Schwarzes Loch Black
Hole
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/IQOGv12NvrQ
Ein Schwarzes Loch ist ein Objekt, dessen Gravitation so
extrem stark ist, dass aus diesem Raumbereich keine Materie und kein
Lichtsignal nach außen gelangen kann. Nach der Allgemeinen Relativitätstheorie
verformt eine ausreichend kompakte Masse die Raumzeit so stark, dass sich ein
Schwarzes Loch bildet.
Der Begriff „Schwarzes Loch“ wurde 1967 durch John Archibald
Wheeler etabliert (nicht aber erfunden, wie oft behauptet). Er verweist auf den
Umstand, dass sich im Außenraum von hinreichend kompakten Massen oder
Energieanhäufungen ein durch den Ereignishorizont charakterisiertes Raumgebiet
bildet, in das Materie nur hineinfallen, aber nicht wieder hinausgelangen kann
(„Loch“) und das auch eine elektromagnetische Welle, wie etwa sichtbares Licht,
niemals verlassen kann (daher „schwarz“).
Schon 1783 spekulierte der britische Naturforscher John
Michell über Dunkle Sterne, deren Gravitation ausreicht, um Licht gefangen zu
halten. In einem Brief, der von der Royal Society publiziert wurde, schrieb er:
„If the
semi-diameter of a sphere of the same density as the Sun were to exceed that of
the Sun in the proportion of 500 to 1, a body falling from an infinite height
towards it would have acquired at its surface greater velocity than that of
light, and consequently supposing light to be attracted by the same force in
proportion to its vis inertiae [mass], with other bodies, all light emitted
from such a body would be made to return towards it by its own proper gravity.
This assumes that light is influenced by gravity in the same way as massive
objects.“
„Wenn der Radius
einer Kugel der gleichen Dichte wie der Sonne den der Sonne in einem Verhältnis
von 500 zu 1 überstiege, würde ein Körper, der aus unendlicher Höhe auf sie
fiele, an ihrer Oberfläche eine höhere Geschwindigkeit als die des Lichts
erreichen. Folglich, vorausgesetzt, dass Licht von anderen Körpern von der
gleichen Kraft im Verhältnis zu seiner Masse angezogen wird, würde alles von
einem solchen Körper abgegebene Licht infolge seiner eigenen Gravitation zu ihm
zurückkehren. Dies gilt unter der Annahme, dass Licht von der Gravitation in
der gleichen Weise beeinflusst wird wie massive Objekte.“
– John Michell[1]
Die Idee schwerer Sterne, von denen korpuskulares Licht
nicht entkommen könne, wurde im Jahr 1796 auch von Pierre Simon Laplace in
seiner Exposition du Système du Monde beschrieben. Er schuf dafür den Begriff
„Dunkler Körper“ (corps obscur). Diese Ideen bewegten sich innerhalb der
newtonschen Physik.
Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Beitrag der allgemeinen
Relativitätstheorie
Nach der Veröffentlichung Albert Einsteins im Jahr 1915, in
der er die Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie aufstellte, gab
der deutsche Astronom Karl Schwarzschild 1916 erstmals eine Metrik an, die
Schwarzschild-Metrik, die dem Gravitationsfeld einer punktförmigen Masse bei r
= 0 entspricht. Die Schwarzschild-Lösung beschreibt Größe und Verhalten eines
nicht rotierenden und nicht elektrisch geladenen statischen Schwarzen Lochs,
mit dem sogenannten Ereignishorizont bei r = 2 GM/c2 und einer zentralen
Singularität bei r = 0. Dabei steht G für die Gravitationskonstante, M für die
Masse des schwarzen Lochs und c für die Lichtgeschwindigkeit.
Mit den Kruskal-Szekeres-Koordinaten in den 1950er Jahren
konnte mathematisch gezeigt werden, dass ein externer Beobachter den Eindruck
gewinnen muss, dass sich der interne Beobachter dem Ereignishorizont nur
asymptotisch annähert, mit immer langsamer eintreffenden Signalen, trotz
regelmäßiger Aussendung. Dagegen überquert der interne Beobachter selbst den
Ereignishorizont völlig „problemlos“ und verspürt nichts Besonderes, obwohl er
von jetzt ab nicht mehr zurück kann, mit dem externen Beobachter keine Signale
mehr austauschen kann und letztlich von der Singularität bei r = 0 verschlungen
wird.
In den späten 1920er Jahren zeigte der indische
Astrophysiker Subrahmanyan Chandrasekhar, dass für ein astrophysikalisches
Objekt ohne Kernreaktionen eine gewisse Grenzmasse, die sogenannte
Chandrasekhar-Grenze, existiert. Objekte oberhalb dieser Massengrenze
kollabieren zu Neutronensternen oder zu Schwarzen Löchern, aber nicht wie
erwartet zu „Weißen Zwergen“.[2] Chandrasekhars Arbeiten führten zu einer
Kontroverse mit dem Astronomen Arthur Eddington. Ersterer war der Überzeugung,
dass Sterne oberhalb der Massengrenze zu Objekten kollabieren könnten, deren
Gravitation elektromagnetische Strahlen einfangen könnte. Eddington erwartete
aber, dass es einen Mechanismus gibt, der den Zusammenbruch verhindern würde.
Robert Oppenheimer wies 1939 zusammen mit Robert Serber und George Michael
Volkoff anhand von Modellrechnungen nach, dass beim Kollaps eines großen Sterns
ein Schwarzes Loch entstehen würde.
Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts: Erweiterte
Theorieformung
Der Mathematiker Roy Kerr beschrieb 1963 eine Lösung für ein
rotierendes Schwarzes Loch. Bis dahin wurden die Begriffe schwarze Sterne oder
gefrorene Sterne verwendet – letzterer als Metapher dafür, dass nach der
Theorie aufgrund der gravitativen Zeitdilatation von außen gesehen am Rand des
Schwarzen Lochs die Zeit stillzustehen scheint.
Der Begriff „Schwarzes Loch“ ist erstmals 1964 nachgewiesen
in einem Bericht der Wissenschaftsjournalistin Ann Ewing über ein Symposion der
American Association for the Advancement of Science zu den verschiedenen
Endstadien von Sternen. Die Autorin gab Hong-Yee Chiu als Organisator sowie
Alastair Cameron, Charles Misner, Volker Weidemann und John Beverly Oke als
Redner an, ohne den Urheber des Ausdrucks zu benennen. Etabliert wurde der
Begriff 1967, nachdem John Archibald Wheeler bei einer Konferenz einen Ersatz
für den langen Ausdruck „gravitationally completely collapsed object“ suchte
und den Vorschlag eines unbekannt gebliebenen Zuhörers aufgriff.[3]
Im Jahr 1971 folgte mit der Entdeckung von Cygnus X-1 der
erste beobachtbare Kandidat für ein Schwarzes Loch. 1974 stellte Stephen
Hawking die Theorie auf, dass Schwarze Löcher eine Strahlung abgeben, die
Hawking-Strahlung. Nachdem Hawking bereits 1971 theoretisch gezeigt hatte, dass
der Ereignishorizont niemals kleiner werden kann, veröffentlichten 2002 Abhay
Ashtekar und Badri Krishnan eine Lösung für die Beschreibung wachsender
Schwarzer Löcher, ohne dabei eine Näherung verwenden zu müssen, was bei den
Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie nur selten gelingt.
