Mittwoch, 16. September 2015

Grippe-Impfungen


Grippe-Impfungen

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/btX3Io8s15s

Jedes Jahr kommt die Grippe. Und jedes

Jahr stellt sich die Frage, gegen welche

Stämme man impfen soll. Ein aktueller

Blick,nach Australien legt nahe: gegen

möglichst viele.

Die Grippe war schon im¬mer für unangenehme Überraschungen gut. 1944 beispielsweise hatten die Amerikaner an ihrem ers¬ten Impfstoff nicht lange Freude. Kaum waren drei Jahre ins Land gezogen, schien er seine Wirksamkeit eingebüßt zu haben. Der Feind hatte sein Äußeres so sehr verwandelt, dass er von der Im-munabwehr nicht mehr erkannt wurde. Das war noch nichts gegen den Schreck, den das Influenzavirus der Welt 1957 ein¬jagte. Diesmal hatte sich der Erreger noch stärker verändert und Merkmale chinesischer Vogelgrippeviren angenom¬men. Ein bis zwei Millionen Menschen sollen der Asiatischen Grippe damals zum Opfer gefallen sein. 1968 machte sich von Hongkong aus ein ganz neuer Keim auf die Reise und raubte wieder¬um einer geschätzten Million Menschen das Leben.

In diesem Jahr hat die Influenza nun die Australier auf dem falschen Fuß er-wischt. Die hatten sich eigentlich wie je-des Jahr auf den Besuch der üblichen In¬fluenza-A-Stämme und eines weiteren Vi¬rus-Familienmitglieds, des Influenza-B-Erregers Yamagata, eingestellt. Dies¬mal kam Yamagata allerdings in Beglei¬tung des Schwesterstamms BVictoria, der nun ebenfalls auf dem fünften Konti¬nent unterwegs ist. Das bringt das übli¬che Problem mit sich: Der Impfstoff ist kaum gegen den unerwarteten Gast aktiv.

„Mismatch", Nichtübereinstimmung, nennen die Immunologen solche Fehl-treffer. Die Deutschen durften erst im vergangenen Winter ihre Erfahrungen damit machen. Die Notaufnahmen der Kliniken quollen über, im besonders be¬troffenen Baden-Württemberg gab es zehnmal mehr gemeldete Erkrankte und dreimal mehr Todesfälle als 2013, einem eher durchschnittlichen Influenzajahr. Der harte Grippewinter hatte sich ange-In den kommenden Monaten könnte Deutschland die australischen Probleme erben. Weil auch der hiesige Impf¬stoff nicht auf B-Victoria einge¬stellt sei, hieß es in der Fachzei¬tung Eurosurveillance, solle man sich hierzulande am besten schon jetzt auf ähnliche Schwie¬rigkeiten einstellen.

Die Weltgemeinschaft ver¬sucht eigentlich alles, um ge-

nau solche Probleme zu ver¬meiden. In insgesamt ei na¬tionalen Grippenzentren wer¬den rund ums Jahr die zirkulie¬renden Grippestämme eingesam¬melt und nach genetischen Veränderun¬gen abgesucht. Sechs sogenannte Colla-borating Center der Weltgesundheitsor¬ganisation WHO tragen die Daten zu¬sammen und suchen nach wirksamen Impfstoffen gegen die gemeldeten Vari-* anten. Zweimal im Jahr setzen sich die Fachleute in Genf zusammen und be¬schließen, welche der Erreger wahr¬scheinlich im kommenden Jahr am meis¬ten Ärger bereiten werden und welche Impfstoffe am aussichtsreichsten sind.

             Im September tagt regelmäßig die Run-

de für die Südhalbkugel, im Februar die für die nördliche Hälfte. Notwendig sei¬en diese frühen Vorausplanungen, sagt Wenqing Zhang, die Sprecherin des Glo-

bal-Influenza-Programms der WHO, ti

weil die Herstellungsprozesse bei den Influenzaimpfstoffen so lange dau¬ern. Ausgeliefert werden die neuen Mittel in Europa erst sechs bis acht Monate später.

Kein Wunder, dass man im¬mer wieder danebenlangt. Zwi-

schen 1987 und 1997 waren nur

23 der 3o ausgewählten Impfdo¬sen ein Volltreffer. Nicht im-

mer liegen die Influenza-Pro¬pheten dabei so schief wie 1957 und 1968, als plötzlich ein ganz neues Virus auftauchte. Die Ab¬wehrzellen erkennen den Grippe¬erreger an seinen Antigenen, den charakteristischen Dornen auf sei¬ner Oberfläche, genauer gesagt an den Enzymen Hämagglutinin, kurz H, und Neuraminidase, N. Insgesamt weiß man von 18 ver¬schiedenen H-Antigenen, die be¬kannten Neuraminidase-Typen wer¬den mit den Zahlen 1 bis ft gekenn¬zeichnet.

