Ein Stück vom Tradingmarkt-Kuchen
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/J1OIGzTEwFg
Bequemlichkeit kann ein entscheidender Wettbewerbsvorteil
sein, wenn es darum geht, Marktanteile zu gewinnen und den Umsatzkuchen
umzuverteilen. Technischer Fortschritt sorgt dafür, dass Unternehmen Komfort zu
günstigeren Preisen anbieten können. Gleichzeitig sorgen Apps, Daten und
künstliche Intelligenz dafür, dass sich die Bedürfnisse der Kunden in einer
sogenannten „OnDemandÖkonomie für jedermann" ändern.
Wenn es zu enormen Verschiebungen von Marktanteilen kommt,
sind oftmals die Investitionsmöglichkeiten groß. Die Ursachen für eine spürbare
Änderung der Marktanteile sind häufig in einer Änderung der
Produktattraktivität in Bezug auf einen der folgenden Faktoren zu suchen:
Kosten, Leistungsfähigkeit und Komfort (tost, capability, convenience). Alle drei
können einen Wettbewerbsvorteil ausmachen. Dabei erhält der Aspekt der
Bequemlichkeit vermutlich zu wenig Aufmerksamkeit, vor allem, weil er schwer
messbar ist.
Doch das ist ungerechtfertigt. Denn Bequemlichkeit ist
wichtig. Beispielsweise ließen VideoonDemandFirmen wie Netflix statische
Filmverleiher weitgehend von der Bildfläche verschwinden, weil ihr Angebot
aufgrund von Bequemlichkeit
attraktiver ist. Jetzt erhöht technischer Fortschritt das
Potenzial von komfortablen Produkten und Dienstleistungen. Gerade jüngere
Konsumenten fragen bequemen Service nicht nur nach, sie setzen ihn als
selbstverständlich voraus.
WETTBEWERBSVORTEIL BEQUEMLICHKEIT Mehr denn je zielen solide
finanzierte Start ups auf Unannehmlichkeiten bei etablierten Anbietern ab. Sie
versuchen Angebote zu lancieren, die mindestens einen entscheidenden Vorteil
haben, also günstiger, leistungsfähiger oder bequemer sind. Zwei Beispiele sind
der Fahrten und Taxivermittler Uber oder Instacart, das Lebensmittel binnen
einer Stunde liefert.
Die fallenden Grenzkosten für die Bereitstellung von
bequemen Dienstleistungen
in den Bereichen Medien, Zahlungsverkehr oder Einzelhandel
machen etablierte Anbieter anfällig, solange diese nicht durch Regulierung oder
durch die Komplexität der Produkte geschützt sind.
Klassische Marketingkonzepte nennen verschiedene
Kaufargumente. So kann das nützliche Format ausschlaggebend sein. Das Produkt
ist genau in der Größe verfügbar, wie es der Kunde benötigt, wie etwa bei den
Verpackungen von IkeaMöbeln oder bei Lebensmitteln, die fertig zum Verzehr
sind. Als zweites könnte der Zeitnutzen entscheidend sein. Das Produkt ist
genau dann verfügbar, wenn es benötigt wird, beispielsweise bei
LateNightApotheken oder Lieferdiensten. Vom Platzvorteil kann man sprechen,
wenn das Produkt dort zur Verfügung steht, wo es der Kunde braucht, wie bei
Geldautomaten oder Batterien. Letztens wäre noch das Besitzargument zu nennen.
CarSharingServices wie DriveNow oder Car2go stellen den Kunden im Prinzip so,
als ob er Eigentümer wäre, ohne das Auto kaufen zu müssen.
Die onlinegetriebene „ OnDemandÖkonomie" hat viele
dieser Regeln durcheinandergewürfelt. Die PauseTaste auf der Fernbedienung, um
eine Fernsehübertragung zu unterbrechen, oder die Möglichkeit, abends um 23 Uhr
Lebensmittel für den nächsten Morgen zu bestellen, sind nur zwei Beispiele für
mehr Bequemlichkeit.
Eine weitere Möglichkeit, wie Verbraucher Zeit und Ärger
sparen können, ist durch die Unterstützung bei der Entscheidungsfindung, indem
Händler alle notwendigen Informationen zur Verfügung stellen. An dieser Stelle
kommen Marktplätze wie eBay und Amazon, Bewertungsportale wie Yelp.com und
TripAdvisor, MarktplatzPlattformen wie JustEat und Etsy oder auch
Vergleichsseiten wie Skyscanner und Priceline ins Spiel. Sie alle versuchen
letztlich, die Auswahl zu vereinfachen. All diese Anbieter nehmen klassischen
Händlern immer mehr Marktanteile ab.
Bei diesem Trend kommt den vergleichsweise neuen Anbietern
die moderne Technik beispielsweise in Form von immer leistungsfähigeren Tablets
und Smartphones entgegen. Künstliche Intelligenz (siehe auch KnowHow 04/2015)
macht die Technologie leistungsfähiger, aber häufig auch bequemer.
Komplexe Dinge zu vereinfachen kann in verschiedenen
Branchen „zerstörende" Wirkung haben — vor allem dort, wo Vermittler
Informationsasymmetrien nutzen und damit die Zugangsbarrieren für Mitbewerber
erhöhen. Ein Beispiel ist das Assetmanagement. Hier warten Startups nicht nur
mit billigeren Alternativen im Vergleich zu klassischen Vermögensverwaltern
auf. Sie punkten mit Transparenz und Komfort. Auch in Bereichen wie Immobilien,
Gesundheitswesen oder Recruiting ist eine solche Entwicklung denkbar.
