James Watt 1736-1819
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/-IHLbp0G-yw
James Watt [d͡ʒe̯ɪmz wɔt] (* 19. Januarjul./ 30. Januar
1736greg. in Greenock; † 25. August 1819[1] in seinem Haus in Heathfield,
Staffordshire) war ein schottischer Erfinder. Seine einflussreichste Erfindung
war die Verbesserung des Wirkungsgrades von Dampfmaschinen durch Verlagerung
des Kondensationsprozesses aus dem Zylinder in einen separaten Kondensator.
Watt selbst hielt das von ihm entworfene Gestänge, das Wattsche Parallelogramm,
für seine größte Erfindung. Er stattete seine Dampfmaschinen mit den vom
Windmühlenbau bekannten Fliehkraftreglern zur Konstanthaltung der Drehzahl bei
Belastungsschwankungen aus.
James Watt wurde als Sohn armer, aber sehr gebildeter Eltern
geboren. Sein Vater war Zimmermann und Konstrukteur von nautischen Geräten, Watts
Großvater war national-schottisch eingestellter Mathematiklehrer gewesen. James
war ein kränkliches Kind, das unter anderem unter chronischen Kopfschmerzen
litt. Die Eltern unterrichteten ihn deshalb teilweise selbst. Schon als Junge
experimentierte er gern und soll die Funktionsweise von jedem Gegenstand, den
er in die Finger bekam, erforscht haben. Darüber hinaus war Watt ein eifriger
Sammler von Pflanzen und Steinen, las alles, was es zu lesen gab, und erfand
selber Geschichten.
Für ein Medizinstudium, für welches Watt sich interessierte,
waren seine Eltern jedoch zu arm. Deshalb begann Watt in London eine
inoffizielle Mechanikerlehre, nachdem er im schottischen Glasgow keinen
Lehrherrn finden konnte. Da diese ihm jedoch schon bald nichts Neues mehr zu
bieten hatte, brach er sie vor Ablauf der vorgeschriebenen sieben Jahre ab.
Eine eigene Werkstatt konnte er wegen der nicht abgeschlossenen Ausbildung
nicht eröffnen, da die Glasgower Zünfte Einspruch erhoben. Watt erhielt 1757
eine Stelle als Instrumentenmacher an der Universität von Glasgow. Dort
fertigte und reparierte er für die Universität Instrumente wie Kompasse und
Quadranten. Sein Einraum-Labor, das er nach einem Jahr um einen zweiten – zur
Straße gelegenen – Raum mit Schaufenstern erweiterte, entwickelte sich schon
bald zum Treffpunkt von Dozenten und Studenten. Watt fand an der Universität
viele Freunde, obwohl er „nur“ ein Handwerker war. Unter anderem war er mit dem
Ökonomen Adam Smith befreundet. Er wurde von seinen Zeitgenossen als außerordentlich
bescheiden und liebenswürdig beschrieben.
1760 heiratete Watt seine Cousine und Jugendliebe, die 1736
geborene Margaret Miller. Margaret Watt starb 1773 bei der Geburt des sechsten
Kindes. Von ihren gemeinsamen Kindern überlebte nur der 1769 geborene Sohn
James. 1775 heiratete Watt Anne Macgregor.[2]
Fortentwicklung der Dampfmaschine
Original-Kondensator von Watt
Schematische Darstellung der von James Watt benutzten
Apparatur zum Austesten seiner Ideen zur Effizienzsteigerung von Dampfmaschinen
Nachbau einer Wattschen Niederdruckdampfmaschine (Freiberg).
Watts Werkstatt (Science Museum London).
1764 erhielt Watt als Universitätsmechaniker den Auftrag,
das nur schlecht funktionierende Modell einer Dampfmaschine nach der Bauart von
Thomas Newcomen zu reparieren. Watt erkannte, dass das Problem im ungünstigen
Wärmehaushalt der Grundkonstruktion begründet war. Ein Großteil des
einströmenden Wasserdampfes wurde dabei verbraucht, die Zylinderwandung auf
über 100 °C aufzuheizen. Beim Modell trat dieser Sachverhalt aufgrund des
unterschiedlichen Verhältnisses von Zylinderoberfläche und -volumen deutlicher
zutage als bei den Originalmaschinen. Watt beschloss, die Maschine – basierend
auf Vorarbeiten von Denis Papin – zu verbessern. Er lernte neben Französisch
und Italienisch auch Deutsch, um deutsche Schriften zur Wärmetheorie zu lesen.
