William Harvey 1578-1657
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/_hQe-47gDGs
William Harvey (* 1. April 1578 in Folkestone (Grafschaft
Kent, England); † 3. Juni 1657 in Hampstead (Camden, England)) war ein
englischer Arzt und Anatom und mit der Entdeckung des Blutkreislaufs im
Abendland der Wegbereiter der modernen Physiologie.
William Harvey wurde als ältestes von neun Kindern des
Kaufmanns Thomas Harvey und seiner Ehefrau Joan in Folkestone geboren. Er
lernte in Canterbury klassische Sprachen und studierte zunächst an der
Universität von Cambridge. Dieses Studium beendete er 1597 mit dem Bachelor of
Arts. In der Folge studierte er bis 1602 Medizin an der Universität von Padua
in Italien, der renommiertesten medizinischen Fakultät jener Zeit. Dort hatte
der angesehene Chirurg und Anatom Hieronymus Fabricius zwar die Venenklappen
entdeckt, ihre Bedeutung jedoch noch nicht verstanden, da nach den damals
gültigen Auffassungen Galens ein Kreislauf des Blutes nicht vorstellbar war. Vielmehr
war man seit 14 Jahrhunderten der Meinung, das Blut werde laufend in der Leber
produziert und durch Kontraktion der Arterien in Bewegung versetzt.
Späteres Leben
Mit diesen Eindrücken kehrte Harvey zwei Jahre später zurück
nach England. In London eröffnete er eine Praxis und heiratete Elizabeth
Browne, die Tochter des Leibarztes von Königin Elisabeth I. 1607 wurde Harvey
Mitglied des Royal College of Physicians, 1608 an den Hof von König James I.
berufen, und nach dessen Tod 1625 auch Leibarzt von dessen Nachfolger Charles
I., mit dem er befreundet war und der seine Forschungen großzügig unterstützte.
1628 veröffentlichte er sein 72seitiges Werk Exercitatio Anatomica de Motu
Cordis et Sanguinis in Animalibus oder kurz De Motu Cordis (Anatomische Studien
über die Bewegung des Herzens und des Blutes), was ihm zu Ansehen in ganz
Europa verhalf, ihm andererseits auch harte Kritik der Anhänger Galens
einbrachte, auf die er 1649 mit der Veröffentlichung seiner detaillierten
Antworten reagierte. Das große Rätsel, wie das Blut aus den Arterien in die
Venen komme, konnte allerdings erst nach der Erfindung des Mikroskops der
italienische Anatom Marcello Malpighi mit seiner Entdeckung der Kapillaren
lösen.
Im Alter von 79 Jahren erlag Harvey den Folgen eines Schlaganfalles.
Schriften
Fast alle seiner Handschriften sind entweder während des
Bürgerkriegs oder aber bei dem großen Brand in London (1666) untergegangen.
Was William Harvey von seinen forschenden Zeitgenossen
unterschied, war seine klare Trennung von Hypothesen und Fakten. Ergebnisse
seiner Forschungen akzeptierte er erst, wenn sie auch in Kontrollversuchen
bestätigt wurden. Er war somit der erste, der wissenschaftliche Methoden auf
dem Gebiet der Biologie und Medizin einführte, und kann somit als der Begründer
der neuzeitlichen Medizin und Physiologie betrachtet werden. Seine Berechnung
der Pumpleistung des Herzens ist die erste bedeutende Anwendung der Mathematik
auf die Biologie. Harveys neue Erkenntnisse eröffneten auch den philosophischen
Kampf zwischen Vitalisten und Mechanisten, der sich bis in die heutige Zeit
zieht. Bedeutsam war auch seine Tätigkeit am Royal College of Physicians, wo er
seit 1615 Vorlesungen hielt, Sektionen sowie anatomische Demonstrationen
durchführte, seine Thesen über den Blutkreislauf seit etwa 1618 vertrat und
sich damit vor der Veröffentlichung seiner Ansichten der Kritik stellte.
Mit seiner 1651 veröffentlichten Arbeit Exercitationes de
Generatione Animalium (Übungen über die Erzeugung der Tiere) lieferte Harvey
bedeutende Beiträge zur Embryologie.[1] Er war der erste, der nicht nur
aufeinanderfolgende Entwicklungsstadien beschrieb, sondern eine dynamische
Betrachtungsweise einnahm. Im Widerspruch zu der damals allgemein anerkannten
Präformationslehre stellte er dar, wie die verschiedenen Organe aus
undifferenzierter Substanz hervorgehen (Epigenese). In der Tradition des
griechischen Philosophen Aristoteles nahm er dabei ein formbildendes Prinzip
an, das er als einen „göttlichen Architekten“ bezeichnete. Mit diesen Anschauungen
war er zu seiner Zeit ein Außenseiter; der von ihm vertretene epigenetische
Ansatz konnte sich,
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