Smart Home
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/eiC35_oNiW4
Smart Home — wenn das Haus mitdenkt
Beginnend mit der Elektrifizierung der Privathaushalte hat
der technologische Fortschritt das Wohnen seit jeher vereinfacht und
komfortabler gestaltet. Die Digitalisierung des Wohnbereiches ist der nächste
Schritt und eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Das intelligente Haus
verbessert Komfort, Ressourcenverbrauch und Sicherheit seiner Bewohner und
schafft einen Markt mit enormem Wachstumspotenzial. Auch Anleger könnten an der
Smart-Home-Technologie teilhaben — mit einem neu aufgelegten
Partizipationszertifikat auf einen Aktien-Basket.
»Habe ich alle Fenster geschlossen? Ist das Bügeleisen
wirklich ausgesteckt? Und was ist mit dem Herd?« Diese Sorgen haben sicher
jeden schon einmal geplagt — und eventuell sogar zur Umkehr bewogen. Mit
cleveren Techniken zur Heimvernetzung würden sich diese Bedenken mit einem
Blick auf das Smartphone-Display aus der Welt schaffen lassen — auch von
unterwegs. Dank Internet-anbindung würde sich das Handy in die
Smart-Home-Zentrale zu Hause einloggen, alle gewünschten Informationen liefern
und sogar die Steuerung aus der Ferne erlauben. Was für viele noch nach
Zukunftsmusik klingt, ist längst Realität: Entsprechende Soft-wareprogramme und
intelligente Haushalts¬geräte sind bereits heute auf dem Markt. Wie die
Industrialisierung vor mehr als 200 Jahren beeinflusst die Digitalisierung
sämtliche Aspekte unseres alltäglichen Lebens und hat das Potenzial, die
Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, signifikant zu verändern.
Was bedeutet »Smart Home«?
»Smart Home«, »Heimvernetzung« oder auch »Connected Home«
sind nur einige der Bezeichnungen des neuen Wohntrends, der
Grafik 1: Anzahl der installierten Smart Home Solutions in
Nordamerika
eine Revolutionierung des bisher bekannten Lebens bedeuten
könnte. Darunter fällt ein breites Spektrum neuer Konzepte, Produkte und
Dienstleistungen. Nicht nur die draht¬lose Netzwerkverbindung des Fernsehers
mit dem Internet, welche zweifellos einer der am weitesten verbreiteten ist,
sondern vieles ist denkbar: von der zeitlichen Abstimmung der Kaffeemaschine
mit der Heizung und dem Garagentor bis hin zum Sicherheitsalarmsys-tem, das bei
Auslösung sämtliche Türen blo¬ckiert. Bei allen Ideen geht es darum, durch die
Vernetzung einzelner Geräte und Mecha¬nismen und die Einbettung von
Informations¬technologie neue Fähigkeiten zu erhalten, die über die
ursprüngliche Bestimmung hinausge¬hen und eine Automatisierung ermöglichen.
Beim gegenwärtigen Stand der Technologie bedeutet »Smart
Home« also, durch die Ver-netzung »smarter« Geräte und Systeme mit einem
zentralen Server ein Gesamtsystem zu konstruieren, das einen neuen
Lebensstan¬dard erlaubt. Dabei steht die Digitalisierung im Bereich Wohnen und
Bauen noch ganz am Anfang. Experten schätzen, dass in zehn Jahren alle
Neubauten über eine vollauto-
matisierte Infrastruktur verfügen werden. Im Moment hinkt
die Nachfrage dem bestehen¬den Angebot und den technologischen Mög¬lichkeiten
allerdings noch hinterher.
Am weitesten verbreitet ist die digitale Steue¬rung und
Vernetzung heutzutage in den Berei¬chen Haustechnik (Beleuchtung, Beschattung
und Belüftung), Sicherheit (Alarmsysteme, Rauchmelder, etc.) und Multimedia.
Vieles spricht dafür, dass Unwissenheit und man¬gelnde Fantasie der digitalen
Revolution der¬zeit noch im Wege stehen.
