Die Milchstrasse
Author D.Selzer-McKenzie
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Die Milchstraße, auch Galaxis, ist die Galaxie, in der sich
das Sonnensystem mit der Erde befindet. Entsprechend ihrer Form als flache
Scheibe, die aus Milliarden von Sternen besteht, ist die Milchstraße von der
Erde aus als bandförmige Aufhellung am Nachthimmel sichtbar, die sich über 360°
erstreckt. Ihrer Struktur nach zählt die Milchstraße zu den
Balkenspiralgalaxien.
Die Entstehung der Milchstraße (Gemälde von Jacopo
Tintoretto, 1575)
Die Milchstraße am Nachthimmel, abgebildet ist die Region
zwischen Deneb (unterhalb Bildmitte) und Kassiopeia (oben rechts). Ein Teil
wird von der Silhouette eines Baums verdeckt.
Die Gestalt der Milchstraße, wie sie Wilhelm Herschel 1785
aus Sternzählungen herleitete. Das Sonnensystem wurde bedingt durch die
interstellare Extinktion von ihm noch im Zentrum angenommen.
Den Namen Milchstraßensystem trägt das Sternsystem nach der
Milchstraße, die als freiäugige Innenansicht des Systems von der Erde aus wie
ein quer über das Firmament gesetzter milchiger Pinselstrich erscheint. Dass
dieses weißliche Band sich in Wirklichkeit aus unzähligen einzelnen Sternen
zusammensetzt, wurde von Demokrit behauptet und in der Neuzeit erst wieder 1609
von Galileo Galilei erkannt, der die Erscheinung als Erster durch ein Fernrohr
betrachtete. Es sind nach heutiger Schätzung ca. 100 bis 300 Milliarden Sterne.
Schon im Altertum war die Milchstraße als heller, schmaler
Streifen am Nachthimmel bekannt. Ihr altgriechischer Name galaxias (γαλαξίας) –
von dem auch der heutige Fachausdruck „Galaxis“ stammt – ist von dem Wort gala
(γάλα, Milch) abgeleitet.[1] Wie dem deutschen Wort „Milchstraße“ liegt also
auch dem altgriechischen Begriff das „milchige“ Aussehen zugrunde.
Eine antike griechische Sage versucht, diesen Begriff
mythologisch zu erklären: Danach habe Zeus seinen Sohn Herakles, den ihm die
sterbliche Frau Alkmene geschenkt hatte, an der Brust seiner göttlichen Frau
Hera trinken lassen, als diese schlief. Herakles sollte auf diese Weise
göttliche Kräfte erhalten. Aber er saugte so ungestüm, dass Hera erwachte und
den ihr fremden Säugling zurückstieß; dabei wurde ein Strahl ihrer Milch über
den ganzen Himmel verspritzt.
Einer germanischen Sage zufolge erhielt die Milchstraße nach
dem Gott des Lichtes, Heimdall, auch Iring genannt, den Namen Iringsstraße
(laut Felix Dahn, Walhall – germanische Götter- und Heldensagen). Die
afrikanischen San gaben der Milchstraße den Namen „Rückgrat der Nacht“.
Zur ersten Vorstellung der Scheibenform des
Milchstraßensystems gelangte bereits Wilhelm Herschel im Jahr 1785 aufgrund
systematischer Sternzählungen (Stellarstatistik). Diese Methode konnte aber
nicht zu einem realistischen Bild führen, da das Licht weiter entfernter Sterne
stark durch interstellare Staubwolken abgeschwächt wird, ein Effekt, dessen
wahre Bedeutung erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollständig
erfasst wurde. Durch Untersuchungen zur Verteilung der Kugelsternhaufen im Raum
gelangte Harlow Shapley 1919 zu realistischen Abschätzungen der Größe des
Milchstraßensystems und zu der Erkenntnis, dass die Sonne nicht – wie bis
dahin, z. B. von Jacobus Kapteyn, angenommen – im Zentrum der Galaxis sitzt,
sondern eher an deren Rand. Edwin Hubbles Messungen der Entfernungen von
Spiralnebeln zeigten, dass diese außerhalb des Milchstraßensystems liegen und
tatsächlich wie dieses eigenständige Galaxien sind.