Das heißt nicht, dass damit das Ende der Zwischenhändler
bevorstünde. Die Verschiebung in Richtung Komfort dürfte aber statt der
Zwischenhändler eine andere Gruppe begünstigen: Unternehmen, die Prozesse
möglich machen. So ist beispielsweise die Logistik, vor allem die Zustellung
auf der letzten Meile, das Rückgrat der OnDemandWirtschaft. Es reicht nicht
mehr aus, in der Lage zu sein zu liefern. Vielmehr geht es um die Fähigkeit, an
einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt zu liefern und auch
Retoursendungen zu managen. Gerade Letzteres wird immer wichtiger und macht oft
den Unterschied aus.
Dass die Bereitstellung von Komfort und ein ständig besser
werdender Kundendienst wirtschaftlich aufwendig sein können, zeigt das Beispiel
Amazon. 2004 lagen die Investitionen des InternetMarktplatzes bei 1 Prozent
dessen, was die Supermarktkette WalMart ausgab.
2015 werden es rund 40 Prozent sein. Der Wettbewerb über den
Komfort, sei es über Logistik, Investitionen in Technologie (Software und
Geräte wie neue PointofSaleTerminals) oder eine Neuausrichtung der
Angebotskette, vor allem, wenn Geschwindigkeit Teil des Angebots ist, kann
teuer sein. Nicht jedes etablierte Unternehmen kann und will sich das leisten.
KÖNIG CONTENT VS. KÖNIGIN KOMFORT
Es stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Komfort und
Kosten. Denn in der Regel gehen beide Hand in Hand. Zunächst senkt der Wegfall
von Intermediären die Kosten. Allerdings wird die Bedeutung von Bequemlichkeit
oft übersehen, da sie schwieriger zu quantifizieren ist. Doch nicht alles dreht
sich um die Kosten. Verbraucher sind oft bereit, für das gewisse Extra an
Komfort zu zahlen. In der Welt der Medien und der Unterhaltung sagt
beispielsweise die Vorliebe verschiedener Kunden, für einzelne Kanäle anstatt
für Pakete zu bezahlen, viel über Entscheidungen und Vorlieben aus.
Die Kombination aus Content und Komfort zu akzeptablen Preisen
ist häufig der Schlüssel bei der Kundenakquise und treue. Netflix und Amazon
Prime investieren immer mehr in exklusiven Content.
ABB. 3: SERVICEANTEIL WÄCHST
Gleichzeitig beginnen HBO oder der
Fernsehsatellitenbetreiber Dish sogenannte OvertheTopStreamingServices
anzubieten. Dabei werden Video oder Audioinhalte übertragen, ohne dass ein
InternetServiceprovider involviert ist. Sie versuchen damit Kabelfernsehkunden
zu gewinnen oder Haushalte, die noch nie für einen Kabelanschluss gezahlt haben.
Das zeigt: Content ist immer noch König, aber Komfort ist die Königin.
Es gibt allerdings auch Beispiele, wo das
Konsumentenverhalten eher einen Trend weg von der Bequemlichkeit andeutet. Auf
einige Bereiche des Lebensmittelkonsums
könnte das zutreffen. So ist in den USA die Nachfrage nach
Konserven, Fertiggerichten und auch Frühstückscerealien in den vergangenen
Jahren rückläufig gewesen. Hier findet offenbar eine Bewegung weg vom Komfort
hin zu besserem Inhalt statt.
oder üppigere Bonuszahlungen als vergleichbare Produkte ohne
Cap. Sie werden oftmals genutzt, um die Seitwärtsrendite zu optimieren.
BonusZertifikate gibt es seit 2003. Sie wurden anfangs meist
als Zeichnungsprodukte angeboten. Goldman Sachs war mit einem BonusZertifikat
auf den japanischen Nikkei225Index einer der ersten Anbieter solcher Produkte
überhaupt. Später folgten auch BonusZertifikate auf EmergingMarkets und
RohstoffIndizes, auf den EURO STOXX 50° und einzelne Aktien. Der DAX°
etablierte sich als Basiswert von BonusZertifikaten erst etwas später, da hier
die Dividenden in den Performanceindex mit eingerechnet werden. Die erwarteten
Dividenden können daher nicht zur Finanzierung der Produktstruktur genutzt
werden, weshalb DAX®BonusZertifikate mit einem Aufpreis gegenüber dem Indexkurs
angeboten werden müssen.
Inzwischen sind Zeichnungen von BonusZertifikaten eher
selten. Stattdessen finden Anleger eine Vielzahl solcher Produkte, die sie
börsentäglich im Sekundärmarkt handeln können. Goldman Sachs bot im Juni 2015
mehr als 11.000 BonusZertifikate mit und ohne Cap an.
RENDITE IM RÜCKWÄRTSGANG
Was im Zertifikatemarkt lange Zeit fehlte, waren
Anlageprodukte, mit denen Anleger auf fallende Kurse setzen können. Wer „short
gehen" wollte, musste mit PutOptionsscheinen oder anderen Hebelprodukten
vorliebnehmen. Inzwischen hat sich für solche Markterwartungen eine
Produktgattung etabliert: ReverseBonusZertifikate und ohne Cap und wenden das
Bonuskonzept in spiegelverkehrter Form an.
Während Käufer von klassischen BonusZertifikaten prinzipiell
von steigenden Kursen des Basiswerts ausgehen, ist der Blick bei der
ReverseVariante nach unten gerichtet. Der Inhaber dieses Zertifikats nimmt zum
Laufzeitende eins zu eins positiv an der negativen Wertentwicklung.
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