Montag, 18. Januar 2016

Chinas Politik: mehr Markt, weniger Staat


Chinas Politik: mehr Markt, weniger Staat

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/chyY9CGkW00

Der Amtsantritt von Präsident Xi Jinping markierte vor drei Jahren einen historischen Führungswechsel. Die neue Regierung Chinas hat erkannt, dass alte Strukturen aufgebrochen werden müssen.

Für eine langfristig tragfähige Volkswirtschaft ist eine Liberalisierung des Systems unumgänglich.

 

Aus diesem Grund wurde 2013 ein umfas¬sendes Reformprogramm aufgesetzt, das bis 2020 realisiert werden soll. Im Fokus stehen der Ausbau des noch immer grobmaschigen Netzes sozialer Sicherheit, die Urbanisierung und die Verringerung der Kluft zwischen Stadt und Land, die Bekämpfung der Korruption sowie die Privatisierung und die Steigerung der Effizienz staatlicher Unternehmen. Ziel ist, der gegenwärtig export- und investitions¬abhängigen Volkswirtschaft zu mehr Binnen¬nachfrage zu verhelfen und die Wettbewerbs¬fähigkeit durch eine stärkere Orientierung am freien Markt nachhaltig zu stärken.

Qualitativ hochwertige Entwicklung statt Wachstum um jeden Preis

Um die Binnenkonjunktur nachhaltig zu ver-bessern, müssen die bestehenden Einkom-mensungleichheiten verringert werden. Mit der Intention, eine »gemäßigt wohlhabende Gesellschaft« zu formen, sollen Wirtschafts-leistung und Einkommen bis 2020 im Vergleich zu 2010 verdoppelt werden. Dieses ehrgeizige Ziel kann nur mit einem jährlichen Wachstum von mindestens 6,5 % erreicht werden. Daher wurden im neuesten Fünfjahresplan zahlreiche weitere Reformprojekte formuliert. Im Mittel¬punkt des Entwicklungsplans stehen Innova¬tion, die bessere Nutzung von Ressourcen und das Bestreben, ein nachhaltigeres Umweltbe-wusstsein aufzubauen. Das neue Motto lau¬tet also nicht mehr Wachstum um jeden Preis, sondern eine qualitativ hochwertige Entwick¬lung, die ein zwar gemäßigteres, dafür aber langfristig tragfähiges Wachstum sicherstellt.

Neue Realität: Wachstumsraten von 7 %

Nach zwei Jahrzehnten zweistelligen Wachs¬tums rechnet die chinesische Volkswirtschaft künftig nur noch mit Wachstumsraten um die 7 %. Wie im Entwicklungsprozess aller großen Volkswirtschaften findet auch in China ein Strukturwandel des Wirtschaftssystems statt: Als treibende Kraft hinter dem Aufschwung wird die Industrie immer mehr vom Dienst¬leistungssektor abgelöst. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Liberalisierungs- und Privatisierungsbestrebungen der Regierung wider.

 

Auch wenn die Wirtschaft als Ganzes durch¬aus davon profitieren und widerstandsfähiger werden dürfte, erhalten einzelne Unterneh¬men und Branchen eine besondere Förderung. Damit eröffnen sich interessante Möglichkeiten für Anleger, die an den Reformbestrebungen Chinas teilhaben könnten.

Am Expertenwissen partizipieren

Die Kenntnis der vielzähligen wirtschafts-politischen Reformen und ihrer Auswirkun¬gen ermöglicht es, die aussichtsreichsten Investments herauszufiltern. Die Analysten von North Square Blue Oak (NSBO) sind aus-gewiesene Experten im Bereich »China Policy Research« und wurden herangezogen, um die chinesische Wirtschaftspolitik zu analysie¬ren, diejenigen Sektoren zu ermitteln, die an den Reformanstrengungen teilhaben dürften, und daraus eine Auswahl Erfolg versprechen¬der chinesischer Unternehmen zusammenzu¬stellen.

Im Mai 2013 wurde das Resultat der Analyse für interessierte Anleger investierbar: durch Lancierung des »Vontobel China Policy Performance-Index«, der vom Indexprovider Soleactive AG berechnet wird. Der Index reflektiert die Wertentwicklung der im Rahmen der NSBO-Analyse ausgewählten Aktien. Um Veränderungen des Marktes und den Fort-schritten der Strukturreformen Rechnung zu tragen, wird die Analyse halbjährlich aktuali¬siert und der Index wird entsprechend ange¬passt. Aus Diversifikationsgründen sind min¬destens vier verschiedene Sektoren im Index enthalten. Für eine Aufnahme in den Index müssen weitere qualitative und quantitative Kriterien erfüllt sein.

Anhand des neusten NSBO-Research-Berichts wurde beim halbjährlichen Rebalancing am 12.11.2015 die Zusammensetzung des Index angepasst. Dabei wurde aufgrund bereits erfolgreich durchgeführter Reformmaßnah¬men der Bankensektor aus dem Index her-ausgenommen und der Schwerpunkt wurde auf die nachfolgend näher erläuterten Sekto¬ren verlagert.

 

Immobilien

Wegen der lockeren Geldpolitik, der Refor¬men im Finanzsektor und der besseren Ver¬fügbarkeit von Krediten zum Kauf von Wohn¬eigentum bleibt der Immobiliensektor einer der großen Gewinner der Reformen. Nach dem Überangebot im vergangenen Jahr und dem damit einhergehenden Preisverfall konn¬ten sich die Preise 2015 stabilisieren. Gemäß einer im Oktober in 30 Städten durchge¬führten Umfrage stieg die Anzahl der Haus¬verkäufe gegenüber 2014 um 21 %. Um die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt in klei¬neren Städten zu fördern, wurden nicht nur die Auflagen für den Wohneigentumserwerb abgebaut, sondern der »Nachfrage-Anreiz« umfasst auch die Förderung der Hypotheken¬vergabe durch vorteilhafte Konditionen und die Vereinfachung des Vergabeprozesses. Große Projektentwickler nutzen die gute Liquidität und die steigende Nachfrage zur Wiederaufnahme der Bautätigkeit.

