Aktien 2016
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/nxnBVaxWqNg
Die grundsätzliche Konstitution des Markts
Zu Beginn des Jahresausblicks analysieren wir traditionell
die grundsätzliche Marktverfassung. In diesem Jahr macht diese Vorgehensweise
ganz besonders viel Sinn, denn die Markt-breite liefert aktuell eine wichtige
Hilfestellung bei der Beant-wortung der zuletzt formulierten Schlüsselfrage. Um
es vor¬weg zu nehmen: Bereits im letzten Jahr bemängelten wir an dieser Stelle,
dass der Grad an Selektivität der Hausse zunimmt. Vor dem Hintergrund des
abgelaufenen Jahres ist dieser Prozess zweifelsfrei weiter vorangeschritten.
Bei¬spielsweise notieren lediglich noch 61 der 110 HDAX®-Werte oberhalb der
wichtigsten Glättungslinie der letzten 200 Tage, was einem Anteil von gut 55 %
entspricht. Noch schlechter sieht es bei der Analyse des mittelfristigen
Momentums der letzten 50 Tage aus. Gemessen an diesem Kriterium befin¬den sich
nur noch knapp 52 % der bedeutendsten deutschen Einzelwerte in einem
Aufwärtstrend. Wenngleich das Krite¬rium der relativen Stärke zumindest noch
für gut 59 % der 110 HDAX®-Titel einen Haussetrend anzeigt, muss man unter dem
Strich eine nachhaltige Eintrübung der Marktbreite in Deutschland im Vergleich
zur Situation von vor einem Jahr konstatieren (Stand: 18.12.2015).
Chart 1: Dow-Theorie
15000,00
1E1000,00
8000,00
6000,00
4000,00
2000,00
2003 2009 '2005 '2006 '2007 '2000 2009 '2010 '2011 '2012
'2013 '2014 '2015
Quelle: Reuters, tradesignal, Stand. 23.12.2015
Diese Angaben sind kein verlässlicher Indikator für die
ktinftige Wertentwicklung.
Dow-Theorie: Gefahr im Verzug
Noch schlechter präsentiert sich das Bild bei Betrachtung
der 19 Branchenindizes des STOXX® Europe 600. Für eine deut¬liche Mehrheit an
Sektoren muss hier — gemessen an den Maßstäben des Momentums und der relativen
Stärke—sogar von einem Baisseimpuls ausgegangen werden. Als der Hemmschuh
schlechthin könnte sich allerdings die Dow-Theorie erweisen. Eine der
Kernforderungen von Charles Dow, die das Rückgrat der Technischen Analyse
bilden, lau¬tete: „Die Indizes müssen sich gegenseitig bestätigen!"
Gemeint waren bzw. sind der Dow Jones Industrial Average auf der einen und der
Dow Jones Transportation auf der anderen Seite. Aber genau dies ist seit
November 2014 nicht mehr der Fall (siehe Chart 1). Die Diskrepanz zwischen den
beiden Börsenbarometern hat sich im abgelaufenen Jahr sogar verschlimmert.
Während der Dow Jones in Schlagdis¬tanz zu seinem Allzeithoch bei 18.351
Punkten notiert, muss¬ten die Transporttitel jüngst sogar ein neues
Verlaufstief ver¬kraften. Trotz des bekanntermaßen massiv unter Druck ste- henden
Ölpreises besteht damit die akute Gefahr, dass 2015 als sogenanntes „bearish
engulfing" auf Jahresbasis in die Börsengeschichte eingehen wird.
Letztlich hat sich die Schere zwischen beiden Indizes weiter geöffnet — eine
Konstellation, die alles andere als eine gesunde Marktverfassung nahelegt.
