Donnerstag, 10. September 2015

Autos in einer vernetzten Welt


Autos in einer vernetzten Welt

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/rB0OnEm9ICc

Die virtuelle Welt hält mehr und mehr Einzug in unser Leben und das nützt unserer Mobilität. So fungieren intelligente Autos mittlerweile als mobile Endgeräte des Internets und schaffen durch mehr Sicherheit, Komfort und Entertainment ein neues Fahrerlebnis.

 

Die übliche Rushhour nach einem anstren¬genden Arbeitstag und dann das: Der Wagen kollidiert mit einem anderen Fahrzeug. Mit einem aktiven Spurhalteassistenten, wie ihn zum Beispiel Mercedes anbietet, wäre das nicht passiert. Die rundherum eingebauten Radarsensoren hätten den dichten Verkehr überwacht und bereits im Vorfeld eine gestie¬gene Unfallwahrscheinlichkeit gemeldet. Über gezielte Bremseingriffe hätte das Auto dem Zusammenstoß schließlich entgegengewirkt (www.mercedes-benz.de; August 2015). Die Technologie gehört zu den sogenannten Fahr-assistenzsystemen der »Car-to-X«-Generation, über die Autos drahtlos miteinander und mit ihrer Umwelt kommunizieren. Sie soll Fahrer entlasten und für mehr Sicherheit im Straßen¬verkehr sorgen. »Die beste Verbindung ist nicht immer eine Straße«, erklärt Mercedes die intelligenten Assistenten. Wie viele andere seiner Konkurrenten baut der deutsche Auto¬titan sie mittlerweile serienmäßig ein und zu den aktiven Spurhaltehelfern haben sich mittlerweile auch Fahrdynamik- und Hindernis-warnsysteme sowie intelligente Seitenwind-, Fern- und Fahrlichtassistenten gesellt.

Sicherheit, Komfort, Information,

Entertainment

Für viele ist das Auto ein unverzichtbarer Bestandteil des Alltags und es dürfte daher weltweit gefragt bleiben. Angesichts ver¬stopfter Straßen und der fortschreitenden Urbanisierung können internetbasierte Funk¬tionen jedoch nicht nur die Sicherheit, sondern auch weitere Aspekte des Individu¬alverkehrs verbessern. Autofahren als Kunden¬erlebnis — so preisen es viele Autobauer zwar schon seit Langem, doch jetzt scheint sich diese Verheißung endgültig bewahrheitet zu haben. Vernetzte Autos sind beliebt, denn —so beschreibt es Mercedes — der Kunde wird mit allem verbunden, was ihm wichtig ist, und das ist nicht nur das Auto. Die Kundenbedürf¬nisse, für die diese neuen Lösungen konzipiert werden, waren schon immer da, doch ihre Erfüllung schien aus Mangel an passenden Technologien für das Autofahren undenkbar. Autobauer versprechen einen noch besseren Komfort, zum Beispiel durch (teil-)autonomes

 

Fahren, interaktives Infotainment (eine Kombi-nation aus Informationsübermittlung und Unterhaltung) und intelligente Entertainment-Angebote. Das weltweite Marktpotenzial der zweckbasierten Internetlösungen für den Individualverkehr ist groß (Grafik 1), um eine Zukunftsvision handelt es sich schon lange nicht mehr. »Connected Car Services« könnten laut BI Intelligence bis 2020 Erlöse von bis zu 152 Milliarden Dollar generieren (März 2015).

»Neu ist, was Ihr Leben besser macht«

Lenken, Bremsen, Beschleunigen — das ver-netzte Auto kann den Fahrer dabei unter¬stützen oder sogar davon befreien. Ein »ein¬gebauter Chauffeur« macht die motorisierte Fortbewegung nicht nur sicherer, sondern auch effizienter und bequemer. Auf seiner Homepage spricht BMW von »intuitiven Innovationen«, die den Lenker und sein Auto enger mit der Außenwelt vernetzen. Mittels einer fest verbauten SIM-Karte lassen sich zum Beispiel Tele-, Remote- und Concierge-Services sowie Echtzeitverkehrsinformationen einfach abrufen und mithilfe eines im Con¬troller integrierten Touchpads lassen sich Ziel¬adressen per eigener Handschrift eingeben. Funktionen wie »Wischen« oder »Zeigen« kann man nun mit einer Handbewegung aus- lösen und jeder BMW ist außerdem mit einem eigenen Hotspot ausgestattet, der dem Bei¬fahrer das Internetsurfen während der Fahrt ermöglicht (www.bmw.com; • August 2015). Der Konkurrent Volkswagen — auch ein Vor¬reiter der Autovernetzung — bringt die Idee in seinem »Think New«-Slogan auf den Punkt: »Neu ist, was Ihr Leben besser macht.« Und so dreht sich alles um den immensen Zusatz¬nutzen, den die neuen Technologien stiften. Umfrageergebnissen der Strategieberatung LSP Digital zufolge ist die Vernetzung sogar zu einem wichtigen Kriterium beim Autokauf geworden (Grafik 2).

