Die neuen Krebs-Killer
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/MSQnOfDTeYQ
Die neuen Krebs-Killer
Die neuen Krebskiller bedienen sich des körpereigenen
Immunsystems, um Tumorzellen auszuschalten. Dabei greifen sie die Moleküle an,
mit deren Hilfe es die Tumore geschafft haben, sich vor der Enttarnung durch
das Immunsystem zu schützen. Wir nennen einige attraktive „Krebs-Aktien".
uf der diesjährigen global wich-
igsten Fachkonferenz für On-
ologie der American Society of Clinical Oncology (ASCO)
waren die sog. „Checkpoint-Inhibitoren" in aller Munde. Denn sie heben
zentrale Me-chanismen der Immununterdrückung auf und mobilisieren auf diese
Weise den Angriff auf die Tumorzellen. Etwa bei bösartigem Hautkrebs. Bei bis
zu 80 Prozent aller Patienten erzielen die neuen Heilmittel in klinischen Tests
ein zeitliches oder dauerhaftes Nachlassen der Krankheitssymptome. 20 Prozent
aller Patienten mit metastasierendem Melanom haben inzwischen eine
Über¬lebenszeit von zehn Jahren.
Christian Lach, Fondsberater des La-cuna Adamant Global Healthcare,
gibt einen Überblick über die Entwicklung: „Klassisch wurde Krebs durch
Zell-gifte, Chemotherapie oder Bestrah-lungtherapiert, was in einem zweiten
Schritt mittels Biotech-Trägersubstan-zen zielgerichteter
und effizienter ge-macht wurde. Allerdings stellte sich heraus, dass eine
Heilung ohne eine Rolle des Immunsystems nicht mög-lich ist. Tatsächlich ist es
so, dass der Körper mittels seines Immunsystems einen Tumor erkennt, diesen
aber nicht effektiv angreifen kann, weil der Tumor die als Reaktion darauf
gebildeten Abwehrzellen so modu¬liert, dass sie abgeschwächt oder gar gestoppt
werden. Die nun entwickel¬ten Checkpoint-Inhibitoren hemmen die Tumorzellen
dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen. Führend in dieser
neuen Tech-nologie sind BristolMyers, Roche und Merck (USA), es gibt aber viele
andere Biotechfirmen mit ähnlichen Ansätzen wie Incyte und Celldex. Incyte hat
sich auf einen indirekten Aktivierungsweg, die Hemmung von IDO
(Indolamin-2,3-DiOxygenase), spezialisiert.
Mit den neu entwickelten IDO-Hemmstoffen kann man das
körper-eigene Immunsystem stimulieren und zum Angriff gegen den Tumor schicken.
Das könnte ein bedeutsa¬mer Therapieansatz werden, mit dem man das letzte
Drittel der Krebspa¬tienten, den man bisher nicht helfen kann, erfolgreich
therapieren könnte."
Auch Lydia Bänziger, Sektoranalys-tin bei Bellevue Asset
Management (BB Biotech), sieht spannende Bio-techtrends. „Sehr interessant sind
heute Gentherapien gegen Bluter-erkrankungen oder auch Immunthera-pien gegen
Krebs. Beispielsweise zeig-ten einige Unternehmen interessante Ergebnisse bei
der sog. Zelltherapie. Dabei werden den Patienten körper-eigene Immunzellen
entnommen und so verändert, dass sie den Krebs bes¬ser bekämpfen können."
RASCHE FORTSCHRITTE MÖGLICH Auch Michael Sjöström,
Fondsmanager des Pictet Biotech, sieht große Chan¬cen der neuen Krebstherapien.
„Wir erleben eine spannende Zeit in der Gesundheitsvorsorge mit hoch
innova¬tiven therapeutischen Ansätzen, die in der Lage sind, die Behandlungsformen
verschiedenster Krankheitszustände zu revolutionieren. Die Immunonko¬logie
verspricht Heilungschancen bei geringeren Nebenwirkungen als bei der
Chemotherapie. Ein anderer span¬nender Bereich der Forschung ist die
Gentherapie, bei der Krankheiten, die wegen fehlender oder inaktiver Gene
entstehen, durch die Wiederherstel¬lung oder Aktivierung jenes Gens in den
Zellen eines Patienten geheilt wer¬den können. Nach verschiedenen Rück-schlägen
in diesem Bereich wurde das erste Gentherapieprodukt vor Kurzem in Europa
zugelassen. Zahllose weitere Studien für ein breites Spektrum von Krankheiten
werden zudem zurzeit durchgeführt oder sind geplant, wie etwa Hämophilie und
seltene schweren Stoffwechselkrankheiten."
