Chinas Politik: mehr Markt, weniger Staat
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/chyY9CGkW00
Der Amtsantritt von Präsident Xi Jinping markierte vor drei
Jahren einen historischen Führungswechsel. Die neue Regierung Chinas hat
erkannt, dass alte Strukturen aufgebrochen werden müssen.
Für eine langfristig tragfähige Volkswirtschaft ist eine
Liberalisierung des Systems unumgänglich.
Aus diesem Grund wurde 2013 ein umfas¬sendes Reformprogramm
aufgesetzt, das bis 2020 realisiert werden soll. Im Fokus stehen der Ausbau des
noch immer grobmaschigen Netzes sozialer Sicherheit, die Urbanisierung und die
Verringerung der Kluft zwischen Stadt und Land, die Bekämpfung der Korruption
sowie die Privatisierung und die Steigerung der Effizienz staatlicher
Unternehmen. Ziel ist, der gegenwärtig export- und investitions¬abhängigen
Volkswirtschaft zu mehr Binnen¬nachfrage zu verhelfen und die
Wettbewerbs¬fähigkeit durch eine stärkere Orientierung am freien Markt
nachhaltig zu stärken.
Qualitativ hochwertige Entwicklung statt Wachstum um jeden
Preis
Um die Binnenkonjunktur nachhaltig zu ver-bessern, müssen
die bestehenden Einkom-mensungleichheiten verringert werden. Mit der Intention,
eine »gemäßigt wohlhabende Gesellschaft« zu formen, sollen Wirtschafts-leistung
und Einkommen bis 2020 im Vergleich zu 2010 verdoppelt werden. Dieses
ehrgeizige Ziel kann nur mit einem jährlichen Wachstum von mindestens 6,5 %
erreicht werden. Daher wurden im neuesten Fünfjahresplan zahlreiche weitere
Reformprojekte formuliert. Im Mittel¬punkt des Entwicklungsplans stehen
Innova¬tion, die bessere Nutzung von Ressourcen und das Bestreben, ein
nachhaltigeres Umweltbe-wusstsein aufzubauen. Das neue Motto lau¬tet also nicht
mehr Wachstum um jeden Preis, sondern eine qualitativ hochwertige Entwick¬lung,
die ein zwar gemäßigteres, dafür aber langfristig tragfähiges Wachstum
sicherstellt.
Neue Realität: Wachstumsraten von 7 %
Nach zwei Jahrzehnten zweistelligen Wachs¬tums rechnet die
chinesische Volkswirtschaft künftig nur noch mit Wachstumsraten um die 7 %. Wie
im Entwicklungsprozess aller großen Volkswirtschaften findet auch in China ein
Strukturwandel des Wirtschaftssystems statt: Als treibende Kraft hinter dem
Aufschwung wird die Industrie immer mehr vom Dienst¬leistungssektor abgelöst.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Liberalisierungs- und
Privatisierungsbestrebungen der Regierung wider.
Auch wenn die Wirtschaft als Ganzes durch¬aus davon
profitieren und widerstandsfähiger werden dürfte, erhalten einzelne
Unterneh¬men und Branchen eine besondere Förderung. Damit eröffnen sich
interessante Möglichkeiten für Anleger, die an den Reformbestrebungen Chinas
teilhaben könnten.
Am Expertenwissen partizipieren
Die Kenntnis der vielzähligen wirtschafts-politischen
Reformen und ihrer Auswirkun¬gen ermöglicht es, die aussichtsreichsten
Investments herauszufiltern. Die Analysten von North Square Blue Oak (NSBO)
sind aus-gewiesene Experten im Bereich »China Policy Research« und wurden
herangezogen, um die chinesische Wirtschaftspolitik zu analysie¬ren, diejenigen
Sektoren zu ermitteln, die an den Reformanstrengungen teilhaben dürften, und
daraus eine Auswahl Erfolg versprechen¬der chinesischer Unternehmen
zusammenzu¬stellen.