Klasseneinteilung
Klasseneinteilung Schwarzer Löcher Klasse Masse Größe
(Schwarzschildradius)
Supermassereiches Schwarzes Loch ~105–1010 M☉ ~0,001–400 AE
Mittelschweres Schwarzes Loch ~1000 M☉ ~103 km
Stellares Schwarzes Loch ~10
M☉ ~30 km
Primordiales Schwarzes Loch bis
zu ~MMond bis zu ~0,1 mm
Schwarze Löcher werden nach der Entstehungsweise und
aufgrund ihrer Masse in nebenstehend gezeigte Klassen verteilt, auf die im
Folgenden eingegangen wird:
Supermassereiche Schwarze Löcher
Sgr A* und IRS 13 im Zentrum der Milchstraße
Datei:A Black Hole’s Dinner is Fast Approaching - Part
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Eine Gaswolke auf dem Weg in ein Supermassereiches Schwarzes
Loch im galaktischen Zentrum (Video)
Supermassereiche (auch supermassiv genannte) Schwarze Löcher
können die millionen- bis milliardenfache Sonnenmasse haben und befinden sich
vermutlich in den Zentren der meisten Galaxien. Wie sie entstanden sind und wie
ihre Entstehung mit der Entwicklung der Galaxien zusammenhängt, ist Gegenstand
aktueller Forschung.
So wird hinter der starken Radioquelle Sagittarius A* (kurz
Sgr A*) im Zentrum der Milchstraße ein supermassives Schwarzes Loch von 4,3
Millionen Sonnenmassen vermutet.[4] Vor wenigen Jahren lag die
Massenabschätzung, die auf der Beobachtung von Gaswolken (z. B. der sogenannten
Mini-Spirale) fußte, noch bei etwa 2,7 Mio. Sonnenmassen. Dank verbesserter
Auflösung und Empfindlichkeit der Teleskope konnte die Masse für das Schwarze
Loch im Zentrum der Galaxis genauer angegeben werden, indem die Bahnkurven
beispielsweise von S0-102 oder S0-2 analysiert wurde.
Natarajan und Treister[5] haben ein Modell entwickelt, das
eine obere Massengrenze in der Größenordnung von 10 Milliarden Sonnenmassen
vorhersagt. Die Begründung liegt – anschaulich erklärt – darin, dass die
hineinstürzende Materie durch die Gravitationskraft eines solchen supermassiven
Schwarzen Lochs derart beschleunigt wird, dass sich ein stabiler Orbit
außerhalb des Schwarzschild-Radius ergibt. Zusätzlich wirken auch die elektromagnetische
Strahlung und die „Materiewinde“, die von der Materie in der Akkretionsscheibe
ausgestrahlt werden, als Widerstand gegen weiter einfallende Materie, sodass
sich letztlich ein Gleichgewicht zwischen einfallender und abgestoßener Materie
einstellt.
2008 hat ein schweizerisches Team der Eidgenössischen
Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) um Alexander Eigenbrod ein
energiereiches Ringgebilde um einen 10 Milliarden Lichtjahre entfernten Quasar,
das Einsteinkreuz im Sternbild Pegasus, am VLT beobachtet und damit die Theorie
der supermassereichen Löcher sehr gut bestätigt.[6]
Im Zentrum der Galaxie M87 wurde ein Schwarzes Loch mit
einer Masse von 6,6 Milliarden Sonnenmassen nachgewiesen.[7][8] Aktuelle
Rekorde stellen ein Schwarzes Loch von 18 Milliarden Sonnenmassen dar, das im
Quasar OJ 287 entdeckt wurde (2008),[9] und eines von geschätzten 21 Milliarden
Sonnenmassen im Zentrum der Galaxie NGC 4889 (2011).[10] Im November 2012 wurde
in der Galaxie NGC 1277 ein Schwarzes Loch entdeckt, das mit rund 17 Milliarden
Sonnenmassen ca. 14 % der gesamten Masse der Galaxie umfasst.[11] Mit einem
supermassiven Schwarzen Loch von etwa 20 Milliarden Sonnenmassen[12] gehört der
Quasar APM 08279+5255 (ca. 12 Milliarden Lichtjahre entfernt), um den 2011
enorme Mengen an Wasserdampf entdeckt wurden,[13] ebenfalls zu den
massereichsten bisher bekannten Kandidaten.
Mittelschwere Schwarze Löcher
Mittelschwere Schwarze Löcher von einigen hundert bis
wenigen tausend Sonnenmassen entstehen möglicherweise infolge von
Sternenkollisionen und -verschmelzungen. Anfang 2004 veröffentlichten Forscher
Ergebnisse einer Untersuchung von Nachbargalaxien mit dem Weltraumteleskop
Chandra, in der sie Hinweise auf Mittelschwere Schwarze Löcher in sogenannten
ultrahellen Röntgenquellen (ULX) fanden. Danach gab es allerdings aufgrund von
Beobachtungen mit dem VLT und dem Subaru-Teleskop starke Zweifel daran, dass
ULX mittelschwere Schwarze Löcher sind.[14]
Neue Kandidaten sind die Zentren der Kugelsternhaufen Omega
Centauri in der Milchstraße und Mayall II in der Andromeda-Galaxie,[15] sowie
in der Spiralgalaxie Messier 82 und in einer Zwerg-Seyfert-Galaxie.[16]
Stellare Schwarze Löcher
Stellare Schwarze Löcher stellen den Endzustand der
Entwicklung massereicher Sterne dar. Sterne, deren Anfangsmasse kleiner als
drei Sonnenmassen ist, können nicht zu einem Schwarzen Loch werden. Sie beenden
ihr Leben als vergleichsweise unspektakulär auskühlender Sternenrest (Weißer
Zwerg/Neutronenstern). Sterne, deren Anfangsmasse drei Sonnenmassen übersteigt
(etwa Blaue Riesen), durchlaufen am Ende ihres Lebens die höheren Stufen der
Nukleosynthese bis zum Siliciumbrennen.
Sie explodieren dann in einer Kernkollaps-Supernova, wobei
der übrigbleibende Sternenrest zu einem Schwarzen Loch kollabiert, sofern er
noch mehr als 2,5 Sonnenmassen besitzt (Tolman-Oppenheimer-Volkoff-Grenze). Ansonsten
können Sterne bis zur 15-fachen Sonnenmasse – abhängig davon, wie viel Masse
sie als Supernova verlieren – auch als Neutronenstern enden, wenn die
verbleibende Masse zwischen 1,5 und 2,5 Sonnenmassen liegt. Neutronensterne
können sich – beispielsweise als kompakter Begleiter in einem
Röntgendoppelstern – durch die Akkretion weiterer Materie auch im Nachhinein
noch zu Schwarzen Löchern entwickeln.