ANALYSE JAHRESAUSBLICK 2016
Breiter Markt hält mit dem S&P100® nicht mehr Schritt Noch
krasser fällt die Diskrepanz bei der Anzahl neuer 52-Wochen-Hochs für alle an
der NYSE notierten Papiere aus, die seit dem Jahr 2013 auf dem Rückzug ist. Die
seither verbuchten neuen Indexhochs wurden also von einer immer geringeren
Anzahl von Einzeltiteln bestätigt. Unter dem Strich zeigen diverse
Marktbreiteindikatoren inzwischen für die Masse der Titel klare strukturelle
Schwächen an, denn offen¬sichtlich tragen immer weniger Werte die laufende
Hausse. In die gleiche Kerbe schlägt ein weiteres Argument: So zählt es zu den
klassischen Verhaltensmustern, dass sich in der Spätphase einer
Aufwärtsbewegung die großen „blue chips" besser schlagen als der breite
Markt. Aktuell lässt sich die-ses Phänomen beispielsweise beim S&P 100° in
Relation zum marktbreiten S&P500® identifizieren. So konnten die
A-/D-Linie: Achillesferse der laufenden Hausse
Bei der Beurteilung der grundsätzlichen Marktverfassung
wollen wir im nächsten Schritt auf den ältesten Marktbreite-maßstab überhaupt,
die Advance-/Decline-Linie, eingehen. Dieses Barometer bildet den Saldo aus
gestiegenen und gefallenen Aktien ab. Dank der beschriebenen Berechnungs-weise
treten strukturelle Schwächen einer Marktbewegung regelmäßig offen zu Tage.
Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn in der Spätphase der Hausse nur
noch wenige hochkapitalisierte Titel den zugrundeliegenden Index auf neue
Hochstände ziehen, während die Masse der Indexmit¬glieder bereits zurückbleibt.
Genau diese Konstellation liegt derzeit für alle an der NYSE notierten Papiere
vor, denn der Rekordstand beim S&P500° vom Mai wurde nicht mehr von der
Mehrzahl der Titel bestätigt. Insgesamt durchschreitet die A-/D-Linie derzeit
einen Distributionsprozess (siehe Chart 2). Noch schlechter präsentiert sich
das Marktbreite-barometer, wenn es auf die Nasdaq angewandt wird. Wäh¬rend die
Technologietitel im Jahresverlauf 2015 mehrfach das alte Allzeithoch aus dem
Jahr 2000 bei 5.133 Punkten über¬winden konnten — zuletzt im Dezember —, fällt
die A-/D-Linie bereits seit fast zwei Jahren. Breiter Markt hält mit dem
S&P100® nicht mehr Schritt Noch krasser fällt die Diskrepanz bei der Anzahl
neuer 52-Wochen-Hochs für alle an der NYSE notierten Papiere aus, die seit dem
Jahr 2013 auf dem Rückzug ist. Die seither verbuchten neuen Indexhochs wurden
also von einer immer geringeren Anzahl von Einzeltiteln bestätigt. Unter dem
Strich zeigen diverse Marktbreiteindikatoren inzwischen für die Masse der Titel
klare strukturelle Schwächen an, denn offen¬sichtlich tragen immer weniger
Werte die laufende Hausse. In die gleiche Kerbe schlägt ein weiteres Argument:
So zählt es zu den klassischen Verhaltensmustern, dass sich in der Spätphase
einer Aufwärtsbewegung die großen „blue chips" besser schlagen als der
breite Markt. Aktuell lässt sich die-ses Phänomen beispielsweise beim S&P
100° in Relation zum marktbreiten S&P500® identifizieren. So konnten die
A-/D-Linie: Achillesferse der laufenden Hausse100 größten
amerikanischen Standardwerte im Sommer nochmals auf ein neues Allzeithoch bei
948 Punkten vorsto§en, wohingegen das Rekordhoch beim marktbreiteren
Aktienbarometer vom Mai stammt und der S&P500® damit neue Hochs (bisher)
schuldig blieb (siehe Chart 3). Die Diver¬genz trat Anfang November nochmals
offen zutage, als die 100 größten US-Werte das Maihoch nochmals überbieten
konnten, während der S&P500® unterhalb des korrespondie¬renden Hochs verharrte.
Spätphase der Hausse —
Risikomanagement im Vordergrund
Die „mahnenden Zeigefinger" in Form der angeführten
Marktstrukturindikatoren sollten Anleger als Warnung für ein schwieriges Jahr
2016 verstehen. In der Summe weist der seit 2009 laufende Hausseimpuls einen
recht betagten Zustand auf. Deshalb müssen sich Investoren zu Jahresbe¬ginn
2016 vor allem mit den Risiken auseinandersetzen. Die Notwendigkeit dieser
Vorgehensweise unterstreicht z. B. der Quartalschart des S&P500®, wo die
letzten 3-Monats-Ker¬zen allesamt markante Dochte aufweisen. Zusammen mit dem
jüngsten „inside quarter" dokumentiert dies den Res¬pekt der
Marktteilnehmer vor den Rekordständen bei gut 2.100 Punkten (siehe Chart 4).
