Montag, 18. Januar 2016

Aktien 2016


Aktien 2016

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/nxnBVaxWqNg

Die grundsätzliche Konstitution des Markts

Zu Beginn des Jahresausblicks analysieren wir traditionell die grundsätzliche Marktverfassung. In diesem Jahr macht diese Vorgehensweise ganz besonders viel Sinn, denn die Markt-breite liefert aktuell eine wichtige Hilfestellung bei der Beant-wortung der zuletzt formulierten Schlüsselfrage. Um es vor¬weg zu nehmen: Bereits im letzten Jahr bemängelten wir an dieser Stelle, dass der Grad an Selektivität der Hausse zunimmt. Vor dem Hintergrund des abgelaufenen Jahres ist dieser Prozess zweifelsfrei weiter vorangeschritten. Bei¬spielsweise notieren lediglich noch 61 der 110 HDAX®-Werte oberhalb der wichtigsten Glättungslinie der letzten 200 Tage, was einem Anteil von gut 55 % entspricht. Noch schlechter sieht es bei der Analyse des mittelfristigen Momentums der letzten 50 Tage aus. Gemessen an diesem Kriterium befin¬den sich nur noch knapp 52 % der bedeutendsten deutschen Einzelwerte in einem Aufwärtstrend. Wenngleich das Krite¬rium der relativen Stärke zumindest noch für gut 59 % der 110 HDAX®-Titel einen Haussetrend anzeigt, muss man unter dem Strich eine nachhaltige Eintrübung der Marktbreite in Deutschland im Vergleich zur Situation von vor einem Jahr konstatieren (Stand: 18.12.2015).

 

Chart 1: Dow-Theorie

15000,00

1E1000,00

8000,00

6000,00

4000,00

2000,00

2003 2009 '2005 '2006 '2007 '2000 2009 '2010 '2011 '2012 '2013 '2014 '2015

Quelle: Reuters, tradesignal, Stand. 23.12.2015

Diese Angaben sind kein verlässlicher Indikator für die ktinftige Wertentwicklung.

Dow-Theorie: Gefahr im Verzug

Noch schlechter präsentiert sich das Bild bei Betrachtung der 19 Branchenindizes des STOXX® Europe 600. Für eine deut¬liche Mehrheit an Sektoren muss hier — gemessen an den Maßstäben des Momentums und der relativen Stärke—sogar von einem Baisseimpuls ausgegangen werden. Als der Hemmschuh schlechthin könnte sich allerdings die Dow-Theorie erweisen. Eine der Kernforderungen von Charles Dow, die das Rückgrat der Technischen Analyse bilden, lau¬tete: „Die Indizes müssen sich gegenseitig bestätigen!" Gemeint waren bzw. sind der Dow Jones Industrial Average auf der einen und der Dow Jones Transportation auf der anderen Seite. Aber genau dies ist seit November 2014 nicht mehr der Fall (siehe Chart 1). Die Diskrepanz zwischen den beiden Börsenbarometern hat sich im abgelaufenen Jahr sogar verschlimmert. Während der Dow Jones in Schlagdis¬tanz zu seinem Allzeithoch bei 18.351 Punkten notiert, muss¬ten die Transporttitel jüngst sogar ein neues Verlaufstief ver¬kraften. Trotz des bekanntermaßen massiv unter Druck ste- henden Ölpreises besteht damit die akute Gefahr, dass 2015 als sogenanntes „bearish engulfing" auf Jahresbasis in die Börsengeschichte eingehen wird. Letztlich hat sich die Schere zwischen beiden Indizes weiter geöffnet — eine Konstellation, die alles andere als eine gesunde Marktverfassung nahelegt.

