Bonus Zertifikate – ein Anlageprodukt mit Hebel
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/XzjZi3J2Vl8
Bonus-Zertifikate mit geringem Abstand zur Barriere und
Reverse-Bonus-Zertifikate mit tiefem Reverselevel können eine Hebel¬wirkung
entfalten. Zuletzt rückten diese Produkte verstärkt in den Fokus der Anleger.
Bonus-Zertifikate mit Hebel — das klingt zunächst einmal
widersprüchlich. Schlie߬lich gehören Bonus-Zertifikate und auch
Reverse-Bonus-Zertifikate zu den Anlage¬produkten. Eine Hebelwirkung hat man
stattdessen bei Optionsscheinen, Mini-Futures und Turbos. Doch bei bestimmter
Ausstattung können auch Bonus-Zertifi¬kate eine Hebelwirkung entfalten. Das
heißt: Der Kurs des Zertifikats reagiert dann überproportional auf Kursbewegun¬gen
des Basiswerts.
Um die mögliche Hebelwirkung besser einschätzen zu können,
ist es hilfreich, die Struktur von Bonus- und Reverse-Bonus-Zertifikaten zu
kennen. Wir gehen deshalb zunächst kurz auf die Funktionsweise und später auf
den Aufbau dieser Produkte ein. Bonus-Zertifikate sind durch zwei
Aus-stattungsmerkmale gekennzeichnet, die entscheidenden Einfluss auf das
Chance-Risiko-Profil des Zertifikats haben: der Bonuslevel und die Barriere.
Die Barriere definiert die Qualität der Teil-absicherung, die
das Bonus-Zertifikat bie¬tet. Falls der Kurs des Basiswerts während der
gesamten Laufzeit die Barriere nie ver¬letzt, greift der Teilschutz des
Zertifikats. Der Anleger erhält dann am Laufzeitende mindestens den
Bonusbetrag, der durch den Bonuslevel festgelegt wird. Kommt es allerdings zu
einer Berührung oder Unter-schreitung der Barriere durch den Kurs des
Basiswerts, gehen die Chance auf den Bonusbetrag und die Teilabsicherung
ver-loren. Der Investor erhält dann eine Rück-zahlung, die sich am Kurs des Basiswerts
orientiert, und es kommt häufig zu Ver¬lusten. Dabei wird die Barriere bei den
meisten Bonus-Zertifikaten kontinuierlich, also während der gesamten Laufzeit,
ob¬serviert. In diesem Beitrag gehen wir stets von solchen Barrieretypen aus.
Nehmen wir an, ein Bonus-Zertifikat auf eine Aktie hat eine
Barriere von 70 Euro, einen Bonuslevel von 130 Euro und ein Bezugs-verhältnis
von eins. Dann würde der Inhaber dieses Zertifikats am Laufzeitende mindes¬tens
130 Euro bekommen, wenn die Aktie während der Laufzeit stets über 70 Euro
notiert hat. Bei einem Kurs oberhalb von 130 Euro bekäme der Investor diesen
Betrag gutgeschrieben. Sollte die Aktie während der Laufzeit auch nur
kurzzeitig auf oder unter 70 Euro fallen, gehen Bonuschance und Teil-schutz
verloren. Der Anleger erhält dann am Laufzeitende (konkret am letzten
Bewer-tungstag) eine Rückzahlung, die sich am Kurs des Basiswerts orientiert,
beispielsweise 65 Euro bei einem Kurs in dieser Höhe.
Je nachdem, wo sich der Kurs der zu-grundeliegenden Aktie oder
eines anderen Basiswerts im Vergleich zu Bonuslevel und Barriere befindet, umso
offensiver oder de-fensiver ist das Zertifikat. Ein Bonus-Zer-tifikat wird
chancenreicher, aber auch ris-kanter, wenn der Basiswert nur einen ge-ringen
Abstand zur Barriere hat. Ist der Abstand dagegen groß, sinkt die Gefahr des
Verletzens der Barriere. Gleichzeitig sinken aber auch die Renditeaussichten.
BONUS-ZERTIFIKATE IM SEKUNDÄRMARKT Anleger müssen
Bonus-Zertifikate nicht unbedingt bis zur Fälligkeit halten. Sie können diese
Produkte börsentäglich im sogenannten Sekundärmarkt kaufen und verkaufen. Dabei
ist der Handel in der Regel über die Börsenplätze Stuttgart und Frankfurt oder
im Direkthandel mit der Depotbank möglich. Der Emittent des Zertifikats stellt
für gewöhnlich börsen¬täglich handelbare An- und Verkaufs¬kurse. Um durchgehend
Preise zu stellen, wird das Bonus-Zertifikat vom Emitten¬ten permanent neu
bewertet.
