El Nino und die Warenterminmarkt-Börse
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/Tj7UBroTVd8
Ungewöhnlich starke Regenfälle in Verbindung mit
Über-schwemmungen auf der einen Seite und große Dürreperioden, wo sie sonst nur
selten auftreten, auf der anderen Seite - das ist die Handschrift von El Nitio.
Etwa alle vier bis sechs Jahre tritt diese Wetteranomalie auf und bedroht die
Rohstoffproduk¬tion weltweit. Betroffen sind vor allem Agrarrohstoffe, aber
auch der Energiesektor und die Industriemetalle spüren den Einfluss der
klimatischen Veränderung.
Das Wetterphänomen EI Niho kommt aus bis jetzt ungeklärten
Gründen zustande. Wenn sich der Luftdruck über Südostasien und dem daran
angrenzenden westlichen Pazifik erhöht und dieser gleichzeitig im östlichen
Pazifik stark abnimmt, ist dies ein erstes Anzeichen für das Phänomen. Was
folgt, ist eine Ver¬ringerung des Druckgegensatzes über dem Pazifik, was die
Pas¬satwinde, die das Oberflächenwasser des Humboldtstroms von Südamerika
westwärts nach Indonesien schieben, abflauen lässt (Grafik 1). Dies wiederum führt
zu einer wärmeren Meeresober¬fläche und zu einem Meeresspiegelanstieg im
östlichen Pazifik. Im Westpazifik sinken Meeresspiegel und
Wasseroberflächen-temperatur.
Der letzte starke El Niho trat 1997/1998 auf und hat den
Roh-stoffmärkten das Fürchten gelehrt. Dürren und Überschwem¬mungen setzten den
Agrarrohstoffen stark zu und auch die Minen zum Abbau von Kupfer mussten
aufgrund starker Regen¬fälle und dadurch ausgelöster Erdrutsche ihre Produktion
unter¬brechen. Wie dramatisch die Auswirkungen von El Niho sein können, wurde
in einer von der Weltorganisation für Meteoro-
logie (WMO) veröffentlichten Studie beleuchtet. Demnach
beliefen sich die weltweiten Schäden damals auf 34,3 Milliarden US-Dollar und
24.120 Menschen verloren aufgrund von Stürmen, Überschwemmungen, Sturmfluten
oder Dürren ihr Leben.
Agrarrohstoffe sind mit Abstand am stärksten von den
Auswir¬kungen eines El Nihos betroffen. Da sich die Wetterbedingungen durch die
Anomalie stark von den üblich vorherrschenden Bedin¬gungen unterscheiden,
nehmen die Ernteerträge in vielen Fällen stark ab. Trockenes Wetter und lang
anhaltende Dürren können Angebot und Preise ebenso beeinflussen wie deutlich
steigende Niederschläge, extreme Temperaturschwankungen oder
Umwelt¬katastrophen.
Weizen ist einer der Rohstoffe, die von El Niho am stärksten
in Mitleidenschaft gezogen werden. Da in Sommer- und Winterwei¬zen
unterschieden werden kann, müssen nicht nur die Ernte- und Anbaubedingungen im
Sommer beobachtet werden, sondern auch die der Wintermonate. In Australien, wo
größtenteils Winter¬weizen angebaut wird, sind die Auswirkungen erheblich.
Gerade im Winter und Frühling ist der Niederschlag vor allem im Osten des
Landes deutlich verringert und schmälert den Ernteertrag damit dramatisch,
wobei der Eintrittszeitpunkt des Wetter-phänomens entscheidend für das Ergebnis
der Ernte ist. Für gewöhnlich gilt, dass die Entwicklung eines El Nihos am
Früh-lingsanfang die Erträge dramatisch schmälert und eine Entwick-lung im
November oder Dezember förderlich für diese sein kann. Laut der Universität
Queensland und dem dort entwickelten Modell zur Bestimmung der Ernteerträge in
Australien könnte das diesjährige Wetter einen stark negativen Einfluss in der
(Winter-)Weizensaison haben. In den letzten acht El Niho-Jahren reduzierte sich
die australische Weizenernte um durchschnittlich 29 Prozent (Grafik 2). Im
folgenden Erntejahr normalisierten sich die Erträge wieder. Generell ist ein
Ertragsrückgang der Weizen¬ernte von fast 50 Prozent möglich.