 

ANALYSE JAHRESAUSBLICK 2016

Breiter Markt hält mit dem S&P100® nicht mehr Schritt Noch krasser fällt die Diskrepanz bei der Anzahl neuer 52-Wochen-Hochs für alle an der NYSE notierten Papiere aus, die seit dem Jahr 2013 auf dem Rückzug ist. Die seither verbuchten neuen Indexhochs wurden also von einer immer geringeren Anzahl von Einzeltiteln bestätigt. Unter dem Strich zeigen diverse Marktbreiteindikatoren inzwischen für die Masse der Titel klare strukturelle Schwächen an, denn offen¬sichtlich tragen immer weniger Werte die laufende Hausse. In die gleiche Kerbe schlägt ein weiteres Argument: So zählt es zu den klassischen Verhaltensmustern, dass sich in der Spätphase einer Aufwärtsbewegung die großen „blue chips" besser schlagen als der breite Markt. Aktuell lässt sich die-ses Phänomen beispielsweise beim S&P 100° in Relation zum marktbreiten S&P500® identifizieren. So konnten die

 

A-/D-Linie: Achillesferse der laufenden Hausse

Bei der Beurteilung der grundsätzlichen Marktverfassung wollen wir im nächsten Schritt auf den ältesten Marktbreite-maßstab überhaupt, die Advance-/Decline-Linie, eingehen. Dieses Barometer bildet den Saldo aus gestiegenen und gefallenen Aktien ab. Dank der beschriebenen Berechnungs-weise treten strukturelle Schwächen einer Marktbewegung regelmäßig offen zu Tage. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn in der Spätphase der Hausse nur noch wenige hochkapitalisierte Titel den zugrundeliegenden Index auf neue Hochstände ziehen, während die Masse der Indexmit¬glieder bereits zurückbleibt. Genau diese Konstellation liegt derzeit für alle an der NYSE notierten Papiere vor, denn der Rekordstand beim S&P500° vom Mai wurde nicht mehr von der Mehrzahl der Titel bestätigt. Insgesamt durchschreitet die A-/D-Linie derzeit einen Distributionsprozess (siehe Chart 2). Noch schlechter präsentiert sich das Marktbreite-barometer, wenn es auf die Nasdaq angewandt wird. Wäh¬rend die Technologietitel im Jahresverlauf 2015 mehrfach das alte Allzeithoch aus dem Jahr 2000 bei 5.133 Punkten über¬winden konnten — zuletzt im Dezember —, fällt die A-/D-Linie bereits seit fast zwei Jahren. Breiter Markt hält mit dem S&P100® nicht mehr Schritt Noch krasser fällt die Diskrepanz bei der Anzahl neuer 52-Wochen-Hochs für alle an der NYSE notierten Papiere aus, die seit dem Jahr 2013 auf dem Rückzug ist. Die seither verbuchten neuen Indexhochs wurden also von einer immer geringeren Anzahl von Einzeltiteln bestätigt. Unter dem Strich zeigen diverse Marktbreiteindikatoren inzwischen für die Masse der Titel klare strukturelle Schwächen an, denn offen¬sichtlich tragen immer weniger Werte die laufende Hausse. In die gleiche Kerbe schlägt ein weiteres Argument: So zählt es zu den klassischen Verhaltensmustern, dass sich in der Spätphase einer Aufwärtsbewegung die großen „blue chips" besser schlagen als der breite Markt. Aktuell lässt sich die-ses Phänomen beispielsweise beim S&P 100° in Relation zum marktbreiten S&P500® identifizieren. So konnten die

 

A-/D-Linie: Achillesferse der laufenden Hausse100 größten amerikanischen Standardwerte im Sommer nochmals auf ein neues Allzeithoch bei 948 Punkten vorsto¬ßen, wohingegen das Rekordhoch beim marktbreiteren Aktienbarometer vom Mai stammt und der S&P500® damit neue Hochs (bisher) schuldig blieb (siehe Chart 3). Die Diver¬genz trat Anfang November nochmals offen zutage, als die 100 größten US-Werte das Maihoch nochmals überbieten konnten, während der S&P500® unterhalb des korrespondie¬renden Hochs verharrte.

Spätphase der Hausse —

Risikomanagement im Vordergrund

Die „mahnenden Zeigefinger" in Form der angeführten Marktstrukturindikatoren sollten Anleger als Warnung für ein schwieriges Jahr 2016 verstehen. In der Summe weist der seit 2009 laufende Hausseimpuls einen recht betagten Zustand auf. Deshalb müssen sich Investoren zu Jahresbe¬ginn 2016 vor allem mit den Risiken auseinandersetzen. Die Notwendigkeit dieser Vorgehensweise unterstreicht z. B. der Quartalschart des S&P500®, wo die letzten 3-Monats-Ker¬zen allesamt markante Dochte aufweisen. Zusammen mit dem jüngsten „inside quarter" dokumentiert dies den Res¬pekt der Marktteilnehmer vor den Rekordständen bei gut 2.100 Punkten (siehe Chart 4). Ein Grund mehr, sich zunächst mit potenziellen Stopp-Marken auseinanderzusetzen, zumal