Erscheinungsbild
Teil der Milchstraße auf einer astronomischen Zeichnung des
19. Jahrhunderts (Trouvelot, 1881)
360°-Panoramaaufnahme der Milchstraße, aufgenommen im
Death-Valley-Nationalpark
Das Band der Milchstraße erstreckt sich als unregelmäßig
breiter, schwach milchig-heller Streifen über dem Firmament.[2] Seine
Erscheinung rührt daher, dass in ihm mit bloßem Auge keine Einzelsterne
wahrgenommen werden, sondern eine Vielzahl lichtschwacher Sterne der
galaktischen Scheibe und des Bulges (in Richtung des galaktischen Zentrums).
Von der Südhalbkugel aus steht das helle Zentrum der Milchstraße hoch am
Himmel, während man von der Nordhalbkugel zum Rand hin blickt. Daher kann man
das Band der Milchstraße am besten von der Südhalbkugel aus beobachten. Im
Dezember und Januar kann der hellste Bereich der Milchstraße nicht oder nur
sehr schlecht beobachtet werden, weil sich die Sonne zwischen dem Zentrum der
Galaxis und der Erde befindet. Gute Beobachtungsbedingungen sind bei klarer
Luft und möglichst geringer Lichtverschmutzung durch künstliche Lichtquellen
gegeben. Alle etwa bis zu 6000 Sterne, die am gesamten Himmel mit bloßem Auge
gesehen werden können, gehören zum Milchstraßensystem. In größerer Entfernung
und außerhalb der Milchstraße ist so nur noch die Andromedagalaxie zu erkennen.
Das Milchstraßenband verläuft unter anderem durch die
Sternbilder Schütze (in dieser Richtung liegt auch das galaktische Zentrum),
Adler, Schwan, Kassiopeia, Perseus, Fuhrmann, Zwillinge, Orion, Kiel des
Schiffs, Zentaur, Kreuz des Südens und Skorpion. Die mittlere Ebene des
Milchstraßensystems ist gegenüber dem Himmelsäquator um einen Winkel von etwa
63° gekippt.
Astronomen verwenden gelegentlich ein spezielles, an die
Geometrie des Milchstraßensystems angepasstes galaktisches Koordinatensystem,
bestehend aus Länge l und Breite b. Die galaktische Breite beträgt 0° in der
Ebene des Milchstraßensystems, +90° am galaktischen Nordpol und −90° am
galaktischen Südpol. Die galaktische Länge, die ebenfalls in Grad angegeben
wird, hat ihren Ursprung (l = 0°) in Richtung des galaktischen Zentrums und
nimmt nach Osten hin zu.
Aufbau
Allgemeine Struktur
Infrarotaufnahme des Milchstraßensystems durch den
Satelliten COBE. Scheibe und zentrale Ausbeulung sind erkennbar.
Die Erforschung der Struktur des Milchstraßensystems ist
schwieriger als die der Strukturen anderer Galaxien, da Beobachtungen nur von
einem Punkt innerhalb der Scheibe gemacht werden können. Wegen der erwähnten
Absorption sichtbaren Lichts durch interstellaren Staub ist es nicht möglich,
durch visuelle Beobachtungen ein vollständiges Bild des Milchstraßensystems zu
erhalten. Große Fortschritte wurden erst gemacht, als Beobachtungen in anderen
Wellenlängenbereichen, insbesondere im Radiofrequenzbereich und im Infraroten
möglich wurden. Dennoch sind viele Details des Aufbaus der Galaxis noch nicht
bekannt.
Das Milchstraßensystem besteht aus etwa 100 bis 300
Milliarden Sternen und großen Mengen interstellarer Materie, die nochmals 600
Millionen bis einige Milliarden Sonnenmassen ausmacht (die Anzahl der Sterne
und damit auch die Gesamtmasse der Milchstraße kann auf Basis von Berechnungen
und Beobachtungen nur geschätzt werden, woraus sich der große Toleranzbereich
der Zahlen ergibt). Die Masse dieses inneren Bereichs der Galaxis wird mit
ungefähr 180 Milliarden Sonnenmassen veranschlagt. Ihre Ausdehnung in der
galaktischen Ebene beträgt etwa 100.000 Lichtjahre (30 kpc), die Dicke der
Scheibe etwa 3000 Lichtjahre (920 pc) und die der zentralen Ausbauchung (engl.
