Konservatives Great Britain
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/P3A3jUBFjVc
Großbritannien war zuletzt im Jahr 2012 Thema eines
KnowHow-Länderportraits. Damals fanden in London die Olympischen Spiele statt.
Und wie immer bei solchen Veranstaltungen stellte
sich Frage, ob der
sportliche Großevent dem Gastgeber nicht
nur Sympathien und einen Imagegewinn bringt, sondern sich
auch in den Wirtschaftsdaten positiv bemerkbar macht. Zwar kostet ein solcher
Event zunächst eine Menge Geld, denn nicht nur Tausende Sportler, Journalisten
und Funktionäre müssen betreut werden, es gilt auch Sportstätten und
Infrastruktur zu errichten. Auf der anderen Seite profitiert aber häufig die
Wirtschaft. So wurden in Großbritannien für den Bau von Sportstätten, Darüber
hinaus freuten sich Hoteliers, Gastronomen und Händler über die vielen
Touristen, die ins Land strömten. Die Belastung für die öffentlichen Finanzen
der Gastgeber schien überschaubar.
Doch zumindest was das reine BIP-Wachstum anging, war der
Effekt wohl spärlich. Um gerade einmal 0,6 Prozent wuchs die
Wirtschaftsleistung im Olympiajahr. Zu stark waren vermutlich noch die
Nachwirkungen, die der bedeutende Finanzplatz London in Folge der Finanzkrise
zu spüren bekam. 2009 war das britische Bruttoinlandsprodukt um 4,3 Prozent gesunken.
2010 und 2011 gelang immerhin ein Plus von 1,9 bzw. 1,6 Prozent.
In den folgenden Jahren gewann die Konjunktur an Fahrt. 2013
und 2014 legte das BIP um 1,6 bzw. 2,5 Prozent zu. Dem Internationalen
Währungsfonds (IWF) zufolge sollen es in diesem Jahr sogar 2,7 Prozent werden,
ehe der Zuwachs 2016 etwas geringer ausfallen dürfte. Die bessere
Wirtschaftslage hat den Arbeitsmarkt angekurbelt. So geht der IWF für dieses
Jahr von einer Arbeitslosenquote von 5,3 Prozent aus, was in etwa dem Niveau
der Jahre 2006 und 2007 entspricht. Nach Ausbruch der Finanz-und
Wirtschaftskrise hatte die Arbeitslosigkeit im Jahr 2011 ihren Höhepunkt bei
8,1 Prozent erreicht.
Grund zum Zurücklehnen hat Cameron dennoch nicht. Im
Gegenteil: Das Haushaltsdefizit von rund 4 Prozent ist noch immer hoch. Die
Leistungsbilanz weist nach IWF-Zahlen ein Defizit von 5,5 Prozent auf.
Gleichzeitig muss der Premierminister innen-und außenpolitisch zahlreiche
Probleme lösen. Cameron ist zwar grundsätzlich für den Verbleib in der EU, will
auf Druck von Europagegnern aus dem konservativen Lager aber darüber abstimmen
lassen. In Verhandlungen in Brüssel will Cameron wieder mehr
Entscheidungsgewalt zu den nationalen Regierungen verlagern.
Gleichzeitig sieht sich Großbritannien einer weiter erstarkten
schottischen Nationalpartei (SNP) gegenüber. Das Referendum über die
Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich im vergangenen Herbst
scheiterte nur knapp. Nach der Wahl stieg die Zahl der SNP-Abgeordneten im
Unterhaus von sechs auf über fünfzig.
GROSSBRITANNIENS WIRTSCHAFT
Mit der Idee der Europäischen Gemeinschaft konnten sich die
Briten noch nie vollkommen anfreunden. Großbritannien ist zwar Mitglied in der
Europäischen Union, aber wie Schweden und Dänemark sind auch die Briten dem Euro
nicht beigetreten. In diesem Punkt sind sie zurückhaltend. Grundsätzlich aber
sind Veränderungen nicht untypisch für das Land. So wurde beispielsweise die
britische Wirtschaft in der Regierungszeit von Margaret Thatcher, die von 1979
bis 1990 Premierministerin war, von einer Industrienation zum
Finanzdienstleister umstrukturiert.
