Seltene Erden Trading SelMcKenzie Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/PbVamy3ZRRw
Author D.Selzer-McKenzie
Über Seltene Erden hat der Author Selzer-McKenzie schon oft ausführlich berichtet. Nun soll
gezeigt werden, dass den Seltenen Erden auch eine große währungspolitische
Komponente innewohnt, die den USA möglicherweise langfristig helfen könnte, den
US-Dollar als Weltleitwährung zu stabilisieren.
Über das in den USA in den letzten Jahren in Mode gekommene
„Fracking" wird in den Medien viel geschrieben. Unter dem Fracking
versteht man eine technologische Methode, mit deren Hilfe man Erdgas und Erdöl
gewinnen kann, das in Schiefergestein gebunden ist. Mittlerweile macht diese
Technik über 40 Prozent der US-Gasförderung aus. Durch sie konnten sich die USA
vom langjährigen Gasimporteur zum weltweit größten Exporteur entwickeln.
Ähnliches könnte nun auch bei Erdöl folgen. Nach Einschätzung von Fatih Birol
von der Internationalen Energie¬agentur (IEA) könnten die USA schon bald
Saudi-Arabien als weltgrößten Ölproduzenten ablösen. „Ab ungefähr 2020 werden
die Vereinigten Staaten voraussichtlich zum weltweit größten Ölproduzenten
[...] Dies hat zur Folge, dass die US-amerikanischen Ölimpor¬te drastisch
sinken, wodurch Nordame¬rika um das Jahr 2030 zu einem Netto-Ölexporteur
wird", so Birols Ausführun¬gen im World Energy Outlook 2012.
Breite Unterstützung. Dabei ist das Fracking zutiefst
umstritten. Denn neben speziellen Bohrverfahren kom¬men auch chemische
Substanzen zum Einsatz, die das in dem Schiefergestein gebundene Gas und Öl
herauslösen. Welche Auswirkungen die chemischen Substanzen langfristig auf
Mensch
und Natur haben werden, ist weitest-gehend ungeklärt.
Allerdings spielt die Umweltproblema-tik in den USA
traditionell nur eine untergeordnete Rolle. In Washington scheint man sich
parteiübergreifend darin einig zu sein, die Vereinigten Staaten mittelfristig
von Erdöllieferun-gen aus dem Ausland unabhängiger, ja im Idealfall gar völlig
frei zu machen. Auch Präsident Barack Obama hat im Wahlkampf offen für das
Fracking ge¬worben. Wohl unter anderem auch deshalb, weil weniger Ölimporte
dazu beitragen werden, die defizitäre Han¬delsbilanz der Amerikaner zu
entlasten.
Bedeutung von Asien nimmt zu. Doch das Fracking könnte nicht
nur Auswirkungen auf die Handelsbilanz der USA haben, es wird wohl auch zu
fundamentalen Verschiebungen am globalen Ölmarkt führen. Waren es nämlich
bisher die Amerikaner, die durch ihren „Durst nach Öl" den Markt be¬stimmt
haben, werden nun nach und nach andere Länder eine marktbestim¬mende Funktion
übernehmen. Dies dürfte vor allem die Volksrepublik Chi¬na betreffen. „Im
Szenario der neuen energiepolitischen Rahmenbedingungen [...] steigt der globale
Energieverbrauch im Zeitraum bis 2035 um mehr als ein Drittel, wobei 60 Prozent
der Zunahme auf China, Indien und den Nahen Os-ten entfallen", so die
Einschätzung der IEA. Daraus folgern die Autoren, dass „sich der Prozess der
Umorientierung des internationalen Ölhandels in Rich-tung Asien" in den
kommenden Jahren beschleunigen wird.
te der US-Dollar als Leitwährung für den weltweiten Ölmarkt
an Gewicht verlieren. Diese Stellung bekleidet der Greenback spätestens seit
Ende des Zweiten Weltkriegs. Aufgrund der stei-genden Nachfrage nach Öl aus
China und der wachsenden Bedeutung der Volksrepublik im internationalen Han-del
mit Öl könnte im Gegenzug der Renminbi an Gewicht gewinnen.
Noch kann die chinesische Währung diese Funktion allerdings
nicht über-nehmen, da der Renminbi nicht frei konvertibel ist. Doch Peking ist
sehr daran interessiert, den Renminbi als eine neue Weltleitwährung zu
etablie-ren. Die wachsende Bedeutung des Renminbi für den internationalen
Öl-handel könnte hier eine große Hilfe sein. Aus dem berühmt-berüchtigten
Petrodollar könnte somit langfristig ein Petroyuan werden. Doch ist damit
au-tomatisch der Abschied des US-Dollars als Weltleitwährung vorprogrammiert?
Internationale Bedeutung von Öl schwindet. Für viele Anleger
scheint die Antwort klar: Der US-Dollar wird seine dominante Stellung in der
Welt mittelfristig einbüßen, stattdessen wird der Renminbi in das Zentrum des
Welt¬handels rücken. Doch diese Antwort könnte möglicherweise zu kurz ge¬dacht
sein. Denn in den kommenden Jahren wird sich nicht nur die Situati¬on am
Ölmarkt grundlegend ändern, sondern am gesamten Rohstoffmarkt. Rohstoffe, die
aktuell noch eine be¬stimmende Rolle spielen, wie etwa das Öl, könnten an
Einfluss verlieren. Kommt es etwa zu drastischen Ma߬nahmen bei der Steigerung
der Ener-gieeffizienz, könnte der Ölverbrauch „kurz vor 2020 seinen höchsten
Stand erreichen und wäre 2035 um fast 13 Millionen Barrel pro Tag geringer—ein
Rückgang, welcher der heutigen För-dermenge von Russland und Norwe-gen zusammen
entspräche", so die
IEA im World Energy Outlook 2012. Dagegen könnten andere
Rohstoffe, wie etwa die Seltenen Erden, erheblich an Bedeutung gewinnen.