Bulge) etwa 16.000 Lichtjahre (5 kpc). Zum Vergleich: Der Andromedanebel (M31)
hat eine Ausdehnung von etwa 150.000 Lj. und das drittgrößte Mitglied der
lokalen Gruppe, der Dreiecksnebel (M33), ca. 50.000 Lj. Die Angaben der Dicke
müssen aber eventuell noch bis zum Doppelten nach oben korrigiert werden, wie
der australische Wissenschaftler Bryan Gaensler und sein Team im Januar 2008
äußerten.[3][4] Aus der Bewegung interstellaren Gases und der Sternverteilung
im Bulge ergibt sich für diesen eine längliche Form. Dieser Balken bildet mit
der Verbindungslinie des Sonnensystems zum Zentrum des Milchstraßensystems
einen Winkel von 45°. Die Galaxis ist also vermutlich eine Balkenspiralgalaxie
vom Hubble-Typ SBc. Gemäß einer Bestimmung mithilfe des
Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer ist die Balkenstruktur mit einer Ausdehnung
von 27.000 Lichtjahren überraschend lang.
Basierend auf der bekannten Umlaufzeit der Sonne und ihrem
Abstand vom galaktischen Zentrum kann nach dem dritten keplerschen Gesetz
zumindest die Gesamtmasse berechnet werden, die sich innerhalb der Sonnenbahn
befindet.[5] Die Gesamtmasse des Milchstraßensystems wird auf etwa 400
Milliarden Sonnenmassen geschätzt,[6][7] damit ist sie neben dem Andromedanebel
(800 Milliarden Sonnenmassen) die massereichste Galaxie der Lokalen Gruppe.
Galaktischer Halo
Umgeben ist die Galaxis vom kugelförmigen galaktischen Halo
mit einem Durchmesser von etwa 165.000 Lichtjahren (50 kpc), einer Art von
galaktischer „Atmosphäre“. In ihm befinden sich neben den etwa 150 bekannten
Kugelsternhaufen nur weitere alte Sterne, darunter RR Lyrae-Veränderliche, und
Gas sehr geringer Dichte. Ausnahme sind die heißen Blue-Straggler-Sterne. Dazu
kommen große Mengen Dunkler Materie mit etwa 1 Billion Sonnenmassen, darunter
auch so genannte MACHOs. Anders als die galaktische Scheibe ist der Halo
weitgehend staubfrei und enthält fast ausschließlich Sterne der älteren,
metallarmen Population II, deren Orbit sehr stark gegen die galaktische Ebene
geneigt ist. Das Alter des inneren Teils des Halo wurde in einer im Mai 2012
vorgestellten neuen Methode zur Altersbestimmung vom Space Telescope Science
Institute in Baltimore mit 11,4 Milliarden Jahren (mit einer Unsicherheit von
0,7 Milliarden Jahren) angegeben. Dem Astronomen Jason Kalirai vom Space
Telescope Science Institute gelang diese Altersbestimmung durch den Vergleich
der Halo-Zwerge der Milchstraße mit den gut untersuchten Zwergen im
Kugelsternhaufen Messier 4, die im Sternbild Skorpion liegen.[8]
Galaktische Scheibe
Der Großteil der Sterne innerhalb der Galaxis ist annähernd
gleichmäßig auf die galaktische Scheibe verteilt. Sie enthält im Gegensatz zum
Halo vor allem Sterne der Population I, welche sich durch einen hohen Anteil
schwerer Elemente auszeichnen.