Der Grundstein ist gelegt —
der Aufbau kann beginnen
Trotz aller Skepsis zeigt der Markt für Smart Home eine
rasante Entwicklung. Gemäß einer Statistik von Berg Insight (Grafik 1) hat sich
die Anzahl der installierten Smart Home Solutions in Nordamerika von 2012 bis
2014 von 3,5 Millionen auf 10,1 Millionen nahezu verdreifacht. Die weltweite
Anzahl vernetzter Geräte ist laut einer Statisik von GSMA Intelligence im
Zeitraum vom 2010 bis 2013 jedes Jahr um mehr als 30 % angestie¬gen und
erreichte 2013 rund 195 Millionen(Grafik 2). Seither dürfte sich diese
Entwick¬lung sogar noch beschleunigt haben. Ent¬sprechend optimistisch sind die
Aussichten des Gesamtmarktes für die kommenden Jahre. Eine Statistik von
MarketsandMarkets (Grafik 3) geht davon aus, dass sich der globale Umsatz von
USD 20,38 Milliarden bis 2020 ebenfalls verdreifachen wird.
Wie funktioniert die Smart-Home-
Technologie der Gegenwart?
Wie die Statistiken belegen, hat die Geschwin¬digkeit, mit
der sich die Smart-Home-Tech¬nologie verbreitet, in den letzten Jahren
exponenziell zugenommen. Treiber der Digi¬talisierung und Vernetzung des
alltäglichen
Grafik 3: Gesamtmarkt Smart Home 2014 und 2020
Erlöse in Milliarden USD 70
60 50 40 30 20 10
2014 2020
Jahr
Quellen: MarketsandMarkets; PR Newswire
Lebens ist die Entwicklung neuer Software. Gegenwärtige
Smart-Home-Lösungen ver-binden die Geräte und Sensoren über Strom¬leitungen,
Netzwerkkabel oder per Funk mit einer Zentrale, welche sich mit Hilfe von
Panels, Touch-Displays, Tablets und Smart-phones steuern lässt. Das ist nicht
nur kom¬fortabel, sondern kann auch zur Verbesserung der Effizienz und
Energiebilanz beitragen. Die meisten Systeme verfügen nämlich über Funk¬tionen,
die das Sammeln und Auswerten von Informationen erlauben und entsprechende Reaktionen
auslösen können. Beispielsweise erkennt ein solches System, wenn ein Fens¬ter
zum Lüften geöffnet wird und dreht die elektronischen Heizungsregler
automatisch aus, bis das Fenster wieder geschlossen wird. Diese Funktionen
dürften als Treiber dienen, sowohl für politische Interessenvertreter, die den
Energiewandel befürworten, als auch für private Konsumenten, die ihre
Energiekosten senken möchten.
Sicherheit für Haus und Bewohner
Urlaub dient der Entspannung und Erholung—doch so manchen
Hausbesitzer lässt die Angst vor Einbruch und Diebstahl nicht zur Ruhe kommen.
Ebenso die Sorge, ob auch wirk¬lich alle elektronischen Geräte vor der Abreise
ausgeschaltet wurden. Mit den Smart-Home-Systemlösungen muss man nicht mehr die
Nachbarn bemühen, um sich Gewissheit zu verschaffen. Das Smart Home öffnet und
schließt die Rollläden zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Zimmern,
schaltet
Lichter ein und aus und täuscht dadurch die Anwesenheit der
Hausbewohner vor. Natür¬lich gehört auch die Alarmanlage zur Grund¬ausstattung.
Möchte der Hausbesitzer trotz¬dem selbst einmal nach dem Rechten sehen, ist das
dank der Übertragung von Bildern der Überwachungskameras auf das Smartphone
problemlos möglich.
Einen anderen Beitrag zur Sicherheit und einen wichtigen Mehrwehrt
in einer alternden Gesellschaft können Sensoren schaffen, die Bewegungen in
einer Wohnung überwachen. Dadurch können beispielsweise Stürze von
alleinstehenden Personen registriert und ent¬sprechende Maßnahmen getroffen
werden.