Bei Sojabohnen und Mais hat El Niho eher positive
Auswirkun-gen auf die US-Ernteerträge, solange sich die Anomalie nicht, wie
Mitte des Jahres 1988 geschehen, zu La Nifia umkehrt. In diesem sogenannten
Wechseljahr fiel die Ernte für Mais und Sojabohnen deutlich schwächer aus. Dies
ist mit Abstand das schlechteste Szenario für die Erträge von Sojabohnen und
Mais. Neben dem Wechsel zwischen El Niho und La Niha wirkt sich ein
regenreiches Frühjahr in den globalen Anbaugebieten negativ auf die Erträge
aus. Durch den starken Regen verzögert sich die Aussaat und sehr heiße,
trockene Sommermonate ziehen die
bereits zu spät ausgesäten Pflanzen in Mitleidenschaft.
Jedoch bleibt festzuhalten, dass ein durchgängiges El Niho-Phänomen, das sich
in der zweiten Jahreshälfte entwickelt, meist positive Auswirkungen auf die
Ernten von Sojabohnen und Mais hat, da die Niederschläge nach der Aussaat
einsetzen und dadurch das Pflanzenwachstum fördern. So fielen die Erträge in
acht von elf El Niho-Jahren besser aus (Grafik 3).
Bei Baumwolle können durch El Niho Niederschläge,
Boden-feuchtigkeit und Temperaturen, die zum Wachstum benötigt werden,
beeinflusst werden. Entwickelt sich EI Niho und beeinflusst das Wetter während
der Wachstumsphase in den US-Baumwollanbaugebieten, können die Erträge dadurch
anstei¬gen. Hier gilt es allerdings zu differenzieren: Im Südosten der USA
fallen die Erträge leicht geringer aus, während es in den Südstaaten, wo der
Großteil der Ernte anfällt, tendenziell zu höheren Erträgen kommt. Während die
US-Baumwollerträge von EI Niho somit per saldo profitieren können,
verschlechtert sich das Bild beim zweitgrößten Baumwollproduzenten Indien. Der
für die Produktion benötigte Monsun lässt deutlich nach und kann zu einer
Verringerung der Erträge führen. Auch in Austra¬lien und Teilen von Afrika
kommt es zu Dürren. Sollte El Niho die Baumwollproduktion in vollem Umfang
treffen, dürfte dies zu einer Abnahme der weltweiten Produktionserträge und
einer Verminderung der globalen Lagerbestände führen.
Kaffee und Zucker: Für Brasilien, den wichtigsten Anbauer
von Kaffee und das weltgrößte Zuckerexportland, könnte ein Eintreten von El
Niho positive Folgen haben. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen im Süden und
Osten des Landes und profi-tieren daher von den starken Regenfällen in den
Gebieten. Bei Kaffee können die Blüten und die Ausbildung der Früchte durch die
verstärkten Regenfälle profitieren. Erste Schätzungen gehen für 2016/2017 von
einer deutlich höheren brasilianischen Kaffee-ernte aus. Bei Zucker verzögern
die Regenfälle allerdings die Verarbeitung. Zudem könnten die Zuckerrohrernten
in Thailand und Australien durch Trockenzeiten sowohl negativ als auch positiv
beeinflusst werden. Es bleibt daher abzuwarten, welche Erträge am Ende der
Erntezeit (Australien: Dezember; Thailand: März) erzielt wurden. Die durch EI
Niho geringer ausfallenden Niederschläge in der Monsunzeit in Indien könnten
hingegen die dortige Zuckerrohrernte beeinträchtigen. Die Auswirkungen von El
Niho auf das globale Zuckerangebot sind somit nicht eindeutig. Die Internationale
Zuckerorganisation ISO geht in ihrem veröffentlichten Quartalsbericht
(November) von einem globalen Defizit von 3,5 Millionen Tonnen aus, was sie
unter anderem auf eine geringere Produktion in Indien zurückführt.
