trader.
Gerade aufgrund der Herausforderung, die das Trading
darstellt,
muss der Wille, erfolgreich zu sein, außergewöhnlich
hoch sein. Trading übt oftmals eine starke Anziehungskraft
auf Menschen aus, die recht erfolgreich auf einem anderen
Gebiet waren, denn schließlich muss das Kapital, dass
zum Trading benötigt wird, vorher verdient worden sein.
Aber jene von diesen Menschen entwickelten Fähigkeiten,
die zu Erfolgen auf ihrem früheren Gebiet geführt haben,
müssen nicht unbedingt einen Vorteil für die Trading-Karriere
darstellen. Ein typisches Problem ist beispielsweise,
dass erfolgreiche Menschen meist ein sogenanntes Über-
Ego haben. Sie glauben, dass sich der Erfolg ihrer früheren
Laufbahn ganz natürlich beim Trading fortsetzt. Trading
erfordert jedoch weitaus mehr Disziplin als jeder andere
Beruf. Dies ist vielen angehenden Händlern im Vorfeld
nicht bewusst ist.
Trader müssen sich fragen: Bin ich vorbereitet, die
blauen Flecken an meinem Ego auszuhalten, ganz zu
schweigen von denen an meiner Geldbörse, wenn sich
der Markt gegen mich wendet? Kann ich wirklich tagein,
tagaus dabei bleiben und um den Erfolg kämpfen?
Wer bescheiden ist und weiß, dass die Finanzmärkte die
oberste Instanz sind, der man sich unterordnen muss,
hat sein Ego im Griff. Denn dies ist eine der wichtigsten
psychologischen Voraussetzungen für
erfolgreiches Trading.
Grundeinstellung und Selbstvertrauen
Neben den psychologischen Voraussetzungen
kommt es vor allem auf
ein möglichst positives Denken des
Traders an. Diese Grundeinstellung
ist im Trading sehr wichtig, denn es
kann schnell passieren, dass die Einstellung
eines Traders nach einigen
Verlusten zu negativ wird. Sowohl
eine negative Grundeinstellung als
auch zu starke Schwankungen zwischen
positiven und negativen Gefühlen
können Trader wenig gebrauchen.
Treten solche Gefühlsschwankungen
auf, sollte eine Pause eingelegt werden,
um sich auf die positive Grundeinstellung
zurückzubesinnen. Dies
wirkt sich auch positiv auf das Selbstvertrauen
für die kommenden Trades
aus und bekräftigt den Händler darin, seinen Weg erfolgreich
fortsetzen zu können. Die Trader, die jeden Morgen
aufwachen und sicher sind, Gewinne zu machen, gehen
mit der richtigen Grundeinstellung an die Märkte
heran.
Sie haben das notwenige Vertrauen in sich selbst und in
ihre Handelsstrategie. Das Gegenteil ist allerdings ebenso
wahr: Ohne positive Grundeinstellung und Selbstvertrauen
werden Trader kaum erfolgreich sein.
Fokus und Disziplin
Trading erfordert Konzentration. Es wird schwierig sein,
effektiv zu traden, wenn zum Beispiel die Kinder oder
Familienmitglieder während der Arbeit stören. Weitere
Ablenkungen sind E-Mails, Telefon und soziale Netzwerke.
Zumindest am Anfang sollten Trader sich von diesen Dingen
frei machen, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren:
den Trading-Prozess.
Eine Alternative kann sein, sich während einer Marktflaute
oder einer ruhigen Handelsphase an einem anderen
Arbeitsplatz um wichtige Dinge zu kümmern, die nichts mit
dem Trading zu tun haben. Dann können Trader von Zeit zu
Zeit an ihren Handelsplatz gehen, um nach dem Rechten zu
schauen. Unabhängig davon ist es ratsam, immer wieder
kurze Trading-Pausen einzulegen und zum Beispiel kurz an
die frische Luft zu gehen. Eine weitere, längere Pause
sollte
zwischen dem Trading-Schluss und den Vorbereitungen für
den nächsten Handelstag liegen.
