Stop-Loss-Marken beim Börsen Trading
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/gsHXvc8PJe0
Ich hatte eine Position von Call-Optionsscheinen durch
Stop-Loss-Marken abgesichert. Aber der Verkauf wurde erst zu einem deutlich
tieferen Kurs ausgeführt. Wie kann das sein?
Das Setzen von Stop-Loss-Marken ist eine Möglichkeit,
mögliche Verluste aus Wert-papiergeschäften zu begrenzen bzw. be¬reits
erreichte Gewinne zu sichern. Es stellt sich allerdings die Frage, ob man so
weit gehen sollte, von einer Absicherung zu sprechen. Denn wie wir in diesem
Beitrag zeigen werden, bergen Stop-Loss-Orders in der Praxis zahlreiche Tücken.
Die Stop-Loss-Marke definiert nicht zwangsläufig den
Verkaufskurs, den der Anleger mindestens erzielen wird. Oftmals wird die Order
handelsbedingt erst zu einem tieferen Preis ausgeführt. Vor allem bei
Optionsscheinen und anderen Hebelpro-dukten sollten Anleger Stop-Loss-Orders
mit Vorsicht genießen.
WAS IST EINE STOP-LOSS-ORDER?
Eine Stop-Loss-Order (SL) ist eine Ver-kaufsorder, die erst
aktiv wird, wenn das Wertpapier einen vorher festgelegten Wert erreicht. Bei
Berühren oder Unterschreiten der Stop-Loss-Marke wird dann eine Ver-
kaufsorder "bestens" ausgelöst und es wird
versucht, das Wertpapier zum nächs¬ten handelbaren Kurs zu verkaufen. Bei
Hebelprodukten spielt es keine Rolle, ob ein Umsatz stattgefunden hat. Vielmehr
observieren die Handelssysteme den Geld-kurs, den der Emittent stellt (auch an
der Börse ist der Emittent in der Regel der Handelspartner). Erreicht dieser
Preis die Stop-Loss-Marke, wird die Order ausge¬löst. Die Voraussetzung ist
natürlich, dass das Wertpapier zu diesem Zeitpunkt auch handelbar ist.
Stop-Loss-Orders waren lange Zeit nur im börslichen Handel
möglich. Inzwischen bieten auch viele Direktbanken diese Möglichkeit. Hält ein
Anleger beispiels¬weise einen Call-Optionsschein auf den DAX° mit aktuellem
Preis von 1,20 Euro und setzt eine Stop-Loss-Order bei 1,10 Euro, dann wird
eine Verkaufsorder aktiv, sobald der Geldkurs des Calls die selbst festgelegte
Grenze von 1,10 Euro berührt oder unterschreitet. Beim Handel von
He-belprodukten oder anderen verbrieften Derivaten, ganz gleich ob an der Börse
oder im außerbörslichen Direkthandel, ist der Stop-Loss dem Emittenten nicht
be¬kannt.
WIE WIRD EINE STOP-LOSS-ORDER
AUSGEFÜHRT?
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Optionsschein auch
zu 1,10 Euro verkauft wird. Auch wenn Charts oftmals das Ge¬fühl vermitteln,
dass die Preisentwicklung von Wertpapieren stetig ist, so ist dies in der
Realität nicht der Fall. Stattdessen sind Kurse, wie man es in der
Finanzwissen-schaft nennt, diskret. Das bedeutet, dass das Wertpapier
mindestens im Abstand ei¬nes Ticks notiert. Ein Tick ist die kleinst-mögliche
Preisänderung. Bei vielen Wert-papieren liegt der Tick bei einem Euro-Cent, er
kann aber auch einen Bruchteil eines Euro-Cents betragen. Abgesehen da¬von kann
es sein, dass nicht zu jedem Tick quotiert wird, wenn sich der Preis eines
Wertpapiers bewegt. So ist zum Beispiel der Eröffnungskurs eines Wertpapiers
mit¬unter deutlich vom Schlusskurs des Vor¬tages entfernt.
Nehmen wir an, dass der Call-Options-schein auf den DAX°
kurz vor Handels-schluss einen Geldkurs von 1,12 Euro ha: und der Investor
einen Stop-Loss bei 1.1 Euro gesetzt hat. Wenn bis Handelsschluss des Scheins
der Geldkurs die Grenze \ o¬1,10 Euro nicht berührt oder unterschreitu.z.
wird keine Verkaufsorder aktiv. Eröffnet der DAX° nun am
nächsten Morgen deut¬lich tiefer und der Geldkurs des DAX°-Calls ist auf 0,90
Euro gesunken, wird erst jetzt eine Verkaufsorder aktiviert, da der Optionsschein
erst jetzt die Grenze von 1,10 Euro unterschritten hat. Der Ver¬kaufskurs, den
der Investor realisiert, würde dann erheblich unter der Stop-Loss-Marke liegen.
