Wahljahr in den USA
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/SKN_rdgVLr8
Im November 2016 wird in den USA ein neuer Präsident
gewählt. Doch wer ist besser für die Börse, Demokraten oder Republikaner?
Am 8. November 2016 wird in den USA ein neuer Präsident
gewählt. Der bisherige Amtsinhaber Barack Obama hätte wohl gute Chancen auf
eine Wiederwahl, doch laut Ver-fassung der USA darf ein Präsident nur maximal
zwei Amtszeiten regieren, danach ist ein neuer zu wählen. Mit dieser Bestimmung
soll Korruption und Machtkonzentra¬tion entgegengewirkt werden, ähnlich wie das
auch für den deutschen Bundespräsidenten gilt, auch dieser darf nur maximal
zwei Amtszeiten absolvieren.
Da in den USA faktisch ein Zwei-Parteien-System existiert,
Demokraten auf der einen, Republikaner auf der anderen Seite, werden sich die
US-Wähler im November zwischen zwei Kandidaten entscheiden können. Diese stehen
noch nicht fest, müssen von ihren Parteien erst noch in einem relativ
komplizierten Landesweiten Abstimmungswettbe-werb, den sogenannten Vorwahlen,
nominiert werden, doch aller Voraussicht nach werden es am Ende des Tages
Hillary Clinton bei den Demokraten und Donald Trump bei den Republikanern sein.
Clinton und Trump. Damit treten sich zwei durchaus
schillernde Persönlichkeiten gegenüber, die es gewohnt sind, im Lichte der
Öffentlichkeit zu stehen. Hillary Clin-ton, Ehefrau des Ex-Präsidenten Bill
Clinton, sitzt seit
vielen Jahren im US-Senat und war in der ersten Amtszeit von
Barack Obama Außenministerin. Donald Trump ist dagegen Politikneuling. Mit
Immobilienspekulationen und großen Bauprojekten hat Trump Milliarden verdient.
Er genießt in den USA deshalb Respekt und Ansehen. Aller-dings stoßen viele
seine Äußerungen selbst im „Land der unbegrenzten Polarisierung" auf
Ablehnung. So stellt er den durch Menschenhand ausgelösten Klimawandel in-frage
und vertrat nach den Anschlägen in Paris im No¬vember 2015 die Auffassung, dass
ein Lockeres Waffen¬gesetz in Frankreich geholfen hätte, die Opferzahl
gerin¬ger zu halten: „Hätten die Menschen Waffen getragen, wäre es anders
verlaufen." Wie tragfähig ist ein solcher Mensch als mächtigster Politiker
der Welt? Das fragen sich viele US-Bürger besorgt.
Andererseits vertritt Trump auch durchaus liberale
Posi-tionen, die bei den Republikanern eher ungern gesehen werden, wie etwa das
Recht auf Abtreibung und eine allgemeine Krankenversicherung. Insofern ist
Trump eher ein untypischer Vertreter der Republikaner.
Demokraten sind besser für die Börse. Und welchen
Präsidenten wünscht sich die Börse? Traditionell werden wohl Republikaner von
Investoren und Anlegern bevorzugt.
Sie gelten allgemein als wirtschaftsliberaler und weniger
regulierungsfreundlich. Doch wer meint, dass der US-Aktienmarkt deshalb in
Zeiten republikanischer Legisla-turperioden besser gelaufen wäre als in
demokratischen, der täuscht sich, und zwar extrem gewaltig. MÄRKTE &
ZERTIFIKATE hat die Präsidentschaftszeiten seit 1945 mit der prozentualen
Entwicklung des S&P 500 Index abgegli¬chen und kam zu einem überraschenden
Ergebnis: Hätte man für beide Lager - für Demokraten und Republikaner - einen
auf den 12. April 1945 (an diesem Tag begann die Amtszeit von Harry S. Truman,
dem ersten Präsidenten nach dem (fast) Ende des Zweiten Weltkriegs) auf 100
indexierten und an den S&P 500 ausgerichteten Index
aufgelegt und diesen jeweils nur zur Amtszeit der einen oder
anderen Partei laufen Lassen, so wäre der S&P 500 Index der Republikaner
von 100 auf 459 Prozentpunkte gestiegen, der Index der Demokraten wäre hingegen
von 100 auf über 3.000 Prozentpunkte geklettert.