Trading erfordert zudem eine hohe Disziplin, was die
Handelsvorbereitungen angeht. Erfolgreiche Trader
recherchieren
für die Trades des nächsten Tages mit hoher Präzision
und bereiten diese gründlich vor. Jeden Tag sowie
einmal am Wochenende muss dieser Prozess durchgeführt
werden. Der dabei entworfene Trading-Plan muss
alle Eventualitäten beinhalten: Sowohl für den Fall, dass
etwas schief geht, als auch für den Fall, dass alles so
läuft,
wie es die Szenarien vorsehen. Und das Wichtigste: Trader
müssen in der Lage sein, auch angesichts drohender
Misserfolge
genau diesem Plan diszipliniert zu folgen.
Reflexe, Urteilsvermögen und Geduld
Der perfekte Trader war als Kind vernarrt in Videospiele,
als Jugendlicher ein Skateboarder und als junger Mann
ein Surfer. Dies mag übertrieben erscheinen, macht aber
deutlich, welche Charaktereigenschaften im Trading wichtig
sind. Die beschriebene Person würde sehr wahrscheinlich
die Fähigkeiten besitzen, schnell und strategisch klug
zu reagieren (Videospiele), größere Hindernisse zu erkennen
und frühzeitig darauf zu reagieren (Skateboading) und
gleichzeitig geduldig auf die nächste Gelegenheit warten
und sie ohne Angst ausnutzen zu können (Surfen). Ebenso
hätte eine solche Person im Laufe ihres Lebens gelernt, bei
kleineren Hindernissen und Rückschlägen nicht zu
überreagieren.
Insgesamt wäre diese Kombination von schnellen
Reflexen, einem guten Urteilsvermögen, Geduld und einer
angstfreien Umsetzung optimal für kurzfristiges Trading.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ein Lebenslauf unbedingt
so aussehen muss, schließlich ging es dabei um eine
fiktive Person. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass sich
diese Eigenschaften meist erst über Jahre entwickeln und
oft mit früheren Jobs und Hobbys, auch aus der eigenen
Kinder- und Jugendzeit, zusammenhängen. Jeder angehende
Trader sollte sich also fragen, ob er auf Erfahrungen
zurückblicken kann, die die genannten Eigenschaften bei
ihm besonders geschult haben. Wenn das gegeben ist,
kann es für das Trading nur von Vorteil sein.
Beharrlichkeit
Gute Trader brauchen nicht nur Begeisterung für den Handel,
sondern auch Entschlossenheit und vor allem Ausdauer.
Denn eines ist sicher: Traden zu lernen ist kein Spaziergang.
Das mussten viele Hobby-Trader am eigenen
Leib erfahren, die nach einer kurzen Phase plötzlichen
Reichtums in den Jahren 1999 und 2000 alle Gewinne wieder
an den Markt verloren haben.
Viele Trader probieren das Trading sprichwörtlich einfach
mal aus und verlieren genug Geld, um sich die Finger
zu verbrennen und sich vom Markt zurückzuziehen, lange
bevor sie aus ihren Fehlern gelernt und sich die Erfahrung
und das Wissen angeeignet haben, die zu nachhaltiger
Rentabilität führen können. Von zehn Tradern, die heute mit
dem Handel beginnen, werden wahrscheinlich in einem
Jahr nur noch wenige am Markt aktiv sein. Vielen fehlt die
Entschlossenheit und die Ausdauer, das Trading auch unter
widrigen Bedingungen, also bei Verlusten, weiter
voranzutreiben.
Doch genau diese Beharrlichkeit ist die Voraussetzung
für den Erfolg. Solange Trader sich nicht voll und
ganz auf das Trading als Karriereziel und Lebensstil
festlegen
und konzentrieren, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit
früher oder später aufgeben.
Lebensstil
Jeder möchte gerne mit Trading Geld verdienen, aber nicht
jeder ist auch wirklich bereit, den erforderlichen Preis
dafür
zu zahlen, um dieses Ziel zu erreichen. Für einen Teilzeit-
Trader ist es schwierig, im kurzfristigen Trading
erfolgreich
zu sein. Denn es ist recht selten, dass jemand in
der Lage ist, genügend Zeit von seinen anderen Interessen
oder Jobs abzuzweigen, um Trading auf kurzfristigen
Zeitebenen
wirklich effektiv nebenher zu erlernen. Bei vielen
angehenden Teilzeit-Tradern liegt der Arbeitsaufwand
im Bereich eines Vollzeitjobs, also um die 40 Stunden pro
Woche, um erfolgreich zu werden. Denn man muss Trading
schon sehr mögen, um zu so hohen zeitlichen Investitionen
bereit zu sein.
