Erwin Schrödinger 1887-1961
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/Mmw1x8cYcqQ
Erwin Rudolf Josef Alexander Schrödinger (* 12. August 1887
in Wien-Erdberg; † 4. Januar 1961 in Wien-Alsergrund) war ein österreichischer
Physiker und Wissenschaftstheoretiker.
Schrödinger gilt als einer der Begründer der Quantenmechanik
und erhielt für die Entdeckung neuer produktiver Formen der Atomtheorie
gemeinsam mit Paul Dirac 1933 den Nobelpreis für Physik.
Erwin Schrödingers Vater Rudolf Schrödinger (1857–1919) war
Wachstuchfabrikant und Botaniker. Seine Mutter Georgine Emilia Brenda
(1867–1921) war die Tochter von Alexander Bauer, dem Professor für Allgemeine
Chemie an der k. k. Technischen Hochschule in Wien. Sein Vater war katholisch,
seine Mutter evangelisch-lutherisch. Die Kinder wurden in der evangelischen
Konfession erzogen. Schrödinger ging 1898 auf das Akademische Gymnasium. Danach
studierte er von 1906 bis 1910 in Wien Mathematik und Physik und habilitierte
sich am Wiener Physikalischen Institut. Dort arbeitete er unter anderem mit
Franz-Serafin Exner, Friedrich Hasenöhrl und K. W. F. Kohlrausch zusammen. Er
war während seines Studiums eng befreundet mit dem Botaniker Franz Frimmel.
Nach seiner Kriegsteilnahme am Ersten Weltkrieg folgte er
Berufungen nach Jena (1920), Stuttgart (1920), Breslau (1921) und Zürich
(1922). In Zürich vertrat er den Lehrstuhl für Theoretische Physik, den vor ihm
bereits Albert Einstein und Max von Laue innehatten. Hier formulierte er auch
die nach ihm benannte Schrödingergleichung.[1] Damit begründete er die
Wellenmechanik als Beschreibung der Quantenmechanik.
Am 6. April 1920 heiratete er Annemarie Bertel (genannt
Annie). Die Ehe blieb kinderlos. Schrödinger und seine Frau Annie lebten in
offener Beziehung – Schrödinger hatte offen außereheliche Beziehungen, zum
Beispiel zur Frau seines Kollegen und Freundes Arthur March, und Annie hatte
eine langjährige Beziehung zu Hermann Weyl, was die Freundschaft von Weyl und
Schrödinger nicht störte.[2] Mit Hildegunde March hatte er eine Tochter (Ruth
Braunizer, * 1934), die beide von 1939 bis 1945 bei Schrödinger in Dublin
lebten.[3]
1927 ging Schrödinger nach Berlin, wo er die Nachfolge von
Max Planck an der Friedrich-Wilhelms-Universität antrat und ein
wissenschaftliches Umfeld vorfand, das besser nicht sein konnte. Zahlreiche
Physiker von Weltrang versammelten sich in jenen Jahren in Berlin. Dort
arbeitete er u. a. mit Victor Weisskopf zusammen. Nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten 1933 entschloss sich Schrödinger, der schon zuvor in bemerkenswerter
Deutlichkeit seine Ablehnung des Nationalsozialismus zum Ausdruck gebracht
hatte, Deutschland zu verlassen und eine Stelle am Magdalen College in Oxford
anzunehmen. Im selben Jahr wurde ihm der Nobelpreis für Physik verliehen.
1936 kehrte er nach Österreich zurück, um in Graz an der
Karl-Franzens-Universität eine Berufung anzunehmen. Sein Verhalten während des
Anschlusses 1938 ist widersprüchlich: Obwohl er bereits in Berlin als NS-Gegner
hervorgetreten war, ging er zunächst davon aus, seine Grazer Professur behalten
zu können und veröffentlichte am 31. März 1938 in einer Grazer Tageszeitung
einen Aufsatz mit dem Titel Die Hand jedem Willigen. Bekenntnis zum Führer -
Ein hervorragender Wissenschaftler meldet sich zum Dienst für Volk und Heimat.
Die Sommerferien 1938 verbrachte Schrödinger, der sich offenbar sicher fühlte,
in den Dolomiten, wo er unter anderem mit Max Planck zusammentraf. In einer
Notiz der neuen nationalsozialistischen Universitätsführung wurde Schrödinger
als „fachlich hervorragend“ „im persönlichen Verhalten widersprüchlich“ und
politisch „semitophil“ bezeichnet; seine Professur wurde während der Ferien
1938 ohne Wissen des zuständigen Dekans Karl Polheim vom Ministerium neu
ausgeschrieben. Am 26. August wurde er schließlich wegen „politischer
Unzuverlässigkeit“ entlassen und reiste am 14. September 1938 per Bahn nach Rom
aus.[4]
Schrödinger ging nach Dublin, wo er ab 1940 wirkte und
Direktor der Schule für Theoretische Physik des Dublin Institute for Advanced
Studies war. 1943 gab er am dortigen Trinity College seine berühmten
„Schrödinger lectures“. 1949 wurde er korrespondierendes Mitglied der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften und auswärtiges Mitglied der Royal
Society.[5]
Grab von Erwin Schrödinger in Alpbach in Tirol
1956 kehrte er nach Wien zurück. Hier lehrte er bis zu
seinem Tod am Institut für Theoretische Physik der Universität Wien.
