Rohstoff Wasser
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/tgoXRSHQycM
Die Macher der James-Bond-Filme bewiesen von Beginn an ein
feines Gespür für ebenso aktuelle wie brisante Themen. Bereits im Erstlingswerk
„James Bond - 007 jagt Dr. No" aus dem Jahr 1962 beschworen sie die
Gefahren der Atomener-gie, wenn diese in die falschen Hände gerät. In späteren
Filmen wie „Im Angesicht des Todes" oder „Golden Eye" verhandelten
sie Themen wie Gentechnologie oder die Kriegführung im Weltall.
Fiktion trifft Realität. In „Ein Quantum Trost", dem
22. Teil der Reihe aus dem Jahr 2008, schickt sich die Verbrecher-organisation
„Quantum" an, zunächst die Herrschaft über das südamerikanische Land
Bolivien und schließlich über die ganze Welt zu übernehmen. Dabei bedient sie
sich eines unkonventionellen Mittels: Wasser. Durch Staudämme haben die
Verbrecher für eine künstliche Dürre in Bolivien gesorgt. Gleichzeitig haben
sie heimlich riesige unterirdische Wasserreservoire angelegt. Quantum
unterstützt das Mili¬tär bei der Machtübernahme. Der Preis dafür: unbegrenzte
Verträge zur Versorgung des Landes mit Wasser - und damit die eigentliche
Herrschaft über Bolivien.
So fantastisch die Abenteuer von James Bond auch anmuten
mögen - wie nahe an der Realität die Themen häufig an-gesiedelt sind, zeigte
sich knapp zwei Jahre später. Am 28. Juli 2010 erkannte die Vollversammlung der
Vereinten Nationen (UN) das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser als
Menschenrecht an. Zwar sind die Resolutionen der UN
für die Mitgliedsstaaten nicht bindend, doch die
Ver¬ankerung des Menschen¬rechts auf Wasser hat einen hohen politischen
Stellen¬wert. An der Spitze der An¬tragsteller stand ein Land, das in den
vergangenen Jahren immer wieder unter ausgedehnten Dürreperioden litt: Bolivien.
Keine Selbstverständlichkeit. Der Stellenwert von Wasser bei
privaten Anlegern ist indes deutlich weniger ausgeprägt. Das mag nicht zuletzt
an der Tatsache liegen, dass das lebenspendende Nass speziell in den westlichen
Industrie-nationen als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Denn während die
wenigsten Privatinvestoren eine Ölquelle oder eine Goldmine ihr Eigen nennen
dürften, reicht es aus, denEXKURS: WASSER — DER UNTERSCHÄTZTE ROHSTOFF
Unter Rohstoffen verstehen Investoren vor allem Öl, Gold,
Silber und Industriemetalle. Wasser wird als Investment¬ziel hingegen weniger
geschätzt. Dabei ist Wasser nicht nur die Grundlage allen Lebens auf der Erde,
sondern ein wichtiger Faktor in ökonomischen Prozessen. Ohne Was¬ser gäbe es
keine Industrie, denn für die Produktion vieler Waren ist das nasse Element
genauso unverzichtbar wie für die Herstellung von Energie in Wasserkraftwerken
oder die Kühlung von Reaktoren. In der Landwirtschaft wird Wasser zur
Bewässerung und in der Viehzucht ein¬gesetzt. Das Wasser in Flüssen dient als
Transportweg und nicht zuletzt ist die Aufbereitung von Wasser zu Trinkwasser
und die Versorgung der Verbraucher ein Milliardengeschäft für die involvierten
Unternehmen.
heimischen Hahn aufzudrehen, um Wasser in scheinbar
unbegrenzter Menge zu erhalten.
Dabei belegen einige einfache Zahlen, dass die Versorgung
mit Wasser alles andere als selbstverständlich ist. Zwar besteht die
Erdoberfläche zu rund 71 Prozent aus Wasser, der Anteil an Süßwasser liegt aber
nur bei mageren 3,5 Prozent. Von diesem Süßwasser sind jedoch für den Men-schen
nur rund 0,3 Prozent nutzbar, da der größte Teil in Gletschern, ewigem Eis oder
Bodenwasser gebunden ist. Dass diese Vorkommen re¬gional sehr ungleich verteilt
und erschlossen sind, ist ein Grund dafür, dass nach An¬gaben der UNESCO
weltweit immer noch rund eine Mil¬liarden Menschen keinen Zugang zu sauberem
Trink¬wasser haben. Dies gilt ins-besondere für die Sub-Sa-hara-Region, in der
bislang nicht einmal 5 Prozent der vorhandenen Wasserres¬sourcen erschlossen
sind.
Geringes Angebot, Nachfra¬ge steigt. Diesem ver-gleichsweise
niedrigen An-
MÄRKTE & ZERTIFIKATE i AUGUST/SEPTEMBER 2015
gebot steht eine Nachfrage gegenüber, die in den kommen-den
Jahren und Jahrzehnten sprunghaft ansteigen wird. Wie aus einem im Frühjahr
2015 erschienenen Report der Ver-einten Nationen (UN) zur weltweiten
Wasserentwicklung hervorgeht, wächst die Weltbevölkerung um 80 Millionen
Menschen pro Jahr. Bis 2050 soll sie die Zahl von 9,1 Mil-liarden Menschen
erreicht haben, davon werden rund 2,4 Milliarden Menschen in der wasserarmen
beziehungsweise schlecht versorgten Sub-Sahara-Region
All diese Menschen brauchen aber nicht nur Trinkwasser,
sondern müssen auch mit Energie und Lebensmitteln ver-sorgt werden. Auch
hierfür wird Wasser benötigt, zum Beispiel zum Betrieb von Wasserkraftwerken
oder für die Land- und Viehwirtschaft. Der UN-Bericht geht davon aus, dass bis
2050 weltweit rund 60 Prozent mehr Lebensmittel hergestellt werden müssen als
heute. Schon deutlich früher, nämlich 2030, rechnen die Experten mit einem
globalen Wasserdefizit von 40 Prozent.
