Sonntag, 21. April 2013

Seltene Erden Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie


Seltene Erden Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie



 

 

Author D.Selzer-McKenzie

Über Seltene Erden hat der Author Selzer-McKenzie  schon oft ausführlich berichtet. Nun soll gezeigt werden, dass den Seltenen Erden auch eine große währungspolitische Komponente innewohnt, die den USA möglicherweise langfristig helfen könnte, den US-Dollar als Weltleitwährung zu stabilisieren.

Über das in den USA in den letzten Jahren in Mode gekommene „Fracking" wird in den Medien viel geschrieben. Unter dem Fracking versteht man eine technologische Methode, mit deren Hilfe man Erdgas und Erdöl gewinnen kann, das in Schiefergestein gebunden ist. Mittlerweile macht diese Technik über 40 Prozent der US-Gasförderung aus. Durch sie konnten sich die USA vom langjährigen Gasimporteur zum weltweit größten Exporteur entwickeln. Ähnliches könnte nun auch bei Erdöl folgen. Nach Einschätzung von Fatih Birol von der Internationalen Energie¬agentur (IEA) könnten die USA schon bald Saudi-Arabien als weltgrößten Ölproduzenten ablösen. „Ab ungefähr 2020 werden die Vereinigten Staaten voraussichtlich zum weltweit größten Ölproduzenten [...] Dies hat zur Folge, dass die US-amerikanischen Ölimpor¬te drastisch sinken, wodurch Nordame¬rika um das Jahr 2030 zu einem Netto-Ölexporteur wird", so Birols Ausführun¬gen im World Energy Outlook 2012.

Breite Unterstützung. Dabei ist das Fracking zutiefst umstritten. Denn neben speziellen Bohrverfahren kom¬men auch chemische Substanzen zum Einsatz, die das in dem Schiefergestein gebundene Gas und Öl herauslösen. Welche Auswirkungen die chemischen Substanzen langfristig auf Mensch

und Natur haben werden, ist weitest-gehend ungeklärt.

Allerdings spielt die Umweltproblema-tik in den USA traditionell nur eine untergeordnete Rolle. In Washington scheint man sich parteiübergreifend darin einig zu sein, die Vereinigten Staaten mittelfristig von Erdöllieferun-gen aus dem Ausland unabhängiger, ja im Idealfall gar völlig frei zu machen. Auch Präsident Barack Obama hat im Wahlkampf offen für das Fracking ge¬worben. Wohl unter anderem auch deshalb, weil weniger Ölimporte dazu beitragen werden, die defizitäre Han¬delsbilanz der Amerikaner zu entlasten.

Bedeutung von Asien nimmt zu. Doch das Fracking könnte nicht nur Auswirkungen auf die Handelsbilanz der USA haben, es wird wohl auch zu fundamentalen Verschiebungen am globalen Ölmarkt führen. Waren es nämlich bisher die Amerikaner, die durch ihren „Durst nach Öl" den Markt be¬stimmt haben, werden nun nach und nach andere Länder eine marktbestim¬mende Funktion übernehmen. Dies dürfte vor allem die Volksrepublik Chi¬na betreffen. „Im Szenario der neuen energiepolitischen Rahmenbedingungen [...] steigt der globale Energieverbrauch im Zeitraum bis 2035 um mehr als ein Drittel, wobei 60 Prozent der Zunahme auf China, Indien und den Nahen Os-ten entfallen", so die Einschätzung der IEA. Daraus folgern die Autoren, dass „sich der Prozess der Umorientierung des internationalen Ölhandels in Rich-tung Asien" in den kommenden Jahren beschleunigen wird.

 

te der US-Dollar als Leitwährung für den weltweiten Ölmarkt an Gewicht verlieren. Diese Stellung bekleidet der Greenback spätestens seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Aufgrund der stei-genden Nachfrage nach Öl aus China und der wachsenden Bedeutung der Volksrepublik im internationalen Han-del mit Öl könnte im Gegenzug der Renminbi an Gewicht gewinnen.

Noch kann die chinesische Währung diese Funktion allerdings nicht über-nehmen, da der Renminbi nicht frei konvertibel ist. Doch Peking ist sehr daran interessiert, den Renminbi als eine neue Weltleitwährung zu etablie-ren. Die wachsende Bedeutung des Renminbi für den internationalen Öl-handel könnte hier eine große Hilfe sein. Aus dem berühmt-berüchtigten Petrodollar könnte somit langfristig ein Petroyuan werden. Doch ist damit au-tomatisch der Abschied des US-Dollars als Weltleitwährung vorprogrammiert?

 

Internationale Bedeutung von Öl schwindet. Für viele Anleger scheint die Antwort klar: Der US-Dollar wird seine dominante Stellung in der Welt mittelfristig einbüßen, stattdessen wird der Renminbi in das Zentrum des Welt¬handels rücken. Doch diese Antwort könnte möglicherweise zu kurz ge¬dacht sein. Denn in den kommenden Jahren wird sich nicht nur die Situati¬on am Ölmarkt grundlegend ändern, sondern am gesamten Rohstoffmarkt. Rohstoffe, die aktuell noch eine be¬stimmende Rolle spielen, wie etwa das Öl, könnten an Einfluss verlieren. Kommt es etwa zu drastischen Ma߬nahmen bei der Steigerung der Ener-gieeffizienz, könnte der Ölverbrauch „kurz vor 2020 seinen höchsten Stand erreichen und wäre 2035 um fast 13 Millionen Barrel pro Tag geringer—ein Rückgang, welcher der heutigen För-dermenge von Russland und Norwe-gen zusammen entspräche", so die

IEA im World Energy Outlook 2012. Dagegen könnten andere Rohstoffe, wie etwa die Seltenen Erden, erheblich an Bedeutung gewinnen.