Rekordhalter bei den stellaren Schwarzen Löchern mit der
höchsten Masse stellt aktuell das Schwarze Loch in der Zwerggalaxie IC 10 im
Sternbild Kassiopeia mit der 24- bis 33-fachen Sonnenmasse dar. Es ist Teil
eines Doppelsternsystems. Das Schwarze Loch wurde indirekt durch die in ihrer
Stärke schwankende Röntgenstrahlung des begleitenden Sterns entdeckt, was ein
Hinweis auf ein periodisch die Quelle verdeckendes Objekt sein kann.
Berechnungen aus Daten des Satelliten Swift sowie des Gemini-Teleskops auf
Hawaiʻi bestätigten die Vermutungen.[17]
Rekordhalter mit der aktuell geringsten Masse ist XTE
J1650-500, ebenfalls ein Röntgendoppelstern mit vielleicht nur ca. 3,8
Sonnenmassen. Als Kandidat für das kleinste schwarze Loch wird zurzeit IGR
J17091-3624 untersucht. Es handelt sich um ein Doppelsternsystem aus einem
normalen Stern und einem Schwarzen Loch, das anhand der Veränderungen seines
Röntgensignals auf weniger als drei Sonnenmassen geschätzt wird.[18]
Primordiale Schwarze Löcher
Anfang der 1970er Jahre stellte Stephen W. Hawking als
Erster die Vermutung auf, neben den durch Supernovae entstandenen Schwarzen
Löchern könnte es auch sogenannte primordiale Schwarze Löcher geben. Das sind
Schwarze Löcher, die sich bereits beim Urknall in Raumbereichen gebildet haben,
in denen die lokale Massen- und Energiedichte genügend hoch war (rechnet man
die ständig abnehmende Materiedichte im Universum zurück, so findet man, dass
sie in der ersten Tausendstelsekunde nach dem Urknall die Dichte des Atomkerns
überstieg). Auch der Einfluss von Schwankungen der gleichmäßigen
Dichteverteilung (siehe hierzu kosmische Hintergrundstrahlung) im frühen
Universum war für die Bildung von primordialen Schwarzen Löchern
ausschlaggebend, ebenso die beschleunigte Expansion während der Inflationsphase
nach dem Urknall. Damals könnten sich kleine Schwarze Löcher mit einer Masse
von etwa 1012 Kilogramm gebildet haben. Seit Mitte der 1990er Jahre wird
diskutiert, ob die kürzesten auf der Erde gemessenen Gammastrahlungsausbrüche
von verstrahlenden primordialen Schwarzen Löchern stammen könnten, denn deren
berechnete Lebensdauer liegt in der Größenordnung des Alters des heutigen
Universums.
Aus seinen Überlegungen über kleine Schwarze Löcher folgerte
Hawking im Jahre 1974 die Existenz der nach ihm benannten Hawking-Strahlung,
dass also Schwarze Löcher Materie nicht nur schlucken, sondern auch wieder
freisetzen können. Obwohl die Existenz von primordialen Schwarzen Löchern
keineswegs gesichert ist, haben sich also allein aus hypothetischen
Betrachtungen wertvolle neue Erkenntnisse im Bereich der Kosmologie, der
Quantenphysik und der Relativitätstheorie ergeben.
Schwarze Mikro-Löcher
→ Hauptartikel: Micro Black Hole
Nach einigen vereinheitlichten Theorien, wie der
Stringtheorie, sollte die Mindestmasse für Schwarze Löcher weit unterhalb der
Planck-Masse liegen, sodass Schwarze Mikro-Löcher beim Betrieb zukünftiger
Teilchenbeschleuniger entstehen könnten.[19] In der Tat wurde seit 2008 gegen
den Betrieb des LHC-Beschleunigers opponiert[20] und sogar geklagt. Die Klage
wurde 2012 letztinstanzlich abgelehnt.[21] Gegen die Befürchtung, ein solches Mikroloch
könnte in den Erdkern fallen, dort wachsen und sich schließlich die ganze Erde
einverleiben, spricht nicht nur die wahrscheinlich extrem geringe Lebensdauer
der hypothetischen Mikrolöcher, sondern auch, dass der Erde unter der noch viel
energiereicheren kosmischen Strahlung seit Milliarden Jahren nichts passiert
ist.[22]
Beobachtungsmethoden
Akkretionsscheibe eines Röntgendoppelsterns.
Eine Galaxie zieht hinter einem Schwarzen Loch vorbei
(Simulation).
Eine direkte Beobachtung von Schwarzen Löchern gilt als
praktisch unmöglich. Aktuellen Theorien zufolge sind Schwarze Löcher in der
Lage, Energie in Form von sogenannter Hawking-Strahlung abzugeben. Sollte dies
zutreffen, würde das bedeuten, dass Schwarze Löcher allmählich „verdampfen“,
wobei dieser Prozess umso schneller verläuft, je kleiner die Masse des
Schwarzen Loches ist. Doch die Hawking-Strahlung wäre so energiearm, dass sie
vom üblichen Hintergrund nicht zu unterscheiden wäre. Außerdem ist das Schwarze
Loch selbst mit nur wenigen Kilometern Durchmesser im Verhältnis zu den
kosmischen Entfernungen für eine Beobachtung viel zu klein.
Beobachtet werden dagegen die Auswirkungen auf Materie
außerhalb des Ereignishorizonts.
Insbesondere von Bedeutung für die Entdeckung von Schwarzen
Löchern sind die Folgen des Hineinfallens der Materie. Da der Ereignishorizont
ein für kosmische Verhältnisse sehr kleines Gebiet umschließt, erreicht die
einfallende Materie auch schon in einem Bereich vor dem Ereignishorizont eine
sehr hohe Verdichtung und Beschleunigung durch die Gravitationskräfte. Bei
rotierenden Schwarzen Löchern geschieht dies in Form einer Akkretionsscheibe.
Dabei reibt die Materie aneinander und gibt große Mengen Energie frei, sowohl
als elektromagnetische Strahlung als auch als Beschleunigung von Teilchen durch
elektromagnetische Felder und Stoßvorgänge. Ein Resultat dieser Vorgänge sind
Materiestrahlen, die senkrecht zur Akkretionsscheibe entlang einer Achse durch
das Schwarze Loch ausgestoßen werden. Besonders auffällig sind diese Jets bei
supermassiven Schwarzen Löchern, dort strömen die geladenen Teilchen unter so
großen Beschleunigungen ins intergalaktische Medium, dass sie weit über ihre
Ursprungsgalaxie hinausreichen. Außerdem erzeugen beschleunigte geladene
Teilchen Synchrotronstrahlung, was bei solchen Jets zu starken
Gammastrahlenemissionen führt. Beobachtet wurde dies z. B. Ende 2007 bei dem
Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxie 3C 321. Ein weiteres bekanntes Beispiel
ist die Galaxie M 87 mit dem eindrucksvollen Jet ihres zentralen Schwarzen
Lochs.