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2000  2005  2010  2015

Quelle: Reuters, tradesignal, Stand: 23.12.2015

Diese Angaben sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

die amerikanischen Standardwerte zuletzt einen idealtypi¬schen Pullback an den alten Aufwärtstrend seit Herbst 2011 (akt. bei 2.108 Punkten) vollzogen. Deshalb sollte die Kombi¬nation aus dem Jahrestief 2015 (1.867 Punkte), der 38-Monats-Linie (akt. bei 1.858 Punkten) sowie dem Tief vom Oktober 2014 bei 1.821 Punkten nicht mehr unterschrit¬ten werden. Andernfalls müsste beim S&P500® von einer abgeschlossenen Toppbildung mit einem Abschlagspotenzial von gut 200 Punkten ausgegangen werden (siehe Chart 5).

Strategischer Stopp anhand des MSCI World

Unter Risikogesichtspunkten erweist sich zusätzlich ein Blick auf den Chartverlauf des MSCI World als hilfreich. Das welt-weite Aktienbarometer musste im Jahresverlauf 2015 den steilen Aufwärtstrend seit Herbst 2011 (akt. bei 1.873 Punk¬ten) preisgeben. Damit ist gleichzeitig der Versuch der Trend-dynamisierung des seit 2009 gültigen Basisaufwärtstrend-kanals (Begrenzungen akt. bei 1.816 bzw. 1.334 Punkten) gescheitert. Doch das war nicht nur die einzige negative Wei-chenstellung, denn mittlerweile fällt die 38-Wochen-Linie (akt. bei 1.715 Punkten) und hat sich zuletzt bereits als Bremsklotz erwiesen. Der wichtigste Punkt ist allerdings die Tatsache, dass die letzten drei Verlaufstiefs allesamt im Bereich von rund 1.550 Punkten ausgeprägt wurden. Dieses Level harmoniert bestens mit dem Hoch vom Mai 2008 bei1.567 Punkten und fungiert gleichzeitig als Nackenlinie einer möglichen Schulter-Kopf-Schulter-Formation (siehe Chart 6). Definiert wird die potenzielle obere Umkehr durch die Hochs bei 1.766/1.844/1.724 Punkten. Vor diesem Hintergrund muss ein Abgleiten unter die oben genannte Demarkationslinie bei 1.572/46 Punkten unbedingt verhindert werden, sodass sich dieses Level als strategischer Stopp für das Jahr 2016 anbie¬tet.

Gewinnserie ist Geschichte

Eine wichtige Orientierungshilfe für das Jahr 2016 stellt der Jahreschart des Dow Jones dar, bei dem eine Serie von sechs Gewinnjahren in Folge zu Ende gehen dürfte. Bei der Analyse des Jahrescharts sticht aber noch ein weiteres Detail ins Auge: Sowohl die Hochs (18.103 zu 18.351 Punkte) als auch die Tiefs bei 15.341/70 Punkten der letzten beiden Jahre liegen dicht beieinander (siehe Chart 7). Die jeweiligen Extrempunkte geben gewissermaßen die Leitplanken für

 

Chart 7: Dow Jones (yearly)

2016 vor. Aufgrund der - zumindest per Saldo - recht gerin¬gen Veränderungen der letzten beiden Jahre, sollten sich Investoren auf einen dynamischen Bewegungsimpuls ein¬stellen, wenn die genannten Schwellenwerte von 18.351 Punkten über- bzw. von 15.341 Punkten unterschritten wer¬den. Im negativen Fall würde auch im Verlauf des DJIA eine abgeschlossene Toppbildung vorliegen. Aufhorchen sollten Anleger zudem aufgrund der unterdurchschnittlichen Schwankungsbreite. 2015 lagen beim S&P500® zwischen Jahrestief und -hoch lediglich 14 %, was der geringsten Schwankungsbreite seit 2005 entspricht. Seit 1928 wiesen die amerikanischen „blue chips" nur sechs Mal eine noch geringere Schwankungsbreite auf. Unter dem Strich muss man kein großer Prophet sein, um für 2016 von einer höhe¬ren Volatilität auszugehen.