Es kann auch sein, dass im fortlaufenden Handel mehrere
Ticks übersprungen wer¬den. So führte zum Beispiel Anfang des Jahres die
Entscheidung der Schweizeri¬schen Nationalbank, die Untergrenze für den
Euro/Franken-Kurs bei 1,20 CHF auf-zugeben, zu außergewöhnlich starken
Kurs-bewegungen. Während der Kurs kurz vor der Verkündung der Entscheidung noch
knapp über 1,20 CHF lag, so lag er im nächsten Moment bei ca. 0,95 CHF. Auch
makroökonomische Daten oder Ad-hoc-Mitteilungen von Unternehmen, wie die
Veröffentlichung von Quartalszahlen oder Ankündigungen einer Übernahmeofferte,
können Kurssprünge auslösen. Manchmal bedarf es nicht einmal einer Nachricht,
und es kommt zu einem Sprung von mehreren Ticks, was bei einem stark gehebelten
Pro¬dukt zu einer heftigen Kursbewegung führen kann.
VORTEILE VON STOP-LOSS-ORDERS
Stop-Loss-Orders werden von Investoren genutzt, die nicht
jede Position ihres Depots permanent im Blick haben können. Sobald ein
Stop-Loss gesetzt ist, muss der Investor nicht ständig sein Portfolio bewachen.
In-vestoren können gemäß einer alten Bör-senregel Gewinne laufen lassen und Ver¬luste
begrenzen. Auch zwingt das Setzen
einer Stop-Loss-Marke den Investor dazu, sich von vornherein
Gedanken darüber zu machen, wie viel Verlust er zutragen be¬reit ist. Manche
Anleger neigen dazu, Ver¬luste erst richtig wahrzunehmen, wenn diese realisiert
werden. Sie halten somit Positionen, die einen Verlust gemacht haben, ohne sie
zu verkaufen, und fahren somit eventuell noch größere Verluste ein. Ein
Stop-Loss verhindert das. Das bedeutet aber nicht, dass man sich seine Position
mit einem Stop-Loss nie wieder ansehen braucht. Gerade Käufer von
Hebelpro¬dukten sollten auch nach dem Setzen von Stop-Loss-Marken ihre
Investments stets im Auge behalten.
NACHTEILE VON STOP-LOSS-ORDERS
Das Risiko beim Setzen einer Stop-Loss-Marke besteht darin,
dass nicht zwangs¬läufig zum Stop-Loss-Niveau verkauft wird. Es besteht das
Risiko, dass die Order zu einem schlechteren Kurs ausgeführt wird. Des Weiteren
besteht die Möglich¬keit, dass der Briefkurs die Stop-Loss-Marke nur
kurzfristig erreicht oder unter¬schreitet und danach eine starke
Auf¬wärtsbewegung vollzieht. Diese würde ein Investor verpassen, wenn er nicht
aktiv wieder investiert.
Bei Hebelprodukten, vor allem bei Opti-onsscheinen, kommt
hinzu, dass das In-vestment durch Kursbewegungen des Ba-siswerts und durch
Änderungen von Marktfaktoren seinen Charakter entschei¬dend verändern kann. Es
ist dann möglich, dass es nicht mehr zur Risikoeinstellung des Investors passt.
Und nicht nur der Kurs eines Basiswerts kann heftig springen
oder fallen. Auch bei
Marktfaktoren wie der impliziten Volati-lität, die in die
Preisbildung von Options¬scheinen mit einfließen, ist das möglich.
Beispielsweise könnte die implizite Volati-lität nach einem Unternehmens-Event
extrem fallen, während der Kurs des Basis¬werts unverändert bleibt. Dann würde
der Optionsschein stark fallen, ohne dass sich der Basiswert bewegt.
ALTERNATIVE:
PRODUKTE MIT EINGEBAUTEM STOP-LOSS Es gibt Produkte, die
bereits mit einem Stop-Loss-Level ausgestattet sind, bei¬spielsweise
Mini-Futures. Bei diesen Hebel¬produkten gibt es einen Puffer zwischen
Knock-out-Barriere und Basispreis, so¬dass die Barriere auch eine Art
Stop-Loss-Funktion hat. Kommt es bei einem Mini-Future zu einer Berührung oder
Durch-schreitung der Stop-Loss-Marke durch den Basiswertkurs, endet die
Laufzeit au¬tomatisch. Die Position würde dann auf¬gelöst werden und ein
etwaiger Rest-betrag würde von Goldman Sachs festge¬stellt und an den Anleger
ausgezahlt. Die Bestimmung des Restwertes muss inner¬halb eines im
Wertpapierprospekt defi¬nierten Zeitraums nach Eintritt des
Knock-out-Ereignisses vom Emittenten durchgeführt worden sein. Genauso wie bei
Stop-Loss-Orders kann auch hier nicht garantiert werden, dass die
Glatt¬stellung genau auf dem Level der Knock¬out-Barriere (dem Stop-Loss-Level)
ge¬schieht, und im Extremfall könnte sich auch ein Restwert von null ergeben.
Selbstverständlich besteht die Möglich¬keit, auch bei einem Mini-Future
zusätz¬lich zum „eingebauten Stop-Loss" einen eigenen Stop-Loss an der
Börse oder bei einer Depotbank zu setzen.
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