Praxistest Bonus-Zertifikate
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/-5Mp4JbWx7M
Das Schuldendrama um Griechenland ist immer noch nicht
gelöst und verunsichert die Börsianer weiterhin. Die Angst vor einer Ansteckung
anderer Länder wie Spanien und Portugal geht um. Börsengänge werden abgesagt
und der DAX® hat seit seinem Hoch kräftig verloren. In einem solchen Umfeld
könnten Bonus-Zertifikate eine gute Alternative zu einem Direkteinstieg sein.
Die Angst geht um
Auch wenn Griechenland nur ein kleines Land in der Euro-Zone
ist, entfaltet seine Schulden-krise eine große Wirkung. Fast stündlich bewegt
der DAX® sich zu positiven oder negativen Nachrichten um eine Einigung im
Schuldenstreit mit den Gläubigern. Investoren befürchten, dass auch Länder wie
Portugal und Spanien von der griechischen Malaise angesteckt werden und ihre
Schulden nicht zurückzahlen können. Die Risikoprämien für Anleihen aus diesen
Ländern sind zuletzt deutlich gestiegen. Anleger, die sich daher nur vorsichtig
am Aktienmarkt engagieren wollen, aber auch keinen Crash an den Aktienmärkten
erwarten, könnten mit Bonus-Zertifikaten einen vorsichtigen Einstieg wagen.
Zwei Schwellen entscheidend
Denn Bonus-Zertifikate bieten im Vergleich zu einem
Direktinvestment eine Barriere, die vor moderaten Kursrückgängen schützt.
Benjamin Feingold
Benjamin Feingold gründete im vergangenen Jahr zusammen mit
Daniel Saurenz das Investmentportal »Feingold Research«, auf dem täglich neue
Investmentideen vorgestellt werden. Nach dem Wirtschaftsstudium arbeitete
Benjamin Feingold jahrelang in der Finanzanalyse und im Handel verschiedener
Banken, bevor er 2000 als Finanzredakteur zu Börse Online und zur FTD kam, wo
er für derivate Produkte zuständig war. Zu seinen zahlreichen Publikationen
zählt auch das im Finanzbuchverlag erschienene Tradinghandbuch »Handeln mit
Futures und Optionen — Ein Leitfaden für den Privatanleger«.
Zwei Kursschwellen bestimmen die Wert-entwicklung dieser
Zertifikate maßgeblich. Einerseits die Barriere, die bei Emission unterhalb des
aktuellen Basiswertkurses liegt. Die andere bedeutende Schwelle ist der
Bonus-level, der mindestens ausgezahlt wird, sollte das Barriereniveau nie
verletzt werden. Steigt der Basiswert über den Bonuslevel hinaus, partizipiert
der Anleger mit einem Bonus-Zertifikat 1:1 an weiter steigenden Kursen. Bei
sogenannten Bonus Cap-Zertifikaten ist die Maximalauszahlung auf den Bonuslevel
bzw. den Cap begrenzt. Wird die Barriere dagegen berührt oder unterschritten,
verfällt der Anspruch auf Auszahlung des Bonus-levels. Die Auszahlung am
Laufzeitende richtet sich dann einzig nach der Wertentwicklung des Basiswerts
mit allen Gewinn- aber auch Verlustmöglichkeiten. Im schlimmsten Fall kann ein
Totalverlust entstehen.
Ein Beispiel: Ein Bonus Cap-Zertifikat, das einen Bonuslevel
und einen Cap bei 11.600 Punkten und eine Barriere bei 8.800 Punkten hat, ist
durch die relativ niedrige Barriere eher leicht defensiv ausgerichtet. Anhand
der Ausstattungsmerkmale wird deutlich, dass Bonus Cap-Zertifikate ihre Stärken
in Seitwärts-phasen ausspielen. Bei kräftigen Kursanstiegen über den Cap hinaus
wären Anleger mit einem Direktinvestment besser gestellt und bei stark
fallenden Kursen bis unter die Barriere ist eine komplette Absicherung oder ein
Verkauf vorteilhafter. Doch warum erwerben Anleger Bonus Cap-Zertifikate,
obwohl diese Papiere nur die zweitbeste Lösung zu sein scheinen?