3-D-Druck und Robotik verändern das Bauen Nicht nur das
Wohnen wird durch die Digita¬lisierung revolutioniert, auch die Prozesse und
Abläufe rund um das Bauen werden intelli¬genter. Bereits seit 2014 wird an der
ETH Zürich im Bereich »Nationaler Forschungs¬schwerpunkt Digitale Fabrikation«
erforscht, wie die digitalen Planungsinformationen nahtlos mit der
Fertigungsmaschine verknüpft werden können. Dabei geht es nicht um die
Erstellung von Standardelementen, sondern um die Fertigung maßgeschneiderter
Bauteile mittels digitaler Technologien. Eine mögliche Form sind mobile
Roboter, die sich auf der Baustelle zurechtfinden und vor Ort beliebig komplexe
Strukturen bauen können. Ein wei¬teres Resultat des intelligenten Bauens ist
die 3-D-Drucktechnologie, mit der bereits ganze
Häuser produziert werden können. Geht man von der Annahme
aus, dass der 3-D-Druck heute dort steht, wo die Digitalfotografie vor 20
Jahren stand, wird das enorme Potenzial deutlich: Dank der intelligenten
Vernetzung wird das Bauen schneller, nachhaltiger und billiger.
Elektrifizierung 2.0
Gemäß einer Umfrage hat beispielsweise mehr als die Hälfte
der Deutschen Interesse an Heim¬vernetzung in der eigenen Wohnung. So wie heute
ein Computer ohne Netzanschluss oder ein Alltag ohne Smartphone kaum mehr
denk-bar ist, wird in einigen Jahren auch die Digi¬talisierung des Zuhauses
Teil des Alltags sein. Bereits heute werden mit dem Smartphone Einkäufe
erledigt, Flüge gebucht, Rechnungen bezahlt, die Wetterprognosen geprüft — es
ist nur konsequent, dass bald auch die Vernet-zung des Hauses zum Standard wird
und den Zugriff auf Türschloss, Heizung und andere elektronische Geräte
erlaubt.
Das Potenzial des Marktes für Heimvernetz¬ung ist enorm und
die Tatsache, dass IT-Unter-nehmen wie Apple und Alphabet plötzlich in die Hauseinrichtungsbranche
investieren, könnte ein Zeichen dafür sein, wie bedeutend Smart Home künftig
werden könnte. Die Aus¬gestaltung des Zuhauses wird nicht mehr vom Material
sondern von der Software bestimmt werden. Um den disruptiven Wandel her¬beizuführen,
der mit der Elektrifizierung und zuletzt mit der Lancierung des Smartphones
einherging, ist die Schnittstelle entscheidend. Entsprechend konkurrieren
derzeit zahlreiche Anbieter aus verschiedensten Branchen darum, eine solche
benutzerfreundliche und leicht ver-ständliche Plattform zu gestalten. Die
dadurch entstehenden Innovationen dienen als Kataly¬sator der
Smart-Home-Digitalisierung.
Zusammenfassend lassen sich als Treiber und Konsequenzen der
Smart-Home-Digitalisie¬rung folgende Aspekte ausmachen:
1. Statt der Hardware rückt die Software in den Fokus
Sämtliche Prozesse und Dienstleistungen rund um Planung, Bau
und Ausstattung werden durch Software getrieben. Bereits bei der Produktion
führen digitale Planungs¬tools, 3-D-Modelle und Bauroboter zu einer Veränderung
der Abläufe. Zur Installation digitaler Dienstleistungen im Haus ist kein
komplexes Nachrüsten erforderlich.
Digitale Plug-and-Play-Geräte bedürfen lediglich eines
Internetanschlusses.
2. Die
Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden als Erfolgskriterium
Ebenso wie beim Smartphone steht auch beim Smart Home der
Komfort im Vor-dergrund. Benutzerfreundliche, auf die Bedürfnisse der Kunden
abgestimmte Produkte entscheiden darüber, wie gut die Innovation vom Markt
angenommen wird.
3. Mehr Transparenz
schafft mehr Sicherheit — und macht sie erforderlich
Die zentrale Steuerung und Überwachung des Zuhauses
ermöglicht ein neues Level an Sicherheit. Nicht nur vor Angriffen von außen —
auch die Folgen technischer Defekte und menschliche Versäumnisse können durch
Frühwarn- und Alarmsysteme verhindert werden. Dabei werden allerdings auch
enorme Datenmengen produziert, die zum Ziel von Cyberkriminalität
werden können.
