Schnurlose Elektrogeräte
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/VJteDkANi6U
Wir umgeben uns mit immer mehr schnurlosen
Geräten. Was uns das bringt? Reichlich Elektrosmog, warnen
Experten. Doch das eigene Zuhause lässt sich auch weitgehend unverstrahlt
genießen - selbst wenn auf dem Dach nebenan ein Funkmast steht.
Die rau von mixtwer .h. war für viele ein Rätsel. Für seine
Frau, für sei¬nen Chef und für seine Ärzte sowieso. Ein paar Monate lang
tingelte er von einem Arzt zum nächsten, aber kei¬ner konnte ihm helfen. Woher
die boh¬renden Kopfschmerzen kamen, die sich zu richtigen Migräneanfällen
auswuch¬sen, und die Schlaf- und Konzentrations-störungen, das fanden sie
selbst nach vie¬len Untersuchungen nicht heraus. Auch der Kernspintomograph
brachte sie nicht weiter. Vor ein paar Monaten noch war Rüdiger F. ein
kräftiger und robus¬ter 5o Jahre alter Mann, der sich selbst als
„kemdlgesund" beschrieben hätte, wie man in Bayern sagt. Nun war er nah an
der Depression. Bis ihm eine Bekann¬te einen Floh ins Ohr setzte und er sein
Haus auf Elektrosmog untersuchen ließ.
Er hielt das anfangs für Quatsch: Er wohnt im bayerischen
Seenland, schon seit 3o Jahren. Die nächste Stromtrasse ist fern, und
Mobilfunkmasten sind weit und breit nicht zu sehen. Wo soll da der Smog
herkommen? Außerdem spürte sei¬ne Frau ja nichts. Heute ist er ein neuer
Mensch, oder besser gesagt: wieder ganz der Alte. Denn er griff nach diesem
letz¬ten Strohhalm und beauftragte einen Baubiologen. Der kam, maß und fand
eine ungewöhnliche Strahlungsquelle ¬den neuen W-Lan-Router im Heimbü¬ro.
Daraufhin schickte er Rüdiger F. so-fort in den Elektromarkt, um das Gerät
wegzubringen und das alte Schnurlostele-fon gegen ein neues Telefon
auszutau¬schen. Bei der zweiten Messung war er zufrieden. Seitdem schläft der
Vertriebs¬mitarbeiter wieder durch, und auch die Kopfschmerzen sind weg.
Geschichten wie diese können Mitar-beiter in
Elektrosmog-Beratungsstellen und Baubiologen zuhauf erzählen. Und es werden
immer mehr. Zwar ist es so gut wie unmöglich, zu belegen, dass die plötzliche
Beschwerdefreiheit wirklich mit den Elektrogeräten zu tun hat. Schließlich
wissen wir alle, welche Wir-kung der Placebo-Effekt haben kann, also der reine
Glaube, man habe eine Me¬dizin verabreicht bekommen, obwohl es nur eine Pille
aus Traubenzucker war. Zudem räumen Mediziner und For¬schungsinstitute wie das
Umweltinstitut München ein: „Die konkreten gesund¬heitlichen Auswirkungen von
Elektro¬smog sind in der Wissenschaft heftig um¬stritten."
Das ändert aber nichts daran, dass in¬zwischen ein Drittel
der Bevölkerung hierzulande in Umfragen sagt, dass es das Thema Elektrosmog
beunruhigend findet und die zunehmende Strahlenbe-lastung durch
Mobilfunkantennen, Strommasten und kabellose Funknetze skeptisch sieht.
Immerhin warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO da-vor, Handystrahlung könne
möglicher-weise krebserregend sein. Gerade weil bisher noch nichts klar
bewiesen ist, be¬schäftigen sich unzählige ernsthafte For¬scher und Mediziner
hierzulande mit dem Thema. Und fast alle von ihnen war¬nen davor, dass eine
größere Menge an Strahlung negativ auf den Menschen wirkt. Peter Pauli,
Professor für Mikro-wellentechnik an der Bundeswehruniver¬sität München, etwa
findet den Verdacht nicht unbegründet, dass Elektrosmog ge¬sundheitliche Probleme
verursacht wie Kopfschmerzen, Herz-Rhythmus-Stö-rungen, Konzentrationsschwäche
und Bluthochdruck.