Kakao: Die globale Kakaoproduktion reagiert hochempfindlich
auf klimatische Veränderungen. Das schließt sowohl Dauer und Intensität der
Sonneneinstrahlung als auch Niederschläge und Bodenfeuchtigkeit mit ein. Durch
die teilweise starken klimati¬schen Veränderungen und die daraus resultierenden
Dürren
durch El Niho muss laut der Internationalen
Kakaoorganisation (ICCO) mit einer abnehmenden Produktion gerechnet werden. Im
Durchschnitt geht die Produktion bedingt durch El Niho welt¬weit um 2,4 Prozent
zurück.
Auch die Energierohstoffe »Aufgrund
von
reagieren auf unterschiedliche geringeren Regenfällen
Wetterbedingungen, da diese sind
der Abbau und der
Auswirkungen auf die Produk¬ Transport
von Erzen
tionsmengen und auf die Nach¬ unproblematischer.«
frage haben. Allerdings ist der
Einfluss regional beschränkt.
Zu den betroffenen Energierohstoffen zählen US-Rohöl und
US-Erdgas, denn Teile der Erdgasförderanlagen und der Ölpro-duktion sind im
Golf von Mexiko angesiedelt. Auch wenn deren Bedeutung mit dem Schiefergas- und
Schieferölboom etwas geschrumpft ist, kann die Produktion von einer dank El
Niho schwächeren Hurrikansaison profitieren. Aufgrund der durch EI Nifio
milderen Wintertemperaturen in den USA geht zudem der Verbrauch von Erdgas zu
Heizzwecken zurück. Allerdings besteht nach El Nifio das Risiko einer höheren
Hurrikanaktivität.
Industriemetalle: Vor der Küste Chiles, dem wichtigsten
Kupfer-produzenten der Welt, bilden sich durch die Erwärmung der
Meeresoberfläche und das damit verbundene Tiefdruckgebiet Wolken und es kommt
zu kräftigen Regenfällen. Dadurch kann der Abbau und Transport von Kupfer
verzögert bzw. gestört
werden. Denkbar sind auch Erdrutsche oder Überschwemmun¬gen,
die die Minenproduktion kurzfristig unmöglich machen und die Angebotsseite belasten.
Solche Angebotsausfälle können dem Kupferpreis Auftrieb geben. In Indonesien,
wo sich mit Grasberg die zweitgrößte Kupfermine der Welt befindet, regnet es
dagegen während El Niho für gewöhnlich weniger als üblich. Entsprechend ist
hier nicht mit Beeinträchtigungen zu rechnen. Für Nickel, Zinn und Bauxit gilt,
dass normalerweise die Pro¬duktion in Indonesien, den Philippinen und Malaysia
zwischen Dezember und Januar aufgrund starker Regenfälle sinkt. Ein geringer
ausfallender Monsun, ausgelöst durch El Niho, kann zu einer höheren Produktion
führen als saisonüblich. Denn aufgrund von geringeren Regenfällen sind der
Abbau und der Transport der Erze unproblematischer. Das höhere Angebot könnte
auf den Preisen lasten.
EI Nifio 2015/2016 - erhöhte Unsicherheit, aber kein
Krisenautomatismus
Wurde im Juni noch von einem mittelstarken El Niho
ausgegan¬gen, verdichten sich die Anzeichen, dass das Wetterphänomen deutlich
stärker ausfallen könnte als zunächst angenommen. Darauf deutet beispielsweise
der Southern Oscillation Index
Grafik 4: Southern Oscillation Index (SOD signalisiert EI
Nifio
Werte > 8 typisch für La Nina, Werte < 8 typisch für
El Nine
SO -Index 30
20
10 La
Niha
diibteRiiN'ILK4
El Niho
0
- 10 -20
- 30
- 40
1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
Stand: Dezember 2015
Quelle: Staatliche Australische Wetterbehörde, Commerzbank
Research
(S01) hin. Er ist ein statistisch berechnetes Maß, welches
allge¬mein den Luftmassenaustausch zwischen dem Indischen Ozean und dem Pazifik
beschreibt. Ebenso gilt der SOI als Indikator für die relative Stärke und
Schwäche der Passatwinde über dem Pazifischen Ozean. Dieser SOI-Index
verzeichnete bis Oktober einen stetigen Abfall, was in Verbindung mit
ungewöhnlich hohen Temperaturen im tropischen Pazifik steht (Grafik 4). Und
nachdem er im November kurzzeitig in die neutrale Zone gestie¬gen war, ist er
zuletzt wieder gefallen. Sollte El Niho bis in den Frühling 2016 andauern,
könnte dies weltweit Ernten und Pro¬duktionen beeinträchtigen. Erste
Auswirkungen von EI Niho sind bereits jetzt festzustellen. Laut indischen
Wetterbehör¬den lagen die diesjährigen Niederschläge während der Monsunzeit
zwischen Juni und September 14 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten 50 Jahre.