4. Wohnen wird
nachhaltiger und preiswerter
Die effiziente Steuerung der Haustechnik erlaubt einen
effizienteren Ressourcen-verbrauch. Im Rahmen der angestrebten Energiewende
dürfte dieser Aspekt der Smart-Home-Systeme von der Politik gefördert werden.
5. Rundum-Komfort
wird wichtiger
Die Vernetzung der Immobilie erlaubt eine effizientere
Bewirtschaftung derselben, zum Nutzen von Mieter und Eigentümer. Entsprechend
steigt ihre Bedeutung auch beim Entscheidungsprozess, von der Konstruktion bis
hin zum Bezug.
6. Vernetzung
ist der Schlüssel zum Erfolg Erfolgskritischer Faktor der Smart-Home-Systeme
ist die Kompatibilität. Wenn alle Produkte und Dienstleistungen rund ums Wohnen
digitalisiert werden, wird eine Plattform erforderlich, die alle Dienste
miteinander verknüpfen kann. Dazu ist die enge Zusammenarbeit der einzelnen
Branchen erforderlich.
Digitales Wohnen — die Revolutionierung der eigenen vier
Wände
Das laufzeitbegrenzte Partizipationszertifikat auf einen
statischen Basket von Aktien des Smart-Home-Segments erlaubt dem Anleger, an
der Entwicklung dieses Marktes teilzuhaben. Enthalten sind Aktien von
Unternehmen, die am stärksten von einem möglichen Auf¬schwung des Segments
betroffen sein könnten.
Tabelle 1 zeigt die Startzusammensetzung des Smart Home
Basket. Geografisch liegt der Schwerpunkt vor allem auf den USA und das wirkt
sich auch auf die Zusammensetzung der Währungen aus: 70 % der Aktien sind in
US-Dollar notiert, 20 % werden in japanischen Yen gehandelt, die verbleibenden
10 % lauten auf Euro.
Der Basket umfasst insgesamt 20 verschie¬dene Aktien und ist
in die Branchen Industrie¬unternehmen, Technologie und Verbrauchs¬güter
unterteilt. Entsprechend der eingangs beschriebenen Auswirkungen der
Digitalisie¬rung auf die gesamte Wertschöpfungskette stammen die Unternehmen
aus verschiedens¬ten Sektoren. Mit fünf Unternehmen den größten Anteil besitzt
der Sektor Produktions¬technik. Diese Unternehmen sind auf die Produktion von
Industrierobotern und CNC-Systemen mit numerischer Computersteue¬rung
spezialisiert. Vier Unternehmen widmen sich der Herstellung von elektronischen
und elektrischen Ausrüstungselementen. Dazu zählen unter anderem
computerisierte Mess¬geräte, die der automatisierten Herstellung und
Qualitätssicherung dienen. Ein bekannter Repräsentant des Sektors ist die
Legrand SA, deren Produkte und Systeme für elektronische Installation und
IT-Netzwerke in Wohnbauten, im Handel und in der Industrie genutzt werden.
Ebenfalls mit vier Unternehmen sind die Soft¬ware- und
Computerdienstleister vertreten, zu denen auch Alphabet (ehemals Google) zählt.
Dem Sektor Haushaltsgeräte und Wohnbau werden drei der enthaltenen Unternehmen
zugeordnet. Ein prominenter Vertreter des Sektors ist der
Beleuchtungsspezialist OSRAM Licht AG. Ein weiteres Mitglied dieses Sektors ist
die iRobot Corp, die ihre Produkte nicht nur über den Einzelhandel vermarktet,
sondern auch Zulieferer der US-Armee und weiterer staatlicher Behörden ist. 92
% des Gesamt¬ertrags entfällt dabei auf die Sparte »Home Robots«. Weitere
vertretene Sektoren sind Supportleistung sowie Hardware und Aus¬rüstung. Die
allgemeinen Industrieunter¬nehmen werden vertreten durch Honeywell
International Inc, ein weltweit diversifizier¬tes Fertigungsunternehmen, das u.
a. Pro¬dukte und Dienstleistungen für die Luftfahrt, Steuerungstechnologie,
Sensoren und Sicher¬heitstechnologie, Automobilprodukte, Spezial¬chemikalien
sowie energieeffiziente Produkte und Lösungen anbietet.
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