Einerseits lassen sich die Marktbewegungen nicht mit
Sicherheit vorhersagen und so stellen Bonus-Zertifikate immer eine Art
Kompromiss zwischen Absicherung und Partizipationschance dar. Andererseits
entwickeln sich Aktienmärkte häufig seitwärts mit leichten Schwankungen nach
oben wie unten, was sich positiv auf die Entwicklung von Bonus-Zertifikaten
auswirken kann. Die Erwartungen
an ein solches Chance-Risiko-Profil könnten sich auch
während der Laufzeit erfüllen, wie man an der Entwicklung eine beispielhaften
Bonus Cap-Zertifikats sieht. Dazu blicken wir auf die verschiedenen
Marktphasen.
DAX® Bonus Cap-Zertifikate im Test
Mit dem Kursanstieg im DAX® bis Mitte März hat sich das
Bonus Cap-Zertifikat positiv entwickelt, auch wenn der Anstieg schwächer
ausfiel als beim DAX® selbst. Da die Gewinnchancen bei einem Bonus
Cap-Zertifikat begrenzt sind, partizipieren diese Papiere während der Laufzeit
häufig schwächer von einem Kursanstieg als der Basiswert. Dafür erfüllte die
Teilabsicherung beim anschließenden Kursrückgang ihre Funktion. Der
Kursrückgang im DAX® seit Mitte April geht fast spurlos an dem Papier vorüber.
So hat der DAX® von Mitte April bis Anfang Juni deutlich an Wert eingebüßt,
während das beispielhafte Bonuspapier 2% verloren hat.
Der DAX® fiel in diesem Zeitraum auf rund 11.000 Punkte und
war noch weit genüg von der Barriere bei 8.800 Punkten entfernt, sodass die
Gefahr einer Barrierenverletzung noch nicht signifikant angestiegen ist. Nähert
sich der Basiswert allerdings der Barriere von 8.800 Punkten stärker an, hätte
das Bonuspapier stärker verloren, weil die Wahrscheinlichkeit für eine
Barrierenverletzung zunimmt und die Absicherung dann verloren wäre.
Daher hat ein weiteres beispielhaftes DAX® Bonus
Cap-Zertifikat mit einer Barriere bei 10.400 Punkten deutlich mehr verloren als
das zuerst genannte Papier mit einer Barriere von 8.800 Punkten. Das
offensivere Papier mit der höheren Barriere (und identischer Laufzeit) wurde
Anfang April 2015 emittiert und hat die Abwärtsbewegung bis Anfang Juni fast
vollständig mitgemacht, allerdings schwächer als der DAX®. Das Papier hat nur
rund 6 % verloren. Auch die Schwankungen in der Preisentwicklung sind größer
als bei dem zuerst genannten defensiven Papier.
Bei der Kurserholung Mitte/Ende Juni hat das Bonus
Cap-Zertifikat seine Verluste fast ganz wieder aufgeholt. Der DAX® blieb trotz
Anstieg stärker im Minus.
Volatilität und Aufgeld beachten
An diesem Beispiel wird auch der Einfluss der Volatilität
gut sichtbar. Aufgrund der anhaltenden Schuldenkrise in Griechenland stieg die
Volatilität im Juni deutlich an und hatte mit dazu beigetragen, dass dieses
Papier an Wert verloren hat. Denn mit einer zunehmenden Volatilität nimmt auch
die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Barriere verletzt wird. Dieser Einfluss ist
umso stärker, je näher die Barriere kommt und je geringer die Laufzeit wird.
Diese Volatilitätsentwicklung bietet für Neueinsteiger aber auch eine Chance,
weil Bonus Cap-Zertifikate bei einer hohen Volati-lität günstiger werden.
Allerdings sollten Anleger bei der Auswahl neben den
Einflussfaktoren immer auch das Chance-Risiko-Profil beachten. Manche Papiere
bieten eine Renditechance von 12 % bis zur Fälligkeit im November 2015 an bei
einem Abstand zur Barriere von 7,1 %. Zur Bewertung der Papiere zählt auch das
Aufgeld, also ob das Papier teurer oder günstiger ist als der Basiswert. Denn
sollte es tatsächlich zu einem Bruch der Barriere kommen, wäre das Aufgeld
verloren, weil am Laufzeitende nur die Entwicklung des Basiswerts entscheidend
für die Auszahlung ist. Anleger sollten beachten, dass bei einer Investition in
diese Produkte keine laufenden Erträge anfallen. Die Produkte sind nicht
kapitalgeschützt, im ungünstigsten Fall ist ein Totalverlust des eingesetzten
Kapitals möglich. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten bzw. des Garanten
droht dem Anleger ein Geldverlust. Anleger sollten in jedem Fall beachten, dass
vergangene Wertentwicklungen und/oder Analysten-meinungen kein hinreichender
Indikator für künftige Wertentwicklungen sind.
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