Ein Grund mehr, sich zunächst mit potenziellen Stopp-Marken auseinanderzusetzen,
zumal
Turbo-Optionsschein
2000 2005 2010 2015
Quelle: Reuters, tradesignal, Stand: 23.12.2015
Diese Angaben sind kein verlässlicher Indikator für die
künftige Wertentwicklung.
die amerikanischen Standardwerte zuletzt einen idealtypi¬schen
Pullback an den alten Aufwärtstrend seit Herbst 2011 (akt. bei 2.108 Punkten)
vollzogen. Deshalb sollte die Kombi¬nation aus dem Jahrestief 2015 (1.867
Punkte), der 38-Monats-Linie (akt. bei 1.858 Punkten) sowie dem Tief vom
Oktober 2014 bei 1.821 Punkten nicht mehr unterschrit¬ten werden. Andernfalls
müsste beim S&P500® von einer abgeschlossenen Toppbildung mit einem
Abschlagspotenzial von gut 200 Punkten ausgegangen werden (siehe Chart 5).
Strategischer Stopp anhand des MSCI World
Unter Risikogesichtspunkten erweist sich zusätzlich ein
Blick auf den Chartverlauf des MSCI World als hilfreich. Das welt-weite
Aktienbarometer musste im Jahresverlauf 2015 den steilen Aufwärtstrend seit
Herbst 2011 (akt. bei 1.873 Punk¬ten) preisgeben. Damit ist gleichzeitig der
Versuch der Trend-dynamisierung des seit 2009 gültigen
Basisaufwärtstrend-kanals (Begrenzungen akt. bei 1.816 bzw. 1.334 Punkten)
gescheitert. Doch das war nicht nur die einzige negative Wei-chenstellung, denn
mittlerweile fällt die 38-Wochen-Linie (akt. bei 1.715 Punkten) und hat sich
zuletzt bereits als Bremsklotz erwiesen. Der wichtigste Punkt ist allerdings
die Tatsache, dass die letzten drei Verlaufstiefs allesamt im Bereich von rund
1.550 Punkten ausgeprägt wurden. Dieses Level harmoniert bestens mit dem Hoch
vom Mai 2008 bei1.567 Punkten und fungiert gleichzeitig als Nackenlinie einer
möglichen Schulter-Kopf-Schulter-Formation (siehe Chart 6). Definiert wird die
potenzielle obere Umkehr durch die Hochs bei 1.766/1.844/1.724 Punkten. Vor
diesem Hintergrund muss ein Abgleiten unter die oben genannte Demarkationslinie
bei 1.572/46 Punkten unbedingt verhindert werden, sodass sich dieses Level als
strategischer Stopp für das Jahr 2016 anbie¬tet.
Gewinnserie ist Geschichte
Eine wichtige Orientierungshilfe für das Jahr 2016 stellt
der Jahreschart des Dow Jones dar, bei dem eine Serie von sechs Gewinnjahren in
Folge zu Ende gehen dürfte. Bei der Analyse des Jahrescharts sticht aber noch
ein weiteres Detail ins Auge: Sowohl die Hochs (18.103 zu 18.351 Punkte) als
auch die Tiefs bei 15.341/70 Punkten der letzten beiden Jahre liegen dicht
beieinander (siehe Chart 7). Die jeweiligen Extrempunkte geben gewissermaßen
die Leitplanken für
Chart 7: Dow Jones (yearly)
2016 vor. Aufgrund der - zumindest per Saldo - recht
gerin¬gen Veränderungen der letzten beiden Jahre, sollten sich Investoren auf
einen dynamischen Bewegungsimpuls ein¬stellen, wenn die genannten
Schwellenwerte von 18.351 Punkten über- bzw. von 15.341 Punkten unterschritten
wer¬den. Im negativen Fall würde auch im Verlauf des DJIA eine abgeschlossene
Toppbildung vorliegen. Aufhorchen sollten Anleger zudem aufgrund der
unterdurchschnittlichen Schwankungsbreite. 2015 lagen beim S&P500® zwischen
Jahrestief und -hoch lediglich 14 %, was der geringsten Schwankungsbreite seit
2005 entspricht. Seit 1928 wiesen die amerikanischen „blue chips" nur
sechs Mal eine noch geringere Schwankungsbreite auf. Unter dem Strich muss man
kein großer Prophet sein, um für 2016 von einer höhe¬ren Volatilität
auszugehen.