Oder anders ausgedrückt: Hätte man am 12. April 1945 zwei
10.000-US-Dollar-Depots gestartet, das eine dabei nur zu Amtszeiten von
Demokraten, das andere nur zu Amtszeiten von Republikanern eins zu eins in den
S&P 500 Index investiert, dann wäre das Republikaner-Depot auf rund 46.000
US-Dollar gestiegen, das Demokraten-Depot würde heute hingegen bei 300.000
US-Dollar stehen. Wer hätte das gedacht?
Eisenhower profitierte von Truman. Die extreme
Outperformance des Demokraten-Depots beziehungswei¬se die Outperformance des
S&P 500 in Zeiten demokratischer Legislatur¬perioden resultiert vor allem
auch aus der guten Börsenentwicklung während der Amtszeit von Bill Clinton und
des amtierenden Barack Obama. Es fällt aber auch auf, dass der S&P 500 bei
allen Demokraten am Amts¬zeitende im Plus notierte, bei den Republikanern gab
es immerhin zwei Amtszeiten mit negativer Perfor¬mance. Aber auch unter
republikani¬scher Regentschaft gab es durchaus extrem starke Phasen, wie etwa
un¬ter Dwight D. Eisenhower und Ronald Reagan. Die Eisenhower-Ära dürfte dabei
vor allem vom sogenannten Marshallplan profitiert haben. Zur Erinnerung, der
Vorgänger von Eisenhower, der Demokrat Harry S. Truman, lancierte Ende der
1940er-Jahre das European Recovery Program (ERP), später dann auch als
„Marshallplan" bezeichnet, das Westeuropa, insbesondere Deutschland,
helfen sollte, wirtschaftlich und politisch wieder auf die Beine zu kommen. Der
Plan war eingebettet in ein politisches Gesamtpaket, die Truman-Doktrin, die
besagte, dass Nationen und Völkern geholfen werden muss, den Einfluss der
Sowjetunion zurückzudrän¬gen. „Der MarshallpLan hat entscheidend dazu
beigetragen, Westeuropa gegen den Ostblock und den Kommunismus zu
stabilisieren", so die Einschätzung von Werner Abelshauser,
INDEXMONITOR
Wirtschaftshistoriker an der Universität in Bielefeld. Der
Marshallplan führte auch zu kräftigen Wirtschaftswachs-tumsimpulsen in den USA,
was sich wiederum positiv auf den dortigen Aktienmarkt auswirkte.
Reagan bleibt umstritten. Reagan wiederum schaffte es durch
starke Fokussierung auf Angebotspolitik, Wirtschafts¬wachstum zu kreieren.
Zentrale Idee seiner Strategie, die oft auch als Reaganomics bezeichnet wird:
Radikale Steu¬ersenkungen führen zu so starkem Wirtschaftswachstum, dass unterm
Strich mehr Steuern eingenommen werden. Eine umstrittene Idee, die Reagan von
der ökonomischen Bewegung der Chicagoer Schule übernommen hat und eineReaktion
auf den bis dahin praktizierten und allgegenwärti-gen Keynesianismus
(Nachfragepolitik) darstellt. Doch bis heute wird darüber diskutiert, was
Reaganomics im Kern überhaupt ausmacht. So urteil die Süddeutsche Zeitung
kritisch: „Reagan betrieb massives deficit spending, Steuersenkungen und
Rüstungskäufe rissen Etatlücken groß wie der Grand Canyon." Wie auch immer
man Reaganomics beurteilt, zu Beginn der 1980er-Jahre funktionierte es. Nach
Jahren des Stillstands legte das Wirtschaftswachstum deutlich zu, über 16
Millionen Arbeitsplätze entstanden, die Börse haussierte. Eisenhower und Reagan
zeigen, dass auch Republikaner für extrem starke Börsenphasen stehen können.