Historisch unterteilt man viele Arten von aktiven
Galaxienkernen, je nach unserem Blickwinkel auf das Objekt, die Energieskalen
der Prozesse und die Aktivität (wie viel Materie gerade in das Objekt strömt).
Ein Beispiel sind die Quasare.
Kinematischer Nachweis
Dabei werden die
Bahn und die Geschwindigkeit von Sternen, die das Schwarze Loch umkreisen, als
Nachweis herangezogen. Wird eine enorm hohe Masse, die auch noch dunkel und
dicht ist, festgehalten, so liegt die Vermutung nahe, dass es sich um ein
Schwarzes Loch handelt. Die Vermessung der Bahn des Sterns S2, der Sgr A* auf
einer Keplerbahn umkreist, erlaubte sehr genaue Aussagen über die
Massenkonzentration im Zentralbereich von Sgr A*. Bei einer weiteren
kinematischen Methode werden die Dopplerverschiebung und der Abstand zwischen
dem dunklen Objekt und dem um ihn kreisenden Stern festgestellt, wodurch sich
die Masse abschätzen lässt.[23]
Eruptiver Nachweis
Sterne, die dem
Gezeitenradius eines Schwarzen Lochs zu nahe kommen, können durch die
auftretenden Gezeitenkräfte zerrissen werden und dabei eine charakteristische
Röntgenstrahlung freisetzen.
Aberrativer Nachweis
Schwarze Löcher
besitzen die Eigenschaft, elektromagnetische Strahlung abzulenken oder zu
bündeln, wodurch es möglich ist, sie zu identifizieren. Sollte beispielsweise
die Form der elliptischen Bahn eines Sterns verzerrt erscheinen, liegt die
Annahme nahe, dass ein Schwarzes Loch zwischen dem Beobachter und dem Stern vorhanden
ist.[23]
Obskurativer Nachweis
Durch die
Gravitationsrotverschiebung lässt sich eine schwarze Färbung am Rand der
Schwarzen Löcher erkennen, da der relativistische Rotverschiebungsfaktor
elektromagnetische Wellen beeinflusst und somit die Strahlungen in der Nähe des
Ereignishorizonts unterdrückt werden, sodass ein Schwarzes Loch sichtbar
wird.[23]
Temporaler Nachweis
Durch die
zeitliche Verzerrung (die sogenannte Zeitdilatation), die ein Schwarzes Loch
bei Objekten auslöst, die es umkreisen oder sich in der Nähe befinden, ist es
möglich, durch die Analyse der Lichtkurven diese Verzerrung zu erkennen und ein
Schwarzes Loch als solches zu identifizieren.[23]
Spektro-relativistischer Nachweis
Linseneffekte und
Gravitationsverschiebungen verfremden die Spektren der Sterne, die sich in der
Umgebung von Schwarzen Löchern befinden.[23]
Bekannte Schwarze Löcher
Sagittarius A*
Sagittarius A* ist ein supermassereiches Schwarzes Loch im
Zentrum der Milchstraße. Seit 1992 wird seine Umgebung vor allem im infraroten
Bereich von einem Team von Astronomen untersucht. Dabei wurden die Umlaufbahnen
und die Geschwindigkeiten von 28 Sternen vermessen. Eingesetzt wurden
Nah-Infrarot-Kameras mit adaptiver Optik beim Very Large Telescope in Cerro
Paranal in Chile, der bildgebende Spektrograph Sinfoni, die
Speckle-Abbildungskamera SHARP I und andere Instrumente der europäischen
Südsternwarte. Außerdem wurden Beobachtungen des Keck-Teleskops auf Hawaiʻi,
des New Technology Teleskops sowie Aufnahmen des Hubble-Teleskops
ausgewertet.[24]
Die Untersuchungen zeigten, dass die zentrale Masse nur
durch ein Schwarzes Loch erklärt werden kann und dass circa 95 % der gesamten
Masse im beobachteten Sektor sich in diesem Schwarzen Loch befinden muss. Die
Vermessung der Infrarot- und Röntgenemission in der Akkretionszone deutet
darauf hin, dass das Schwarze Loch ziemlich stark rotiert.[25]
Weitere Schwarze Löcher in der Milchstraße
Neben dem vermuteten zentralen Schwarzen Loch in unserer
Galaxie, nämlich Sagittarius A* mit ca. 4,3 Millionen Sonnenmassen, gibt es
eine Reihe weiterer vermuteter kleiner Schwarzer Löcher, die in der Milchstraße
verteilt sind und eine Masse von einigen wenigen bis einem Dutzend Sonnenmassen
aufweisen. Sie alle sind Bestandteile von Doppel- oder Mehrfachsternsystemen,
ziehen von ihrem Partner anscheinend in einer Akkretionsscheibe Materie ab und
strahlen im Röntgenbereich.[26][27]
Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass sich in der
Sternengruppe IRS 13, die nur drei Lichtjahre von Sgr A* entfernt liegt, ein
zweites Schwarzes Loch mit vergleichsweise geringen 1300 Sonnenmassen befindet.
Es ist derzeit nicht geklärt, ob es sich in Zukunft mit Sgr A* vereinigen wird,
oder ob es sich auf einer stabilen Umlaufbahn befindet, oder sich sogar von ihm
entfernt.
Im Januar 2005 wurden mit dem Röntgen-Teleskop Chandra
Helligkeitsausbrüche in der Nähe von Sgr A* beobachtet, die darauf schließen
lassen, dass sich im Umkreis von etwa 70 Lichtjahren 10.000 bis 20.000 kleinere
Schwarze Löcher befinden, die das supermassereiche zentrale Schwarze Loch in
Sgr A* umkreisen.[28] Einer Theorie zufolge sollen diese das zentrale Schwarze
Loch in regelmäßigen Abständen mit Sternen aus der Umgebung „füttern“.[29]
Schwarze Löcher in der Milchstraße Name Masse
(Sonnenmassen) Masse
Partner
(Sonnenmassen) Umlaufzeit
(Tage) geschätzte
Entfernung
von der Erde (Lj)
A0620−00 ca. 11 ca. 0,7 0,33 ~3500
GRO J1655−40 6–6,5
2,6–2,8 2,8 5000–10.000
XTE J1118+480 6-8 0,17 ~6200
Cyg X-1 7–13 0,25 5,6
6000–8000
GRO J0422+32 3–5 1,1 0,21
~8500
GS 2000+25 7–8
4,9–5,1 0,35 ~8800
V404 Cyg ~9 6,5 ~10.000
XTE J1650−500[30] ~3,8
~2,7 0,32
~15.000
V4641 Sagittarii ca.