STOXX® Europe 600: Taktgeber für 2016

Neben den angeführten US-Indizes halten wir den Chartver-lauf des STOXX® Europe 600 für einen der wichtigsten Seis-mographen der weiteren Aktienmarktentwicklung. Schließlich haben sich die europäischen Standardwerte in eine klassische „make or break"-Situation hineinmanövriert. So fungieren die Hochpunkte aus den Jahren 2007, 2000 und 2015 bei 401/408/415 Punkten als ultimativer Deckel. Die Bedeutung dieser Barrieren lässt sich leicht daran ablesen, dass ein Aus-bruch auf der Oberseite die seit fast 20 Jahren bestehende Tradingrange zwischen rund 160 und gut 400 Punkten been¬den würde. Mit anderen Worten: Gelingt der Befreiungs¬schlag, entsteht nochmals ein bedeutendes Investmentkauf-signal. Im Erfolgsfall definiert die Trendlinie (akt. bei 439 Punk¬ten), die diverse Hochs seit April 2010 verbindet, das nächste Anlaufziel. Aufgrund des „bearish engulfing" auf Monatsbasis müssen sich Anleger zu Jahresbeginn aber auch hier vor allem auf die Unterseite fokussieren. Dabei gilt es, die Bastion aus dem Haussetrend seit März 2009 (akt. bei 346 Punkten), einem Fibonacci-Retracement (337 Punkte) sowie der 38-Monats-Linie (akt. bei 337 Punkten) unbedingt zu verteidi-den August hinein. Per Ende Mai liegen die US-Standard¬werte sogar „unter Wasser" (siehe Chart 10). Deckungs¬gleich sind die beiden bekanntesten Zyklen im letzten Drittel des Jahres, sodass dann mit einem saisonalen Rückenwind zu rechnen ist. Davor passt das volatile, schwierige 1. Halb¬jahr gemäß des US-Präsidentschaftszyklus besser zu den bisher herausgearbeiteten Belastungsfaktoren.

Chart 10: US-Präsidentschaftszyklus (saisonaler Chart)

Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Quelle: Macrobond & HSBC, Stand: 23.12.2015

Diese Angaben sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.

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Fehlausbruch + drohendes „bearish engulfing"

Den bisher recht abstrakten Jahresausblick wollen wir im Fol-genden mit etwas mehr Leben füllen - sprich mit konkreten charttechnischen Marken. Den Monatschart des DAX® hat¬ten wir dank des großen aufsteigenden Dreiecks, das durch den Basisaufwärtstrend seit 1982 (akt. bei 5.547 Punkten) sowie die Hochs der Jahre 2000 und 2007 bei 8.136/52 Punkten begrenzt wird, in den letzten Jahren als einen der entscheidenden Kurstreiber ins Feld geführt. Wenngleich die¬ser langfristige Katalysator unverändert Bestand hat, sind die Vorzeichen für 2016 gänzlich andere. Dabei hätten die Aus-gangsvoraussetzungen für das neue Jahr so gut sein können: Im November überwanden die deutschen Standardwerte den seit dem bisherigen Allzeithoch bestehenden Korrektur¬trend (akt. bei 10.991 Punkten), womit die Atempause von April bis November 2015 als (aufwärts-)trendbestätigende Flagge interpretiert werden konnte, wenn das Aktienbarome¬ter anschließend nicht postwendend einen „U-Turn" vollzo¬gen hätte. Gleichzeitig droht das „bearish engulfing" vom Dezember den unmittelbaren Rückfall in den oben genannten Abwärtstrend zu bestätigen (siehe Chart 11). In Kombination mit dem fehlgeschlagenen Trendbruch würde das beschriegen (siehe Chart 8). Vor dem Hintergrund der beschriebenen Entscheidungssituation dient der STOXX° Europe 600 als einer der wichtigsten Taktgeber für 2016.