Lacuna-Experte Lach hält insgesamt zwar den Schweizer
Roche-Konzern bei der Krebs-Immuntherapie für „am besten aufgestellt" und
sieht auch AstraZeneca und Merck (USA) gut im Rennen, bescheinigt Bristol aber,
zur-zeit die Führungsposition innezuha-ben. „Es sieht so aus, als ob Opdivo die
Standardtherapie werden wird" - mit Milliardenumsätzen. Zurzeit laufen
mehr als 50 onkologische Studien, bei denen Opdivo als Monotherapie oder in
Kombination mit anderen Wirkstof-fen ausprobiert wird. Erfolg hatte etwa die
klinische Prüfung mit Opdivo ge-gen Hautkrebs. Allerdings könnte der Schweizer
Konzern Roche der Haupt-gewinner werden. Viel versprechend sind vor allem die
klinischen Resultate bei Lungenkrebs. Dort aktivieren sog. PD-Ll-Hemmer
(Checkpoint Inhibi-toren) die T-Zellen der Immunabwehr und verwandeln sie in
echte Krebs-Killer. Bei einer Studie in Kombination mit Chemotherapie sprachen
67 Pro-
zent der Patienten auf die Behandlung an. Das wäre ein
deutlicher Fortschritt gegenüber der aktuellen Standard-therapie mit Opdivo.
Die US-Gesund-heitsbehörde FDA jedenfalls stuft das Präparat als
Therapiedurchbruch zur Behandlung von Lungen- und Blasen-krebs ein. Michael
Sjöström ist da noch ein wenig zurückhaltend: „Opdivo ist natürlich ein
Meilenstein in der Onko-logie, da es der erste Antikörper ist, der die Tumorbremse
löst (anti PD1 mAb). Ob die Antikörper der Wettbewerber, wie jene von Roche,
tatsächlich besser wirken, werden die klinischen Daten zeigen. Der Antikörper
von Roche ist etwas selektiver (anti PDL1 mAb), ob dies auch einen klinischen
Vorteil bringt, ist noch unklar."
Nun zeigt sich, dass die Konzentration der Krebsforschung
auf die T-Zellen -eine Untergruppe der weißen Blutkör-perchen, richtig war: Das
zeigt auch die CAR-T-Zell-Technologie, die Novartis von der University of
Pennsylvania li-zenziert hat. Dabei werden dem Patien-ten T-Zellen entnommen,
im Labor mit den Tumor-Antigenen CD19 „geimpft" und dem Patienten danach
wieder in-fundiert. Die so veränderten T-Zellen sind nun in der Lage,
Tumorzellen zu erkennen. Mit dieser personalisierten T-Zell-Therapie konnten
bei Patienten mit Leukämie (ALL) bahnbrechende Re¬sultate erzielt werden. Auch
Juno The-
rapeutics, Kite Pharma oder Bluebird haben sich auf
genveränderte T-Zellen-Therapien spezialisiert. Der Ausblick ist viel
versprechend: „Wir erwarten 2015 zehn neue US-Zulassungen, die
Krebs-niedikamente betreffen, inklusive In-dikationenerweiterungen und
Kombi-nationsmöglichkeiten", meint Sectoral AM-CIO Sjöström. Neben den
Pharma-und Biotechriesen wie BMS, Roche, Merck (USA) oder Amgen gibt es noch eine
große Anzahl kleinerer Krebsspe¬zialisten. Diese Unternehmen haben natürlich
ein erhöhtes Anlagerisiko, sind aber für spekulative Investoren wegen des hohen
Kurspotenzials inte¬ressant. Dazu zählen etwa Medivation oder Celldex.
Medivation hat derzeit das beste Antiandrogen-Medikament, Xtandi, bei
metastasiertem Prostata-krebs. Antiandrogene sind Arzneistof¬fe, die die
Wirkung der männlichen Sexualhormone (Androgene) hemmen. Medivation ist dabei,
die Anwendungs-gebiete von Xtandi zu erweitern.
ZAHLREICHE NEUZULASSUNGEN Über zehn Krebs-Medikamente wurden
in den letzten zwölf Monaten zugelassen und viele stehen knapp davor. „Etwa
Op-divo (ein Anti-PD1 mAb-Wirkstoff, also ein Checkpoint-Hemmer) zur
Behand¬lung von nicht kleinzelligem Lungen¬krebs und fortgeschrittenem Melanom,
oder Pfizers Ibrance (CDK4/CDK6 In-hibitor) gegen fortgeschrittenen Brust-
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.