10 ca. 7 2,82 10.000–25.000
GX 339-4 5–6
1,75 ~15.000
GRS 1124-683 6,5–8,2
0,43 ~17.000
XTE J1550−564 10–11
6,0–7,5 1,5 ~17.000
XTE J1819−254 10–18
~3 2,8 < 25.000
4U 1543-475 8–10
0,25 1,1
~24.000
Sgr A* 4,3
Mio. – – ~25.000
Sonstige
In der Galaxie NGC 6240 befinden sich zwei Schwarze Löcher,
die einander im Abstand von 3000 Lichtjahren umkreisen und in einigen hundert
Millionen Jahren verschmelzen werden.
Das derzeit im beobachtbaren Universum am weitesten
entfernte stellare Schwarze Loch wurde von Astronomen der Europäischen
Südsternwarte (ESO) mit Hilfe des Very Large Telescope am Paranal-Observatorium
in der Galaxie NGC 300 aufgespürt.[31]
Das erste Schwarze Loch außerhalb unserer Galaxie wurde 1982
in der etwa 150.000 Lichtjahre entfernten Großen Magellanschen Wolke
nachgewiesen und bildet eine Komponente des Röntgendoppelsterns LMC X-3.[32]
Im Zentrum von NGC 4889 befindet sich (Stand Dezember 2011)
das größte bisher direkt gemessene schwarze Loch, mit einer Masse von
geschätzten 21 Milliarden Sonnenmassen („best fit“ aus dem Bereich 6 bis 37
Milliarden Sonnenmassen).[10]
Das Schwarze Loch mit der Katalognummer SDSS J0100+2802 ist
sehr alt, von der Erde aus wird der Zustand 875 Millionen Jahre nach dem
Urknall beobachtet. Seine Masse betrug zu diesem Zeitpunkt bereits rund zwölf
Milliarden Sonnenmassen. Es ist unklar, wie es so früh so massereich werden
konnte.[33]
Physikalische Beschreibung
Metriken für schwarze Löcher statisch (J = 0) rotierend
(J \ne 0)
ungeladen (Q = 0) Schwarzschild-Metrik
Kerr-Metrik
geladen (Q \ne 0) Reissner-Nordström-Metrik
Kerr-Newman-Metrik
Q: elektrische Ladung, J: Drehimpuls
Entstehungsdynamik
Äußere Schwarzschildlösung
Allgemein hat die Masse eines Körpers immer
Gravitationskräfte zur Folge. Wenn die Masse auf ein genügend kleines Volumen
begrenzt ist (siehe auch Roche-Grenze), hält sich der Körper von allein
zusammen: Die Gravitationskraft führt zu einer Kompression des Körpers.
Normalerweise gibt es Gegenkräfte im Inneren, die eine weitere Kompression
aufhalten, was zu einem Gleichgewicht zwischen Gravitation und den Gegenkräften
führt. Bei den Gegenkräften kann es sich je nach Objektgröße um den
Thermodynamischen Druck, um die Abstoßung zwischen den Atomen oder Nukleonen
oder um den Fermi-Druck handeln. Die letzte stabile Massengrenze liegt bei etwa
1,5 Sonnenmassen (Chandrasekhar-Masse); bei Objekten, die leichter sind, kann
der Entartungsdruck in der in entartetem Zustand vorliegenden Materie einem
Gravitationskollaps erfolgreich entgegenwirken.
Wenn eine kritische Dichte überschritten wird, reichen die
Gegenkräfte nicht mehr aus, um die Gravitation zu kompensieren. Ein
Gravitationskollaps ist die Folge: Die Gravitationskraft steigt schneller an
als die durch Abstoßung der Teilchen resultierenden Gegenkräfte. Dadurch
beschleunigt sich der Prozess selbst. Die Masse fällt auf ein verschwindendes
Volumen zusammen. Die immer weiter ansteigende Gravitation verzerrt lokal den
Raum und den Ablauf der Zeit. Das bedeutet, dass – von einem äußeren Beobachter
betrachtet – der Kollaps immer langsamer abläuft und sich das Volumen nie auf
einen einzelnen Punkt zusammenzieht.
Gravitative Auswirkungen
Da die Masse erhalten bleibt, wächst die Dichte des Körpers
über alle Grenzen. Solche Körper krümmen die Raumzeit um sich herum so stark,
dass man anschaulich von einem Loch im Gefüge des Raums sprechen könnte, man
nennt sie jedoch exakter Singularität. Die Singularität wird von einem
Raumzeitbereich umgeben, aus dem weder Materie noch Information nach außen
gelangen kann. Die Grenze dieses Bereichs ist der sogenannte Ereignishorizont,
die Entfernung des Ereignishorizontes von der Singularität ist der sogenannte
Schwarzschildradius.
Der Ereignishorizont ist kein physisches Gebilde, er
bezeichnet nur einen Ort oder genauer eine Grenzfläche. Ein Beobachter, der
durch den Ereignishorizont hindurchfällt, würde daher selbst nichts davon
bemerken. Relativistische Effekte (Allgemeine Relativitätstheorie) führen aber
dazu, dass ein von einem zweiten, weit entfernten Beobachter betrachteter
Körper aufgrund der Zeitdilatation unendlich lange braucht, um den
Ereignishorizont zu erreichen, wobei er zunehmend in rotverschobenem Licht
erscheint und lichtschwächer wird.
Das Gravitationsfeld im Außenraum kugelförmiger,
nichtrotierender und elektrisch ungeladener Körper wird durch die
Schwarzschild-Metrik beschrieben. Sie gilt nicht nur für Schwarze Löcher,
sondern für alle Körper mit diesen Eigenschaften und stellt für Sterne oder
Planeten aufgrund deren geringer Rotationsgeschwindigkeit meist eine gute
Näherung dar. Die Größe des Schwarzschildradius beträgt für ein Schwarzes Loch
von einer Sonnenmasse etwa 2,9 Kilometer, für ein Objekt von einer Erdmasse
etwa 9 Millimeter.
Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass das
Gravitationsfeld eines Schwarzen Loches beziehungsweise die von ihm
hervorgerufene Krümmung von Raum und Zeit bei üblichen Entfernungen von
außerordentlich großer Stärke sei. Da sowohl Schwarze Löcher als auch Sterne
von derselben Metrik beschrieben werden, würde sich am Gravitationsfeld im
Sonnensystem nichts ändern, wenn man die Sonne durch ein Schwarzes Loch
gleicher Masse ersetzte. Abgesehen vom Fehlen des Sonnenlichts wäre lediglich in
unmittelbarer Umgebung des Schwarzen Loches (innerhalb etwa des vorherigen
Kernradius der Sonne) ein enormer Zuwachs der Gravitationsbeschleunigung
festzustellen.