Spiralarme
Teil der Scheibe sind auch die für das Milchstraßensystem
charakteristischen Spiralarme. In den Spiralarmen befinden sich enorme
Ansammlungen von Wasserstoff und auch die größten HII-Regionen, die
Sternentstehungsgebiete der Galaxis. Daher befinden sich dort auch viele
Protosterne, junge Sterne des T-Tauri-Typs und Herbig-Haro-Objekte. Während
ihrer Lebenszeit bewegen sich Sterne von ihren Geburtsstätten weg und verteilen
sich auf die Scheibe. Besonders massereiche und leuchtkräftige Sterne entfernen
sich allerdings aufgrund ihrer kürzeren Lebensdauer nicht so weit von den
Spiralarmen, weswegen diese hervortreten. Daher gehören zu den dort
befindlichen stellaren Objekten vor allem Sterne der Spektralklassen O und B,
Überriesen und Cepheiden, alle jünger als 100 Millionen Jahre. Sie stellen
jedoch nur etwa ein Prozent der Sterne im Milchstraßensystem. Der größte Teil
der Masse der Galaxis besteht aus alten, massearmen Sternen. Der „Zwischenraum“
zwischen den Spiralarmen ist also nicht leer, sondern ist einfach nur weniger
leuchtstark.
Schema der beobachteten Spiralarme des Milchstraßensystems
(siehe Text)
Die Spiralstruktur der Galaxis konnte durch die Beobachtung
der Verteilung von neutralem Wasserstoff bestätigt werden. Die entdeckten
Spiralarme wurden nach den in ihrer Richtung liegenden Sternbildern benannt.
Die Zeichnung rechts stellt den Aufbau des
Milchstraßensystems schematisch dar. Das Zentrum ist im sichtbaren Licht nicht
direkt beobachtbar, ebenso wie der hinter ihm liegende Bereich. Die Sonne
(gelber Kreis) liegt zwischen den Spiralarmen Sagittarius (nach Sternbild
Schütze) und Perseus im Orionarm. Vermutlich ist dieser Arm nicht vollständig,
siehe braune Linie in der Abbildung. Im Verhältnis zu dieser unmittelbaren
Umgebung bewegt sich die Sonne mit etwa 30 km/s in Richtung des Sternbildes
Herkules. Der innerste Arm ist der Norma-Arm (nach Sternbild Winkelmaß, auch
3-kpc-Arm), der äußerste (nicht in der Abbildung) ist der Cygnus-Arm (nach
Sternbild Schwan), welcher vermutlich die Fortsetzung des Scutum-Crux-Arms
(nach Sternbildern Schild und Kreuz des Südens) ist.
Wissenschaftler der Universität von Wisconsin
veröffentlichten im Juni 2008 Auswertungen von Infrarotaufnahmen des
Spitzer-Teleskopes, die das Milchstraßensystem nun als zweiarmige Galaxie
darstellen. Sagittarius und Norma sind in dieser Darstellung nur noch als dünne
Nebenarme erkenntlich, da diese nur durch eine überschüssige Verteilung von Gas
gekennzeichnet sind, während die restlichen beiden Arme durch eine hohe Dichte
alter rötlicher Sterne gekennzeichnet sind.[9] Eine jüngere Untersuchung der
Verteilung von Sternentstehungsgebieten und junger Sterne scheint hingegen die
bekannte vierarmige Struktur der Milchstraße zu bestätigen.[10] Die Milchstraße
besteht daher scheinbar aus vier Spiralarmen, die sich primär durch Gaswolken
und junge Sterne abzeichnen, wobei zwei Arme zusätzlich durch eine hohe
Konzentration älterer Sterne charakterisiert sind. Ein klar definiertes
logarithmisches Spiralmuster kann nur in seltenen Fällen bei anderen
Spiralgalaxien über die Gesamtheit der Scheibe beobachtet werden; Arme weisen
oft extreme Abzweigungen, Verästelungen und Verschränkungen auf.[11][12] Die
wahrscheinliche Natur des lokalen Arms als solche Unregelmäßigkeit ist ein
Hinweis darauf, dass solche Strukturen in der Milchstraße häufig auftreten
könnten.[13]
Benennungen der Spiralarme Standardname Alternativer Name Astronomisch
Norma-Arm 3-kpc-Arm
(-Ring) keine
Scutum-Crux-Arm Centaurus-Arm
−II
Sagittarius-Arm Sagittarius-Carina-Arm
−I
Orion-Arm Lokaler Arm 0
Perseus-Arm kein
+I
Cygnus-Arm Äußerer
Arm +II
Die Milchstraße in Richtung des Sagittarius-Arms, rechts der
Eta-Carinae-Nebel NGC 3372, eine H-II-Region
Welche Prozesse für die Entstehung der Spiralstruktur
verantwortlich sind, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt. Jedoch ist klar,
dass die zu den Spiralarmen gehörigen Sterne keine starre Struktur sind, die
sich in Formation um das galaktische Zentrum dreht. Wäre dies der Fall, würde
sich die Spiralstruktur des Milchstraßensystems und anderer Spiralgalaxien
aufgrund der unterschiedlichen Bahngeschwindigkeiten innerhalb relativ kurzer
Zeit aufwickeln und unkenntlich werden. Eine Erklärung bietet die
Dichtewellentheorie, nach der die Spiralarme Zonen erhöhter Materiedichte und
Sternentstehung sind, die sich unabhängig von den Sternen durch die Scheibe
bewegen. Die durch die Spiralarme verursachten Störungen in den Bahnen der
Sterne können zu Lindblad-Resonanzen führen.
