Sonntag, 31. Januar 2016

El Nino und die Warenterminmarkt-Börse


El Nino und die Warenterminmarkt-Börse

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/Tj7UBroTVd8

Ungewöhnlich starke Regenfälle in Verbindung mit Über-schwemmungen auf der einen Seite und große Dürreperioden, wo sie sonst nur selten auftreten, auf der anderen Seite - das ist die Handschrift von El Nitio. Etwa alle vier bis sechs Jahre tritt diese Wetteranomalie auf und bedroht die Rohstoffproduk¬tion weltweit. Betroffen sind vor allem Agrarrohstoffe, aber auch der Energiesektor und die Industriemetalle spüren den Einfluss der klimatischen Veränderung.

Das Wetterphänomen EI Niho kommt aus bis jetzt ungeklärten Gründen zustande. Wenn sich der Luftdruck über Südostasien und dem daran angrenzenden westlichen Pazifik erhöht und dieser gleichzeitig im östlichen Pazifik stark abnimmt, ist dies ein erstes Anzeichen für das Phänomen. Was folgt, ist eine Ver¬ringerung des Druckgegensatzes über dem Pazifik, was die Pas¬satwinde, die das Oberflächenwasser des Humboldtstroms von Südamerika westwärts nach Indonesien schieben, abflauen lässt (Grafik 1). Dies wiederum führt zu einer wärmeren Meeresober¬fläche und zu einem Meeresspiegelanstieg im östlichen Pazifik. Im Westpazifik sinken Meeresspiegel und Wasseroberflächen-temperatur.

Der letzte starke El Niho trat 1997/1998 auf und hat den Roh-stoffmärkten das Fürchten gelehrt. Dürren und Überschwem¬mungen setzten den Agrarrohstoffen stark zu und auch die Minen zum Abbau von Kupfer mussten aufgrund starker Regen¬fälle und dadurch ausgelöster Erdrutsche ihre Produktion unter¬brechen. Wie dramatisch die Auswirkungen von El Niho sein können, wurde in einer von der Weltorganisation für Meteoro-

 

logie (WMO) veröffentlichten Studie beleuchtet. Demnach beliefen sich die weltweiten Schäden damals auf 34,3 Milliarden US-Dollar und 24.120 Menschen verloren aufgrund von Stürmen, Überschwemmungen, Sturmfluten oder Dürren ihr Leben.

Agrarrohstoffe sind mit Abstand am stärksten von den Auswir¬kungen eines El Nihos betroffen. Da sich die Wetterbedingungen durch die Anomalie stark von den üblich vorherrschenden Bedin¬gungen unterscheiden, nehmen die Ernteerträge in vielen Fällen stark ab. Trockenes Wetter und lang anhaltende Dürren können Angebot und Preise ebenso beeinflussen wie deutlich steigende Niederschläge, extreme Temperaturschwankungen oder Umwelt¬katastrophen.

Weizen ist einer der Rohstoffe, die von El Niho am stärksten in Mitleidenschaft gezogen werden. Da in Sommer- und Winterwei¬zen unterschieden werden kann, müssen nicht nur die Ernte- und Anbaubedingungen im Sommer beobachtet werden, sondern auch die der Wintermonate. In Australien, wo größtenteils Winter¬weizen angebaut wird, sind die Auswirkungen erheblich. Gerade im Winter und Frühling ist der Niederschlag vor allem im Osten des Landes deutlich verringert und schmälert den Ernteertrag damit dramatisch, wobei der Eintrittszeitpunkt des Wetter-phänomens entscheidend für das Ergebnis der Ernte ist. Für gewöhnlich gilt, dass die Entwicklung eines El Nihos am Früh-lingsanfang die Erträge dramatisch schmälert und eine Entwick-lung im November oder Dezember förderlich für diese sein kann. Laut der Universität Queensland und dem dort entwickelten Modell zur Bestimmung der Ernteerträge in Australien könnte das diesjährige Wetter einen stark negativen Einfluss in der (Winter-)Weizensaison haben. In den letzten acht El Niho-Jahren reduzierte sich die australische Weizenernte um durchschnittlich 29 Prozent (Grafik 2). Im folgenden Erntejahr normalisierten sich die Erträge wieder. Generell ist ein Ertragsrückgang der Weizen¬ernte von fast 50 Prozent möglich.