ABB. 1: BONUS-ZERTIFIKAT
Genau wie andere strukturierte Produkte ist auch ein
Bonus-Zertifikat die Summe aus verschiedenen Einzelkomponenten. Eine
Möglichkeit besteht darin, das Zer¬tifikat aus einem sogenannten
Zero-Strike-Call und einem Down-and-out-Put abzu¬bilden. Beides erwirbt der
Anleger indirekt, gebündelt in dem jeweiligen Bonus-Zerti¬fikat. Mehr zu
Optionen und Options¬scheinen erfahren Anleger im Übrigen in unserer
Hebelprodukte-Broschüre.
Hinter einem Zero-Strike-Call verbirer sich eine Kaufoption
mit einem Basispreis von null. Ein Zero-Strike-Call, der sich ai eine Aktie
bezieht, kann auch als -1 - ohne Dividendenanspruch und Stimn-angesehen werden.
Bei einem Down-. out-Put handelt es sich um eine exotisdist Option, die einen
entscheidenden Unter¬schied zu einer gewöhnlichen Verkaufsoer tion (Put)
aufweist. Unterhalb des Basis¬preises befindet sich eine weitere Kurs¬schwelle,
die Barriere. Berührt oder unter- szhreitet der Basiswert diese Grenze,
ver¬fällt der Down-and-out-Put sofort wertlos.
Optionen als Teil eines Zertifikats helfen dabei, bestimmte
Auszahlungsprofile, wie etwa das eines Bonus-Zertifikats, zu kon-struieren.
Während Optionen isoliert be-trachtet sehr chancenreich, aber auch sehr riskant
sind, wird durch ihren Einsatz das Gesamtrisiko von strukturierten Produk-ren
nicht zwangsläufig erhöht, es kann auch gesenkt werden.
Was für die Bewertung der Bonus-Zertifi¬kate im
Sekundärmarkt wichtig ist: Die enthaltenen Optionskomponenten reagieren nicht
nur auf Kursveränderungen des Basiswerts, sondern auch auf Marktfak¬toren wie
die implizite Volatilität, die Dividendenerwartungen oder die Zinsen. Gleiches
gilt somit auch für das Zertifikat.
Doch zurück zu unserem Beispiel: Das Bonus-Zertifikat mit
Barriere bei 70 Euro und Bonuslevel von 130 Euro ließe sich demnach durch einen Zero-Strike-Call und durch
einen Down-and-out-Put mit Basispreis von 130 Euro und Barriere bei 70 Euro
abbilden.
HEBELWIRKUNG VON
BONUS-ZERTIFIKATEN
Der Zero-Strike-Call hat ein Delta von eins. Das heißt, er
vollzieht die Kursentwicklung des Basiswerts eins zu eins nach. Wie der
Down-and-out-Put auf die Kursbewegun¬gen des Basiswerts reagiert, hängt davon
ab, wo sich der Basiswertkurs im Vergleich zu Barriere und Bonuslevel befindet.
Notiert der Basiswert über dem Bonuslevel, befindet sich der
Put aus dem Geld. Sein innerer Wert ist null und er würde keinen Beitrag zur
späteren Auszahlung leisten, solange der Basiswertkurs nicht sinkt. Un-terhalb
des Bonuslevels beginnt der Down-and-out-Put einen inneren Wert aufzu¬bauen.
Was die Auszahlung bei Fälligkeit angeht, so würde, wenn der Basiswert vom
Bonuslevel ausgehend fällt, der Wert des Zero-Strike-Calls entsprechend
sin¬ken. Der Down-and-out-Put würde diesen Verlust aber ausgleichen, sodass in
der Summe der Bonusbetrag entsteht.
szhreitet der Basiswert diese Grenze, ver¬fällt der
Down-and-out-Put sofort wertlos.
Optionen als Teil eines Zertifikats helfen dabei, bestimmte
Auszahlungsprofile, wie etwa das eines Bonus-Zertifikats, zu kon-struieren.
Während Optionen isoliert be-trachtet sehr chancenreich, aber auch sehr riskant
sind, wird durch ihren Einsatz das Gesamtrisiko von strukturierten Produk-ren
nicht zwangsläufig erhöht, es kann auch gesenkt werden.