Sterne der galaktischen Scheibe
Die zur Population I zählenden Sterne der galaktischen
Scheibe lassen sich mit zunehmender Streuung um die Hauptebene und Alter in
drei Unterpopulationen einteilen. Die so genannte „Thin Disk“ in einem Bereich
von 700 bis 800 Lichtjahren über und unterhalb der galaktischen Ebene enthält
neben den oben genannten leuchtkräftigen Sternen der Spiralarme, die sich nur
maximal 500 Lichtjahre von der Ebene entfernen, Sterne der Spektralklassen A
und F, einige Riesen der Klassen A, F, G und K, sowie Zwergsterne der Klassen
G, K und M und auch einige Weiße Zwerge. Die Metallizität dieser Sterne ist vergleichbar
mit der der Sonne, meist aber auch doppelt so hoch, ihr Alter liegt bei etwa
einer Milliarde Jahren.
Eine weitere Gruppe ist die der mittelalten Sterne (Alter
bis zu fünf Milliarden Jahre). Dazu zählen die Sonne und weitere Zwergsterne
der Spektraltypen G, K und M, sowie einige Unter- und Rote Riesen. Der
Metallgehalt ist hier deutlich geringer mit nur etwa 50 bis 100 Prozent dessen
der Sonne. Auch ist die Bahnexzentrizität der galaktischen Orbits dieser Sterne
höher und sie befinden sich nicht weiter als 1500 Lichtjahre über oder
unterhalb der galaktischen Ebene.
Zwischen maximal 2500 Lichtjahren ober- und unterhalb der
Hauptebene erstreckt sich die „Thick Disk“. Dort befinden sich rote K- und
M-Zwerge, Weiße Zwerge, sowie einige Unterriesen und Rote Riesen, aber auch
langperiodische Veränderliche. Ihr Alter erreicht bis zu zehn Milliarden Jahre
und sie sind vergleichsweise metallarm (etwa ein Viertel der
Sonnenmetallizität). Diese Population ähnelt auch vielen Sternen im Bulge.
Die galaktische Scheibe ist nicht vollkommen gerade, durch
gravitative Wechselwirkung mit den Magellanschen Wolken ist sie leicht in deren
Richtung gebogen.