Im Mai 2013 wurde das Resultat der Analyse für interessierte
Anleger investierbar: durch Lancierung des »Vontobel China Policy
Performance-Index«, der vom Indexprovider Soleactive AG berechnet wird. Der
Index reflektiert die Wertentwicklung der im Rahmen der NSBO-Analyse
ausgewählten Aktien. Um Veränderungen des Marktes und den Fort-schritten der
Strukturreformen Rechnung zu tragen, wird die Analyse halbjährlich
aktuali¬siert und der Index wird entsprechend ange¬passt. Aus
Diversifikationsgründen sind min¬destens vier verschiedene Sektoren im Index
enthalten. Für eine Aufnahme in den Index müssen weitere qualitative und
quantitative Kriterien erfüllt sein.
Anhand des neusten NSBO-Research-Berichts wurde beim
halbjährlichen Rebalancing am 12.11.2015 die Zusammensetzung des Index
angepasst. Dabei wurde aufgrund bereits erfolgreich durchgeführter
Reformmaßnah¬men der Bankensektor aus dem Index her-ausgenommen und der
Schwerpunkt wurde auf die nachfolgend näher erläuterten Sekto¬ren verlagert.
Immobilien
Wegen der lockeren Geldpolitik, der Refor¬men im
Finanzsektor und der besseren Ver¬fügbarkeit von Krediten zum Kauf von
Wohn¬eigentum bleibt der Immobiliensektor einer der großen Gewinner der
Reformen. Nach dem Überangebot im vergangenen Jahr und dem damit einhergehenden
Preisverfall konn¬ten sich die Preise 2015 stabilisieren. Gemäß einer im
Oktober in 30 Städten durchge¬führten Umfrage stieg die Anzahl der
Haus¬verkäufe gegenüber 2014 um 21 %. Um die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in
klei¬neren Städten zu fördern, wurden nicht nur die Auflagen für den
Wohneigentumserwerb abgebaut, sondern der »Nachfrage-Anreiz« umfasst auch die
Förderung der Hypotheken¬vergabe durch vorteilhafte Konditionen und die
Vereinfachung des Vergabeprozesses. Große Projektentwickler nutzen die gute
Liquidität und die steigende Nachfrage zur Wiederaufnahme der Bautätigkeit.
Versicherungen
Aufgrund des demografischen Wandels ist die Entwicklung des
Versicherungssektors ein langfristiges Reformbestreben. Die bessere
Verfügbarkeit von Investmentalternativen ermöglichte es den Versicherern
bereits, trotz des Börsencrashs ihre Renditen zu steigern und Produkte mit
attraktiveren Konditionen anzu-bieten. Hinzu kommen steuerliche Anreize für den
Abschluss privater Krankenversicherun¬gen, die nahelegen, dass bald auch
Renten-versicherungen steuerlich begünstigt werden könnten. Mit einem
Prämienwachstum von 41 % gegenüber 2014 sind Krankenversiche¬rungen bereits
seit 2012 der am schnellsten wachsende Versicherungsbereich.
Gesundheit
Während die Staatsausgaben für Gesund¬heit und die Förderung
von Forschung und Entwicklung bereits erhöht wurden, dürften der zunehmende
Wohlstand und die stei¬gende Anzahl versicherter Personen zu einem zusätzlichen
Anstieg der Gesundheitsausgaben führen. Um die Effizienz zu verbessern, ist für
2016 eine Reform des Gesundheitssystems und der Preissetzung für Medikamente
geplantin der Folge ist mit einer substanziellen Konsolidierung der Branche zu
rechnen, was interessante Investmentperspektiven eröffnet. Aus diesen Gründen
wurden bei der aktuells¬ten Anpassung weitere Pharmaunternehmen in den Index
aufgenommen.