Andererseits ist die Outperformance der Demokraten so groß, dass man die
traditionelle Meinung, Republikaner seien besser für den Aktienmarkt, wohl
endgültig ad acta legen sollte. Doch was ist dran an der demokratischen
Outperformance?
Demokraten überwinden Gräben. Vielleicht liegt das
Ge-heimnis gar nicht so sehr in einer möglichen größeren wirt-schaftlichen
Kompetenz der Demokraten, sondern vielmehr in einer
politisch-gesellschaftlichen. Demokratische US-Präsidenten waren in der
Vergangenheit öfter in der Lage, Konflikte und Differenzen friedlich
beizulegen: John F. Kenne¬dy etwa widerstand dem Versuch des US-Militärs, Kuba
an¬zugreifen; unter Jimmy Carter wurden der SALT-II-Vertrag (Begrenzung der
strategischen Offensivwaffen) mit der UdSSR ausgehandelt und diplomatische
Beziehungen mit China aufgenommen; und Truman konnte mit seinem Marshallplan
Gräben überwinden helfen, denn letztendlich bedeutete der Plan ja nichts
anderes, als einem ehemaligen Gegner, Deutsch-
Richard Nixon
MARKTE &ZERTIFIKATE 1 FEBRUAR 2016
n S&P 500
BONUS ZERTIFIKAT
WKN / ISIN AA80GH /
DE000AA80GH9
Kurs des Basiswerts 1.907,17
USD
Bonuskurs 2.150,00
USD
Barriere 1.550,00
USD
Bewertungstag 16.06.2017
Geldkurs / Briefkurs 174,72
EUR / 174,77 EUR
Bitte beachten Sie die Hinweise zu Chancen und Risiken ab
Seite 64. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher
Indikator für die künftige Wertentwicklung. Individuelle Kosten wie Gebühren, Steuern
und Aus¬gabeaufschläge sind in der Berechnung nicht enthalten und erfahren Sie
von Ihrer Hausbank. Quelle: BNP Paribas; Stand: 19.01.2016
Land, zu helfen. Mit 1,4 Milliarden US-Dollar bekam
West-deutschland immerhin ein Zehntel des gesamten Hilfspro-gramms. Damit
setzte sich Truman auch gegen den damals sehr populären Morgenthau-Plan durch,
der eine Aufsplitte-rung und Deindustrialisierung Deutschlands vorsah.
Republikaner gehen auf Konfrontation. Während
republi-kanischer Amtszeiten kam es hingegen oft zu Konfronta-tionen, auch
innerhalb der Gesellschaft. Die Watergate-Affäre (Ausspionierung des
politischen Gegners) unter Richard Nixon etwa spaltete die US-Gesellschaft
zutiefst und George W. Bush führte sein Land gleich in mehrere Kriege (Irak und
Afghanistan). Zudem traf Bush zahlreiche Entscheidungen, die auch in den USA
heftige Debatten nach sich zogen, wie etwa das Einbehalten von Geldern, die für
Programme der Vereinten Nationen (UN) verwen¬det werden sollten, und das
Zurückstellen von Klima-schutzberichten.
Die traditionelle „Konfrontationspolitik" der
Republikaner könnte auch unter Trump fortgeführt werden, zumindest scheint er
dafür erst einmal der „richtige Kerl" zu sein. Wie gut das der Börse tun
würde, bleibt abzuwarten. Angesichts der zahlreichen Probleme, die es zu lösen
gilt (politische: Konflikt zwischen Sunniten und Schiften, zwischen Israel und
Palästinensern; gesellschaftliche/wirtschaftliche: Klimaschutz,
Wirtschaftsschwäche ... um nur einige zu nennen), wäre eine weniger auf Konfrontation
ausgerich¬tete Politik wahrscheinlich hilfreicher. Doch wer weiß, vielleicht
könnte auch Trump ä la Reagan neue Impulse kreieren, gerade indem er
polarisiert
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