Montag, 14. September 2015

Bonus Zertifikate – ein Anlageprodukt mit Hebel


Bonus Zertifikate – ein Anlageprodukt mit Hebel

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/XzjZi3J2Vl8

Bonus-Zertifikate mit geringem Abstand zur Barriere und Reverse-Bonus-Zertifikate mit tiefem Reverselevel können eine Hebel¬wirkung entfalten. Zuletzt rückten diese Produkte verstärkt in den Fokus der Anleger.

 

Bonus-Zertifikate mit Hebel — das klingt zunächst einmal widersprüchlich. Schlie߬lich gehören Bonus-Zertifikate und auch Reverse-Bonus-Zertifikate zu den Anlage¬produkten. Eine Hebelwirkung hat man stattdessen bei Optionsscheinen, Mini-Futures und Turbos. Doch bei bestimmter Ausstattung können auch Bonus-Zertifi¬kate eine Hebelwirkung entfalten. Das heißt: Der Kurs des Zertifikats reagiert dann überproportional auf Kursbewegun¬gen des Basiswerts.

Um die mögliche Hebelwirkung besser einschätzen zu können, ist es hilfreich, die Struktur von Bonus- und Reverse-Bonus-Zertifikaten zu kennen. Wir gehen deshalb zunächst kurz auf die Funktionsweise und später auf den Aufbau dieser Produkte ein. Bonus-Zertifikate sind durch zwei Aus-stattungsmerkmale gekennzeichnet, die entscheidenden Einfluss auf das Chance-Risiko-Profil des Zertifikats haben: der Bonuslevel und die Barriere.

 

Die Barriere definiert die Qualität der Teil-absicherung, die das Bonus-Zertifikat bie¬tet. Falls der Kurs des Basiswerts während der gesamten Laufzeit die Barriere nie ver¬letzt, greift der Teilschutz des Zertifikats. Der Anleger erhält dann am Laufzeitende mindestens den Bonusbetrag, der durch den Bonuslevel festgelegt wird. Kommt es allerdings zu einer Berührung oder Unter-schreitung der Barriere durch den Kurs des Basiswerts, gehen die Chance auf den Bonusbetrag und die Teilabsicherung ver-loren. Der Investor erhält dann eine Rück-zahlung, die sich am Kurs des Basiswerts orientiert, und es kommt häufig zu Ver¬lusten. Dabei wird die Barriere bei den meisten Bonus-Zertifikaten kontinuierlich, also während der gesamten Laufzeit, ob¬serviert. In diesem Beitrag gehen wir stets von solchen Barrieretypen aus.

Nehmen wir an, ein Bonus-Zertifikat auf eine Aktie hat eine Barriere von 70 Euro, einen Bonuslevel von 130 Euro und ein Bezugs-verhältnis von eins. Dann würde der Inhaber dieses Zertifikats am Laufzeitende mindes¬tens 130 Euro bekommen, wenn die Aktie während der Laufzeit stets über 70 Euro notiert hat. Bei einem Kurs oberhalb von 130 Euro bekäme der Investor diesen Betrag gutgeschrieben. Sollte die Aktie während der Laufzeit auch nur kurzzeitig auf oder unter 70 Euro fallen, gehen Bonuschance und Teil-schutz verloren. Der Anleger erhält dann am Laufzeitende (konkret am letzten Bewer-tungstag) eine Rückzahlung, die sich am Kurs des Basiswerts orientiert, beispielsweise 65 Euro bei einem Kurs in dieser Höhe.

Je nachdem, wo sich der Kurs der zu-grundeliegenden Aktie oder eines anderen Basiswerts im Vergleich zu Bonuslevel und Barriere befindet, umso offensiver oder de-fensiver ist das Zertifikat. Ein Bonus-Zer-tifikat wird chancenreicher, aber auch ris-kanter, wenn der Basiswert nur einen ge-ringen Abstand zur Barriere hat. Ist der Abstand dagegen groß, sinkt die Gefahr des Verletzens der Barriere. Gleichzeitig sinken aber auch die Renditeaussichten.

 

BONUS-ZERTIFIKATE IM SEKUNDÄRMARKT Anleger müssen Bonus-Zertifikate nicht unbedingt bis zur Fälligkeit halten. Sie können diese Produkte börsentäglich im sogenannten Sekundärmarkt kaufen und verkaufen. Dabei ist der Handel in der Regel über die Börsenplätze Stuttgart und Frankfurt oder im Direkthandel mit der Depotbank möglich. Der Emittent des Zertifikats stellt für gewöhnlich börsen¬täglich handelbare An- und Verkaufs¬kurse. Um durchgehend Preise zu stellen, wird das Bonus-Zertifikat vom Emitten¬ten permanent neu bewertet.