Zentrum
→ Hauptartikel: Galaktisches Zentrum
Ein 900 Lichtjahre breiter Ausschnitt der Zentralregion des
Milchstraßensystems
Das Zentrum des Milchstraßensystems liegt im Sternbild
Schütze und ist hinter dunklen Staub- und Gaswolken verborgen, so dass es im
sichtbaren Licht nicht direkt beobachtet werden kann. Beginnend in den 1950er
Jahren ist es gelungen, im Radiowellenbereich sowie mit Infrarotstrahlung und
Röntgenstrahlung zunehmend detailreichere Bilder aus der nahen Umgebung des
galaktischen Zentrums zu gewinnen. Man hat dort eine starke Radioquelle
entdeckt, bezeichnet als Sagittarius A* (Sgr A*), die aus einem sehr kleinen
Gebiet strahlt. Diese Massenkonzentration wird von einer Gruppe von Sternen in
einem Radius von weniger als einem halben Lichtjahr mit einer Umlaufzeit von
etwa 100 Jahren sowie einem Schwarzen Loch mit 1300 Sonnenmassen in drei
Lichtjahren Entfernung umkreist. Der dem zentralen Schwarzen Loch am nächsten
liegende Stern S2 umläuft das galaktische Zentrum in einer Entfernung von etwa
17 Lichtstunden in einem Zeitraum von nur 15,2 Jahren. Seine Bahn konnte
inzwischen über einen vollen Umlauf hinweg beobachtet werden. Aus den
Beobachtungen der Bewegungen der Sterne des zentralen Sternhaufens ergibt sich,
dass sich innerhalb dieser Region von 15,4 Millionen km Durchmesser eine Masse
von geschätzten 4,31 Millionen Sonnenmassen befinden muss.[14] Die im Rahmen
der Relativitätstheorie plausibelste und einzige mit allen Beobachtungen
konsistente Erklärung für diese große Massenkonzentration ist die Anwesenheit
eines Schwarzen Lochs.
Gammastrahlenemittierende Blasen
Am 9. November 2010 machte Doug Finkbeiner vom
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics bekannt, dass er zwei riesenhafte
kugelförmige Blasen entdeckt habe, die aus der Mitte der Milchstraße nach
Norden und Süden hinausgreifen. Die Entdeckung ist mit der Hilfe von Daten des
Fermi Gamma-ray Space Telescope gelungen. Der Durchmesser der Blasen beträgt
jeweils etwa 25.000 Lichtjahre; sie erstrecken sich am südlichen Nachthimmel
von der Jungfrau bis zum Kranich. Ihr Ursprung ist bisher noch nicht geklärt.[15][16]
Größenvergleich
Man bekommt eine anschauliche Vorstellung von der Größe der
Milchstraße mit ihren 100 bis 300 Milliarden Sternen, wenn man sie sich im
Maßstab 1:1017 verkleinert als Schneetreiben auf einem Gebiet von 10 km
Durchmesser und einer Höhe von etwa 1 km im Mittel vorstellt. Jede Schneeflocke
entspricht dabei einem Stern und es gibt etwa drei Stück pro Kubikmeter. Die
Sonne hätte in diesem Maßstab einen Durchmesser von etwa 10 nm, wäre also
kleiner als ein Virus. Selbst die Plutobahn, die sich im Mittel etwa 40-mal so
weit von der Sonne befindet wie die Bahn der Erde, läge mit einem Durchmesser
von 0,1 mm an der Grenze der visuellen Sichtbarkeit. Pluto selbst hätte ebenso
wie die Erde lediglich atomare Dimension. Damit demonstriert dieses Modell auch
die geringe durchschnittliche Massendichte der Milchstraße.
Fotomosaik des gesamten Milchstraßenbandes
Die Sonne im Milchstraßensystem
Die hellsten Sterne in der Umgebung der Sonne
(entfernungstreue Abbildung mit Rektaszension; Deklination vernachlässigt)
Die direkte Umgebung der Sonne (ca. 2200 Lj. × 1800 Lj.)