STOXX® Europe 600: Taktgeber für 2016
Neben den angeführten US-Indizes halten wir den
Chartver-lauf des STOXX® Europe 600 für einen der wichtigsten Seis-mographen
der weiteren Aktienmarktentwicklung. Schließlich haben sich die europäischen
Standardwerte in eine klassische „make or break"-Situation
hineinmanövriert. So fungieren die Hochpunkte aus den Jahren 2007, 2000 und
2015 bei 401/408/415 Punkten als ultimativer Deckel. Die Bedeutung dieser
Barrieren lässt sich leicht daran ablesen, dass ein Aus-bruch auf der Oberseite
die seit fast 20 Jahren bestehende Tradingrange zwischen rund 160 und gut 400
Punkten been¬den würde. Mit anderen Worten: Gelingt der Befreiungs¬schlag,
entsteht nochmals ein bedeutendes Investmentkauf-signal. Im Erfolgsfall
definiert die Trendlinie (akt. bei 439 Punk¬ten), die diverse Hochs seit April
2010 verbindet, das nächste Anlaufziel. Aufgrund des „bearish engulfing"
auf Monatsbasis müssen sich Anleger zu Jahresbeginn aber auch hier vor allem
auf die Unterseite fokussieren. Dabei gilt es, die Bastion aus dem Haussetrend
seit März 2009 (akt. bei 346 Punkten), einem Fibonacci-Retracement (337 Punkte)
sowie der 38-Monats-Linie (akt. bei 337 Punkten) unbedingt zu verteidi-den
August hinein. Per Ende Mai liegen die US-Standard¬werte sogar „unter
Wasser" (siehe Chart 10). Deckungs¬gleich sind die beiden bekanntesten
Zyklen im letzten Drittel des Jahres, sodass dann mit einem saisonalen
Rückenwind zu rechnen ist. Davor passt das volatile, schwierige 1. Halb¬jahr
gemäß des US-Präsidentschaftszyklus besser zu den bisher herausgearbeiteten
Belastungsfaktoren.
Chart 10: US-Präsidentschaftszyklus (saisonaler Chart)
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: Macrobond & HSBC, Stand: 23.12.2015
Diese Angaben sind kein verlässlicher Indikator für die
künftige Wertentwicklung.
Discount-Zertifikat
Fehlausbruch + drohendes „bearish engulfing"
Den bisher recht abstrakten Jahresausblick wollen wir im
Fol-genden mit etwas mehr Leben füllen - sprich mit konkreten charttechnischen
Marken. Den Monatschart des DAX® hat¬ten wir dank des großen aufsteigenden
Dreiecks, das durch den Basisaufwärtstrend seit 1982 (akt. bei 5.547 Punkten)
sowie die Hochs der Jahre 2000 und 2007 bei 8.136/52 Punkten begrenzt wird, in
den letzten Jahren als einen der entscheidenden Kurstreiber ins Feld geführt.
Wenngleich die¬ser langfristige Katalysator unverändert Bestand hat, sind die
Vorzeichen für 2016 gänzlich andere. Dabei hätten die Aus-gangsvoraussetzungen
für das neue Jahr so gut sein können: Im November überwanden die deutschen
Standardwerte den seit dem bisherigen Allzeithoch bestehenden Korrektur¬trend
(akt. bei 10.991 Punkten), womit die Atempause von April bis November 2015 als
(aufwärts-)trendbestätigende Flagge interpretiert werden konnte, wenn das
Aktienbarome¬ter anschließend nicht postwendend einen „U-Turn" vollzo¬gen
hätte. Gleichzeitig droht das „bearish engulfing" vom Dezember den
unmittelbaren Rückfall in den oben genannten Abwärtstrend zu bestätigen (siehe
Chart 11). In Kombination mit dem fehlgeschlagenen Trendbruch würde das
beschriegen (siehe Chart 8). Vor dem Hintergrund der beschriebenen
Entscheidungssituation dient der STOXX° Europe 600 als einer der wichtigsten
Taktgeber für 2016.