Zyklik mit gemischten Gefühlen

Als Orientierungshilfe haben wir in den letzten Jahren regel¬mäßig auch saisonale Kursverläufe herangezogen. Wenn¬gleich im letzten Jahr die „Prognosequalität" sowohl des Dekaden- als auch des US-Präsidentschaftszyklus nach drei zuvor sehr erfolgreichen Jahren verloren ging, wollen wir diese Tradition fortsetzen. Dabei sollten Anleger die zyk-lischen Kursverläufe nicht eins zu eins zum Maßstab neh¬men, sondern anhand der durchschnittlichen Entwicklungen Tendenzaussagen und mögliche Wendepunkte ableiten. Gemessen am durchschnittlichen Verlauf des „6er Jahres" (1906, 1926, 1936...2006) besitzt der Dow Jones zu Jahres-beginn zyklischen Rückenwind, ehe sich von April bis Okto¬ber eine volatile Seitwärtsphase anschließt. Darauf folgt tra¬ditionell eine klassische Jahresendrally (siehe Chart 9). Im Gegensatz dazu signalisiert der typische Verlauf des Dow Jones in Wahljahren der USA eine schwierige Phase bis in-gen (siehe Chart 8). Vor dem Hintergrund der beschriebenen Entscheidungssituation dient der STOXX° Europe 600 als einer der wichtigsten Taktgeber für 2016.

Zyklik mit gemischten Gefühlen

Als Orientierungshilfe haben wir in den letzten Jahren regel¬mäßig auch saisonale Kursverläufe herangezogen. Wenn¬gleich im letzten Jahr die „Prognosequalität" sowohl des Dekaden- als auch des US-Präsidentschaftszyklus nach drei zuvor sehr erfolgreichen Jahren verloren ging, wollen wir diese Tradition fortsetzen. Dabei sollten Anleger die zyk-lischen Kursverläufe nicht eins zu eins zum Maßstab neh¬men, sondern anhand der durchschnittlichen Entwicklungen Tendenzaussagen und mögliche Wendepunkte ableiten. Gemessen am durchschnittlichen Verlauf des „6er Jahres" (1906, 1926, 1936...2006) besitzt der Dow Jones zu Jahres-beginn zyklischen Rückenwind, ehe sich von April bis Okto¬ber eine volatile Seitwärtsphase anschließt. Darauf folgt tra¬ditionell eine klassische Jahresendrally (siehe Chart 9). Im Gegensatz dazu signalisiert der typische Verlauf des Dow Jones in Wahljahren der USA eine schwierige Phase bis in bene Candlestickverkaufsmuster einen deutlichen Belas-tungsfaktor für den Jahresauftakt 2016 darstellen.

Jahrestief 2015 als Absicherung für 2016

Darüber hinaus sorgt der markante Docht auf Jahresbasis für einen faden Beigeschmack. Rein psychologisch ist es nicht die beste Ausgangslage, dass die deutschen Standardwerte ihr im Jahresverlauf 2015 verbuchtes Rekordhoch bei 12.391 Punkten nicht ansatzweise über die Ziellinie retten konnten. Die erste Unterstützungszone ergibt sich aus der Kombina¬tion des Hochs und des Tiefs vom Dezember 2014/15 bei 10.123/10.093 Punkten. Längerfristig betrachtet muss insbe¬sondere das „tweezer bottom" aus den Jahrestiefs 2015 bei 9.338/25 Punkten verteidigt werden. Schließlich wäre bei einem Abgleiten unter diese Bastion nicht nur eine Toppbil-dung vervollständigt, sondern dann würde beim DAX° zusätzlich eine Folge fallender Hoch- und fallender Tief¬punkte vorliegen (siehe erneut Chart 11). Gemäß der Dow-Theorie müssten Anleger dann sogar von einer oberen Trend¬wende ausgehen. In der Folge sollten Anleger einen Test des im März 2009 etablierten Aufwärtstrends (akt. bei 8.625 Punkten) einkalkulieren. Hält auch diese Unterstützung nicht, wird ein vollständiger Pullback an die alten Ausbruchsmarken bzw. die oberen Begrenzungen des beschriebenen Dreiecks bei 8.152/36 Punkten wahrscheinlich.