Rotation
Das rotierende Schwarze Loch ist eine allgemeinere Form
dieses astrophysikalischen Phänomens. Als rotierende Schwarze Löcher werden
solche bezeichnet, die einen Eigendrehimpuls besitzen. Wie alle Schwarzen
Löcher verursachen auch sie, bedingt durch ihre enorme Gravitation, eine
entsprechend große Veränderung der geometrischen Struktur von Raum und Zeit
(siehe: Raumzeitkrümmung). Bei einem rotierenden Schwarzen Loch nimmt die
Singularität jedoch eine Kreis- oder Ringform an und reißt die Raumzeit um sich
herum mit anstatt sie nur zu krümmen: Der Raum wird in der Drehrichtung des
Schwarzen Lochs mitgedreht. Diese Art der Raumzeitkrümmung erscheint nicht bei
einem ruhenden Schwarzen Loch, sondern tritt bei rotierenden Schwarzen Löchern
sozusagen zusätzlich außerhalb des Ereignishorizonts mit der Form eines an den
Polen abgeplatteten Rotationsellipsoids auf. Alle Objekte um ein rotierendes
Schwarzes Loch werden mitgedreht, eben weil sich auch die Raumzeit selbst
mitdreht. Einem zu seiner Umgebung stillstehenden Beobachter käme es so vor,
als würde sich das ganze Universum um ihn herum drehen. Dieser Effekt nimmt mit
der Entfernung stark ab. Aber bis zu einem bestimmten Abstand (der sogenannten
statischen Grenze), in einem Bereich, der Ergosphäre genannt wird, ist die
Drehgeschwindigkeit so hoch, dass alle Objekte (und auch Energie wie
Lichtstrahlen) wiederum schneller als Licht sein müssten, um die
Drehgeschwindigkeit auszugleichen, also nicht mit zu rotieren. Die
Winkelgeschwindigkeit eines Teilchens am eigentlichen Ereignishorizont
entspricht genau der Rotationsgeschwindigkeit des Schwarzen Loches und nimmt
nach außen ab, die Bahngeschwindigkeit entspricht dabei aber immer der
Lichtgeschwindigkeit. Das heißt nicht, dass seine Eigengeschwindigkeit größer
als die Lichtgeschwindigkeit ist, sondern dass es innerhalb der Ergosphäre
keine nicht-mitrotierenden Teilchen geben kann. Dieses Frame-Dragging ist ein
Extremfall des seit 1918 bekannten Lense-Thirring-Effekts. Eine Besonderheit
dieses Bereichs ist, dass die kinetische Energie in diesem Bereich negativ sein
kann. Ein Teilchen, das sich in der Ergosphäre befindet, kann deshalb so in
zwei Teilchen zerfallen, dass die kinetische Energie eines der beiden größer
ist als die des ursprünglichen Teilchens. Das betreffende Teilchen kann die
Ergosphäre verlassen, während sein Komplement mit negativer kinetischer Energie
(ohne weitere Wechselwirkung) notwendig und in endlicher Eigenzeit den
Ereignishorizont überschreitet. Die scheinbar aus dem Nichts generierte Energie
wird der Rotationsenergie des Schwarzen Lochs entzogen. Dieser Mechanismus zur
Energiegewinnung wurde zuerst von Roger Penrose vorgeschlagen.
Ergosphäre und Ereignishorizont eines rotierenden schwarzen
Loches
Die Ausdehnung der Ergosphäre ist vom Polarwinkel (entspricht
dem Komplementärwinkel der geographischen Breite auf der Erde) abhängig; sie
ist null an den Polen des rotierenden Schwarzen Lochs – d. h. statische Grenze
und Ereignishorizont fallen hier zusammen – und erreicht einen vom Drehimpuls
des Schwarzen Lochs abhängigen Abstand – maximal den doppelten
Schwarzschildradius – in der Äquatorregion. Der Drehimpuls eines Schwarzen
Lochs ist dabei, wie unten beschrieben wird, begrenzt.
Einige Beobachtungen, beispielsweise von extrem schnellen
Materiestrahlen (Jets), die das Gebiet außerhalb des Ereignishorizonts
senkrecht zur Akkretionsscheibe verlassen, werden durch Effekte beschrieben,
die nur innerhalb einer Ergosphäre oder bei Vorhandensein derselben auftreten
können. Aus allgemeinen Überlegungen zur Drehimpulserhaltung kann man
schließen, dass alle Schwarzen Löcher rotieren, zumindest zum Zeitpunkt ihrer
Entstehung. Aber natürlich zeigen nur sehr schnell rotierende Schwarze Löcher
starke Auswirkungen, der unter Frame-Dragging bekannten Phänomene. Andererseits
verdrillt jede rotierende Masse, unabhängig vom Auftreten eines
Ereignishorizonts, also auch der Planet Erde, die umgebende Raumzeit. Diese
Effekte bei der Erde sollten durch Messungen zum Beispiel mit Hilfe der
LAGEOS-Satelliten quantifiziert werden. Erste Ergebnisse aus dem Jahr 1997
lagen noch so dicht am Bereich der Messungenauigkeit, dass sie kontrovers
diskutiert wurden, erst eine Wiederholung der Messung im Jahr 2004 mit dem
Satelliten Gravity Probe B bestätigte den Sachverhalt.[34]
Theoretische Betrachtungen
Mathematische Beschreibung
Ein Schwarzes Loch lässt sich durch lediglich drei
physikalische Kenngrößen vollständig beschreiben (sogenannte Haarlosigkeit
Schwarzer Löcher): Masse, Drehimpuls und Elektrische Ladung. Die
Multipolmomente entfallen. Es gibt also folgende Klassen:
Schwarze Löcher,
die keine elektrische Ladung tragen (Q=0) und nicht rotieren (L=0), werden
durch die Schwarzschild-Metrik beschrieben.
Schwarze Löcher,
die keine elektrische Ladung tragen (Q=0) und rotieren (L\neq 0), werden durch
die Kerr-Metrik beschrieben.
Schwarze Löcher,
die elektrisch geladen sind (Q\neq 0) und nicht rotieren (L=0), werden durch
die Reissner-Nordström-Metrik beschrieben.
Schwarze Löcher,
die elektrisch geladen sind (Q\neq 0) und rotieren (L\neq 0), werden durch die
Kerr-Newman-Metrik beschrieben.
Schwarze Löcher in der allgemeinen Relativitätstheorie
Formell ergibt sich ein Schwarzes Loch aus einer speziellen
Vakuumlösung der allgemeinen Relativitätstheorie, der sogenannten Schwarzschild-Lösung
(nach Karl Schwarzschild, der diese Lösung als erster fand), bzw. für
rotierende und elektrisch geladene Schwarze Löcher aus der Kerr-Newman-Lösung.
Eine „Vakuumlösung“ ist eine Lösung der Vakuumfeldgleichungen – also etwa im
Außenraum um einen Stern herum, wo sich näherungsweise keine Materie aufhält
und damit der Energie-Impuls-Tensor verschwindet. Im Zentrum des Schwarzen
Loches befindet sich eine physikalische Singularität; die Krümmung der Raumzeit
wird an dieser Stelle unendlich groß und die Gleichungen der
Relativitätstheorie versagen, weil für die Beschreibung dieses Ortes eine
„Theory of Everything“ (TOE) notwendig wäre. Die ganze Masse des Schwarzen
Loches ist in einem Punkt (bei rotierenden Schwarzen Löchern in einem Ring ohne
Ausdehnung) konzentriert. Nach heutigem Stand des Wissens kann dies zustande
kommen, weil die Gravitation in einem Schwarzen Loch so groß ist, dass keine
der anderen drei Grundkräfte der Physik der Komprimierung entgegenwirken kann.