Telekommunikation und Zubehör
Die Stoßkraft und die Nachhaltigkeit des strukturellen
Wandels will China durch Inno¬vation und Entwicklung aufrechterhalten. Dafür
ist eine fortschreitende Vernetzung und Informationsverbreitung von hoher
Bedeu¬tung. Zu diesem Zweck fördert die Regierung den Ausbau der Breitband- und
4G-Netze, die hohe Investitionskosten der Netzbetreiber erfordern. Durch die
gemeinsame Nutzung von Sendemasten und die staatliche Förde¬rung dürften sich
die Kosten der Netzanbie¬ter im kommenden Jahr reduzieren. Auf der Ertragsseite
hat sich die Zahl der Abonnen¬ten rasant entwickelt: Während das von der
Regierung anvisierte Ziel von 200 Millionen Nutzern bis Jahresende zunächst
ambitioniert erschien, belief sich deren Anzahl bereits im September auf 302
Millionen. Damit beträgt der Anteil der 4G-Nutzer an der Gesamtzahl der
Abonnenten 23,3 %. Wenn man diese Zahl mit dem Marktanteil von rund 40 % in den
USA vergleicht, wird das noch beste-hende Wachstumspotenzial offensichtlich.
Die durch den Kundenzuwachs erzielten Gewinne könnten folglich zum weiteren
Ausbau und zur Diversifizierung des Geschäftsfeldes ver¬wendet werden. Auf der
anderen Seite gera¬ten die Betreiber zunehmend unter Druck, die Gewinne in Form
von Dividenden auszu¬schütten. Da beim Wechsel von 2G auf 4G meist auch das
Zubehör ausgetauscht werden muss, profitieren auch die Produzenten von
Telekommunikationszubehör vom Ausbau der Netze. Daraus ergibt sich die Aufnahme
wei¬terer Telekommunikationsfirmen in den China Policy Index.
Urbanisierung und saubere Energien
Zu den Grundbausteinen der Infrastruktur gehören Wasser und
Energie. Dementspre¬chend stehen diese ebenfalls im Fokus der Strukturmaßnahmen
und verzeichnen ein starkes Wachstum. Zuletzt wurden in beiden Bereichen
Preisreformen durchgeführt. Ziel der neu implementierten gestaffelten
Preis-systeme ist, die Knappheit der Ressourcen aufzuzeigen und Anreize für
eine effiziente Nutzung zu schaffen. Beispielsweise wurden
die Gebühren für die Wassernutzung gegen¬über 2011 um
durchschnittlich 36 % angeho¬ben. Zusätzlich wird der Bau von
Wasserre¬servoiren staatlich begünstigt und durch die Vereinfachung der
Vorschriften für private Investoren attraktiver ausgestaltet. Die Refor¬men
zeigen bereits Wirkung: Von Januar bis September dieses Jahres sind die
staatlichen Investitionen gegenüber dem Vergleichszeit¬raum 2014 um 20 %
gestiegen und die pri¬vaten Investitionen sogar um 30 %. Preis¬anpassungen
dienen dazu, den Markt für private Unternehmen zu öffnen und somit das
Gasangebot zu erweitern. Die konkurrenz¬fähigere Preisfindung sollte zu einer
steigen¬den Nachfrage führen, von der vor allem die städtischen GasDetreiber
profitieren werden.
Die für 2020 angestrebten Energiekapazitä¬ten implizieren,
dass sich der momentan lang¬sam fortschreitende Bau von Kernkraftwerken in den
nächsten Jahren massiv beschleuni¬gen müsste. Im Inland wurde er wegen des
Unglücks in Fukushima von 2011 vorerst ausgesetzt, doch es wird erwartet, dass
die¬ser Baustopp bald aufgehoben wird. Bereits
Basiswert
WKN / ISIN Handelswährung Emissionstag /Valuta Laufzeit
Börse
Managementgebühr Aktueller Briefkurs*"
Shopping Area in Shanghai, China.
zehn Provinzen haben begonnen, Kraftwerke zu planen und im
September lagen insgesamt 31 Studien zur Durchführbarkeit von
Inlands-kraftwerken vor.
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