Mittwoch, 20. Januar 2016

Dominikanische Republik


Dominikanische Republik

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/UPJEvNxnUtI

Die Dominikamsc e Republik bietet mehr als Sand am Meer. Lange schlummerte das 500 Jahre alte koloniale Zentrum Santo Domingos im Dornröschenschlaf. Jetzt putzt es sich heraus: Bars, Galerien und viel Open-Air-Kultur beleben die älteste Stadt der Neuen Welt.

 

1> Wenn sich der Vorhang der Nacht über Santo Domingo senkt, schlägt die Stunde der Musiker. Mit den karibischen Rhythmen von Bachata und Merengue, mit dem Klang von Klassik und Jazz, Funk und House, erwacht die Stadt zu neuem Leben. Am Nachmittag, als sich die Hit¬ze in der Zona Colonial breitgemacht hatte, wa¬ren fast nur noch Tagestouristen in den histori¬schen Gassen unterwegs gewesen. Die Ein¬heimischen hatten sich lieber in von dicken Wänden kühl gehaltenen Häusern versteckt, de¬ren Fassaden nicht verraten, dass sich dahinter lauschige Innenhöfe mit schattigen Arkaden und plätschernden Springbrunnen verbergen. Jetzt aber, am milden Abend, treffen sich schein¬bar alle auf der Straße.

Unterhalb der Festung Ozama, die den gleich¬namigen Fluss bewacht, hat sich ein Jazzensem¬ble aufgebaut. Einmal in der Woche gibt es hier

 

ein kostenloses Open-Air-Konzert. Wer nach diesem inspirierenden Auftakt weiterschlendert, geht an brummenden Bars und Cafs vorbei und hört aus jedem zweiten Haus Musik. Im Spani¬schen Kulturzentrum tritt eine Sängerin auf, die wortreich eine verlorene Liebe beklagt. Auf der ganz in violettes Licht getauchten Bühne einer Bar glänzt ein junges Trio mit Gitarren und Cel¬lo. Nebenan beginnt ein DJ, seine Gäste auf eine lange Nacht einzustimmen Am meisten Betrieb herrscht allerdings vor den Ruinen des Klosters San Francisco. Hunderte von Menschen sind zu¬sammengekommen, um mitzuerleben, wie erst die Zylindertrommel Tambora erklingt und dann jemand mit dem Eisenbesen über das Schlagins-trument Güira reibt. Schließlich setzen Piano, Bass, Blechbläser und Saxofone ein. Jetzt gibt es kein Halten mehr: Alle tanzen verliebt ganz eng beieinander und mit erotischen Hüftbewe-

 

gungen. Wenn es ein Kulturgut gibt, das die ka¬ribische Lebensart der Dominikanischen Repub¬lik verkörpert, so ist es der Merengue.

Tanzen vor der Geschichte

Getanzt wird vor historischer Kulisse: Das Klos¬ter, von Franziskanermönchen 1508 erbaut, war das erste überhaupt in der Neuen Welt. Von hier aus nahm die Missionierung der Insel Hispanio¬la, die heute mit der Dominikanischen Republik im Osten und Haiti im Westen in zwei Länder geteilt ist, ihren Anfang. Von den ursprünglich drei miteinander verbundenen Kapellen des mehr als 500 Jahre alten Ensembles sind nur noch eini¬ge bröckelnde Mauern übrig geblieben, die sich dramatisch in den Himmel recken.

Das Kloster wurde einst von Seeräubern geplün¬dert und in Brand gesteckt und dann von einemErdbeben zerstört. Als der Wiederaufbau voll¬endet war, kam gleich das nächste Erdbeben. Die letzte Nutzung hatte es als Heilanstalt für seelisch Kranke, doch dann deckte ein Hurri¬kan das Dach ab. Es folgten viele Jahrzehnte des Verfalls, und nur gelegentlich fanden hier Kon¬zerte statt. Doch nun könnte das alte Kloster bald aus seinem Dornröschenschlaf erwachen: Das weitläufige Areal soll zu einem riesigen Kul¬turzentrum umgebaut werden. Bei einem Wett¬bewerb setzte sich Rafael Moneo gegen 42 Kon¬kurrenten aus aller Welt durch: Der spanische Stararchitekt, der bereits mit dem renommier¬ten Pritzker-Preis geehrt wurde, will die histori¬schen Kreuzgänge wieder errichten und Platz für mehrere Konzertsäle schaffen. Zwar haben Denkmalschützer ihre Bedenken angemeldet, doch die Position der Regierung ist klar: Mög¬lichst rasch soll hier neues Leben einziehen. Auch die übrige Altstadt verändert sich.

Die Modellstadt, deren Konzept überallhin exportiert wurde

Christoph Kolumbus hatte die Qual der Wahl: Schließlich war vor ihm ja noch kein anderer Entdecker hier gewesen, und er hatte gleich Dut¬zende von Inseln für die spanische Krone in Be¬sitz genommen. Der Seefahrer und sein Bruder Bartolomeo entschieden sich indes im Jahr 1498, die erste europäische Stadt der Neuen Welt ge-nau hier zu errichten an der Mündung des Flus¬ses Ozama: Santo Domingo war geboren. „517 Jahre später sieht die Zona Colonial auch heute noch aus wie ein Schachbrett: Alle Straßen des historischen Zentrums sind im rechten Winkel

Christoph Kolumbus, hier vor der Kathedrale von Santo Domingo, gründete mit seinem Bruder Bartolomeo 1498 die Stadt.

 

angeordnet. Die Häuser mussten aus Stein sein, nicht aus Holz - so wollte man Feuersbrünsten vorbeugen", erzählt Kin Sänchez, der über die Geschichte Santo Domingos so gut Bescheid weiß wie kaum ein anderer. Er ist auch für das offizielle Kulturprogramm des Quartiers zustän¬dig. „Havanna auf Kuba und San Juan auf Puerto Rico sind zwar bekannter für ihr koloniales Erbe, aber Santo Domingo war die Modellstadt, deren Konzept überallhin exportiert wurde."

Die meisten Touristen reisen zwar vor allem we¬gen Sonne, Sand und See in die Dominikanische Republik und nicht wegen des wilden Landesin¬neren. An der Nordküste rund um Puerto Plata liegen die klassischen All-Inclusive-Resorts. Die Hotelanlagen bei Punta Cana sind inzwischen meist deutlich exklusiver. Über eine neue Auto¬bahn ist man von hier aus in nur zwei Stunden in Santo Domingo. So kommen inzwischen mehr und mehr Tagesausflügler zum Shopping oder Sightseeing in die Hauptstadt.

Sie statten dem Palast des Vizekönigs einen Be¬such ab: Hier residierte einst Diego Kolumbus, der erste Sohn des berühmten Seefahrers. An¬derswo in der Karibik hadert man inzwischen mit dem Entdecker, weil dieser die Ureinwohner versklavte und dazu zwang, ihm das begehrte Gold zu liefern. In Santo Domingo wird Chris¬toph Kolumbus aber noch mit einem Standbild in Herrscherpose vor der imposanten Kathedra¬le geehrt. Ob seine Gebeine indes noch in der

Stadt sind, ist umstritten:

Zwar kann man in einem

 

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