USA erschließen Seltene-Erden-Vorkommen. Was die USA heute für den Ölmarkt bedeuten, bedeutet die Volksrepublik China für den Han¬del mit Seltenen Erden. Rund 97 Pro¬zent der derzeit weltweit geförderten Seltenen Erden kommen aus China. „Im Nahen Osten gibt es Öl, in Chi¬na gibt es seltene Erden", soll Mao-Nachfolger Deng Xiaoping 1992 gesagt haben. Doch wie alle Roh¬stoffvorkommen sind auch jene an Seltenen Erden nicht unbegrenzt, auch nicht in China. Schon in 15 bis 20 Jahren könnte China auf Einfuhren von Seltenen Erden angewiesen sein, so zumindest eine Kalkulation des chinesischen Handelsministeriums. „Wir können nicht die Möglichkeit ausschließen, dass China in Zukunft auf die Einfuhren dieser Mineralien angewiesen ist, statt mit diesen die Welt zu versorgen", so Chao Ning vom Handelsministerium auf einer Konferenz in Peking im Jahr 2010. Eine Entwicklung, die auch von dem Umstand getragen wird, dass Peking im eigenen Land mehr und mehr Hightechprodukte herstellen will, wo¬für oft Seltene Erden benötigt werden. Im Gegenzug dazu könnten die USA ihre bislang weitestgehend geschon¬ten Vorkommen an Seltenen Erden nach und nach erschließen. Mit 13 Prozent der weltweiten Reserven ver¬fügen die Vereinigten Staaten immer¬hin über die zweitgrößten Vorkommen an Seltenen Erden. Für ihre Ausbeu¬tung scheint es unter den Politikern in

Washington ebenfalls eine parteiüber¬greifende Zustimmung zu geben. Denn Seltene Erden kommen auch in vielen militärischen Gütern zum Ein¬satz.

2012 — ein Schlüsseljahr? 2012 könnte in diesem Zusammenhang ein Schlüsseljahr für die Seltene-Erden-Produktion in den USA gewesen sein. Denn nach jahrelangem Stillstand wur¬de erstmals wieder eine nennenswerte Menge an Seltenen Erden produziert — rund 7.000 Tonnen, die aus der Mine Mountain Pass in Kalifornien stammen. Mountain Pass wurde schon in früheren

 

Zeiten „angezapft", dann aber stillge¬legt, nachdem giftiges Abwasser un-kontrolliert ausgetreten ist. Betreiber der Mine ist Molycorp, ein Spin-Off des Energiekonzerns Chevron.

Das ursprüngliche Produktionsziel für Mountain Pass von 19.500 Tonnen Seltenen Erden für 2012 wurde aller¬dings verfehlt. Mittelfristig soll die Produktion auf 40.000 Tonnen jähr¬lich steigen.

Fazit. Selzer-McKenzie hat in der Vergangenheit des Öfteren über die Seltenen Erden und deren langfristiges Potenzial berichtet. Im vorliegenden Ar-

tikel soll es vor allem darauf ankommen, die währungspolitische Komponente der Seltenen Erden zu erläutern.

Die USA werden in den kommenden Jahren voraussichtlich enorme Anstren¬gungen unternehmen, die heimischen Vorkommen an Seltenen Erden zu er¬schließen. Dadurch wird natürlich das Angebot an Seltenen Erden zunehmen. Gleichzeitig wird aber auch die Nach¬frage steigen. So kommt eine Studie des Centre for Research in Energy and Mi¬nerals Economics der australischen Curtin-Universität und der Industrial Minerals Company of Australia (IMCOA) zu dem Ergebnis, dass die Nachfrage nach Seltenen Erden außerhalb Chinas von 35.000 Tonnen im Jahr 2011 auf 70.000 bis 90.000 Tonnen im Jahr 2020 steigen wird. Auf globaler Ebene wird mit einer Nachfrage von 200.000 bis 240.000 Tonnen gerechnet.

Prinzipiell wäre ein solcher Bedarf mit dem chinesischen Produktionspoten-zial, das Experten auf maximal 200.000 bis 250.000 Tonnen im Jahr beziffern, abzudecken. Doch Peking hat bereits mehrfach verlauten lassen, dass man an keiner signifikanten Ausweitung der Produktion interessiert ist. So war aus dem chinesischen Ministerium für In¬dustrie und Informationstechnologie zu hören: „Unabhängig davon, was die WTO [Welthandelsorganisation; Anmerkung der Redaktion] sagt, muss die chinesische Regierung in der Lage sein, ihre Ressourcen an Seltenen Erden

zu erhalten, und sie muss gewährleis-ten, dass diese knappen Elemente unter Berücksichtigung des Umwelt-schutzes und nachhaltigem Abbau einen größeren Beitrag für die Mensch¬heit leisten." Den USA könnte dies indirekt helfen, den US-Dollar als Welt¬leitwährung zu stabilisieren, wenn sie

 

es schaffen, eine größere Rolle am Markt für Seltene Erden einzunehmen. Im Gegenzug dürfte die Volksrepublik China am Ölmarkt an Bedeutung ge¬winnen, was dem Land helfen sollte, langfristig den Yuan, neben dem US-Dollar, als globale Handelswährung zu positionieren.

 

 

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