Viele amtliche Stellen sehen das offen¬bar ebenso. Einige
Landesämter für Um¬weltschutz informieren mit Internetsei-ten und Broschüren
darüber, wie sich Pri¬vatleute in ihrem Zuhause und im Büro
vor zu großer Strahlung schütz nen. Für Schulen gilt in
einigen ländern gar die Anweisung, NIG masten seien von ihnen fernz und auch
auf W-Lan-Netzwerke sie möglichst verzichten und ihr puter lieber verkabeln. Kons
Schätzungen sagen, sechs bis ac zent der Deutschen könnten elekt bel sein, sie
leiden also wie Rüc stärker unter den unsichtbaren S als andere. Das wären fünf
bis sec honen Bundesbürger. Manche gel von aus, dass sogar ein Drittel der
kerung körperlich darauf reagiert.
Im Vergleich zu anderen Lände] men es aber die Deutschen m
Grenzwerten der Strahlung nic streng. Bei uns ist etwa das Zeh dessen erlaubt,
was die Schweiz als Strah-lenhöchstwert vorgibt. Dort nimmt man das Thema
Elektrosmog sehr ernst Eine Reihe von Instituten kümmert sich dar¬um, Kantone
lassen es sich viel Geld kos¬ten, die Räume von Staatsbediensteten gegen
Strahlung abzuschirmen. Und ei¬ner der größten Immobilienentwickler des Landes,
die Mobimo, achtet schon bei der Projektentwicklung auf die E-Smog-Belastung
und rüstet bestehen¬de Büro- und Geschäftshäuser großflä¬chig um. Hierzulande
muss man Neubau¬ten, die möglichst strahlenfrei sind, noch mit der Lupe suchen.
Zumindest für Immobilienbesitzer ist die Strahlenbelastung
längst ein Thema, wenn sie ihre eigenen vier Wände verkau¬fen oder vermieten
wollen. Das erfahren viele Großstädter, von deren Wohnun¬gen aus man
Mobilfunkantennen auf dem Nachbarhaus sieht. Mit mindestens zehn Prozent, wenn
nicht gar 3o Prozent Wertminderung müssten Hausbesitzer rechnen, wenn sie
direkt neben der An¬tenne wohnen, sagen viele Gutachter und Sachverständige.
Selbst der Bundes-gerichtshof erkannte in einem Urteil schon an, dass ein
Sendemast den Wert des Eigentums erheblich schmälert. „Im Extremfall kann so
ein Haus sogar unver-mittelbar sein", sagt Makler Ralf Schmitt aus
Krefeld. Das dürfte allerdings die Ausnahme sein.
Oft kann man aber schon mit kleinen Mitteln etwas gegen die
hohe Strahlenbe-lastung tun, auch wenn sie vom Nachbar-haus kommt, sagt Dieter
Kugler. Er hat als Elektrosmog-Experte und geobiologi¬scher Berater aus Bad
Heilbrunn schon Tausende Wohnungen getestet. „Das größte Problem ist aber oft
nicht der Mo-bilfunkmast nebenan, sondern es sind die W-Lan-Netzwerke der
Bewohner selbst", weiß er nach vielen Jahren der Messung, „die wirken noch
viel schlim¬mer und stehen unmittelbar in den Woh¬nungen." Der
hausgemachte Elektro¬smog ist wegen der größeren Wellenlän¬ge noch viel stärker
als das, was an kurz¬welliger Mobilfunkstrahlung durch Wän¬de, Fenster oder
Dach von außen ins Haus eindringt, bestätigen auch andere Strahlungsexperten.
Und sämtliche Smartphones, Laptops und Tablets, die permanent Verbindung zu den
Routern suchen, verstärken das noch.
Der erste Tipp, den Kugler daher sei¬nen Klienten gibt, ist:
abschalten! „Man muss nicht gleich auf Kabel umsteigen und aufs W-Lan
verzichten, aber man sollte sich angewöhnen, den Router nur anzustellen, wenn
man das Internet wirk¬lich braucht. Einen Herd lassen Sie doch auch nicht den
ganzen Tag laufen, nur weil Sie morgens Kaffee und abends Nu¬deln kochen."