Um das fortwährende, wechselweise Aufheizen und Abkühlen des Zylinders zu
vermeiden, verlegte er die notwendige Kondensation des Wasserdampfes in einen
separaten Behälter, den Kondensator. Zusätzlich ließ er den Zylinder von außen
in der sogenannten 'Steam Jacket' (deutsch etwa: Dampfjacke) mit Dampf
umspülen, um die Wärmeverluste im Zylinder zu verringern. Diese Dampfumspülung
isolierte er nach außen mit senkrecht angebrachten Holzbrettern. Erst
wesentlich später konstruierte er den Zylinder auf Doppelwirkung um: Während bei
den Vorgängermaschinen der Kolben durch den atmosphärischen Luftdruck nach
unten sank, wurde der Vorgang nun durch Dampfkraft unterstützt. Für diese
scheinbar kleine Änderung musste der Zylinderdeckel an der Kolbenstange
abgedichtet werden und das kraftübertragende Gestänge vollkommen neu
konstruiert werden. Watt erfand hierfür das Wattsche Parallelogramm, dessen
Bedeutung er noch über der des separaten Kondensators sah.
Watt gab seine Stelle an der Universität Glasgow auf, um
sich stärker der Weiterentwicklung der Dampfmaschine zu widmen. Obwohl er
nebenbei als Feldvermesser arbeitete, häufte er in den folgenden Jahren
Schulden an. Auch war er häufig krank. Erst 1769 fand er in dem
Eisenfabrikanten John Roebuck (1718–1794) einen Finanzier und erhielt am 5.
Januar 1769 das englische Patent Nr. 913.[3] Watts Verbesserungen ermöglichten
gegenüber der von John Smeaton optimierten Newcomen-Dampfmaschine eine
Ersparnis an Steinkohle von über 60 Prozent.
Es gelang zunächst nicht, einen dampfdichten Zylinder herzustellen.
Über den Versuchen ging sein Förderer John Roebuck pleite. Der Industriebaron
Matthew Boulton erklärte sich bereit, Roebucks Nachlass zu übernehmen, wenn er
die Verlängerung des Patentes um 25 Jahre bis zum Jahr 1800 erreichen könne.
Nach erfolgreicher Lobbyarbeit wurde die Firma Boulton & Watt für die Dauer
der Gültigkeit des Patents gegründet. Boulton sicherte sich für seinen Anteil
2/3 der Einnahmen zu. Die erste einsatzfähige Dampfmaschine nach dem Wattschen
Prinzip wurde 1776 in der Fabrik von John Wilkinson installiert. Wilkinsons
Firma war es gelungen, einen Zylinder aus Eisen in der erforderlichen Qualität
zu fertigen: Er nutzte ein von ihm entwickeltes und patentiertes Verfahren zum
Bohren von Kanonen in Eisen, bei dem der Bohrmeißel fixiert wird und sich das
Werkstück um diesen dreht. In der Folge stellten 'Boulton & Watt' in Soho
bei Birmingham wichtige Teile wie Kondensator und Luftpumpe her, zusammengebaut
wurden die Dampfmaschinen erst beim Kunden. Wilkinson lieferte die Zylinder direkt
an den Aufstellungsort und weitere benötigte Materialien wurden vor Ort
dazugekauft und angepasst. Es ist eine Besonderheit, dass 'Boulton & Watt'
die Dampfmaschinen anfangs nicht verkaufte, sondern über die Patentlaufzeit
verleaste. Als Nutzungsentgelt verlangten sie ein Drittel der gegenüber der
optimierten Newcomen-Dampfmaschine gesparten Brennstoffkosten. Zu dessen
besseren Berechnung konstruierte Watt eigens einen manipulationssicheren Zähler
für die Kolbenbewegungen.
1781 wandelte Watt den Kolbenhub mittels eines
Schubkurbelgetriebes in eine Drehbewegung um. 1782 konstruierte er eine
Dampfmaschine, bei der der Kolben von beiden Seiten durch Dampf bewegt wird.
Damit hatte James Watt nun eine Dampfmaschine entwickelt, bei der die komplette
Arbeit vom Dampf geleistet wurde, und nicht mehr ein Teil der Arbeit vom
relativ niedrigen natürlichen Luftdruck. Auf diese Weise wurden wesentlich
stärkere Maschinen möglich. Bei dieser Dampfmaschine drückt der Kolben den
Balancier nach oben und zieht ihn nach unten. Damit diese in zwei Richtungen
wirkenden Kräfte übertragen werden konnten, wurde statt einer Kette eine
Kolbenstange benutzt. Zur linearen Führung der Kolbenstange am pendelnden
Balancier erfand Watt 1784 das Wattsche Parallelogramm, das er selbst als seine
größte Erfindung ansah.