Seit 1977 kreisen zwei verschiedene Influenza-A-Viren um den Globus: H3Nz und HiN1. Ihr Vorgänger 1121N2 war bis 1968 ein Jahrzehnt allein unter¬wegs. Aber auch diese alten BekanntenReicht trivalent

verändern ständig ihre Gestalt. "Die vira- es nicht doch b(

le Polymerase, mit deren Hilfe das Virus   tetravalente Sto

sein Erbgut vermehrt, besitzt keine Feh lerkorrektur", sagt Thorsten Wolff, der Leiter des Fachgebiets Influenzaviren am Robert-Koch-Institut. Genetische Feh¬ler, heißt das, die bei der Vermehrung der Viren auftreten, werden nicht repa¬riert. Saison für Saison sind deshalb Vi¬ren mit leicht abgewandelten H- und N-Antigenen unterwegs. Erweist sich eine dieser Varianten als besonders er¬folgreich beim Versteckspiel mit dem Im-munsystem, hat die Welt es bald mit ei-nem Virus zu tun, der zwar bekannte H¬und N-Nummern in seinem Namen trägt, dem aber der herkömmliche Impf¬stoff weniger anzuhaben scheint. Des¬halb bessert die WHO jedes Jahr nach.

Neben abgetöteten HiNi- und H3N2 Viren oder ihren Einzelteilen muss das Rezept für einen erfolgreichen Grippeimpfstoff aber noch eine weitere Zutat enthalten. Denn auf der Erde sind neben den Influenza-A- auch Influenza-B-Viren unterwegs. Anfangs maß man ih¬nen keine große Bedeutung bei, denn hinter den globalen Pandemien steckte stets der A-Zweig der Familie Inzwi¬schen weiß man aber, dass die B-Viren unterschätzt wurden. Zwar sind sie im

 

Schnitt nur für ein Viertel der Fälle antwortlich, die Infizierten werden : nicht weniger krank als Influenza-A-fer. Besonders häufig handelt es sich Kinder. Und alle sieben Jahre gib eine Saison, wie die Australier sie ge] erleben, bei denen sich mehr als Hälfte der Grippekranken mit er B-Virus infiziert haben.

Den Problemkeim, der ihnen in sem Jahr zu schaffen macht, haben Mediziner so richtig erst seit der Jahr sendwende auf dem Schirm. Damals auf, dass auf einmal zwei verschie( B-Stämme gleichzeitig unterwegs wa Yamagata und Victoria. Der Impf der WHO enthält zwar zwei Influe A-Stämme, aber nur eine B-Kompoi te, also entweder Yamagata oder Victd Auch hier ist ein Mismatch möglich, der passiert nicht selten: In den Verei ten Staaten, so berichten die ameril schen Centers for Disease Control, mi te die WHO zwischen 2001 und 20] der Hälfte der Fälle den fals( B-Stamm ins Serum. Vor drei Jahrer ein Mitarbeiter der Gesundheitsbeh in der Zeitschrift Vaccine vorgerecl mehr als ein Hinweis darauf, dass der Er- zu vermehren, das Erbgut zt reger auch in Deutschland vor der Tür und sich eine neue Tarnung Kaum sinken in Europa oder die Temperaturen, begibt er auf seine Weltreise, ohne gro mutieren. Im Frühjahr stirb aus, um im Winter durch eint ger aus Fernost ersetzt zu v den vergangenen zehn Jahre wir stets beobachten, dass en rus aus Südostasien sechs bis n te später auch bei uns aufta der Virologe Colin Russell vc versität Cambridge.

Influenza-B-Stämme sir wandelbar. Ein für das tem unbekannter Stam alle sechs bis sieben J ropa ein. Dort zirka gemeinsam mit de ger. Inzwischen ist za B sogar zu dritt Zu Victoria und

Massachusetts ist genständiger Keim Phuket gekommen Impfstoffsuche weit

pliziert. „All dieses '

ße sich für bessere V nutzen", sagt Russel nau weiß, wo er sm glaubt der Forschen

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Noch bleibt die W rem System, alle glol melten Grippeerrege maßen in ihre Vorhei fließen zu lassen. „U gnose muss weiter au

Daten und Viren aus a der Welt basieren, da gib Zweifel", sagt die WHC Zhang. Aber langsam sollet Genf erste Zweifel aufkomm Bedford: „Die WHO besch sehr intensiv mit unseren Stud

Es bleibt ihr wohl auch nicl übrig. Für eine Reform des In spricht nicht nur der Fehlgriff gegangenen Grippesaison. der Kölner Physiker Michael die New Yorker Biologin Ma] in Nature virtuell durchgespie erfolgreicheres Influenzaseru von der WHO zusammengem sehen könnte. Ihr Computer errechnete anhand des gentil fils der umherziehenden Stä der Erfahrungen der Vergange ches Virus sich als das durchß higste und damit als geeigneter keim fürs kommende Jahr erg, de. Ihre Vorhersagen schlug( Weltgesundheitsorganisation deutlich.

 

 


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