Die gesamte Materie stürzt in sich zusammen und konzentriert sich in der
Singularität. Aus diesem Grund ist die Dichte der Singularität unendlich groß.
Die Grenze, ab der keine Information mehr zu einem im
Unendlichen befindlichen Beobachter gelangen kann, heißt Ereignishorizont, ihr
Radius ist der Schwarzschildradius. Da ein nichtrotierendes Schwarzes Loch von
außen gesehen kugelförmig ist, hat auch der Ereignishorizont die Form einer
Kugeloberfläche. Schwarze Löcher können bei gegebener Masse nicht eine beliebig
große Ladung und nicht einen beliebig großen Drehimpuls besitzen. Setzt man
nämlich in die entsprechenden Lösungen der allgemeinen Relativitätstheorie eine
zu hohe Ladung und/oder einen zu hohen Drehimpuls ein, so ergibt sich statt
eines Schwarzen Loches eine sogenannte nackte Singularität: Es bildet sich zwar
eine zentrale Singularität aus, jedoch ist diese nicht von einem
Ereignishorizont umgeben: Man kann sich vorstellen, dass durch die Drehung der
Raumzeit die einfallende Materie so stark beschleunigt würde (Zentrifugalkraft),
dass sie die Gravitation wieder aufhebt. Im Ergebnis würde es somit keinen
Ereignishorizont geben, da die Materie wieder entkommen könnte. Allerdings kann
man zeigen, dass aus einem normalen Schwarzen Loch durch Zufuhr von Ladung oder
Drehimpuls keine nackte Singularität entstehen kann, denn die gleichzeitig
zugeführte Energie würde seine Masse ausreichend erhöhen, sodass also stets
verhindert wird, dass aus dem gewöhnlichen Schwarzen Loch eines mit einer
nackten Singularität entsteht (Roger Penrose nannte dies Kosmische Zensur).
Der Ereignishorizont wird bei Sternen, die zu nicht
rotierenden Schwarzen Löchern kollabierten, von Lichtstrahlen begrenzt (der
sogenannten Photonensphäre). Diese Lichtstrahlen sind die letzten, die noch
nicht von der Gravitation des Schwarzen Loches angezogen wurden. Im Falle von
rotierenden Schwarzen Löchern (siehe oben) gibt es nicht nur einen Radius, auf
dem Lichtstrahlen die Singularität umkreisen können, sondern unendlich viele
innerhalb der Ergosphäre. Nahe der Singularität, also deutlich innerhalb des
Schwarzschildradius, ist die Verzerrung der Raumzeit so stark, dass für ein
hineinfallendes Objekt auch der Empfang von Nachrichten sich auf einen
schrumpfenden Horizont beschränkt. Dieses nur theoretisch zugängliche Phänomen
wird asymptotisches Schweigen genannt.
Die „Hauptsätze der Schwarzloch-Dynamik“
Für Schwarze Löcher folgen aus der allgemeinen
Relativitätstheorie Gesetze, die auffallend jenen der Thermodynamik gleichen.
Schwarze Löcher verhalten sich ähnlich wie ein Schwarzer Strahler, sie haben
also eine Temperatur. Es gelten im Einzelnen die folgenden Gesetze:
Der Erste
Hauptsatz der „Schwarzloch-Dynamik“ ist, wie in der gewöhnlichen Thermodynamik,
der Energieerhaltungssatz, jedoch unter Berücksichtigung der relativistischen
Energie-Masse-Äquivalenz. Zusätzlich gelten die anderen Erhaltungssätze der
Mechanik und Elektrodynamik: Neben der Energie bleiben Impuls, Drehimpuls und
Ladung erhalten.
Der Zweite
Hauptsatz der „Schwarzloch-Dynamik“ – von Stephen W. Hawking postuliert –
besagt, dass die Summe der Flächen der Ereignishorizonte niemals abnehmen kann,
egal was mit den Schwarzen Löchern passiert. Dies gilt nicht nur, wenn Materie
in das Schwarze Loch fällt (was dessen Masse – und damit dessen Ereignishorizont
– vergrößert), sondern auch beispielsweise für die Verschmelzung zweier
Schwarzer Löcher und für jeden anderen denkbaren Prozess. Dies entspricht dem
zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, wobei die Fläche des Ereignishorizonts die
Rolle der Entropie übernimmt. Die Bekenstein-Hawking-Entropie des Schwarzen
Lochs ist S_{SL} = \frac{A k_\mathrm{B} c^3}{4 \hbar G} (Erklärung der
Formelzeichen: siehe unten). Schwarze Löcher haben die höchste Entropie aller
bekannten physikalischen Systeme gleicher Masse.
Hawking-Strahlung
→ Hauptartikel: Hawking-Strahlung
Quantentheoretische Überlegungen zeigen, dass jedes Schwarze
Loch auch Strahlung abgibt. Es findet dabei kein Materie- oder Energietransport
aus dem Inneren des Schwarzen Lochs statt. Tatsächlich existieren Paare von
virtuellen Teilchen in der unmittelbaren Umgebung, von denen manchmal nur eines
in das Schwarze Loch gerät und dort anschaulich als negative Energie verrechnet
werden muss und somit die Gesamtenergie des Schwarzen Lochs vermindert. Dem
außerhalb verbliebenen Teilchen wird gleichzeitig Energie zugeführt und dieses
trägt zur Hawking-Strahlung bei. Durch theoretische Betrachtungen kann diesem
Teilchen eine Wellenlänge und damit auch eine Temperatur zugeordnet werden. Von
außen betrachtet sieht es also so aus, als würde das Schwarze Loch „verdampfen“
und somit langsam kleiner werden. Die beobachtbare Temperatur bzw.
Strahlungsfrequenz ist umgekehrt proportional zu der Masse des Schwarzen Lochs.
Dies bedeutet für sehr kleine primordiale Schwarze Löcher, dass sie sehr heiß
sein und dementsprechend stark strahlen müssten, aber auch schnell verdampfen
sollten, eventuell sogar so schnell, dass die beim Urknall entstandenen bereits
alle zerstrahlt sein könnten. Die dabei entstehende Strahlung wäre aber sehr
charakteristisch und könnte vielleicht als Nachweis solcher Löcher dienen.