Zyklik mit gemischten Gefühlen
Als Orientierungshilfe haben wir in den letzten Jahren
regel¬mäßig auch saisonale Kursverläufe herangezogen. Wenn¬gleich im letzten
Jahr die „Prognosequalität" sowohl des Dekaden- als auch des
US-Präsidentschaftszyklus nach drei zuvor sehr erfolgreichen Jahren verloren
ging, wollen wir diese Tradition fortsetzen. Dabei sollten Anleger die
zyk-lischen Kursverläufe nicht eins zu eins zum Maßstab neh¬men, sondern anhand
der durchschnittlichen Entwicklungen Tendenzaussagen und mögliche Wendepunkte ableiten.
Gemessen am durchschnittlichen Verlauf des „6er Jahres" (1906, 1926,
1936...2006) besitzt der Dow Jones zu Jahres-beginn zyklischen Rückenwind, ehe
sich von April bis Okto¬ber eine volatile Seitwärtsphase anschließt. Darauf
folgt tra¬ditionell eine klassische Jahresendrally (siehe Chart 9). Im
Gegensatz dazu signalisiert der typische Verlauf des Dow Jones in Wahljahren
der USA eine schwierige Phase bis in-gen (siehe Chart 8). Vor dem Hintergrund
der beschriebenen Entscheidungssituation dient der STOXX° Europe 600 als einer
der wichtigsten Taktgeber für 2016.
Zyklik mit gemischten Gefühlen
Als Orientierungshilfe haben wir in den letzten Jahren
regel¬mäßig auch saisonale Kursverläufe herangezogen. Wenn¬gleich im letzten
Jahr die „Prognosequalität" sowohl des Dekaden- als auch des
US-Präsidentschaftszyklus nach drei zuvor sehr erfolgreichen Jahren verloren
ging, wollen wir diese Tradition fortsetzen. Dabei sollten Anleger die
zyk-lischen Kursverläufe nicht eins zu eins zum Maßstab neh¬men, sondern anhand
der durchschnittlichen Entwicklungen Tendenzaussagen und mögliche Wendepunkte
ableiten. Gemessen am durchschnittlichen Verlauf des „6er Jahres" (1906,
1926, 1936...2006) besitzt der Dow Jones zu Jahres-beginn zyklischen
Rückenwind, ehe sich von April bis Okto¬ber eine volatile Seitwärtsphase
anschließt. Darauf folgt tra¬ditionell eine klassische Jahresendrally (siehe
Chart 9). Im Gegensatz dazu signalisiert der typische Verlauf des Dow Jones in
Wahljahren der USA eine schwierige Phase bis in bene Candlestickverkaufsmuster
einen deutlichen Belas-tungsfaktor für den Jahresauftakt 2016 darstellen.
Jahrestief 2015 als Absicherung für 2016
Darüber hinaus sorgt der markante Docht auf Jahresbasis für
einen faden Beigeschmack. Rein psychologisch ist es nicht die beste
Ausgangslage, dass die deutschen Standardwerte ihr im Jahresverlauf 2015
verbuchtes Rekordhoch bei 12.391 Punkten nicht ansatzweise über die Ziellinie
retten konnten. Die erste Unterstützungszone ergibt sich aus der Kombina¬tion
des Hochs und des Tiefs vom Dezember 2014/15 bei 10.123/10.093 Punkten.
Längerfristig betrachtet muss insbe¬sondere das „tweezer bottom" aus den
Jahrestiefs 2015 bei 9.338/25 Punkten verteidigt werden. Schließlich wäre bei
einem Abgleiten unter diese Bastion nicht nur eine Toppbil-dung
vervollständigt, sondern dann würde beim DAX° zusätzlich eine Folge fallender
Hoch- und fallender Tief¬punkte vorliegen (siehe erneut Chart 11). Gemäß der
Dow-Theorie müssten Anleger dann sogar von einer oberen Trend¬wende ausgehen.
In der Folge sollten Anleger einen Test des im März 2009 etablierten
Aufwärtstrends (akt. bei 8.625 Punkten) einkalkulieren. Hält auch diese
Unterstützung nicht, wird ein vollständiger Pullback an die alten
Ausbruchsmarken bzw. die oberen Begrenzungen des beschriebenen Dreiecks bei
8.152/36 Punkten wahrscheinlich.