Langfristig aussichtsreich. Diese perspektivischen Zahlen
legen nahe, dass Wasser vor allem unter langfristigen Gesichtspunkten ein
lohnendes Investment sein könnte. Da es für Privatanleger wenig sinnvoll
erscheint, große Mengen Wasser über lange Zeit in Tanks zu bunkern, sind
Alterna¬tiven gefragt. Die finden sich in Unternehmen, die im Bereich Wasser
Geschäfte tätigen, zum Beispiel beim Aufbau von Infrastruktur oder der
Aufbereitung von oder der Versorgung mit Wasser.
Zu den Größten der Branche gehört der Versorger Veolia
Environnement. Die Franzosen steigerten ihren Umsatz im
ROHSTOFFMONITOR
vergangenen Jahr um 7 Pro¬zent auf rund 23,8 Milliar¬den
Euro. Mit einem Anteil von rund 47 Prozent mach¬te dabei das Wassergeschäft
fast die Hälfte des Gesamt¬umsatzes aus. Veolia ver¬sorgt Menschen und
Indus¬triekunden in 67 Ländern mit Trinkwasser und berei¬tet deren Abwasser
auf. Der Fokus liegt auf Europa, wo Veolia 72 Prozent seiner Er-löse erzielte,
aber auch in den kommenden Wachs-tumsmärkten ist es bereits vertreten. So
entfielen mehr als 9 Prozent der Umsätze auf Afrika und den Mittleren Osten,
6,6 Prozent der Um¬sätze wurden im asiatisch-pazifischen Raum eingefahren. Die
Wachstumsraten sind ordentlich: Vom Research-Unter¬nehmen FactSet befragte
Analysten gehen davon aus, dass Veolia seine Umsätze bis 2018 im Durchschnitt
um rund 3,7 Prozent pro Jahr steigern wird.
Noch etwas stärker, nämlich um durchschnittlich rund 4,9
Prozent, soll laut Analysten der Konkurrent Suez Environ-nement beim Umsatz in
den kommenden drei Jahren zule-gen. Im vergangenen Jahr gingen bei dem
französischen Konzern, der wie Veolia seinen Hauptsitz in der französischen
Metropole Paris hat, rund 14,3 Milliarden Euro durch die Bücher. Ähnlich wie
der Wettbewerber setzt Suez vor allem auf die Versorgung mit Wasser und auf die
Aufbereitung. Allerdings ist das Unternehmen geografisch nicht ganz so breit
aufgestellt wie Veolia. Auch wenn es in den USA, Aus¬tralien und Asien engagiert
ist, stammen drei Viertel der Erlöse aus Geschäften innerhalb Europas.
Der Branchenindex. Andere „Wasserkonzerne", wie etwa
die britische United Utilities oder die US-amerikanische Aqua America,
fokussieren sich auf bestimmte Regionen in ihren Heimatmärkten. Weitere Firmen
wie die schweizerische Geberit oder die amerikanische Xylem sind zwar weltweit
aufgestellt, konzentrieren sich aber auf andere wasser-affine Bereiche wie
Sanitärtechnik oder Infrastruktur. Zusammengefasst werden diese Unternehmen im
Water Total Return (USD) Index, der von BNP Paribas berechnet wird. Das
Branchenbarometer bildet die Wertentwicklung von zehn Aktien von Firmen ab, die
im Bereich der Wasser¬versorgung, der Aufbereitung, der Infrastruktur oder
Ähnli¬chem aktiv sind. Weitere Voraussetzungen für eine Aufnah¬me in den Index
sind eine Marktkapitalisierung, die höher ist als 500 Millionen US-Dollar, und
ein tägliches Handels¬volumen der Aktien von mehr als fünf Millionen US-Dollar.
Gemessen an den Gesamtinvestitionen muss ein Unternehmen mindes¬tens 20 Prozent
in den Be¬reich der Wasserwirt-schaftsindustrie investieren, um in den Index
aufgenom¬men werden zu können. Geografisch liegt der Schwerpunkt des Indexes
aktuell zwar auf Unterneh¬men aus Europa und den USA, viele enthaltene Fir¬men
agieren aber längst als Global Player. Derzeit sind die beiden französischen
Unternehmen Veolia und Suez die am höchsten ge-
wichteten Positionen, auf Platz drei folgt United Utilites
aus Großbritannien. Allerdings ist die Gewichtung im Index insgesamt recht
ausgeglichen. Anpassungen erfolgen einmal pro Jahr im Rahmen der jährlichen
Auswahlkontrolle. An¬leger, die sich für Investments in Wasser und den Water TR
(USD) Index interessieren, können sich unter www.bnp.de über entsprechende
Möglichkeiten informieren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.