Versicherungen

Aufgrund des demografischen Wandels ist die Entwicklung des Versicherungssektors ein langfristiges Reformbestreben. Die bessere Verfügbarkeit von Investmentalternativen ermöglichte es den Versicherern bereits, trotz des Börsencrashs ihre Renditen zu steigern und Produkte mit attraktiveren Konditionen anzu-bieten. Hinzu kommen steuerliche Anreize für den Abschluss privater Krankenversicherun¬gen, die nahelegen, dass bald auch Renten-versicherungen steuerlich begünstigt werden könnten. Mit einem Prämienwachstum von 41 % gegenüber 2014 sind Krankenversiche¬rungen bereits seit 2012 der am schnellsten wachsende Versicherungsbereich.

Gesundheit

Während die Staatsausgaben für Gesund¬heit und die Förderung von Forschung und Entwicklung bereits erhöht wurden, dürften der zunehmende Wohlstand und die stei¬gende Anzahl versicherter Personen zu einem zusätzlichen Anstieg der Gesundheitsausgaben führen. Um die Effizienz zu verbessern, ist für 2016 eine Reform des Gesundheitssystems und der Preissetzung für Medikamente geplantin der Folge ist mit einer substanziellen Konsolidierung der Branche zu rechnen, was interessante Investmentperspektiven eröffnet. Aus diesen Gründen wurden bei der aktuells¬ten Anpassung weitere Pharmaunternehmen in den Index aufgenommen.

Telekommunikation und Zubehör

Die Stoßkraft und die Nachhaltigkeit des strukturellen Wandels will China durch Inno¬vation und Entwicklung aufrechterhalten. Dafür ist eine fortschreitende Vernetzung und Informationsverbreitung von hoher Bedeu¬tung. Zu diesem Zweck fördert die Regierung den Ausbau der Breitband- und 4G-Netze, die hohe Investitionskosten der Netzbetreiber erfordern. Durch die gemeinsame Nutzung von Sendemasten und die staatliche Förde¬rung dürften sich die Kosten der Netzanbie¬ter im kommenden Jahr reduzieren. Auf der Ertragsseite hat sich die Zahl der Abonnen¬ten rasant entwickelt: Während das von der Regierung anvisierte Ziel von 200 Millionen Nutzern bis Jahresende zunächst ambitioniert erschien, belief sich deren Anzahl bereits im September auf 302 Millionen. Damit beträgt der Anteil der 4G-Nutzer an der Gesamtzahl der Abonnenten 23,3 %. Wenn man diese Zahl mit dem Marktanteil von rund 40 % in den USA vergleicht, wird das noch beste-hende Wachstumspotenzial offensichtlich. Die durch den Kundenzuwachs erzielten Gewinne könnten folglich zum weiteren Ausbau und zur Diversifizierung des Geschäftsfeldes ver¬wendet werden. Auf der anderen Seite gera¬ten die Betreiber zunehmend unter Druck, die Gewinne in Form von Dividenden auszu¬schütten. Da beim Wechsel von 2G auf 4G meist auch das Zubehör ausgetauscht werden muss, profitieren auch die Produzenten von Telekommunikationszubehör vom Ausbau der Netze. Daraus ergibt sich die Aufnahme wei¬terer Telekommunikationsfirmen in den China Policy Index.

Urbanisierung und saubere Energien

Zu den Grundbausteinen der Infrastruktur gehören Wasser und Energie. Dementspre¬chend stehen diese ebenfalls im Fokus der Strukturmaßnahmen und verzeichnen ein starkes Wachstum. Zuletzt wurden in beiden Bereichen Preisreformen durchgeführt. Ziel der neu implementierten gestaffelten Preis-systeme ist, die Knappheit der Ressourcen aufzuzeigen und Anreize für eine effiziente Nutzung zu schaffen. Beispielsweise wurden

 

die Gebühren für die Wassernutzung gegen¬über 2011 um durchschnittlich 36 % angeho¬ben. Zusätzlich wird der Bau von Wasserre¬servoiren staatlich begünstigt und durch die Vereinfachung der Vorschriften für private Investoren attraktiver ausgestaltet. Die Refor¬men zeigen bereits Wirkung: Von Januar bis September dieses Jahres sind die staatlichen Investitionen gegenüber dem Vergleichszeit¬raum 2014 um 20 % gestiegen und die pri¬vaten Investitionen sogar um 30 %. Preis¬anpassungen dienen dazu, den Markt für private Unternehmen zu öffnen und somit das Gasangebot zu erweitern. Die konkurrenz¬fähigere Preisfindung sollte zu einer steigen¬den Nachfrage führen, von der vor allem die städtischen GasDetreiber profitieren werden.

Die für 2020 angestrebten Energiekapazitä¬ten implizieren, dass sich der momentan lang¬sam fortschreitende Bau von Kernkraftwerken in den nächsten Jahren massiv beschleuni¬gen müsste. Im Inland wurde er wegen des Unglücks in Fukushima von 2011 vorerst ausgesetzt, doch es wird erwartet, dass die¬ser Baustopp bald aufgehoben wird. Bereits

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Managementgebühr Aktueller Briefkurs*"

 

 

Shopping Area in Shanghai, China.

zehn Provinzen haben begonnen, Kraftwerke zu planen und im September lagen insgesamt 31 Studien zur Durchführbarkeit von Inlands-kraftwerken vor.

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