ABB. 1: BONUS-ZERTIFIKAT

 

Genau wie andere strukturierte Produkte ist auch ein Bonus-Zertifikat die Summe aus verschiedenen Einzelkomponenten. Eine Möglichkeit besteht darin, das Zer¬tifikat aus einem sogenannten Zero-Strike-Call und einem Down-and-out-Put abzu¬bilden. Beides erwirbt der Anleger indirekt, gebündelt in dem jeweiligen Bonus-Zerti¬fikat. Mehr zu Optionen und Options¬scheinen erfahren Anleger im Übrigen in unserer Hebelprodukte-Broschüre.

 

Hinter einem Zero-Strike-Call verbirer sich eine Kaufoption mit einem Basispreis von null. Ein Zero-Strike-Call, der sich ai eine Aktie bezieht, kann auch als -1 - ohne Dividendenanspruch und Stimn-angesehen werden. Bei einem Down-. out-Put handelt es sich um eine exotisdist Option, die einen entscheidenden Unter¬schied zu einer gewöhnlichen Verkaufsoer tion (Put) aufweist. Unterhalb des Basis¬preises befindet sich eine weitere Kurs¬schwelle, die Barriere. Berührt oder unter- szhreitet der Basiswert diese Grenze, ver¬fällt der Down-and-out-Put sofort wertlos.

Optionen als Teil eines Zertifikats helfen dabei, bestimmte Auszahlungsprofile, wie etwa das eines Bonus-Zertifikats, zu kon-struieren. Während Optionen isoliert be-trachtet sehr chancenreich, aber auch sehr riskant sind, wird durch ihren Einsatz das Gesamtrisiko von strukturierten Produk-ren nicht zwangsläufig erhöht, es kann auch gesenkt werden.

 

Was für die Bewertung der Bonus-Zertifi¬kate im Sekundärmarkt wichtig ist: Die enthaltenen Optionskomponenten reagieren nicht nur auf Kursveränderungen des Basiswerts, sondern auch auf Marktfak¬toren wie die implizite Volatilität, die Dividendenerwartungen oder die Zinsen. Gleiches gilt somit auch für das Zertifikat.

Doch zurück zu unserem Beispiel: Das Bonus-Zertifikat mit Barriere bei 70 Euro und Bonuslevel von 130 Euro ließe sich demnach durch einen Zero-Strike-Call und durch einen Down-and-out-Put mit Basispreis von 130 Euro und Barriere bei 70 Euro abbilden.

HEBELWIRKUNG VON

BONUS-ZERTIFIKATEN

Der Zero-Strike-Call hat ein Delta von eins. Das heißt, er vollzieht die Kursentwicklung des Basiswerts eins zu eins nach. Wie der Down-and-out-Put auf die Kursbewegun¬gen des Basiswerts reagiert, hängt davon ab, wo sich der Basiswertkurs im Vergleich zu Barriere und Bonuslevel befindet.

Notiert der Basiswert über dem Bonuslevel, befindet sich der Put aus dem Geld. Sein innerer Wert ist null und er würde keinen Beitrag zur späteren Auszahlung leisten, solange der Basiswertkurs nicht sinkt. Un-terhalb des Bonuslevels beginnt der Down-and-out-Put einen inneren Wert aufzu¬bauen. Was die Auszahlung bei Fälligkeit angeht, so würde, wenn der Basiswert vom Bonuslevel ausgehend fällt, der Wert des Zero-Strike-Calls entsprechend sin¬ken. Der Down-and-out-Put würde diesen Verlust aber ausgleichen, sodass in der Summe der Bonusbetrag entsteht.

 

szhreitet der Basiswert diese Grenze, ver¬fällt der Down-and-out-Put sofort wertlos.

Optionen als Teil eines Zertifikats helfen dabei, bestimmte Auszahlungsprofile, wie etwa das eines Bonus-Zertifikats, zu kon-struieren. Während Optionen isoliert be-trachtet sehr chancenreich, aber auch sehr riskant sind, wird durch ihren Einsatz das Gesamtrisiko von strukturierten Produk-ren nicht zwangsläufig erhöht, es kann auch gesenkt werden.