Innerhalb der durch Wetterunsicherheiten gekennzeichneten
Angebotssituation bei den oben erwähnten Rohstoffen spielen spezielle
Wetterphänomene die Rolle eines Verstärkers. Dass dies durchaus Krisen
verschärfen oder eine angespannte Situa¬tion zu einer Krise ausweiten kann, hat
nicht zuletzt die Saison 2010/2011 gezeigt. Der Zusammenhang zwischen El Niho
und den Ernteerträgen ist aber nicht eindeutig. Erhöhte Regenfälle können je
nach Region und Zeitraum positive Auswirkungen auf die Erträge haben, während
sie in anderen Regionen und einige Wochen früher oder später den
Wachstumsverlauf der Pflanzen negativ beeinflussen. Wie sich der
wiedererstarkende El Nina letztlich auswirken wird, bleibt abzuwarten. Es
besteht zumin¬dest die Hoffnung, dass sich bei einem moderaten Verlauf dieses
Phänomens über die kommenden Monate die negativen Aus¬wirkungen für die
Produktion der Rohstoffsektoren in Grenzen halten werden und es nicht zu einer
Wiederholung der Entwick¬lungen von 1997/1998 kommt. Zudem sind die Lager der
meis¬ten Agrarrohstoffe aufgrund von sehr guten Ernten der letzten Jahre gut
gefüllt und bilden daher im Falle eines starken El Niho einen Puffer.
wichtigen internationalen Aktienindizes - zum Jahresauftakt
2016 stark unter Druck und fiel innerhalb kürzester Zeit bis an die
mittelfristige Unterstüt¬zungszone im Bereich von 1.820 bis 1.880 Punkten
zurück. Einerseits liegt nach den Kursverlusten der Vorwochen und der dadurch
entstandenen kurzfristig überverkauften technischen Lage eine Stabilisierungschance
im Umfeld der Unterstützungsmarke vor. Andererseits würde sich die
mittelfristige technische Lage im S&P 500 bei einem nachhaltigen
Unterschreiten dieser Zone (Kurse unter¬halb von 1.785 Punkten) weiter
eintrüben und ein neues Verkaufssignal entstehen. Dies würde eine
mittelfristige technische Gegenbewegung (auf die Kursgewinne der Vorjahre)
einläuten. Als Konsequenz sollte die Unterstützungszone bei 1.820 bis 1.880
Punkten genau beobachtet werden und bestehende Positionen im S&P 500 mit
einem Sicherungsstopp belegt werden.
Mit den beiden Capped Bonus-Zertifikaten können Anleger an
der Entwicklung des S&P 500-Index bis zum Cap partizipieren. Zudem erhalten
Anleger den Bonus¬betrag, solange die Barriere bis zum Bewertungstag nicht
erreicht oder unter¬schritten wird. Bei Unterschreitung der jeweiligen Barriere
folgt das Zertifikat, unter Berücksichtigung des Bezugsver-hältnisses, dem
Index bis zum Cap. An Kurssteigerungen über den Cap hinaus nehmen Anleger nicht
teil. Zu beachten ist, dass die Zertifikate währungsgesichert sind, das heißt,
für Anleger besteht kein Währungsrisiko bei Veränderungen des
Euro/US-Dollar-Wechselkurses.
Mit den beiden Faktor-Zertifikaten Long auf den S&P 500
Future können Anleger gehebelt an der Entwicklung des S&P 500 Future
partizipieren. Bezogen auf die tägliche prozentuale Wertentwicklung bedeutet
das: Steigt der Future, steigt der Wert des Zertifikats circa um den
jeweili¬gen Faktor (Hebel) und umgekehrt. Die Zertifikate sind nicht
währungsgesichert, das heißt, Veränderungen des Euro/ US-Dollar-Wechselkurses
werden im Preis der Zertifikate berücksichtigt.
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