Bei Sojabohnen und Mais hat El Niho eher positive Auswirkun-gen auf die US-Ernteerträge, solange sich die Anomalie nicht, wie Mitte des Jahres 1988 geschehen, zu La Nifia umkehrt. In diesem sogenannten Wechseljahr fiel die Ernte für Mais und Sojabohnen deutlich schwächer aus. Dies ist mit Abstand das schlechteste Szenario für die Erträge von Sojabohnen und Mais. Neben dem Wechsel zwischen El Niho und La Niha wirkt sich ein regenreiches Frühjahr in den globalen Anbaugebieten negativ auf die Erträge aus. Durch den starken Regen verzögert sich die Aussaat und sehr heiße, trockene Sommermonate ziehen die

 

bereits zu spät ausgesäten Pflanzen in Mitleidenschaft. Jedoch bleibt festzuhalten, dass ein durchgängiges El Niho-Phänomen, das sich in der zweiten Jahreshälfte entwickelt, meist positive Auswirkungen auf die Ernten von Sojabohnen und Mais hat, da die Niederschläge nach der Aussaat einsetzen und dadurch das Pflanzenwachstum fördern. So fielen die Erträge in acht von elf El Niho-Jahren besser aus (Grafik 3).

Bei Baumwolle können durch El Niho Niederschläge, Boden-feuchtigkeit und Temperaturen, die zum Wachstum benötigt werden, beeinflusst werden. Entwickelt sich EI Niho und beeinflusst das Wetter während der Wachstumsphase in den US-Baumwollanbaugebieten, können die Erträge dadurch anstei¬gen. Hier gilt es allerdings zu differenzieren: Im Südosten der USA fallen die Erträge leicht geringer aus, während es in den Südstaaten, wo der Großteil der Ernte anfällt, tendenziell zu höheren Erträgen kommt. Während die US-Baumwollerträge von EI Niho somit per saldo profitieren können, verschlechtert sich das Bild beim zweitgrößten Baumwollproduzenten Indien. Der für die Produktion benötigte Monsun lässt deutlich nach und kann zu einer Verringerung der Erträge führen. Auch in Austra¬lien und Teilen von Afrika kommt es zu Dürren. Sollte El Niho die Baumwollproduktion in vollem Umfang treffen, dürfte dies zu einer Abnahme der weltweiten Produktionserträge und einer Verminderung der globalen Lagerbestände führen.

Kaffee und Zucker: Für Brasilien, den wichtigsten Anbauer von Kaffee und das weltgrößte Zuckerexportland, könnte ein Eintreten von El Niho positive Folgen haben. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen im Süden und Osten des Landes und profi-tieren daher von den starken Regenfällen in den Gebieten. Bei Kaffee können die Blüten und die Ausbildung der Früchte durch die verstärkten Regenfälle profitieren. Erste Schätzungen gehen für 2016/2017 von einer deutlich höheren brasilianischen Kaffee-ernte aus. Bei Zucker verzögern die Regenfälle allerdings die Verarbeitung. Zudem könnten die Zuckerrohrernten in Thailand und Australien durch Trockenzeiten sowohl negativ als auch positiv beeinflusst werden. Es bleibt daher abzuwarten, welche Erträge am Ende der Erntezeit (Australien: Dezember; Thailand: März) erzielt wurden. Die durch EI Niho geringer ausfallenden Niederschläge in der Monsunzeit in Indien könnten hingegen die dortige Zuckerrohrernte beeinträchtigen. Die Auswirkungen von El Niho auf das globale Zuckerangebot sind somit nicht eindeutig. Die Internationale Zuckerorganisation ISO geht in ihrem veröffentlichten Quartalsbericht (November) von einem globalen Defizit von 3,5 Millionen Tonnen aus, was sie unter anderem auf eine geringere Produktion in Indien zurückführt.