Schrödinger hat auch an den Hochschultagen in Alpbach teilgenommen. Da es ihm
im Ort gefiel, verbrachte er hier seine letzten Jahre. Seine Tochter Ruth
Braunizer lebt heute noch in dem Tiroler Dorf. Erwin Schrödinger starb am 4.
Januar 1961 in Wien an Tuberkulose. Er wurde seinem Wunsch entsprechend in
Alpbach in Tirol beerdigt. Als Inschrift trägt das Grabkreuz die Gleichung, die
seinen Namen trägt.
Leistungen und Auszeichnungen
Büste Erwin Schrödingers in der Universität Wien
1926 formulierte Schrödinger die nach ihm benannte
Schrödingergleichung. Der Zugang zur Quantenmechanik, den Schrödinger mit Hilfe
dieser partiellen Differentialgleichung fand, kam etwas später als Heisenbergs
Matrizenmechanik, hat aber den Vorteil, dass er die aus der klassischen
Mechanik bekannte Mathematik benutzt. Diese Arbeiten brachten ihm Weltruhm und
schließlich auch den Nobelpreis für Physik im Jahr 1933 ein. In dieser
berühmten Artikelserie (Annalen der Physik Bd. 79, S. 361, 489, 734, und Bd.
81, S. 109, 1926) bewies er auch gleich die Äquivalenz seiner Formulierung mit
der Matrizenmechanik von Heisenberg und Born.
Die Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Ernst Mach
führten ihn zur Beschäftigung mit der Theorie der Farbwahrnehmung. Auf diesem
Gebiet wurde er bald zum anerkannten Experten. Er untersuchte auch Farben-Räume
mit speziellen Metriken und gab so wichtige theoretische Anregungen
beispielsweise bei der Erarbeitung des späteren XYZ-Farbraumes der CIE.[6] Die
additive Farbmischung folgt den Regeln der Vektoraddition, deshalb führte
Schrödinger die vektorielle Darstellung in die Farbmessung ein.[7]
1937 wurde ihm die Max-Planck-Medaille verliehen.
Schrödinger nahm auch zu philosophischen Aspekten der
Quantenmechanik Stellung.[8][9] In seinem 1944 erschienenen Werk Was ist Leben?
(im Original What is Life?) führt er den Begriff der Negentropie ein. Sie hatte
damals großen Einfluss auf Wissenschaftler wie Maurice Wilkins, Francis Crick
und James D. Watson in der sich entwickelnde Molekularbiologie[10], indem sie
versucht, biologische Themen physikalisch zu erklären, und das Interesse auf
den damals unbekannten Mechanismus der Vererbung lenkte, für den er den Begriff
des „aperiodischen Kristalls“ prägte, den er sich zum Zeitpunkt der
Veröffentlichung noch als Protein vorstellte. Er war damals in Dublin relativ
isoliert und kannte die frühe Forschung zum Beispiel von Oswald Avery zur Rolle
der DNA und Max Delbrück zu Bakteriophagen in den USA nicht, sein auch
stilistisch herausragendes Buch[11] stellte aber in der Rückschau von Freeman
Dyson zur richtigen Zeit die richtigen Fragen.
Sein wohl bekanntestes Gedankenexperiment ist Schrödingers
Katze,[12] womit er die kontraintuitiven Auswirkungen der Quantenmechanik auf
Gegenstände des täglichen Lebens übertrug und so seine Ablehnung der üblichen
statistischen Interpretation der Quantenmechanik zum Ausdruck bringen wollte.
Außerdem veröffentlichte er 50 weitere Publikationen zu
verschiedenen Themen. In den letzten Lebensjahren beschäftigte er sich intensiv
mit Verallgemeinerungen der Allgemeinen Relativitätstheorie („einheitliche
Feldtheorien“), worüber er auch mit Albert Einstein korrespondierte – das
Verhältnis kühlte aber ab, als Schrödinger seinen Enthusiasmus für seine
Theorie auch in überzogenen Pressemitteilungen verlauten ließ.
1950 wurde Schrödinger in die American Academy of Arts and
Sciences gewählt. 1956 wurde er erster Preisträger des nach ihm benannten Erwin
Schrödinger-Preises der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.[13]
Von der Republik Österreich erhielt er 1957 das
Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.
Nach Schrödinger benannte Preise, Auszeichnungen etc.
1956 wurde
Schrödinger erster Preisträger des nach ihm benannten Erwin Schrödinger-Preises
der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Erwin Schrödinger auf der 1000-Schilling-Banknote der Serie
von 1983
Ihm zu Ehren
befindet sich ab 1983 Schrödingers Abbild auf den österreichischen
1000-Schilling-Banknoten.
Im Jahr 1973 wurde
in Wien Donaustadt (22. Bezirk) der Schrödingerplatz nach ihm benannt.[14]
Auch ein
Mondkrater, ein Mondtal und ein Asteroid sind nach Erwin Schrödinger
benannt.[15]
Weiters auch das
Erwin-Schrödinger-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin, in dem
Einrichtungen wie der Computer- und Medienservice oder die Zweigbibliothek
Naturwissenschaften der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu
Berlin vertreten sind.[16]
Im Jahr seines
100. Geburtstages 1987 wurde eine Sonderbriefmarke der österreichischen Post
herausge
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