Hotelportale im Internet
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/W65RaU-hqz4
Reisebüro? Braucht keiner mehr. Statt wie früher den
findigen Reisevermittler nach dem günstigsten Preis fahnden zu lassen, geht
heute jeder selbst auf die Jagd. Durch das Internet ist jeder zum Experten
geworden, und statt auf Sterne vertrauen wir lieber auf „Bettina", die in
der neuesten Bewer- tung im Internet den tollen Blick und den netten Ober beim
Frühstück im Empire Riverside Hotel in Hamburg lobt.
Fünfzig Millionen solcher Bewertun-gen und eine schier
endlose Auswahl: Wer bei Google nach Hotel und Stadt sucht, landet zuerst bei
Booking.com. Dort muss er nur noch das Datum sei-ner Reise angeben und hat,
Entschei
dungsfreude vorausgesetzt, binnen weniger Minuten die
Hotelreservierung im E-Mail-Postfach. Und das zum garantiert günstigsten Preis
- wie einem versichert wird. Doch stimmt das auch?
Eine Menge Streit gab es zuletzt um die Bestpreisgarantien,
und das nicht nur, weil sie nicht selten falsch sind, wie das Deutsche Institut
für Service-Qualität (DISQ) festgestellt hat. In einer Studie haben die
Marktforscher nämlich herausgefunden, dass keines der getesteten Portale,
darunter auch die Marktführer Booking.com und HRS nicht, ausschließlich
Bestpreise anbietet. Dieses Ergebnis bestätigte sich auch in unserem Test
(siehe Tabelle unten).
Größeren Ärger haben die Bettenver-mittler derzeit mit dem
Bundeskartellamt, das ihnen die Bestpreisgarantien ganz verbieten will. Doch
was soll an garantiert günstigsten Preisen für den Ver-braucher von Nachteil
sein? Aber die Bedenken der Wettbewerbshüter sind berechtigt. Um die
günstigsten Preise zu garantieren, verpflichten die Portale die Hotels mit
sogenannten Bestpreis-klauseln vertraglich dazu, ihre Zimmer nirgendwo
günstiger anzubieten. Das schränkt den Wettbewerb ein und führt so zu höheren
Preisen für die Hotelgäste, da so der Bestpreis auch zum Fest-preis wird, der
nicht unterboten werden darf.
Ähnlich verhält es sich im Einzelhandel, wo das Deutsche
Institut für Wirtschaftsforschung ebenfalls eine schädliche Wirkung von
Preisgarantien festgestellt hat. Diese seien „nicht verbraucher-freundlich,
sondern ein Instrument zur Durchsetzung hoher Preise". Gegen HRS hat das
Kartellamt deshalb bereits 2013 ein Verbot der Bestpreisklauseln ausgesprochen,
ähnliche Verfahren wurden auch gegen die anderen großen Portale eingeleitet. In
der Begründung heißt es, HRS verfüge über einen Marktanteil von mehr als 3o
Prozent. Der neue Marktführer Booking, der den Kölner Bettenvermittler
inzwischen bei der Zahl der Buchungen überholt hat, wurde im April abgemahnt
und hat nun Zeit, freiwillig zu reagieren, sonst droht auch ihm ein Verbot der
Klauseln.
Für den Hotelgast stellt sich die Frage: Wenn die
Bestpreisklauseln wegfallen, sinken dann jetzt die Preise? Das Bundeskartellamt
ist sich zumindest sicher, dass die Bestpreise nun noch niedriger werden
könnten. Aber es dürfte auch schwieriger werden, die tatsächlich günstigsten
Preise zu finden, was die bisherigen Studien belegen. Mehr Wettbewerb bedeutet
eben nicht unbedingt auch mehr Transparenz.
Wer nach einem Zimmer sucht, sollte sich deshalb im Klaren
darüber sein, dass er weder bei Booking.com, HRS noch Expedia immer den besten
Preis bekommt, Garantie hin oder her. Zwar versprechen die Portale, die
Differenz zu erstatten, sollte man nach seiner Buchung ein günstigeres Angebot
finden. Dabei gibt es allerdings einiges zu beachten, denn die Konditionen der
Angebote müssen absolut gleich sein. Und wer will schon, wenn er sich einmal
entschieden hat, noch mühsam weiter fahnden? Wer also den besten Preis sucht,
kann an ganz unterschiedlicher Stelle fündig werden und sollte gut vergleichen,
bevor er den letzten Klick* macht.