Andererseits ergibt sich aus der Tatsache, dass man diese Strahlung bisher
nicht gesehen hat, eine Obergrenze für die Anzahl kleiner primordialer
Schwarzer Löcher. Umgekehrt gilt jedoch schon für Schwarze Löcher stellarer
Größe, dass sie sehr kalt sein müssen und damit nur sehr langsam an Masse
verlieren würden. Ein Schwarzes Loch mit einer Masse von zehn Sonnenmassen hat
eine Temperatur von nur wenigen Milliardstel Kelvin und ist damit viel kälter
als seine Umgebung (rund 4 K). Effektiv würde es also sogar von seiner Umgebung
Strahlung aufnehmen und daher Masse hinzugewinnen. Die Lebensdauer eines
stellaren Schwarzen Lochs, die durch die Hawking-Strahlung begrenzt ist, ist
größer als das bisherige Alter des Universums (rund 14 Milliarden Jahre).
Entropie und Temperatur
Hawking erkannte 1974 nach Vorarbeiten des israelischen
Physikers Jacob Bekenstein, dass Schwarze Löcher eine formale Entropie und
somit auch eine formale absolute Temperatur T haben. Die formale Entropie SSL
eines Schwarzen Lochs ist proportional zur Oberfläche A seines Horizonts und
sonst nur von Naturkonstanten abhängig; die formale Temperatur ist umgekehrt
proportional zur Masse:
S_\mathrm{SL} =
\frac{ A k_\mathrm{B} c^3}{ 4 \hbar G}
T=\frac{ \hbar
c^3}{8\pi k_\mathrm{B}GM}
Dabei ist \hbar das reduzierte Planck'sche Wirkungsquantum
h/2π, c die Lichtgeschwindigkeit, \pi die Kreiszahl Pi, k_\mathrm{B} die
Boltzmannkonstante, G die Gravitationskonstante und M die Masse.[35]
Lebensdauer
Da nach Hawking ein Schwarzes Loch stetig Energie in Form
von Hawking-Strahlung verliert, wird es nach einer bestimmten Zeitspanne \Delta
t vollständig zerstrahlt sein, sofern es während dieser Zeitspanne keine neue
Masse aufnehmen kann. Diese Zeitspanne berechnet sich durch
\Delta
t=\frac{M^3}{3\Lambda_t},
wobei M die Masse des Schwarzen Loches zu Beginn der
Zeitspanne und \Lambda_t \approx 4 \cdot 10^{15}\
\frac{\mathrm{kg}^3}{\mathrm{s}} eine Konstante ist.
Das No-Hair-Theorem und das Informationsparadoxon schwarzer
Löcher
Ein Eindeutigkeits-Theorem von Werner Israel besagt, dass
ein Schwarzes Loch vollständig durch Masse (siehe Schwarzschild-Metrik),
elektrische Ladung (siehe Reissner-Nordström-Metrik) und Drehimpuls (siehe
Kerr-Metrik) charakterisiert ist. Das veranlasste John Archibald Wheeler zur
Aussage „Schwarze Löcher haben keine Haare“. Man spricht deshalb auch vom
No-Hair-Theorem, oder auch Keine-Haare-Theorem. Weitere Informationen aus dem
Inneren seien nicht zu erhalten, auch nicht durch die Hawking-Strahlung, da sie
rein thermisch sei.
Das No-Hair-Theorem legt nahe, dass Schwarze Löcher einen
Verlust an Information bewirken, da die bei der Auflösung entstehende
Hawking-Strahlung keine Information über die Entstehungsgeschichte des
Schwarzen Lochs enthält. Anders als bei allen sonstigen durch die
Quantenmechanik oder die Relativitätstheorie beschriebenen Vorgängen ist es
prinzipiell nicht möglich, dass die Entstehung, das Wachstum und die Auflösung
eines schwarzen Loches in umgekehrter Reihenfolge passiert. Das bedeutet, dass
diese Vorgänge durch einen eindeutigen Zeitpfeil ausgezeichnet sind. Diese
Verletzung der Unitarität der Zeitentwicklung wird auch als
Informationsparadoxon Schwarzer Löcher bezeichnet.
Prominente Vertreter dieser Sicht waren Kip Thorne und lange
Zeit auch Stephen Hawking. Stephen Hawking änderte jedoch seine Meinung und
erklärte auf der 17. „International Conference on General Relativity and
Gravitation“ (18. – 23. Juli 2004 in Dublin), dass Schwarze Löcher doch „Haare“
haben könnten. Weiterhin nehmen unter anderem Roger Penrose, John Preskill und
Juan Maldacena an, dass zumindest gewisse Informationen zusätzlich nach außen
dringen könnten. Auch in seinem Buch „Das Universum in der Nussschale“ äußert
Stephen Hawking die Annahme, dass Schwarze Löcher bei ihrem Ableben die
gesammelte Information wieder abgäben.
Ein neuerer Ansatz schlägt vor, das No-Hair-Theorem anhand
der Präzession der Bahnellipsen zweier eng um Sagittarius A* umlaufender Sterne
zu testen. Wenn das No-Hair-Theorem zutrifft, dann sollte das Verhältnis der
beiden Präzessionsraten nur vom Drehimpuls des vermuteten Schwarzen Lochs
Sagittarius A* abhängen. Sollte sich herausstellen, dass das Verhältnis der
Präzessionsraten komplizierteren Beziehungen gehorcht, so wäre das
No-Hair-Theorem widerlegt.[36][37]
Verschmelzen von Schwarzen Löchern
Durch Ereignisse wie die Kollision von Galaxien können
Schwarzes-Loch-Paare entstehen, die zu einem einzelnen Schwarzen Loch
verschmelzen. So wird vermutet, dass das supermassereiche Schwarze Loch im
Zentrum von M87 durch Verschmelzung entstanden ist. Im 300 Millionen Lichtjahre
entfernten Galaxienhaufen Abell 400 hat man Hinweise auf die bevorstehende
Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher gefunden.[38]
Alternativen
Es wurden einige alternative Erklärungen für ultrakompakte
dunkle Objekte vorgeschlagen, die ohne Singularitäten auskommen und kein
Informationsparadoxon aufweisen. Da diese Modelle keine mit heutigen Mitteln
beobachtbaren Vorhersagen machen, durch die sie sich von einem Schwarzen Loch
unterscheiden ließen, ist die Akzeptanz in der Fachliteratur gering. Ein
Beispiel sind die hypothetischen Gravasterne, auch „Quasi Black Hole Objects“
(QBHO) genannt. Die Erfinder der Theorie, Mazur und Mottola, haben
vorgeschlagen, dass die Theorie eine Lösung des Informationsparadoxons von
Schwarzen Löchern darstellt und dass Gravasterne Quellen für Gammablitze sein
könnten. Die Theorie erreichte in der Öffentlichkeit nur wenig Interesse, da
die Theorie keinen Vorteil gegenüber der Theorie der Schwarzen Löcher hat und
rein spekulativ ist.[39] Ein weiterer Versuch, auf der Stringtheorie aufbauend
das Informationsparadoxon zu lösen, stammt von Samir Mathur.[40][41] Nach
diesem „Fusselknäuel-Modell“ verhüllt der Ereignishorizont ein Konglomerat aus
Branen und Strings, ist selbst nicht scharf abgegrenzt.
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