Die Wirtschaft Großbritanniens zeichnet sich durch
Liberalisierung, freien Markt, niedrige Steuern und geringe Regulierung aus.
Diesen Prinzipien folgend, ist das Land heute eine stark deregulierte und
privatisierte Volkswirtschaft und gehört zu den größten der Welt. Es hat das
weltweit sechstgrößte Bruttoinlandsprodukt (BIP), nach den USA, China, Japan,
Deutschland und Frankreich.
Großbritannien ist das Mutterland der industriellen
Revolution, die im 18. Jahrhundert einsetzte und im 19. Jahrhundert Fahrt
aufnahm. Zunächst konzentrierte sie sich auf die Schwerindustrie, den
Schiffsbau und Kohlebergbau, die Stahlproduktion und die Textilherstellung. Als
Seefahrernation schufen die Briten ein welt-umspannendes Kolonialreich und
verfügten somit über einen großen Markt für ihre Produkte. Ihre Stellung war so
stark, dass sie während des 19. Jahrhunderts den internationalen Handel
praktisch kontrollierten.
Mit der Industrialisierung anderer Länder, wie Deutschland,
die USA oder Frankreich, wuchs die Konkurrenz, was im nächsten Jahrhundert zum
Niedergang der Schwerindustrie Großbritanniens führte. Dafür erstarkte der
Dienstleistungssektor, er hat nun einen Anteil von mehr als 70 Prozent am BIP.
Im Zentrum steht der Finanzdienstleistungssektor mit Banken und Versicherungen.
London beherbergt die London Stock Exchange, Lloyd's of
London, die Bank of England und zahlreiche Banken wie HSBC und Barclays — es
gilt als der größte Finanzplatz Europas. Neben dem Finanzdienstleistungssektor
spielt der Tourismus eine große Rolle, immerhin besuchen mehr als 27 Millionen
Reisende pro
Hotels und
Infrastruktur zahlreiche lukrative Aufträge vergeben.
Jahr das Inselreich. Die industrielle Fertigung hingegen hat
an Gewicht verloren. Hierzu zählt vor allem die Automobilindustrie, deren
Unternehmen in ausländischer Hand sind. Die Luftfahrt-und Rüstungsindustrie
wird von Rolls-Royce und BAE Systems dominiert. Zudem kommen bedeutende
Pharmaunternehmen wie GlaxoSmithKline und AstraZeneca aus Großbritannien.
Fast verschwindend gering ist hingegen der Anteil der
Landwirtschaft am BIP. Er liegt bei rund einem Prozent. Mit Rohstoffen wie
Kohle, Erdgas und Erdöl ist Großbritannien gut ausgestattet, ihr Anteil am BIP
beträgt 10 Prozent. Weltweit tätige britische Unternehmen sind unter anderem
die Energieriesen BP und Royal Dutch Shell.
—3
INVESTIEREN IN GROSSBRITANNIEN
Für Anleger, die in britische Titel investieren möchten,
bietet sich vor allem der bekannteste Index des Landes an: der FTSE 100. Die
Abkürzung bedeutet Financial Times Stock Exchange. Dieser Kursindex umfasst die
100 größten und umsatzstärksten Unter-nehmen an der London Stock Exchange (LSE)
und repräsentiert damit rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung.
Goldman Sachs bietet aktuell Mini-Futures auf den
FTSE-100-Index an. Darüber hinaus stehen Optionsscheine auf wichtige
Einzelwerte wie British American Tobacco und BHP Billiton zur Verfügung. Damit
partizipieren Anleger überproportional an den Kursbewegungen des jeweiligen
Basiswerts.
Alternativ können Anleger mit Optionsscheinen auf EUR/GBP
und GBP/USD auf eine Veränderung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro oder
dem US-Dollar setzen. Optionsscheine zählen zu den bekanntesten Hebelprodukten
hierzulande. Wichtig: Neben dem Kurs des Basiswerts beeinflussen weitere
Faktoren den Optionsscheinpreis, allen voran die implizite Volatilität, aber
auch die Zinsen.
Wegen des Hebels reagieren Optionsscheine überproportional
auf die Bewegung des Basiswerts. Das kann zu hohen Gewinnen, aber auch recht
schnell zu starken Verlusten bis hin zum Totalverlust führen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.