Kakao: Die globale Kakaoproduktion reagiert hochempfindlich auf klimatische Veränderungen. Das schließt sowohl Dauer und Intensität der Sonneneinstrahlung als auch Niederschläge und Bodenfeuchtigkeit mit ein. Durch die teilweise starken klimati¬schen Veränderungen und die daraus resultierenden Dürren

 

durch El Niho muss laut der Internationalen Kakaoorganisation (ICCO) mit einer abnehmenden Produktion gerechnet werden. Im Durchschnitt geht die Produktion bedingt durch El Niho welt¬weit um 2,4 Prozent zurück.

Auch die Energierohstoffe       »Aufgrund von

reagieren auf unterschiedliche          geringeren Regenfällen

Wetterbedingungen, da diese            sind der Abbau und der

Auswirkungen auf die Produk¬          Transport von Erzen

tionsmengen und auf die Nach¬        unproblematischer.«

frage haben. Allerdings ist der

Einfluss regional beschränkt.

Zu den betroffenen Energierohstoffen zählen US-Rohöl und US-Erdgas, denn Teile der Erdgasförderanlagen und der Ölpro-duktion sind im Golf von Mexiko angesiedelt. Auch wenn deren Bedeutung mit dem Schiefergas- und Schieferölboom etwas geschrumpft ist, kann die Produktion von einer dank El Niho schwächeren Hurrikansaison profitieren. Aufgrund der durch EI Nifio milderen Wintertemperaturen in den USA geht zudem der Verbrauch von Erdgas zu Heizzwecken zurück. Allerdings besteht nach El Nifio das Risiko einer höheren Hurrikanaktivität.

Industriemetalle: Vor der Küste Chiles, dem wichtigsten Kupfer-produzenten der Welt, bilden sich durch die Erwärmung der Meeresoberfläche und das damit verbundene Tiefdruckgebiet Wolken und es kommt zu kräftigen Regenfällen. Dadurch kann der Abbau und Transport von Kupfer verzögert bzw. gestört

werden. Denkbar sind auch Erdrutsche oder Überschwemmun¬gen, die die Minenproduktion kurzfristig unmöglich machen und die Angebotsseite belasten. Solche Angebotsausfälle können dem Kupferpreis Auftrieb geben. In Indonesien, wo sich mit Grasberg die zweitgrößte Kupfermine der Welt befindet, regnet es dagegen während El Niho für gewöhnlich weniger als üblich. Entsprechend ist hier nicht mit Beeinträchtigungen zu rechnen. Für Nickel, Zinn und Bauxit gilt, dass normalerweise die Pro¬duktion in Indonesien, den Philippinen und Malaysia zwischen Dezember und Januar aufgrund starker Regenfälle sinkt. Ein geringer ausfallender Monsun, ausgelöst durch El Niho, kann zu einer höheren Produktion führen als saisonüblich. Denn aufgrund von geringeren Regenfällen sind der Abbau und der Transport der Erze unproblematischer. Das höhere Angebot könnte auf den Preisen lasten.

EI Nifio 2015/2016 - erhöhte Unsicherheit, aber kein Krisenautomatismus

Wurde im Juni noch von einem mittelstarken El Niho ausgegan¬gen, verdichten sich die Anzeichen, dass das Wetterphänomen deutlich stärker ausfallen könnte als zunächst angenommen. Darauf deutet beispielsweise der Southern Oscillation Index

Grafik 4: Southern Oscillation Index (SOD signalisiert EI Nifio

Werte > 8 typisch für La Nina, Werte < 8 typisch für El Nine

SO -Index 30

20

10                              La Niha        

                                   diibteRiiN'ILK4

El Niho         

0                                            

-          10 -20                                             

                                              

-          30

-          40

1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015

Stand: Dezember 2015

Quelle: Staatliche Australische Wetterbehörde, Commerzbank Research

 

(S01) hin. Er ist ein statistisch berechnetes Maß, welches allge¬mein den Luftmassenaustausch zwischen dem Indischen Ozean und dem Pazifik beschreibt. Ebenso gilt der SOI als Indikator für die relative Stärke und Schwäche der Passatwinde über dem Pazifischen Ozean. Dieser SOI-Index verzeichnete bis Oktober einen stetigen Abfall, was in Verbindung mit ungewöhnlich hohen Temperaturen im tropischen Pazifik steht (Grafik 4). Und nachdem er im November kurzzeitig in die neutrale Zone gestie¬gen war, ist er zuletzt wieder gefallen. Sollte El Niho bis in den Frühling 2016 andauern, könnte dies weltweit Ernten und Pro¬duktionen beeinträchtigen. Erste Auswirkungen von EI Niho sind bereits jetzt festzustellen. Laut indischen Wetterbehör¬den lagen die diesjährigen Niederschläge während der Monsunzeit zwischen Juni und September 14 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten 50 Jahre.