USA erschließen Seltene-Erden-Vorkommen. Was die USA heute
für den Ölmarkt bedeuten, bedeutet die Volksrepublik China für den Han¬del mit
Seltenen Erden. Rund 97 Pro¬zent der derzeit weltweit geförderten Seltenen
Erden kommen aus China. „Im Nahen Osten gibt es Öl, in Chi¬na gibt es seltene
Erden", soll Mao-Nachfolger Deng Xiaoping 1992 gesagt haben. Doch wie alle
Roh¬stoffvorkommen sind auch jene an Seltenen Erden nicht unbegrenzt, auch
nicht in China. Schon in 15 bis 20 Jahren könnte China auf Einfuhren von
Seltenen Erden angewiesen sein, so zumindest eine Kalkulation des chinesischen
Handelsministeriums. „Wir können nicht die Möglichkeit ausschließen, dass China
in Zukunft auf die Einfuhren dieser Mineralien angewiesen ist, statt mit diesen
die Welt zu versorgen", so Chao Ning vom Handelsministerium auf einer
Konferenz in Peking im Jahr 2010. Eine Entwicklung, die auch von dem Umstand
getragen wird, dass Peking im eigenen Land mehr und mehr Hightechprodukte
herstellen will, wo¬für oft Seltene Erden benötigt werden. Im Gegenzug dazu
könnten die USA ihre bislang weitestgehend geschon¬ten Vorkommen an Seltenen
Erden nach und nach erschließen. Mit 13 Prozent der weltweiten Reserven
ver¬fügen die Vereinigten Staaten immer¬hin über die zweitgrößten Vorkommen an
Seltenen Erden. Für ihre Ausbeu¬tung scheint es unter den Politikern in
Washington ebenfalls eine parteiüber¬greifende Zustimmung zu
geben. Denn Seltene Erden kommen auch in vielen militärischen Gütern zum
Ein¬satz.
2012 — ein Schlüsseljahr? 2012 könnte in diesem Zusammenhang
ein Schlüsseljahr für die Seltene-Erden-Produktion in den USA gewesen sein.
Denn nach jahrelangem Stillstand wur¬de erstmals wieder eine nennenswerte Menge
an Seltenen Erden produziert — rund 7.000 Tonnen, die aus der Mine Mountain
Pass in Kalifornien stammen. Mountain Pass wurde schon in früheren
Zeiten „angezapft", dann aber stillge¬legt, nachdem
giftiges Abwasser un-kontrolliert ausgetreten ist. Betreiber der Mine ist
Molycorp, ein Spin-Off des Energiekonzerns Chevron.
Das ursprüngliche Produktionsziel für Mountain Pass von
19.500 Tonnen Seltenen Erden für 2012 wurde aller¬dings verfehlt. Mittelfristig
soll die Produktion auf 40.000 Tonnen jähr¬lich steigen.
Fazit. Selzer-McKenzie hat in der Vergangenheit des Öfteren
über die Seltenen Erden und deren langfristiges Potenzial berichtet. Im
vorliegenden Ar-
tikel soll es vor allem darauf ankommen, die
währungspolitische Komponente der Seltenen Erden zu erläutern.
Die USA werden in den kommenden Jahren voraussichtlich
enorme Anstren¬gungen unternehmen, die heimischen Vorkommen an Seltenen Erden
zu er¬schließen. Dadurch wird natürlich das Angebot an Seltenen Erden zunehmen.
Gleichzeitig wird aber auch die Nach¬frage steigen. So kommt eine Studie des
Centre for Research in Energy and Mi¬nerals Economics der australischen
Curtin-Universität und der Industrial Minerals Company of Australia (IMCOA) zu dem
Ergebnis, dass die Nachfrage nach Seltenen Erden außerhalb Chinas von 35.000
Tonnen im Jahr 2011 auf 70.000 bis 90.000 Tonnen im Jahr 2020 steigen wird. Auf
globaler Ebene wird mit einer Nachfrage von 200.000 bis 240.000 Tonnen
gerechnet.
Prinzipiell wäre ein solcher Bedarf mit dem chinesischen
Produktionspoten-zial, das Experten auf maximal 200.000 bis 250.000 Tonnen im
Jahr beziffern, abzudecken. Doch Peking hat bereits mehrfach verlauten lassen,
dass man an keiner signifikanten Ausweitung der Produktion interessiert ist. So
war aus dem chinesischen Ministerium für In¬dustrie und Informationstechnologie
zu hören: „Unabhängig davon, was die WTO [Welthandelsorganisation; Anmerkung
der Redaktion] sagt, muss die chinesische Regierung in der Lage sein, ihre Ressourcen
an Seltenen Erden
zu erhalten, und sie muss gewährleis-ten, dass diese knappen
Elemente unter Berücksichtigung des Umwelt-schutzes und nachhaltigem Abbau
einen größeren Beitrag für die Mensch¬heit leisten." Den USA könnte dies
indirekt helfen, den US-Dollar als Welt¬leitwährung zu stabilisieren, wenn sie
es schaffen, eine größere Rolle am Markt für Seltene Erden
einzunehmen. Im Gegenzug dürfte die Volksrepublik China am Ölmarkt an Bedeutung
ge¬winnen, was dem Land helfen sollte, langfristig den Yuan, neben dem
US-Dollar, als globale Handelswährung zu positionieren.
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