Ein schmaler Grat

Beim EURO STOXX 50° steht im neuen Jahr einiges auf dem Spiel. Doch der Reihe nach: Gleich mehrfach im Verlauf des Jahres 2015 testeten die europäischen Standardwerte den seit Beginn des Jahrtausends dominierenden Baissetrend (akt. bei 3.669 Punkten). Letztlich blieb dem Aktienbarome¬ter aber ein nachhaltiger Ausbruch verwehrt, was im langfris¬tigen Kontext als schwere Hypothek interpretiert werden muss. Dies gilt umso mehr, als dass das Novemberhoch bei 3.524 Punkten nicht mehr ausreichte, um erneut bis zur lang¬fristigen Abwärtstrendlinie vorzustoßen. Unter dem Strich

 

liegt damit eine Folge fallender Hochpunkte vor. Um dem Chartbild jetzt nicht die volle Breitseite zu verpassen, darf der EURO STOXX 50® keinesfalls unter die Marke von rund 3.000 Punkten zurückfallen. Die Bedeutung dieses Levels speist sich aus zwei unterschiedlichen Phänomenen. Zum einen droht derzeit die Ausprägung einer klassischen Schul¬ter-Kopf-Schulter-Formation. Die Trendlinie (akt. bei 3.060 Punkten), welche die Tiefs der letzten drei Jahre verbindet, dient dabei als steigende Nackenlinie der potenziellen oberen Umkehr (siehe Chart 12).

3.000 Punkte — die ultimative Rückzugslinie

Zum anderen fungieren die Hochs bei gut 3.000 Punkten als obere Begrenzungen des durch die Tiefs von 2009 und 2011 definierten Doppelbodens. Da auch die langfristige 200-Wochen-Linie (akt. bei 2.972 Punkten) in diesem Dunst¬kreis verläuft, mutiert dieses Level zur großen „Sollbruch¬stelle". Schließlich würde ein Abgleiten unter die beschrie¬bene Demarkationslinie nicht nur die oben genannte S-K-S-Formation abschließen, sondern auch die große untere Umkehr der letzten Jahre negieren. Aus ersterer Weichen¬stellung ließe sich ein rechnerisches Abschlagspotenzial von gut 900 Punkten ableiten, welches zu einem Kursziel im Bereich von knapp 2.200 Punkten führt. Der Weg nach Nor-gewertet werden. Zum einen liegt damit eine Toppbildung vor- die Emerging Markets sind damit dem MSCI World (vgl. Analyse oben) im negativen Sinne einen Schritt voraus. Zum anderen stehen somit die niedrigsten Notierungen seit Som-mer 2009 zu Buche. Rein rechnerisch lässt sich aus der Höhe der Schiebezone ein Abschlagspotenzial bis rund 675 Punkte ableiten. Obwohl Anleger aufgrund des Ratio-Charts im Ver-gleich zum MSCI World durchaus „antizyklische Gedanken" hegen könnten, erteilen wir diesen eine Absage, bis nicht zumindest die Rückkehr in die oben genannte Tradingrange gelingt.

Schlussfolgerungen

Aufgrund der negativen Vorzeichen seitens einer Vielzahl von Marktbreiteindikatoren müssen Investoren von einem hohen Reifegrad des seit 2009 bestehenden Hausseimpulses aus-gehen. Bei der strukturellen Schwäche der US-Märkte, die von einer zusehends schwindenden Anzahl an Einzeltiteln getragen werden, handelt es sich um das klassische Verhal¬tensmuster in der Spätphase einer Aufwärtsbewegung. In dieser Gemengelage lauten die strategischen Stopps für den S&P500®, den MSCI World sowie den DAX® auf 1.821/1.546 bzw. 9.325 Punkten. Bei den europäischen Standardwerten des EURO STOXX 50° würde ein Rutsch unter die Marke von gut 3.000 Punkten eine Toppbildung vervollständigen und gleichzeitig die untere Umkehr der letzten Jahre negieren. Deshalb kann dieses Level hier als Demarkationslinie ange-sehen werden. Emerging Markets-Aktien sind derzeit nicht gerade die Lieblinge der Investoren, aus charttechnischer Sicht dürfte sich 2016 hieran zunächst wenig ändern. Einzig ein schneller Spurt auf neue Rekordstände bei den wichtigs¬ten US-Indizes (S&P, Dow, Nasdaq) könnte die schwierige Ausgangslage des Jahres 2016 heilen und für eine (letzte) positive Überraschung sorgen.

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