Innerhalb der durch Wetterunsicherheiten gekennzeichneten Angebotssituation bei den oben erwähnten Rohstoffen spielen spezielle Wetterphänomene die Rolle eines Verstärkers. Dass dies durchaus Krisen verschärfen oder eine angespannte Situa¬tion zu einer Krise ausweiten kann, hat nicht zuletzt die Saison 2010/2011 gezeigt. Der Zusammenhang zwischen El Niho und den Ernteerträgen ist aber nicht eindeutig. Erhöhte Regenfälle können je nach Region und Zeitraum positive Auswirkungen auf die Erträge haben, während sie in anderen Regionen und einige Wochen früher oder später den Wachstumsverlauf der Pflanzen negativ beeinflussen. Wie sich der wiedererstarkende El Nina letztlich auswirken wird, bleibt abzuwarten. Es besteht zumin¬dest die Hoffnung, dass sich bei einem moderaten Verlauf dieses Phänomens über die kommenden Monate die negativen Aus¬wirkungen für die Produktion der Rohstoffsektoren in Grenzen halten werden und es nicht zu einer Wiederholung der Entwick¬lungen von 1997/1998 kommt. Zudem sind die Lager der meis¬ten Agrarrohstoffe aufgrund von sehr guten Ernten der letzten Jahre gut gefüllt und bilden daher im Falle eines starken El Niho einen Puffer.

wichtigen internationalen Aktienindizes - zum Jahresauftakt 2016 stark unter Druck und fiel innerhalb kürzester Zeit bis an die mittelfristige Unterstüt¬zungszone im Bereich von 1.820 bis 1.880 Punkten zurück. Einerseits liegt nach den Kursverlusten der Vorwochen und der dadurch entstandenen kurzfristig überverkauften technischen Lage eine Stabilisierungschance im Umfeld der Unterstützungsmarke vor. Andererseits würde sich die mittelfristige technische Lage im S&P 500 bei einem nachhaltigen Unterschreiten dieser Zone (Kurse unter¬halb von 1.785 Punkten) weiter eintrüben und ein neues Verkaufssignal entstehen. Dies würde eine mittelfristige technische Gegenbewegung (auf die Kursgewinne der Vorjahre) einläuten. Als Konsequenz sollte die Unterstützungszone bei 1.820 bis 1.880 Punkten genau beobachtet werden und bestehende Positionen im S&P 500 mit einem Sicherungsstopp belegt werden.

 

 

Mit den beiden Capped Bonus-Zertifikaten können Anleger an der Entwicklung des S&P 500-Index bis zum Cap partizipieren. Zudem erhalten Anleger den Bonus¬betrag, solange die Barriere bis zum Bewertungstag nicht erreicht oder unter¬schritten wird. Bei Unterschreitung der jeweiligen Barriere folgt das Zertifikat, unter Berücksichtigung des Bezugsver-hältnisses, dem Index bis zum Cap. An Kurssteigerungen über den Cap hinaus nehmen Anleger nicht teil. Zu beachten ist, dass die Zertifikate währungsgesichert sind, das heißt, für Anleger besteht kein Währungsrisiko bei Veränderungen des Euro/US-Dollar-Wechselkurses.

Mit den beiden Faktor-Zertifikaten Long auf den S&P 500 Future können Anleger gehebelt an der Entwicklung des S&P 500 Future partizipieren. Bezogen auf die tägliche prozentuale Wertentwicklung bedeutet das: Steigt der Future, steigt der Wert des Zertifikats circa um den jeweili¬gen Faktor (Hebel) und umgekehrt. Die Zertifikate sind nicht währungsgesichert, das heißt, Veränderungen des Euro/ US-Dollar-Wechselkurses werden im Preis der Zertifikate berücksichtigt.

 

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