Moritz von Roh Der Erfinder des
punktuell abbildenden Brillenglases
Author D.Selzer-McKenzie
Video https://youtu.be/l_1QKBoieTs
Ein Meilenstein in der
Geschichte der optischen Gläser war die Erfindung des punktuell abbil¬denden
Brillenglases. Wie so vieles, stammen auch diese aus dem Hause Carl Zeiss. Der
Erfinder: Moritz von Rohr. Von Debora Gilsebach
Moritz von Rohr – Erfinder der
punktuellen abgebildeten Brillengläser Author D.Selzer-McKenzie
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Otto Moritz von Rohr
wurde 1868 in Longin gebo¬ren und starb 1940 in Jena, wie viele andere für die
augenoptische Industrie wichtige Persönlichkeiten. Denn auch er arbeitete bei
Carl Zeiss in Jena. Nach seinem Studium der Mathematik, Physik und Geografie
mit anschlie§ender Promotion im Jahr 1892 begann er seine Laufbahn am
Königlich Preußischen Meteorologischen Institut in Berlin. Drei Jahre später
fing er bei Carl Zeiss als wissenschaftlicher Mitarbeiter an. Ab 1899 war er
sogar der persönliche Assistent von Ernst Abbe.
Von Rohr arbeitete intensiv mit Gullstrand
zusammen und wurde zu seinem engsten Vertrauten. Auf der Grundlage der
Gullstrand'schen Lehre zur Bedeutung des Augendrehpunkts entwickelten sie die
so genannten Katralgläser. Dies waren asphärische Stargläser für Patienten mit
linsenlosen Augen nach Staroperationen.
Das Starstechen war
glücklicherweise mittlerweile fortschrittli¬cheren Methoden gewichen. Vom
Altertum bis in die Moderne hinein wurden
Kataraktoperationen
jedoch noch von so genannten Okulisten durchgeführt, oftmals auf Jahrmärkten.
Dabei saßen sie ihrem Patienten gegenüber und stachen mit einer feinen Nadel
seitlich in das Auge. Mit der Nadelspitze wurde die Linse gelöst und nach unten
geschoben. Das Ganze ohne Narkose oder großzügigere Hygienemaßnahmen.
Im Falle einer
misslungenen Operation sollten dem Opera-teur die Hände abgehackt werden. Da
nicht selten die Pati-enten nach kurzer Zeit erneut erblindeten oder sogar
star-ben, wundert es nicht, dass die Starstiche von fahrenden Okulisten
durchgeführt wurden. Erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts führte Jaques
Daviel die Linsenextraktion ein. Mit den Katralgläsern war es möglich, die
durch die fehlende Linse entstehende starke Hyperopie auszugleichen. Die
Glä-.ser hatten einen Wirkungsbereich von +8,0 dpt bis + 20,0 dpt und
minimierten die astig matische Abweichung.
Der Siegeszug der
punktuell abbildenden Brillengläser Als die ersten komplett wissenschaftlich
berechneten Brillen-gläser gelten die unter dem Namen Punktal bekannten Gläser
von Zeiss. Sie wurden 1912 auf dem Markt eingeführt. Nur vier Jahre zuvor waren
sie von Moritz von Rohr entwickelt worden. Bereits 1904 hatte er mit
Berechnungen dazu begonnen. Das Besondere: Sie ermöglichten erstmals eine
punktscharfe Ab-.bildung in allen Blickrichtungen, bei dem die Unschärfen in
der Glasperipherie deutlich verringert sind. Bis dahin konnten Brillenträger
nur bei starrem Blick geradeaus ein scharfes Bild sehen. Mit den neuen Gläsern
war eine Korrektion möglich, die ein natürliches dynamisches Sehen erlaubte.
Auf einem Werbeplakat
von 1912 hieß es: „Und ihre Augen sind für Zeiss Punktalgläser dankbar. Sie
können wieder in jeder Richtung deutlich sehen, also ungezwungen frei und
natürlich umherblicken. Wie viel besser als das starre, trübe Dreinsehen, das
angestrengte Blinzeln, derer, die noch ohne Gläser auszu-.kommen glauben oder
sich mit unvollkommenen, schlecht sitzenden Augengläsern abmühen und dafür
Migräne und Krähenfüße in Kauf nehmen. Vermeiden Sie das, tragen Sie Zeiss
Punktalgläser."
Moritz von Rohr setzte
sich dafür ein, die Brillengläser aus dem Hause Zeiss richtig zu vermarkten und
eine Großpro-duktion aufzuziehen. Er nutzte dafür Vorträge und Tagungen von
Augenärzten und Augenoptikern. 1912 wurde die Abtei-.lung Opto gegründet, deren
Leiter Moritz von Rohr wurde. Damit war eine Serienproduktion der Brillengläser
möglich. Vor allem in Deutschland
erschwerte später das
Festhalten an der punktuellen Abbildung nach Moritz von Rohr die
Markteinführung und die Anerkennung der ersten Gleitsicht-gläser. Als 1959 das
erste Gleitsichtglas Varilux auf den Markt gebracht wurde, reagierten einige
Augenoptiker skeptisch und ablehnend, da sie von der punktuellen Abbildung
ge¬prägt waren.
Damals wie Heute
Auch die Gründung der
Staatlichen Jenaer Fachschule für Augenoptik 1917 ging unter anderem auf die
Initiative von Moritz von Rohr zurück. Das heißt, ein weiterer für die
Augenoptik wichtiger Mensch verdankt von Rohr gewisser-maßen seinen Job:
Hermann Pistor. Er wurde Leiter der Fach¬schule und heute ist sie sogar nach
ihm benannt.
Neben seinen Erfindungen
in der Brillenglasentwicklung und -herstellung, war Moritz von Rohr auch als
Autor tätig. So schrieb er beispielsweise Biographien über seinen ehemali¬gen
Kollegen Ernst Abbe oder auch über Carl Zeiss.
Außerdem gründete er
zwei Zeitungen: „Zeitschrift für ophthalmologische Optik" und „Forschungen
zur Geschich-te der Optik".
Auch die heute so
populäre 3-D Technik hat etwas mit Moritz von Rohr zu tun: 1907 entwickelte er
den so genannten Synopter. Es handelt sich dabei um ein Gerät, das, wenn man
hindurch guckt, flache Bilder dreidimensional erscheinen lässt. Der bestimmte
Aufbau von Linsen und Spiegeln in einem kastigen Gerät erzeugte beim
Durchblicken auf zum Beispiel ein Gemälde, eine Tiefenwahrnehmung, wodurch das
zwei¬dimensionale Bild dreidimensional erschien.
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