Die Sonne umkreist das Zentrum des Milchstraßensystems in
einem Abstand von 25.000 bis 28.000 Lichtjahren (≈ 250 Em oder 7,94 ± 0,42
kpc)[17] und befindet sich nördlich der Mittelebene der galaktischen Scheibe
innerhalb des Orion-Arms, in einem weitgehend staubfreien Raumgebiet, das als
„Lokale Blase“ bekannt ist. Für einen Umlauf um das Zentrum der Galaxis, ein so
genanntes galaktisches Jahr, benötigt sie 220 bis 240 Millionen Jahre, was einer
Rotationsgeschwindigkeit von etwa 220 km/s entspricht. Die Erforschung dieser
Rotation ist mittels der Eigenbewegung und der Radialgeschwindigkeit vieler
Sterne möglich; aus ihnen wurden um 1930 die Oortschen Rotationsformeln
abgeleitet. Heutzutage kann auch die durch die Umlaufbewegung des Sonnensystems
bedingte scheinbare Bewegung des Milchstraßenzentrums gegenüber
Hintergrundquellen direkt beobachtet werden, so dass die Umlaufgeschwindigkeit
des Sonnensystems unmittelbar messbar ist.[18] Neuere Messungen haben eine
Umlaufgeschwindigkeit von ca. 267 km/s (961.200 km/h) ergeben.[19]
Das Sonnensystem umläuft das galaktische Zentrum nicht auf
einer ungestörten ebenen Keplerbahn. Die in der Scheibe des Milchstraßensystems
verteilte Masse übt eine starke Störung aus, so dass die Sonne zusätzlich zu
ihrer Umlaufbahn um das Zentrum auch regelmäßig durch die Scheibe auf und ab
oszilliert. Die Scheibe durchquert sie dabei etwa alle 30 bis 45 Millionen
Jahre einmal.[20] Vor ca. 1,5 Millionen Jahren hat sie die Scheibe in
nördlicher Richtung passiert und befindet sich jetzt etwa 65 Lichtjahre (ca. 20
pc)[21] über ihr. Die größte Entfernung wird etwa 250 Lichtjahre (80 pc)
betragen, dann kehrt sich die oszillierende Bewegung wieder um.[20]
Größere datierbare Krater auf der Erde sowie
erdgeschichtliche Massenaussterben scheinen eine Periodizität von 34 bis 37
Millionen Jahren aufzuweisen, was auffällig mit der Periodizität der
Scheibenpassagen übereinstimmt. Möglicherweise stören während einer
Scheibendurchquerung die in Scheibennähe stärker werdenden Gravitationsfelder
die Oortsche Wolke des Sonnensystems, so dass eine größere Anzahl von Kometen
ins innere Sonnensystem gelangt und die Anzahl schwerer Impakte auf der Erde
zunimmt. Die betreffenden Perioden sind jedoch bisher nicht genau genug
bekannt, um definitiv einen Zusammenhang festzustellen;[20] neuere Ergebnisse
(Scheibendurchgang alle 42 ± 2 Millionen Jahre) sprechen eher dagegen.[22] Eine
neue Studie des Max-Planck Instituts für Astronomie hat gezeigt, dass es sich
bei der scheinbaren Periodizität der Einschläge um statistische Artefakte
handelt und es keinen solchen Zusammenhang gibt.[23]
Umgebung
Siehe auch: Liste der Satellitengalaxien des
Milchstraßensystems
Unmittelbare Nachbarschaft
Begleitergalaxien des Milchstraßensystems
Um das Milchstraßensystem herum sind einige Zwerggalaxien
versammelt. Die bekanntesten davon sind die Große und die Kleine Magellansche
Wolke, mit denen das Milchstraßensystem über eine etwa 300.000 Lichtjahre lange
Wasserstoffgasbrücke, dem Magellanschen Strom, verbunden ist.
Die dem Milchstraßensystem am nächsten gelegene Galaxie ist
der Canis-Major-Zwerg, mit einer Entfernung von 42.000 Lichtjahren vom Zentrum
des Milchstraßensystems und 25.000 Lichtjahren vom Sonnensystem. Die Zwerggalaxie
wird zurzeit von den Gezeitenkräften des Milchstraßensystems
auseinandergerissen und hinterlässt dabei ein Filament aus Sternen, das sich um
die Galaxis windet, den so genannten Monoceros-Ring. Ob es sich dabei
allerdings tatsächlich um die Überreste einer Zwerggalaxie oder um eine
zufällige, projektionsbedingte Häufung handelt, ist derzeit noch nicht sicher.
Andernfalls wäre die 50.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernte
Sagittarius-Zwerggalaxie die nächste Galaxie, die ebenfalls gerade durch das
Milchstraßensystem einverleibt wird.
Das Milchstraßensystem verleibt sich beständig Zwerggalaxien
ein und nimmt dadurch an Masse zu. Während der Verschmelzung hinterlassen die
Zwergsysteme Ströme aus Sternen und interstellarer Materie, die durch die
Gezeitenkräfte des Milchstraßensystems aus den kleinen Galaxien herausgerissen
werden (siehe auch: Wechselwirkende Galaxien). Dadurch entstehen Strukturen wie
der Magellansche Strom, der Monoceros-Ring und der Virgo-Strom, sowie die
anderen Hochgeschwindigkeitswolken in der Umgebung der Milchstraße.