Erfolgreiche Händler haben sich meist mit beiden
Füßen voran ins Trading-Business gestürzt und sind praktisch
komplett in die Materie eingetaucht. Wer dagegen
gern nachts mit Freunden um die Häuser zieht, für den ist
Trading wohl eher nicht geeignet. Man braucht ein geregeltes
Leben, um diesen Beruf zu erlernen. Besonders
ausreichend Schlaf ist essenziell, um konzentriert traden
zu können.
Angehende Trader sollten versuchen, sich einen klar
strukturierten Lebensstil anzueignen. Wer dagegen kleine
Kinder hat, einen herausfordernden Job sowie zeitintensive
Hobbys, sollte sich noch einmal genau überlegen,
ob es das Richtige ist, zusätzlich noch das Traden erlernen
zu wollen. Es ist notwendig, realistisch die eigene
Arbeitsbelas tung sowie die Belastung des Umfeldes und
der eigenen Familie zu berücksichtigen. Wenn die dem Trader
nahestehenden Personen zusätzlich eine negative Sicht
auf das Trading-Projekt haben, kann dies die Begeisterung
des Traders und das Vertrauen in das eigene Ziel schmälern
und die Performance nachhaltig beeinträchtigen. Denn
je höher Trader ihr Umfeld mitbelasten, desto
wahrscheinlicher
wird es, dass das Projekt eine negative Rückmeldung
von diesen Menschen erfährt.
Trading-Kapital
Es ist wichtig, sich für den Erfolgsfall realistische Ziele
zu
setzen. Wer sein Konto gleich im ersten Jahr verdoppeln
möchte, hat beispielsweise ein unrealistisches Ziel. Noch
unrealistischer wäre es, von Anfang an vom Trading leben
zu wollen. Mit diesem Druck werden neue Trader es mit
Sicherheit nicht schaffen, an den Märkten zu bestehen.
Gerade im ersten Jahr sollte der reine Kapitalerhalt an
erster Stelle stehen. Ab dem zweiten Jahr können Trader
sich vornehmen, zusätzlich ein wenig Geld neben dem
Hauptberuf zu verdienen. Wie es dann weitergeht, ist sehr
individuell und richtet sich nach den bis dahin erzielten
Ergebnissen. Aber diese Frage stellt sich – realistisch
betrachtet – erst für das dritte Trading-Jahr.
Grundsätzlich sollten sich angehende Trader im Vorhinein
genau überlegen, mit wie viel Kapital sie ihr Trading-
Konto ausstatten können, um ihr übriges Leben dadurch
möglichst nicht zu beeinfl ussen. Die Größe des Trading-
Kontos muss also in erster Linie in einem sinnvollen
Verhältnis
zum eigenen Vermögen und Verdienst stehen, eine
sehr individuelle Angelegenheit. Daher ist es auch nicht
möglich, konkrete Tipps zu geben, wie ein Trading-Konto
kapitalisiert sein sollte. Für den einen mögen 5000 Euro
optimal sein, für den anderen 25 000 Euro. Im Zweifel ist
ein kleinerer Betrag besser, da gerade am Anfang Verluste
wahrscheinlich sind, die sich dann in absoluten Geldbeträgen
weniger stark auswirken. So können Trader mit kleinen
Verlusten das Trading erlernen und später, wenn sie profi -
tabel geworden sind, mit einem größeren Konto arbeiten.
Fazit
Ein Trader ist noch lange kein Profi , nur weil er genug
Geld fürs Trading hat. Er muss so viel Zeit wie möglich mit
Untersuchungen, Analysen und Tests zu seinen
Handelsstrategien
verbringen und sich gleichzeitig auch um die
psychologische Seite des Tradens kümmern. Dazu gehört
auch die Antwort auf die Frage, ob Trading wirklich eine
Option für die eigene Karriere darstellt. Mit den
beschriebenen
Punkten sollte es Tradern möglich sein, eine realistische
Antwort für sich zu fi nden. Es braucht Jahre, um
dieses Handwerk zu erlernen, nicht
Wochen oder Monate. Wenn die persönlichen
Umstände eines angehenden
Traders, seine Finanzen und
sein psychologisches Profi l mit den
wichtigsten Charaktereigenschaften
zusammentreffen und zugleich eine
hohe Begeisterung für den Börsenhandel
besteht, stehen die Chancen
gut, im Trading nachhaltig erfolgreich
zu werden.
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