Henning Brand 1630-1692 Alchemist
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/OQqAwEEKgcw
Hennig Brand (* um 1630; † nach 1692) war ein deutscher
Apotheker und Alchemist. Er ist der Entdecker des Phosphors.
Brand war Soldat (wahrscheinlich sogar Offizier) und
verlegte sich in Hamburg auf alchemistische Experimente und als das Vermögen
seiner Frau aufgebraucht war, auf den Handel mit Chemikalien und Medikamenten.
Er soll auch (zu Unrecht) den Titel eines Dr. med. benutzt haben [1] (er selbst
konnte kein Latein, was damals für den Arztberuf Voraussetzung war).[2]
Brand entdeckte 1669[3] in Hamburg beim Versuch, den Stein
der Weisen zu finden, den Phosphor und damit das erste Element in der
Chemiegeschichte der Neuzeit (und das erste Element, dessen Entdecker
namentlich bekannt ist). Er erhielt die weißliche, im Dunkeln selbstleuchtende
Substanz durch Erhitzen von Urin, das er zu einem schwarzen Rückstand
eintrocknen und mehrere Monate stehen ließ. Die Erhitzung erfolgte erst langsam
und dann bei hoher Temperatur mit Sand mit anschließender Destillation.[4] Der
Phosphor schlug sich in einem Gefäß mit Wasser als weiße wachsartige Substanz
nieder, wobei das Vorgehen wegen der Entzündbarkeit des Phosphors nicht ungefährlich
war.[5] Brand nannte es kaltes Feuer und die Substanz erhielt später einfach
den Namen phosphorus (aus dem Griechischen für Lichtträger).[6] Die Entdeckung
war bald in Hamburg und darüber hinaus bekannt, da Brand mit der Demonstration
und dem Verkauf Geld verdiente.
Über einen Freund aus Hamburg erfuhr auch der Alchemist und
Chemiker Johannes Kunckel, der im Dienst des Kurfürsten von Sachsen stand und
in Wittenberg lehrte,[7] von der leuchtenden Substanz und besuchte Brand in
Hamburg.[8] Brand hatte seinen Phosphorvorrat zu der Zeit gerade verkauft,
zeigte ihm die Substanz aber bei einem Kunden. Kunckel schrieb davon begeistert
an seinen Alchemistenkollegen und Freund Johann Daniel Kraft in Dresden, der
sich daraufhin hinter Kunckels Rücken direkt an Brand wandte und von ihm 1676
das Verfahren und dessen Vorrat an Phosphorproben für 200 Reichstalern
abkaufte. Der darüber enttäuschte Kunckel polemisierte daraufhin gegen Brand
und dessen vorgeblichen Doktortitel. Brand weigerte sich zwar, Kunckel das Verfahren
mitzuteilen, dieser wusste aber, das Urin eine Rolle spielte und kannte weitere
Einzelheiten (z. B. sah er den Destillierapparat von Brand) und fand bald
selbst durch Experimentieren heraus, wie man Phosphor herstellt (wenn auch
zunächst nicht in der Qualität von Brand) und gab sich bei der Bewerbung beim
Kurfürsten von Brandenburg selbst als Entdecker aus, schlug die Verwendung in
der Medizin vor und schrieb ein Buch über Phosphor.[9]
Kraft pries den neuen Stoff als Träger des ewigen Feuers
(ignis perpetuus) und man sah darin allgemein wie sein Entdecker ein
alchemistisches Hilfsmittel zum Goldmachen. Kraft demonstrierte den Phosphor
verschiedenen hohen Fürsten und bot ihn zum Verkauf. Gottfried Wilhelm Leibniz
wurde dadurch – bei einer Demonstration Krafts in Hannover – auf Brand
aufmerksam, besuchte ihn 1677 in Hamburg und erreichte im Auftrag des Herzogs
von Braunschweig-Lüneburg Johann Friedrich, dass Brand gegen Bezahlung 1678 und
1679 nach Hannover kam um Phosphor herzustellen und eine Manufaktur
einzurichten. Brand, der eine große Familie zu versorgen hatte, wurde
allerdings schlecht bezahlt (einmal brach er den Aufenthalt ab um
nachzuverhandeln) und blieb nicht lange in Hannover. Brand war damals sehr
verärgert über seine Behandlung (auch von Seiten Krafts, der an den
Fürstenhöfen hohe Summen mit Brands Entdeckung verdiente) und teilte dies auch
Leibniz mit. Wegen Leibniz’ Versprechungen hatte er zuvor ein gutes Angebot von
Johann Joachim Becher im Auftrag des Herzogs von Mecklenburg abgelehnt.
Anscheinend verhinderte der Tod des Herzogs von Braunschweig-Lüneburg 1679 auch
eine spätere vollständige Bezahlung. Erkrankt und enttäuscht kehrte er nach
Hamburg zurück, wo sich seine Spuren verlieren. Er war nach Leibniz 1692 noch
am Leben und Leibniz wusste noch 1710 (als er über die Entdeckung des Phosphors
veröffentlichte) nichts von einem Ableben Brands.[10] Leibniz verteidigt darin
auch Brand gegen die Ansprüche von Kraft und Kunckel, selbst maßgebliche
Anteile an der Entdeckung zu haben. Beide hatten im Gegensatz zu Brand sehr gut
von dessen Erfindung profitiert.
Die Demonstration in Hannover trug wesentlich zur
Verbreitung der Entdeckung bei. Auch anderen Chemikern wie Johann Joachim
Becher, der Chemiker beim Herzog von Mecklenburg-Güstrow Gustaf Adolf war und
Brand in Hamburg aufsuchte, war inzwischen die Herstellung gelungen und auch
Robert Boyle, der zwar von Kraft davon erfuhr,[11] aber behauptete, unabhängig
darauf gekommen zu sein. Boyles Assistent Ambrose Godfrey Hanckwitz (1660–1741)
wurde zu einem führenden Fabrikanten von Phosphor mit einem Monopol in London
(und exportierte auch nach Europa). In Paris erfuhr man schon durch Ehrenfried
Walter von Tschirnhaus (der es von Leibniz hatte) von der Methode Brands (das
trug zur Aufnahme von Tschirnhaus in die Akademie bei). Es wurde in den
Mitteilungen der Akademie und im Cours de Chymie von Nicolas Lémery (1683)
veröffentlicht. Ganz klar war man sich über das genaue Vorgehen allerdings
anscheinend nicht, denn die Pariser Akademie kaufte 1737 das Verfahren von
einem Unbekannten. Es wurde in den Mitteilungen der Akademie 1737 durch Jean
Hellot veröffentlicht, was die Methode allgemein allen europäischen Chemikern
bekannt machte. Allerdings hatte selbst Hellot bei der Demonstration
Schwierigkeiten und sie wurde nur von wenigen (wie Guillaume-François Rouelle)
wiederholt.
Das typisch alchemistische Verfahren von Brand war
kompliziert und wenig praktikabel und wurde schnell aufgegeben, als 1769 Carl
Wilhelm Scheele das Vorhandensein von Phosphor in Knochen entdeckte und so ein
besseres Verfahren der Herstellung fand.
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