Was für die Bewertung der Bonus-Zertifi¬kate im
Sekundärmarkt wichtig ist: Die enthaltenen Optionskomponenten reagieren nicht
nur auf Kursveränderungen des Basiswerts, sondern auch auf Marktfak¬toren wie
die implizite Volatilität, die Dividendenerwartungen oder die Zinsen. Gleiches
gilt somit auch für das Zertifikat.
Doch zurück zu unserem Beispiel: Das Bonus-Zertifikat mit
Barriere bei 70 Euro und Bonuslevel von 130 Euro ließe sich
Doch genau wie klassische „Plain-Vanilla-Optionen"
setzen sich auch exotische Op-tionen aus innerem Wert und Zeitwert zu-sammen.
Bei Down-and-out-Puts ist das Besondere, dass der Zeitwert negativ wird, wenn
der Basiswertkurs weiter fällt. Der Wert des Down-and-out-Puts liegt dann unter
seinem inneren Wert. Wenn sich der Kurs des Basiswerts der Barriere nähert,
steigt der negative Zeitwert betragsmäßig immer mehr an, bis schließlich der
Zeit- wert stärker fällt, als der innere Wert des Down-and-out-Puts zunimmt.
An diesem Punkt sinkt mit weiter fallenden Basiswertkursen
sowohl der Wert des Down-and-out-Puts als auch der des Zero-Strike-Calls. Da
letzterer bereits ein Delta von eins aufweist, verliert das Bonus-Zer¬tifikat
dann stärker als der Basiswert selbst. Im Gegenzug gewinnt das
Bonus-Zertifi¬kat aber bei einer Erholung des Basiswerts auch überproportional
an Wert. Es ent¬steht ein Hebel.
HÖHERE HEBEL BEI REVERSE-BONUS-ZERTIFIKATEN
Weit größere Hebel sind bei Reverse-Bonus-Zertifikaten
möglich. Mit diesen Produkten wenden Anleger das Bonus¬prinzip in
spiegelverkehrter Form an. Der Investor nimmt am Laufzeitende positiv eins zu
eins an der negativen Wertent¬wicklung des Basiswerts teil. Die Barriere ist
bei Reverse-Bonus-Zertifikaten ober¬halb des Basiswertkurses angesiedelt. Denn
hier soll eine Absicherung für den Fall erfolgen, dass sich der Basiswert
ent¬gegen der Erwartung des Anlegers auf¬wärts bewegt.
Nehmen wir an, ein Reverse-Bonus-Zerti¬fikat soll 100 Euro
kosten. Die zugrunde-liegende Aktie notiert ebenfalls bei 100 Euro. Der
Bonuslevel liegt bei 70 Euro, die Barriere bei 125 Euro. Das Zertifikat bietet
daher eine Absicherung gegen einen Kursanstieg von bis zu 25 Prozent.
Bei Reverse-Bonus-Zertifikaten kommt mit dem Reverselevel
eine weitere Kenn¬größe hinzu — neben Bonuslevel und Bar¬riere besitzen
Reverse-Bonus-Zertifikate also eine dritte Stellschraube. Im Beispiel liegt der
Reverselevel bei 200 Euro, also bei 200 Prozent des anfänglichen Kurses der
fiktiven „KnowHow"-Aktie. Der Reverse-level ist quasi das Pendant zum
Nullpunkt bei einem klassischen Bonus-Zertifikat. Notiert der Basiswert bei
Fälligkeit auf oder über dem Reverselevel, ist das Zerti¬fikat wertlos. Der
entscheidende Unter¬schied: Während der Nullpunkt als Basis¬preis des
Zero-Strike-Calls von Bonus-Zertifikaten fix ist, kann der Reverselevel
variiert werden. Sinkt dieser Wert auf we¬niger als 200 Prozent des Basiswerts,
ent¬steht bereits eine Hebelwirkung.
