Donnerstag, 3. September 2015

Rätselraten über die US-Fed-Finanzpolitik


Rätselraten über die US-Fed-Finanzpolitik

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/yIdzY5EKS7E

Rätselraten um Fed-Politik

Die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Fed bleibt auch nach den jüngst robusten US-Daten hoch. Das wird das Aufwertungspotenzial des US-Dollar gegenüber dem Euro vorerst begrenzen. Mittel- bis langfristig dürfte der Euro/US-Dollar-Wechselkurs allerdings seinen Abwärtstrend wieder aufnehmen.

 

US-Wirtschaft wächst wieder

Nach einem wetterbedingt schwachen Start ins Jahr wächst die US-Wirtschaft wieder ordentlich. Insbe-sondere der private Verbrauch hat deutlich zugelegt. Die steigenden Einkommen und die guten Aussichten für den Arbeitsmarkt dürften den Konsum weiter beflügeln.

Entsprechend mehren sich wieder die Stimmen aus den Reihen des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC), die eine baldige Normalisierung der Geld-politik unterstützen. Ihre große Hoffnung ist, dass sich die Erholung am Arbeitsmarkt in schneller steigenden Löhnen und damit mittelfristig in einer höheren Inflation niederschlägt.

Fed-Politik: Alles anders?

Angesichts der robusten Entwicklung am Arbeits-markt erscheint eine erste Zinserhöhung der Fed im September sehr wahrscheinlich. Doch der Markt ist

 

diesbezüglich noch sehr skeptisch, was erklärt, wes-wegen sich die US-Dollar-Wechselkurse seit dem Frühjahr nur noch mehr oder weniger seitwärts bewegen (siehe Grafik 1). Grund für die Skepsis ist, dass die Fed recht deutlich gemacht hat, dass dieser Zinserhöhungszyklus anders sein wird als in der Vergangenheit:

Vorsichtiger Zinserhöhungszyklus: Zum einen hat die Vorsitzende des Federal Reserve Board Janet Yellen bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass nicht der Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung ent-scheidend sei, sondern die Geschwindigkeit der Zinserhöhungen insgesamt. So hat sie explizit ei¬nen »graduellen« Zinserhöhungszyklus in Aussicht gestellt. Das heißt, die Fed plant, ihren Leitzins weitaus weniger aggressiv zu erhöhen, als sie dies in vergangenen Zyklen getan hat. Laut den aktuel¬len Projektionen des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) rechnen die US-Notenbanker aktuell

mit einer Fed Funds Rate von etwa 1,625 Prozent Ende 2016 (siehe Grafik 2). Das entspricht in etwa fünf bis sechs Zinsschritten ä 25 Basispunkten von jetzt bis Ende 2016. Zum Vergleich: In ihrem letz¬ten Zinserhöhungszyklus 2004 bis 2006 hatte die Fed allein von Ende August 2004 bis Ende 2005 ihren Leitzins in elf Schritten um insgesamt 275 Basispunkte erhöht — ein doppelt so hohes Anhe-bungstempo.

 

hen wird. Das kann heißen, dass ein Zinsschritt in der nächsten Sitzung unwahrscheinlich ist. Eine wahrscheinlichere Erklärung ist, dass sie damit den datengetriebenen Charakter dieses Zyklus noch einmal unterstreichen will. Die Äußerungen der meisten FOMC-Mitglieder deuten zumindest eben-falls in diese Richtung. Denn sie haben grundsätz-lich ihre Bereitschaft signalisiert, für eine Zins-erhöhung im September zu stimmen, sollten die US-Daten bis dahin nicht enttäuschen.

 

            Datengetriebene Zinserhöhungen: Zum anderen haben die US-Notenbanker betont, dass der Zeit-punkt jeder Zinserhöhung von der Entwicklung der US-Daten abhängen würde. Auch dies unterschei-det sich von früheren Zinserhöhungszyklen, in welchen die Fed auf »mechanistische« Weise (bei-spielsweise in jeder ihrer Sitzungen) ihre Zinsen erhöht hat, ihr Zinserhöhungspfad also absehbar war. Darüber hinaus hatte sie bislang in ihren vor-hergehenden Kommuniqus eine Zinserhöhung immer recht deutlich angekündigt. Nun hat die Fed in ihrer jüngsten Sitzung im Juli keinerlei Hinweis geliefert, ob sie im September ihren Leitzins erhö-      Anhaltend hohe Unsicherheit um Fed-Politik Da die Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Fed wohl vorerst noch hoch bleiben wird, sehen wir auf kurze Sicht nur begrenztes Aufwertungspotenzial für den US-Dollar gegenüber dem Euro. So besteht das Risiko, dass die noch kommenden US-Daten enttäuschen und das FOMC daher beschließt. mit einer ersten Zinserhöhung zu warten. Die Tatsache, dass der Markt trotz zuletzt robuster US-Daten einer Zinserhöhung im September eine Wahrscheinlichkeit von nur etwas mehr als 50 Prozent zurechnet. zeigt den nach wie vor hohen Grad der Unsicherheit.

Euro profitiert von guten Konjunktur- und Inflationsdaten

Der Euro neigt hingegen seit einiger Zeit zur Stärke. Dabei profitiert er vor allem von der zuletzt recht positiven Entwicklung der Konjunktur und Inflation im Euroraum. Rückenwind erhält die Wirtschaft vor allem von den niedrigeren Rohölpreisen sowie dem schwachen Euro. Für den Devisenmarkt dürfte sich die Frage, ob die EZB ihr Anleihenkaufprogramm noch einmal ausweitet, somit vorerst nicht stellen.

Auf kurze Sicht wird der Euro/US-Dollar-Wechselkurs daher wohl weiter seitwärts handeln. Auf mittlere bis lange Sicht wird der Euro gegenüber dem US-Dollar unserer Ansicht nach allerdings weiterhin nachge¬ben. Zum einen dürfte der Markt von der Geschwin¬digkeit der US-Zinserhöhungen überrascht werden.

 

Dafür spricht vor allem die Entwicklung des US-Ar-beitsmarkts, die die Fed zu einem rascheren Zinsan-hebungstempo bringen dürfte, als der Markt gegen-wärtig erwartet. Zum anderen ist die Wahrschein-lichkeit hoch, dass die EZB ihre Anleihenkäufe über September 2016 hinaus fortsetzt. Denn im Gegensatz zur EZB gehen unsere Volkswirte davon aus, dass sich der unterliegende Preisauftrieb nicht nur 2015, sondern auch 2016 kaum verstärken wird. Denn die Konjunkturerholung dürfte kaum ausreichen, um die hohe Arbeitslosigkeit im Euroraum nennenswert zu senken und somit Lohndruck zu erzeugen.

Eine Ausweitung des QE-Programms der EZB wird den Euro im kommenden Jahr belasten. Der Euro/ US-Dollar-Wechselkurs sollte zum Ende des kom-menden Jahres die Parität erreichen.

 

 

 



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