Seit 1788 stattete er seine Dampfmaschinen mit den bereits
erfolgreich in Windmühlen benutzten Fliehkraftreglern zur Regelung der
Drehgeschwindigkeit der Antriebsachse unter Belastungsschwankungen aus.
Außerdem führte er die Pferdestärke (PS) als Maßeinheit für die Leistung ein.
Die Dampfmaschinen von Watt erreichten schließlich einen
Wirkungsgrad von 3 %, das dreifache der optimierten Newcomen-Dampfmaschinen.
Der Bau einer Hochdruckdampfmaschine verzögerte sich wegen Watts Angst vor
Explosionen und seinem bis zum Jahr 1800 verlängerten Patent über die
Dampfkondensation außerhalb des Zylinders. Als Richard Trevithick (1771–1833)
im Jahre 1804 eine auf Rädern und Schienen fahrende Hochdruckdampfmaschine
konstruierte und mit fünffachem Atmosphärendruck betrieb, wünschte Watt ihm ob
des Leichtsinns den Strick um den Hals.
Watt und Boulton behinderten während der Zeit, in der die
Watt verliehenen Patente Gültigkeit hatten, erfolgreich die Weiterentwicklung
der Dampfmaschine durch konkurrierende Ingenieure. So verklagten sie Jonathan
Hornblower, dessen Verbunddampfmaschine einen höheren Wirkungsgrad möglich
machte, wegen Patentverletzung und konnten so deren Weiterentwicklung
stoppen.[4]
James Watt (1806)
Lebensabend und Tod
Watt stieg im Jahre 1800 aus seinem Unternehmen aus und
übergab seine Anteile an seine Söhne James und Gregory. Er selbst zog sich in
sein Haus Heathfield in Handsworth, Birmingham, zurück, wo er an diversen
weiteren Erfindungen arbeitete, darunter Dingen, die eher dem Zeitvertreib als
dem ernsthaften technischen Einsatz dienten. Er lebte äußerst gesellig und
seine Gäste schwärmten, dass man sich mit ihm über alle Themen unterhalten
könne. Der schottische Nationaldichter Walter Scott äußerte sich einmal
erleichtert darüber, dass Watt Ingenieur geworden war. Dessen Talent zum
Geschichtenerzählen hätte ihm sonst ernsthaft Konkurrenz gemacht.
Am 25. August 1819 starb Watt. Er wurde in der St. Mary’s
Church in Handsworth bei Birmingham beigesetzt.
In der Westminster Abbey wurde ihm ein Ehrenmal (Kenotaph)
errichtet, das folgende fast hymnische Inschrift[5] trägt:
„Nicht um einen
Namen zu verewigen, welcher so lange währen muss, als die Künste des Friedens
blühen werden, sondern um zu zeigen, dass die Menschen es verstehen, jene zu
ehren, welche ihre Dankbarkeit am meisten verdienen, haben der König, seine
Minister und viele Edelleute sowie andere Bürger des Königreichs dieses Denkmal
gesetzt dem James Watt welcher die Kraft eines schöpferischen, in
wissenschaftlichen Forschungen früh geübten Geistes auf die Verbesserung der
Dampfmaschine wandte, dadurch die Hilfsquellen seines Landes vermehrte, die
Kraft des Menschen vergrößerte, und sich zu einer hervorragenden Stellung erhob
unter den berühmtesten Männern der Wissenschaft und den wahren Wohltätern der
Welt.“
Ehrungen
James Watt Denkmal in Glasgow
Die SI-Einheit der Leistung wurde mit Watt benannt und
ersetzte das bisher verwendete, von ihm eingeführte PS.
Die britische Institution of Mechanical Engineers nannte
ihre höchste Auszeichnung die „James-Watt-Medaille“. Diese gilt heute als die
weltweit renommierteste Auszeichnung auf dem Gebiet des Maschinenbaus.
Außerdem wurde der Mondkrater Watt 1935 von der IAU nach ihm
benannt.
James Watt wurden unter anderem der Ehrendoktor der
Universität Glasgow verliehen. Er war korrespondierendes Mitglied der
französischen Akademie der Wissenschaften.
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