schiedenen Ländern verwies Booking zunächst HRS klar auf die
Plätze. Nicht unerwartet allerdings, denn schon in der Studie des DISQ belegte
HRS bei den Konditionen den vorletzten Rang. Nur einmal, im Hotel Ramada in
München, war das Portal günstiger, die Konkurrenz von Booking hingegen bot in
drei Fällen den besseren Preis. Doch damit war Booking längst nicht immer die
beste Möglichkeit. Mit einer Buchung direkt auf der Website des Hotels ließ
sich in zwei Fällen ein noch günstigerer Preis erzielen und so bis zu 13
Prozent im Vergleich zu den Booking-Preisen sparen, bei den verbleibenden zwei
Buchungen in Frankfurt und New York lagen die Tarife gleichauf. Da die Hotels
für die Vermittlung mindestens zehn bis zwanzig Prozent des
Übernachtungspreises an die Portale zahlen müssen, ist ihnen die Direktbuchung
natürlich lieber. Mit diesem Argument ließen sich aber in dem Test keine
Rabatte aushandeln. Ruft man zum Beispiel im Hilton in Frankfurt direkt an und
unterbreitet das freundliche Angebot, bei einem kleinen Nachlass gegenüber dem
Portalpreis doch im Hotel direkt zu buchen, lehnt die Dame in der Reservierung
freundlich ab. Aber oft ist das Feilschen gar nicht nötig. Denn die Hotels
bieten häufig schon ganz regulär niedrigere Preise als die Vergleichsportale
an.
Wer aber ganz sicher sein will, dass ihm kein Schnäppchen
durch die Lappen geht, sollte noch eine Ebene höher gehen: Sogenannte
Meta-Suchmaschi-nen greifen auf die Angebote von Boo-king & Co zu und
vergleichen diese wiederum untereinander. Ein Hotelpreis-VergleichLVergleich
sozusagen.
Eine der beliebtesten dieser Seiten ist Kayak.de, was nicht
sofort einleuchtet. Denn die Seite ist unübersichtlich. Will man hier umfassend
vergleichen, plop-pen zunächst fünf neue Fenster auf, und der tatsächlich beste
Preis ist häufig in Details versteckt. Angebote von HRS und Expedia werden gar
nicht berücksichtigt, die von Booking hingegen hervorgehoben, was wohl daran
liegt, dass beide Pörtale unter dem selben Konzerndach stehen. Für unseren Test
greifen wir daher lieber auf trivago.de zurück, eine deutsche
Meta-Suchmaschi-ne, an der Expedia seit 2o12 mit rund 6o Prozent beteiligt ist.
Laut eigenen Angaben vergleicht trivago die Angebote von 270 Buchungsseiten für
mehr als 700 000 Hotels weltweit. Und tatsächlich ließ sich so in einem Fall
noch einmal erheblich sparen: Für das Hotel
n HOTELPORTALE
IM VERGLEICH
Gebuchtes Hotel Booking
Hilton City,***** Frankfurt
Hotel Angleterre,**** Berlin
Eugene en Volle in Paris lag der beste Preis, geboten von
Tideas, für zwei Übernachtungen mehr als hundert Euro unter den
Vergleichsangeboten von Boo-king und HRS, eine Preisersparnis von rund 25
Prozent. Auch in drei von vier anderen Städten ließ sich über trivago das
günstigste Angebot ausfindig machen - nur für das Hotel Calatrava in Palma de
Mallorca fand die Meta-Suche nicht den besten Preis.
Man sollte also vor der Buchung möglichst mehrere Quellen in
den Vergleich einbeziehen. Denn nicht nur beim Preis gibt es Unterschiede.
Manche der Ver-mittlungsportale bieten einen besseren Service oder haben ein
breiteres Angebot. Im gesuchten Zeitraum etwa stehen bei Booking für ein
Wochenende in Paris 1268 Hotels zur Verfügung. Bei HRS muss sich der Gast mit einer
Auswahl von „nur" 269 Unterkünften zufriedengeben. Für Frankfurt ist die
Angebotsbreite der beiden Portale ähnlicher: Boo-king hat 199 verfügbare
Hotels, HRS derer 167 im Angebot. Auf dem deutschen Heimatmarkt kann HRS also
mithalten, für die Suche im Ausland eignet sich Booking jedoch am besten.
Ein anderer Aspekt ist die Nutzerfreundlichkeit der Portale.
Wie gut lassen sich die Angebote an die persönlichen Vorlieben anpassen, sind
die Preise transparent und nachvollziehbar? Das Hotelportal HRS macht dabei
einen sehr aufgeräumten Eindruck, ist intuitiv bedienbar und bietet
umfangreiche Filtermöglichkeiten. Entfernung des Hotels zum Stadtzentrum, dem
nächsten Flughafen und Bahnhof werden sofort angezeigt. Man sieht HRS an, dass
die Vermittlung von Unterkünften für Ge-schäftsreisende das Kerngeschäft ist.
Auf Booking.com geht es nicht ganz so übersichtlich zu, es gibt zum Beispiel
keinen Filter für kostenlos stornierbare Angebote. Doch nach kurzer
Orientierung findet man auch hier alle Angebote transparent und gut
vergleichbar aufgelistet. Kleinere Portale schneiden in dieser Hinsicht teils
deutlich schlechter ab, wie die Studie des DISQ berichtet.
Der Königsweg zum besten Preis könnte also in etwa so
aussehen: zunächst das Wunschhotel bei Booking oder HRS aussuchen. Statt der
Preisga-rantie blind zu vertrauen, folgt ein Vergleich aller Angebote für das
gewählte Hotel auf trivago. Und zu guter Letzt besuchen wir die Website des
Hotels oder rufen direkt an. Denn wie der Test zeigt: Nicht selten wartet hier der
echte Bestpreis.
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