Erlässt sich mit einer Zeit-schaltuhr oder einer Steckerleiste mit
Ausknipsschalter ans Stromnetz hängen, damit er wenigstens nachts abschaltet
und nicht noch in den Schlaf hinein¬funkt. Auch Smartphones sollten nachts in
den Flugmodus versetzt werden. „Und telefonieren Sie mit dem Handy möglichst
nicht im Haus. tiers bringt eine wahnsinnig hohe Leistung auf den Kopf",
warnt Kugler. Vor allem wenn man in einem Haus lebt, das durch dicke Wände gut
abgeschirmt ist. Dann strahlt das Handy umso mehr, um dennoch den Kontakt zur
Außenwelt zu halten. Zu¬mindest sollte man damit ans Fenster ge¬hen oder auf
den Balkon.
Möglichst alle elektrischen Geräte sollten rigoros aus dem
Schlafzimmer verbannt werden. Vor allem Radiowe¬cker, die wirken wie
Hochspannungslei¬tungen direkt am Kopfkissen, warnen Baubiologen. Der nächste
Blick gilt dem Festnetztelefon: Wenn Kabeltelefone keine Alternative sind, dann
sollten es zumindest neuere Schnurlosgeräte sein, die einen Eco-Modus haben.
Denn älte¬re DECT-Geräte senden ständig Wel¬len aus, je weiter sie von der
Basis ent¬fernt sind, desto stärker. Neuere verste¬hen, wenn sie nicht
gebraucht werden, und fallen dann in einen Ruhemodus. So weit kostet das nicht
mehr als wo bis 150 Euro.
Wer mehr Geld in die Hand nehmen will, der kann seine
Elektroleitungen in den Wänden umrüsten, denn auch die wirken als Verstärker
für Strahlen von außen. Elektriker bauen dazu Netzfrei-schalter für Lampen und
Elektroleitun¬gen ein, mit denen man die Leitung qua¬si vorübergehend vom
Stromnetz kap¬pen kann. Oder man bestreicht seine Wände mit abschirmender
Wandfarbe (gibt es, auch für außen), klebt spezielle Tapeten mit Metallfäden,
verwendet Spezialspachtel oder lässt Drahtnetze in
den Putz einarbeiten. Vorsicht, es gibt auch unzählige
Schrottprodukte, die nichts ewirken. Deshalb besonders Letzzz-n-s unbedingt
einen Facinnittin machen lassen. Man kann dadurch näm¬lich auch eine punktuelle
Strahlung, die es an jeder Steckdose gibt, erst richtig gleichmäßig im Raum
verteilen. Für Fenster, die besonders viel Strahlung von außen durchlassen,
gibt es durch¬sichtige Folie. Außerdem wirkt Wärme-
schutzverglasung als ideales Mittel zur Abschirmung. Wegen
der metallischen Zwischenschicht, die auf das Glas aufge¬dampft ist, schirmt
sie über 99 Prozent der Mikrowellenstrahlung ab.
Mit all solchen Mitteln kann der Um¬bau schon ein paar
tausend Euro kosten und bei einem Neubau rund ein bis zwei Prozent der Bausumme
betragen. Da¬mit aber lässt sich ein Haus zu weit mehr als 9999 Prozent von
Strahlung befreien. Die Baustoffe und die Dicke der Wände tun ein Übriges. Gute
W-Lan-Strahlen-Abfänger sind Beton, Kiefernholz und Sandstein. Allerdings
sollte man sich vorher gut überlegen, ob man es tatsächlich in der total strahlenlo¬sen Oase aushält, in der garantiert kein Handy
funktioniert. Oder in der das Mo-biltelefon bei minimalem Empfang so stark
strahlen muss, dass es bei jedem Anruf das Hirn auf Saunatemperatur bringt.
Manche zahlen für solche Woh¬nungen horrende Aufschläge, für andere ist es
schon der Horror, wenn sie im voll¬verglasten Büro keinen Netzempfang ha¬ben.
Man kann es ja erst mal wie Rüdi¬ger F. versuchen: den Computer wieder
verkabeln oder den W-Lan-Router nachts abklemmen.
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