Doch zunächst zurück zu unserem Bei¬spiel. Sollte die Aktie
während der Lauf¬zeit nie auf oder über die Barriere von 125 Euro steigen,
erhält der Inhaber bei Fällig¬keit mindestens den Bonusbetrag ausbe¬zahlt. Der
Bonusbetrag errechnet sich bei Reverse-Bonus-Zertifikaten, indem man vom
Reverselevel den Bonuslevel abzieht (und den Differenzbetrag gegebenenfalls um
das Bezugsverhältnis bereinigt): 200 Euro — 70 Euro = 130 Euro. Das
Reverse-Bonus-Zertifikat bietet also die Chance auf einen 30-prozentigen Bonus
(ohne Be¬rücksichtigung von Transaktionskosten und sonstigen Gebühren, siehe
Seite 35). Notiert der Basiswert am letzten Bewer¬tungstag unter dem Bonuslevel
von 70 Euro,
partizipiert der Investor auch positiv an der zusätzlichen
negativen Wertentwicklmg. Würde sich die Kompass-Aktie beispiels-weise auf 50 Euro
halbieren, bekäme der Anleger 200 — 50 = 150 Euro. Für den Fall_ dass die Aktie
auf oder über die Barriere steigt, gehen auch hier Bonuschance und Absicherung
verloren. Der Investor parti-zipiert dann negativ eins zu eins an der
Wertentwicklung. Das heißt: Ein Anstieg von 40 Prozent in der KnowHow-Aktie
würde eine Rückzahlung von 60 Euro be¬deuten — also einen Verlust von 40
Prozent_
Anstelle eines Zero-Strike-Calls und eines Down-and-out-Puts
bestehen die Reverst-Zertifikate aus einer Put-Option und einen
Up-and-out-Call. Die Put-Option hat einen Basispreis in Höhe des Reverselevels.
Der Up-and-out-Call hat einen Basispreis in Höhe des Bonuslevels. Seine
Knock-out-Barriere befindet sich in Höhe der Barriere_ Ein Reverselevel von 200
Prozent würde dabei zum Laufzeitende eine ungehebelte Partizipation an
negativen Notierunger ermöglichen. Nehmen wir an, die Aktie in unserem Beispiel
notiert bei 100 Euro_ Dann würde der Put einen Basispreis vor_ 200 Euro haben.
Fällt die Aktie auf 90 Euro. steigt der innere Wert des Puts von 10C. auf 110
Euro. Ein Minus von 10 Prozent in der Aktie sorgt so für einen um 10 Pro¬zent
höheren Rückzahlungswert beim Put..
Würde der Reverselevel, also der Basis¬preis des Puts, bei
170 Euro liegen, ver¬schiebt sich diese Konstellation. Ein Kurs-verlust der
Aktie von 100 auf 90 Euro würde den inneren Wert des Puts von 70 auf 80 Euro
erhöhen - ein Anstieg von 14,3 Prozent. Ein Absenken des Reverse-levels führt
also zum Laufzeitende zu einer Art Hebel beim Reverse-Bonus-Zertifikat. Die
Hebelwirkung kann sich im Sekundär¬markt noch verstärken, wenn der Basis¬wert
steigt und sich der Barriere nähert. Der Up-and-out-Call reagiert dann analog
wie der Down-and-out-Put beim klassi¬schen Bonus-Zertifikat - nur eben in
um¬gekehrter Richtung.
MEHR SEITWÄRTSRENDITE MIT CAP Bonus- und
Reverse-Bonus-Zertifikate gibt es sowohl mit als auch ohne Cap. Der Cap ist
eine Gewinngrenze und limitiert die maximal mögliche Rendite. Inzwischen gilt
es als Marktstandard, dass der Cap mit dem Bonuslevel identisch ist. Dem¬nach
entspricht die Bonusrendite der maximal möglichen Rendite.
Für den Verzicht auf Renditechancen erhält der Inhaber der
Cap-Produkte meist die Chance auf eine höhere Seitwärtsrendite. Er erzielt sie,
wenn der Basiswert oberhalb bzw. bei Reverse-Bonus-Zertifikaten un¬terhalb der
Barriere verharrt.
Finanziert wird die höhere Seitwärtsren-dite durch eine
verkaufte Option. Bei Cap-Bonus-Zertifikaten verkauft der Investor indirekt
eine Kaufoption (Short-Call), bei Reverse-Bonus-Zertifikaten eine Verkaufs¬option
(Short-Put).
Reverse-Produkte können sich als Depot-beimischung oftmals
als vorteilhaft erwei¬sen. Mitunter positionieren sich Anleger nicht deshalb in
Reverse-Bonus-Zertifika¬ten, weil sie von deutlich fallenden Kursen des
Basiswerts ausgehen. Sie wollen viel¬mehr eine positive Seitwärtsrendite
erzielen. Und hierzu eignen sich vor allem Cap-Reverse-Bonus-Zertifikate
bestens.
In der Tabelle auf dieser Seite finden Sie einige
Produktbeispiele. Bei sämtlichen Zertifikaten sind Kursverluste möglich.
Schlimmstenfalls kann es zum Totalverlust kommen, wenn bei Bonus-Zertifikaten
der Basiswert am letzten Bewertungstag auf null gefallen ist bzw. wenn der
Basiswert bei Reverse-Bonus-Zertifikaten auf oder über dem Reverselevel
notiert.
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