Zitteraal
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/OPuIrw_nda0
Zitteraal
Electrophorus electricus
Linnaeus, 1766
Der Zitteraal (Electrophorus electricus) ist eine
ungewöhnliche Art der Neuwelt-Messerfische, der in der Lage ist, Stromstöße zu
erzeugen. Diese können sowohl zur Jagd als auch zur Verteidigung eingesetzt
werden. Er lebt in schlammigen und sauerstoffarmen Süßgewässern im nördlichen
und mittleren Südamerika, im Amazonasbecken, im Stromgebiet des Orinoco und in
den damit verbundenen Flusssystemen.
Der Zitteraal ist kein Aal, wie der Name und sein Aussehen
vermuten lassen, sondern zählt zu den Neuwelt-Messerfischen. Mit den
eigentlichen Aalen hat er einen langen zylindrischen Körper gemein. Seine
Afterflosse verläuft fast über den ganzen Körper und endet an der
Schwanzspitze. Rücken-, Schwanz- und Bauchflosse sind nicht vorhanden. Die
Länge der Zitteraale kann bis zu 2,8 Meter bei einem Gewicht von bis zu 20 Kilogramm
betragen. Der breite, gerundete und abgeflachte Kopf trägt ein mächtiges Maul
und kennzeichnet diesen Fisch als Räuber. Die Färbung reicht von grau bis
bräunlich. Der Zitteraal lebt in schlammigen, sauerstoffarmen Gewässern. Rund
80 Prozent des benötigten Sauerstoffs werden durch die speziell ausgebildeten
Blutgefäße in der nahezu zahnlosen Mundhöhle aufgenommen, wozu der Zitteraal
durchschnittlich alle zehn bis fünfzehn Minuten auftaucht, um an der
Wasseroberfläche Luft zu holen. Weitere 20 Prozent des Sauerstoffs werden durch
die Kiemen aufgenommen.
Elektrizitätsorgane
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Der größte Teil seines Körpers ist mit elektrischen Organen
(Elektroplax) besetzt, eigentlich umgebildete Muskeln, die hohe Spannungen
freisetzen können. Jedes dieser Organe besteht aus einer großen Zahl
stromerzeugender Elemente, von denen jedes nur eine geringe Spannung erzeugt.
Diese sind wie in einer Batterie angeordnet, in der die Platten in Serie bzw.
Reihe (Reihenschaltung) geschaltet werden. Bei einem Zitteraal können die etwa
5.000 bis 6.000 Elektrozyten gemeinsam eine Spannung von bis zu 500 Volt bei
einem Strom von 0,83 Ampere und somit eine Leistung von 415 Watt erzeugen. Die
gleichzeitige Entladung der Elektrocyten (EOD = Electric Organ Discharge)
erfolgt über eine Berührung des Opfers mit der Kopf- (Pluspol) bzw. der
Schwanzspitze (Minuspol).
Die Organe dienen zum Fang von Beute, der Verteidigung, zur
Orientierung sowie zur Revierabgrenzung. Die Spannung erlaubt zwar nur das
Töten kleinerer Fische, kann jedoch auch einen Menschen tödlich verletzen.
Selbst für größere Tiere kann ein elektrischer Schlag des Zitteraales zum
Verhängnis werden, da diese betäubt werden und ertrinken können, wie Alexander
von Humboldt auf seiner berühmten Südamerika-Expedition Anfang des 19.
Jahrhunderts beschreibt:
„Die Furcht vor den
Schlägen des Zitteraals ist im Volke so übertrieben, dass wir in den ersten
drei Tagen keinen bekommen konnten. Unsere Führer brachten Pferde und Maultiere
und jagten sie ins Wasser. Ehe fünf Minuten vergingen, waren zwei Pferde
ertrunken. Der 1,6 Meter lange Aal drängt sich dem Pferde an den Bauch und gibt
ihm einen Schlag. Aber allmählich nimmt die Hitze des ungleichen Kampfes ab,
und die erschöpften Aale zerstreuen sich. In wenigen Minuten hatten wir fünf
große Aale. Nachdem wir vier Stunden lang an ihnen experimentiert hatten,
empfanden wir bis zum anderen Tage Muskelschwäche, Schmerz in den Gelenken,
allgemeine Übelkeit.“
Für die Orientierung im trüben Wasser, der Revierabgrenzung
und dem Auffinden von Fortpflanzungspartnern gibt der Zitteraal nur schwache
elektrische Impulse ab.
Ernährung
Die Jungen des Zitteraals fressen auf dem Grund lebende
Wirbellose; die Erwachsenen hingegen ernähren sich vorwiegend von Fischen, die
vor dem Verzehr getötet werden.
Fortpflanzung
Zitteraale suchen ihren Partner für die Paarung mit Hilfe
von Stromstößen: Dabei produzieren sie aber nur schwache Schläge, die ein
eventueller Partner im trüben Wasser fühlen kann. Die Fortpflanzung findet
meist zwischen September und Dezember statt. Die Männchen bauen Nester aus Wasserpflanzen
und bewachen die Eier - später die Larven. Diese sind beim Schlüpfen gerade mal
zehn Millimeter lang (äußere Befruchtung).
Gefährdungssituation
Die Weltnaturschutzunion IUCN führt den Zitteraal in der
Roten Liste gefährdeter Arten und bewertet ihn auf Grund seiner großen
Verbreitung und seiner Fähigkeit, sich an sich ändernde Lebensräume anzupassen
als nicht gefährdet (Least Concern).
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