Vernetzung: die sinnvolle Erweiterung

des Autos

Eine im April 2015 durchgeführte deutsche Umfrage hat ergeben, dass 67% der Teil¬nehmer sogar bereit wären, je nach angebo¬tenen Vernetzungsfunktionen die Automarke zu wechseln. Bei den Unter-30-Jährigen sei diese Wechselbereitschaft mit 74% beson¬ders stark ausgeprägt. Im Schnitt würden 69 % aller befragten Frauen und 65 % aller Männer abwandern (Statista). Vor allem in der Premium-Klasse legen Kunden Wert auf die Intelligenz ihres Autos und BMW, VW und Mercedes haben den Trend alles andere als verschlafen. In Bezug auf Kommunika-tions-, Informations- und Fahrassistenzsysteme galten sie laut dem Center of Automotive Management schon im Jahr 2012 als die Top 3 der innovativsten Autobauer weltweit. Viele Autofahrer halten die intelligenten Systeme für eine sinnvolle Erweiterung ihres Fahrzeuges (Tomorrow Focus Media; November 2014) und Grafik 3 veranschaulicht dies mit einer vielversprechenden Prognose. Interessanter-weise werden die »Connected Car Services« in Schwellenländern wie Indien und China schon besonders rege genutzt. Im Vergleich dazu scheinen ausgerechnet die autobegeisterten Deutschen Nachholbedarf zu haben (Grafik 4).

Markendifferenzierung

dank neuem Fahrerlebnis

Glaubt man dem Car Connectivity Compass (Juni 2015) des Strategieberaters Berylls, sind Connectivity-Angebote bei deutschen Auto-kunden aber auch viel unbekannter als bei ihren chinesischen Pendants. Letztere würden wegen eines fehlenden Service-Angebots aller¬dings auch schneller abwandern. Gerade dem chinesischen Automarkt traut die Strategie-beratung McKinsey ein immer noch hohes Wachstum zu. Wer sich als Autobauer lang¬fristig im hart umkämpften Markt positionie¬ren will, sollte die intelligenten Vernetzungs¬technologien also schon jetzt als strategisch wichtiges Element eines Autos sehen. Von unschätzbarem Wert scheinen außerdem die neuen Möglichkeiten, die sich weniger auf Fahrer- als auf After-Sales- und Markener¬lebnisse beziehen. Denn über internetbasierte Kommunikationskonzepte könnten Auto¬bauer im Rahmen ihres Content-Marketings Botschaften gezielter und flexibler übermitteln

 

und Kunden effizienter für einen Wiederkauf gewinnen. Die Geschmäcker sind je nach Region und Kultur verschieden. Was normaler¬weise hohe Kosten verursacht und ein Problem bei der Serienproduktion darstellt, schafft nun Potenzial für die Positionierung am Markt. So lassen sich aus unzähligen Kombinationsmög¬lichkeiten von Vernetzungsdiensten schnell und flexibel hochwertige Kundenlösungen gestalten und an spezifische Bedürfnisstruktu¬ren anpassen. Da bis 2020 jedes fünfte Fahr¬zeug mit dem Internet verbunden sein wird und Autofahrer im Schnitt 50 Minuten pro Tag in ihrem Wagen verbringen, sollte man clevere Entertainmentlösungen nicht vernach¬lässigen. Gemäß McKinsey könnten zum Bei¬spiel Musikdienste oder Touristikinformations-systeme ein lukratives Geschäftsffld darstellen und ebenfalls zur Markendifferenzierung bei-tragen. Autohersteller sollten sich jedoch auf kürzere Entwicklungszyklen und spezialisierte Zulieferer einstellen (2013).

Spezialisierte Zulieferer: Basis für Erfolg

»Spezialisierte Zulieferer« lautet auch die grundsätzliche Devise, denn maßgeblich für den Markterfolg eines vernetzten Autos sind Qualität und Nutzenstiftung von Innovationen. In der Regel produzieren Autobauer die Ver-netzungsdienste nicht selbst und so sind sie auf hoch spezialisierte Partner mit heraus¬ragender Expertise angewiesen. Viele dieser Automobilzulieferer haben sich schon früh im aufstrebenden Segment positioniert und Kenner sagen, dass der Vernetzungstrend im Begriff ist, die Zuliefererbranche nachhaltig zu revolutionieren. Bei den Lieferanten der

 

gefragten Lösungen handelt es sich vielfach um namhafte Unternehmen, hinzugekommen sind aber auch Technologieunternehmen, die hauptsächlich auf die Autovernetzung spe¬zialisiert sind. Da Automobilzulieferer dem Konnektivitätstrend am stärksten ausge¬setzt sind, dürften sie auch am ehesten von der Marktdynamik profitieren.

Continental ist das Paradebeispiel eines »alteingesessenen« Automobilzulieferers mit guter Positionierung: Der deutsche Konzern der Schaeffler-Gruppe war im Jahr 2014 Weltmarktführer nach Erlösen in Euro und ist im deutschen Leitindex DAX® vertreten. Bekannt geworden ist Continental eigentlich wegen seiner Weichgummiprodukte (insbe¬sondere der Reifen), aber das Unternehmen hat sich nicht nur deshalb zum weltweit Bes¬ten der Branche entwickelt. Laut eigener Aus¬sage erforscht Continental die Zukunftsfragen der Mobilität und entwickelt Lösungen für die Autovernetzung in allen relevanten Berei¬chen. Aus dem Segment »Connected Car Services« stammt mittlerweile ein erheblicher Teil von Continentals Unternehmensumsatz (Continental; Juni 2015). Zu den global agie¬renden Zulieferern, die das Segment ähnlich dominieren, zählen der Kanadier Magna, der Japaner Denso und der US-Amerikaner Johnson Controls. Magna ist dafür bekannt, die Sicherheitsassistenten mehr Autofahrern zugänglich machen zu wollen. Dazu wurde ein neuartiges Kamerasystem entwickelt, das weniger als 100 Euro kostet. Vorläufer dieser Innovation werden bereits in Autos, beispiels-weise von Opel, eingebaut



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