 

Was für die Bewertung der Bonus-Zertifi¬kate im Sekundärmarkt wichtig ist: Die enthaltenen Optionskomponenten reagieren nicht nur auf Kursveränderungen des Basiswerts, sondern auch auf Marktfak¬toren wie die implizite Volatilität, die Dividendenerwartungen oder die Zinsen. Gleiches gilt somit auch für das Zertifikat.

Doch zurück zu unserem Beispiel: Das Bonus-Zertifikat mit Barriere bei 70 Euro und Bonuslevel von 130 Euro ließe sich

 

Doch genau wie klassische „Plain-Vanilla-Optionen" setzen sich auch exotische Op-tionen aus innerem Wert und Zeitwert zu-sammen. Bei Down-and-out-Puts ist das Besondere, dass der Zeitwert negativ wird, wenn der Basiswertkurs weiter fällt. Der Wert des Down-and-out-Puts liegt dann unter seinem inneren Wert. Wenn sich der Kurs des Basiswerts der Barriere nähert, steigt der negative Zeitwert betragsmäßig immer mehr an, bis schließlich der Zeit- wert stärker fällt, als der innere Wert des Down-and-out-Puts zunimmt.

An diesem Punkt sinkt mit weiter fallenden Basiswertkursen sowohl der Wert des Down-and-out-Puts als auch der des Zero-Strike-Calls. Da letzterer bereits ein Delta von eins aufweist, verliert das Bonus-Zer¬tifikat dann stärker als der Basiswert selbst. Im Gegenzug gewinnt das Bonus-Zertifi¬kat aber bei einer Erholung des Basiswerts auch überproportional an Wert. Es ent¬steht ein Hebel.

HÖHERE HEBEL BEI REVERSE-BONUS-ZERTIFIKATEN

Weit größere Hebel sind bei Reverse-Bonus-Zertifikaten möglich. Mit diesen Produkten wenden Anleger das Bonus¬prinzip in spiegelverkehrter Form an. Der Investor nimmt am Laufzeitende positiv eins zu eins an der negativen Wertent¬wicklung des Basiswerts teil. Die Barriere ist bei Reverse-Bonus-Zertifikaten ober¬halb des Basiswertkurses angesiedelt. Denn hier soll eine Absicherung für den Fall erfolgen, dass sich der Basiswert ent¬gegen der Erwartung des Anlegers auf¬wärts bewegt.

Nehmen wir an, ein Reverse-Bonus-Zerti¬fikat soll 100 Euro kosten. Die zugrunde-liegende Aktie notiert ebenfalls bei 100 Euro. Der Bonuslevel liegt bei 70 Euro, die Barriere bei 125 Euro. Das Zertifikat bietet daher eine Absicherung gegen einen Kursanstieg von bis zu 25 Prozent.

 

Bei Reverse-Bonus-Zertifikaten kommt mit dem Reverselevel eine weitere Kenn¬größe hinzu — neben Bonuslevel und Bar¬riere besitzen Reverse-Bonus-Zertifikate also eine dritte Stellschraube. Im Beispiel liegt der Reverselevel bei 200 Euro, also bei 200 Prozent des anfänglichen Kurses der fiktiven „KnowHow"-Aktie. Der Reverse-level ist quasi das Pendant zum Nullpunkt bei einem klassischen Bonus-Zertifikat. Notiert der Basiswert bei Fälligkeit auf oder über dem Reverselevel, ist das Zerti¬fikat wertlos. Der entscheidende Unter¬schied: Während der Nullpunkt als Basis¬preis des Zero-Strike-Calls von Bonus-Zertifikaten fix ist, kann der Reverselevel variiert werden. Sinkt dieser Wert auf we¬niger als 200 Prozent des Basiswerts, ent¬steht bereits eine Hebelwirkung.

Doch zunächst zurück zu unserem Bei¬spiel. Sollte die Aktie während der Lauf¬zeit nie auf oder über die Barriere von 125 Euro steigen, erhält der Inhaber bei Fällig¬keit mindestens den Bonusbetrag ausbe¬zahlt. Der Bonusbetrag errechnet sich bei Reverse-Bonus-Zertifikaten, indem man vom Reverselevel den Bonuslevel abzieht (und den Differenzbetrag gegebenenfalls um das Bezugsverhältnis bereinigt): 200 Euro — 70 Euro = 130 Euro. Das Reverse-Bonus-Zertifikat bietet also die Chance auf einen 30-prozentigen Bonus (ohne Be¬rücksichtigung von Transaktionskosten und sonstigen Gebühren, siehe Seite 35). Notiert der Basiswert am letzten Bewer¬tungstag unter dem Bonuslevel von 70 Euro,