Ein schmaler Grat
Beim EURO STOXX 50° steht im neuen Jahr einiges auf dem
Spiel. Doch der Reihe nach: Gleich mehrfach im Verlauf des Jahres 2015 testeten
die europäischen Standardwerte den seit Beginn des Jahrtausends dominierenden
Baissetrend (akt. bei 3.669 Punkten). Letztlich blieb dem Aktienbarome¬ter aber
ein nachhaltiger Ausbruch verwehrt, was im langfris¬tigen Kontext als schwere
Hypothek interpretiert werden muss. Dies gilt umso mehr, als dass das Novemberhoch
bei 3.524 Punkten nicht mehr ausreichte, um erneut bis zur lang¬fristigen
Abwärtstrendlinie vorzustoßen. Unter dem Strich
liegt damit eine Folge fallender Hochpunkte vor. Um dem
Chartbild jetzt nicht die volle Breitseite zu verpassen, darf der EURO STOXX
50® keinesfalls unter die Marke von rund 3.000 Punkten zurückfallen. Die
Bedeutung dieses Levels speist sich aus zwei unterschiedlichen Phänomenen. Zum
einen droht derzeit die Ausprägung einer klassischen
Schul¬ter-Kopf-Schulter-Formation. Die Trendlinie (akt. bei 3.060 Punkten),
welche die Tiefs der letzten drei Jahre verbindet, dient dabei als steigende
Nackenlinie der potenziellen oberen Umkehr (siehe Chart 12).
3.000 Punkte — die ultimative Rückzugslinie
Zum anderen fungieren die Hochs bei gut 3.000 Punkten als
obere Begrenzungen des durch die Tiefs von 2009 und 2011 definierten
Doppelbodens. Da auch die langfristige 200-Wochen-Linie (akt. bei 2.972
Punkten) in diesem Dunst¬kreis verläuft, mutiert dieses Level zur großen
„Sollbruch¬stelle". Schließlich würde ein Abgleiten unter die
beschrie¬bene Demarkationslinie nicht nur die oben genannte S-K-S-Formation
abschließen, sondern auch die große untere Umkehr der letzten Jahre negieren.
Aus ersterer Weichen¬stellung ließe sich ein rechnerisches Abschlagspotenzial
von gut 900 Punkten ableiten, welches zu einem Kursziel im Bereich von knapp
2.200 Punkten führt. Der Weg nach Nor-gewertet werden. Zum einen liegt damit
eine Toppbildung vor- die Emerging Markets sind damit dem MSCI World (vgl.
Analyse oben) im negativen Sinne einen Schritt voraus. Zum anderen stehen somit
die niedrigsten Notierungen seit Som-mer 2009 zu Buche. Rein rechnerisch lässt
sich aus der Höhe der Schiebezone ein Abschlagspotenzial bis rund 675 Punkte
ableiten. Obwohl Anleger aufgrund des Ratio-Charts im Ver-gleich zum MSCI World
durchaus „antizyklische Gedanken" hegen könnten, erteilen wir diesen eine
Absage, bis nicht zumindest die Rückkehr in die oben genannte Tradingrange
gelingt.
Schlussfolgerungen
Aufgrund der negativen Vorzeichen seitens einer Vielzahl von
Marktbreiteindikatoren müssen Investoren von einem hohen Reifegrad des seit
2009 bestehenden Hausseimpulses aus-gehen. Bei der strukturellen Schwäche der
US-Märkte, die von einer zusehends schwindenden Anzahl an Einzeltiteln getragen
werden, handelt es sich um das klassische Verhal¬tensmuster in der Spätphase
einer Aufwärtsbewegung. In dieser Gemengelage lauten die strategischen Stopps
für den S&P500®, den MSCI World sowie den DAX® auf 1.821/1.546 bzw. 9.325
Punkten. Bei den europäischen Standardwerten des EURO STOXX 50° würde ein
Rutsch unter die Marke von gut 3.000 Punkten eine Toppbildung vervollständigen
und gleichzeitig die untere Umkehr der letzten Jahre negieren. Deshalb kann
dieses Level hier als Demarkationslinie ange-sehen werden. Emerging
Markets-Aktien sind derzeit nicht gerade die Lieblinge der Investoren, aus
charttechnischer Sicht dürfte sich 2016 hieran zunächst wenig ändern. Einzig
ein schneller Spurt auf neue Rekordstände bei den wichtigs¬ten US-Indizes
(S&P, Dow, Nasdaq) könnte die schwierige Ausgangslage des Jahres 2016
heilen und für eine (letzte) positive Überraschung sorgen.
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