Lokale Gruppe
Mit der Andromedagalaxie, dem Dreiecksnebel und einigen
anderen kleineren Galaxien bildet das Milchstraßensystem die Lokale Gruppe,
wobei das Milchstraßensystem die massereichste Galaxie darunter ist, obwohl es
nicht die größte Ausdehnung besitzt. Die Lokale Gruppe ist Bestandteil des
Virgo-Superhaufens, der nach dem Virgohaufen in seinem Zentrum benannt ist.
Dieser gehört zur noch größeren Struktur Laniakea, wie neue Messmethoden von
Galaxienpositionen und ihren Relativbewegungen ergeben haben. Kern von Laniakea
ist der Große Attraktor. Auf diesen bewegt sich die Lokale Gruppe innerhalb
Laniakeas zu. Der Laniakea-Superhaufen strebt dem Shapley-Superhaufen entgegen,
was darauf hindeutet, dass diese gemeinsam zu einer noch größeren Struktur
gehören könnten.[24][25]
Siehe auch: Andromeda-Milchstraßen-Kollision
Die Andromedagalaxie ist eine der wenigen Galaxien im
Universum, deren Spektrum eine Blauverschiebung aufweist: Die Andromedagalaxie
und das Milchstraßensystem bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 120 km/s
aufeinander zu. Allerdings gibt die Blauverschiebung nur Aufschluss über die
Geschwindigkeitskomponente parallel zur Verbindungslinie beider Systeme.
Vermutlich werden die beiden Galaxien in etwa drei Milliarden Jahren
zusammenstoßen und zu einer größeren Galaxie verschmelzen. Für den Ablauf der Kollision
können mangels Kenntnis der Raumgeschwindigkeiten und wegen der Komplexität der
beim Zusammenstoß ablaufenden Prozesse nur Wahrscheinlichkeitsaussagen gemacht
werden. Nach der Verschmelzung der beiden Galaxien wird das Endprodukt
voraussichtlich eine massereiche elliptische Galaxie sein. Als Name für diese
Galaxie wird von Cox-Loeb 2008 in ihrem Artikel der Arbeitsname „Milkomeda“
benutzt, eine Verschmelzung des englischen Milky Way und Andromeda. [26]
Alter
Messungen aus dem Jahr 2004 zufolge ist das
Milchstraßensystem etwa 13,6 Milliarden Jahre alt. Die Genauigkeit dieser
Abschätzung, die das Alter anhand des Berylliumanteils einiger Kugelsternhaufen
bestimmt, wird mit etwa 800 Millionen Jahren angegeben. Da das Alter des
Universums von 13,8 Milliarden Jahren als recht verlässlich bestimmt gilt,
hieße das, dass die Entstehung der Milchstraße auf die Frühzeit des Universums
datiert.
2007 wurde zunächst für den Stern HE 1523-0901 im
galaktischen Halo von der ESO-Sternwarte in Hamburg ein Alter von 13,2
Milliarden Jahren festgestellt.[27] 2014 wurde dann für den Stern SM0313, 6000
Lj von der Erde entfernt, von der Australian National University ein Alter von
13,6 Milliarden Jahren dokumentiert. Als älteste bekannte Objekte der
Milchstraße setzen diese Datierungen eine unterste Grenze, die im Bereich der
Messgenauigkeit der Abschätzung von 2004 liegt.
Nach derselben Methode kann das Alter der dünnen
galaktischen Scheibe durch die ältesten dort gemessenen Objekte abgeschätzt
werden, wodurch sich ein Alter von etwa 8,8 Milliarden Jahren mit einer
Schätzbreite von etwa 1,7 Milliarden Jahren ergibt. Auf dieser Basis ergäbe
sich eine zeitliche Lücke von etwa drei bis sieben Milliarden Jahren zwischen
der Bildung des galaktischen Zentrums und der äußeren Scheibe.
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