 

partizipiert der Investor auch positiv an der zusätzlichen negativen Wertentwicklmg. Würde sich die Kompass-Aktie beispiels-weise auf 50 Euro halbieren, bekäme der Anleger 200 — 50 = 150 Euro. Für den Fall_ dass die Aktie auf oder über die Barriere steigt, gehen auch hier Bonuschance und Absicherung verloren. Der Investor parti-zipiert dann negativ eins zu eins an der Wertentwicklung. Das heißt: Ein Anstieg von 40 Prozent in der KnowHow-Aktie würde eine Rückzahlung von 60 Euro be¬deuten — also einen Verlust von 40 Prozent_

Anstelle eines Zero-Strike-Calls und eines Down-and-out-Puts bestehen die Reverst-Zertifikate aus einer Put-Option und einen Up-and-out-Call. Die Put-Option hat einen Basispreis in Höhe des Reverselevels. Der Up-and-out-Call hat einen Basispreis in Höhe des Bonuslevels. Seine Knock-out-Barriere befindet sich in Höhe der Barriere_ Ein Reverselevel von 200 Prozent würde dabei zum Laufzeitende eine ungehebelte Partizipation an negativen Notierunger ermöglichen. Nehmen wir an, die Aktie in unserem Beispiel notiert bei 100 Euro_ Dann würde der Put einen Basispreis vor_ 200 Euro haben. Fällt die Aktie auf 90 Euro. steigt der innere Wert des Puts von 10C. auf 110 Euro. Ein Minus von 10 Prozent in der Aktie sorgt so für einen um 10 Pro¬zent höheren Rückzahlungswert beim Put..

Würde der Reverselevel, also der Basis¬preis des Puts, bei 170 Euro liegen, ver¬schiebt sich diese Konstellation. Ein Kurs-verlust der Aktie von 100 auf 90 Euro würde den inneren Wert des Puts von 70 auf 80 Euro erhöhen - ein Anstieg von 14,3 Prozent. Ein Absenken des Reverse-levels führt also zum Laufzeitende zu einer Art Hebel beim Reverse-Bonus-Zertifikat. Die Hebelwirkung kann sich im Sekundär¬markt noch verstärken, wenn der Basis¬wert steigt und sich der Barriere nähert. Der Up-and-out-Call reagiert dann analog wie der Down-and-out-Put beim klassi¬schen Bonus-Zertifikat - nur eben in um¬gekehrter Richtung.

MEHR SEITWÄRTSRENDITE MIT CAP Bonus- und Reverse-Bonus-Zertifikate gibt es sowohl mit als auch ohne Cap. Der Cap ist eine Gewinngrenze und limitiert die maximal mögliche Rendite. Inzwischen gilt es als Marktstandard, dass der Cap mit dem Bonuslevel identisch ist. Dem¬nach entspricht die Bonusrendite der maximal möglichen Rendite.

Für den Verzicht auf Renditechancen erhält der Inhaber der Cap-Produkte meist die Chance auf eine höhere Seitwärtsrendite. Er erzielt sie, wenn der Basiswert oberhalb bzw. bei Reverse-Bonus-Zertifikaten un¬terhalb der Barriere verharrt.

Finanziert wird die höhere Seitwärtsren-dite durch eine verkaufte Option. Bei Cap-Bonus-Zertifikaten verkauft der Investor indirekt eine Kaufoption (Short-Call), bei Reverse-Bonus-Zertifikaten eine Verkaufs¬option (Short-Put).

 

Reverse-Produkte können sich als Depot-beimischung oftmals als vorteilhaft erwei¬sen. Mitunter positionieren sich Anleger nicht deshalb in Reverse-Bonus-Zertifika¬ten, weil sie von deutlich fallenden Kursen des Basiswerts ausgehen. Sie wollen viel¬mehr eine positive Seitwärtsrendite erzielen. Und hierzu eignen sich vor allem Cap-Reverse-Bonus-Zertifikate bestens.

In der Tabelle auf dieser Seite finden Sie einige Produktbeispiele. Bei sämtlichen Zertifikaten sind Kursverluste möglich. Schlimmstenfalls kann es zum Totalverlust kommen, wenn bei Bonus-Zertifikaten der Basiswert am letzten Bewertungstag auf null gefallen ist bzw. wenn der Basiswert bei Reverse-Bonus-Zertifikaten auf oder über dem Reverselevel notiert.

 

 

 

 






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