Der Euro vor der Trendwende?
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/WWccK2drn28
Euro oder Dollar? Bringt die Aufwertung des Euros gege , US-Dollar Vorteile --
oder nicht? Die Beziehung zwischen beiden Währungen ähnelt
in diesem Jahr einer Talfahrt, doch die wichtigste Frage voraus: Wird der Euro
eine Trendwende
In den vergangenen Wochen war an den Märkten zu beo¬bachten,
dass die deutschen Aktien extrem sensibel auf Wertveränderungen im
Euro/Dollar-Währungspaar rea¬gierten. Fiel der Euro, so notierte der DAX mit
deutlichen Pluszeichen. Zog der Euro hingegen an, wie wir es zum Beispiel in
der zweiten Augusthälfte gesehen haben, so verbuchte der DAX massive
Kursverluste. Natürlich war die Gemeinschaftswährung schon immer bedeutend für
die Aktienmärkte — aktuell scheint die Abhängigkeit jedoch besonders groß zu
sein. Nicht ohne Grund.
Spätestens seit den Turbulenzen einiger Schwellenlän¬der,
insbesondere China, stehen die großen Weltwährungen vermehrt im Blickpunkt
internationaler Investoren. Denn die jüngsten Entwicklungen in Asien ließen
schnell den Ver¬dacht aufkommen, dass die immensen Währungsreserven der
Schwellenländer teilweise aufgelöst werden könnten. Selbst das sonst so
verschlossene China hat den Verkauf von Devisenvorräten längst bestätigt. Nach
Schätzungen von Experten dürfte Peking allein im August 200 Milliarden Dollar
abgegeben haben, um die eigene Landeswährung zu schützen. Ähnlich sieht es auch
in anderen Schwellenlän¬dern aus, allerdings in geringerem Ausmaß. Diese
Verkäufe lassen den US-Dollar im Wert tendenziell sinken.
Nach aktuellen Zahlen des Internationalen Währungs¬fonds
(IWF) beläuft sich die Summe der von Schwellenlän¬dern gehaltenen
Währungsreserven auf satte 8,05 Billionen US-Dollar. Für rund die Hälfte des
Betrags ist China ver¬antwortlich. Dort haben der Aufschwung der letzten
19 Jahre sowie der Aufstieg zur weltweit zweitgrößten
Volkswirtschaft enorm viel Geld in die Kassen gespült. Auf der Suche nach
Sicherheit führte für eben diese Über¬schüsse kein Weg am US-Dollar vorbei.
Der Abbau von Währungsreserven rund um den Globus dürfte
erst am Beginn des Prozesses stehen. Hintergrund ist unter anderem der massive
Preisverfall des Rohöls. Die gesunkenen Einnahmen bringen Länder wie Brasilien,
Saudi-Arabien oder auch Malaysia in die Bredouille.
Zusätzlicher Druck auf die Schwellenländer kommt von der
nahenden Zinswende in den USA. Nach zwei Jahr¬zehnten des ausgeprägten
Wachstums der weltweiten Wäh¬rungsreserven scheint der Höhepunkt überschritten
zu sein. Schätzungen gehen davon aus, dass der Abbau von Wäh¬rungsreserven im
Volumen von 100 Milliarden Dollar den Greenback zum Euro um zwei bis drei Cent
drücken kann.
Mario Draghi hält dagegen
Eine Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar ist jedoch
nicht unbedingt im Sinne der Europäischen Zen¬tralbank. Die Eurozone profitiert
derzeit von einem relativ schwachen Wechselkurs, schließlich werden unsere
Waren im EU-Ausland erschwinglicher und dementsprechend mehr gekauft.Während
sich die Lage einiger Defizit-Staaten gerade wieder stabilisiert, könnte ein Euro-Anstieg
neue Probleme mit sich bringen. Prompt ließ Mario Draghi, Chef der Europäischen
Zentralbank, Anfang September verlau-ten, dass die Maßnahmen der EZB
ausgeweitet werden
könnten. „Wir sind bereit und willens
zu handeln': hieß es einmal mehr vom
h IN
Notenbankchef. Der Euro verlor nach 1,25 di101141,,
den Aussagen des Währungshüters rund ein Prozent an Wert. Im
Kampf gegen eine drohende Deflations¬spirale ist die EZB auf eine
Stabilisie¬rung der Wirtschaft beziehungsweise auf Wachstum angewiesen.
Es bleibt abzuwarten, wie stark die Krise der
Schwellenländer beziehungs¬weise eine Senkung der in US-Dollar gehaltenen
Währungsreserven auf den Euro durchschlägt. Nicht zuletzt dürfte der Euro auch
aufgrund der jüngsten Wirtschaftsdaten der Mitgliedsländer eher zulegen. In
einigen Ländern bah¬nen sich im Niedrigzinsumfeld starke Wachstumsraten an.
Spanien zum Bei¬spiel setzt sich mit einem prognostizierten
Wirtschaftswachs¬tum von 3,1 Prozent im Jahr 2015 an die Spitze Europas.
Abgesehen von Frankreich befinden sich mittlerweile einige Euro-Länder auf dem
Weg der Stabilisierung.
Charttechnik mit Umkehrsignalen
Gestützt wird ein möglicherweise bevorstehender Anstieg der
europäischen Gemeinschaftswährung auch durch die Charttechnik. Der Abwärtstrend
der letzten Jahre wurde kürzlich verlassen. In Bild 1 ist die Entwicklung des
EUR/USD seit November 2014 dargestellt.
Zunächst startete der Euro sehr schwach in das lau¬fende
Jahr. Nachdem die Gemeinschaftswährung im März noch auf ein Verlaufstief bei
rund 1,04 Dollar fiel, erholte sich die Notierung im April wieder deutlich
(siehe Bild 1). Die starke Aufwärtswelle, welche den Euro im Mai bis auf 1,146
Dollar empor brachte, war bis dahin als normale technische Gegenreaktion nach
den vorherigen Verlusten zu werten. Der Abwärtstrend der Einheitswährung blieb
weiterhin intakt.
Erst Anfang August änderte sich die Situation maßgeb-lich.
Eine neuerliche Aufwärtswelle führte den Euro von 1,10 Dollar bis auf 1,17
Dollar empor. Durch den starken Anstieg wurde der bislang bestehende
Abwärtstrend gebrochen. Es gibt aus technischer Sicht kaum eindeu¬tigere
Signale für einen bevorstehenden Trendwechsel.
EUR/USD
Ende August notierte der Euro im Zuge der Spekulati-onen um
erweiterte Maßnahmen seitens der EZB wieder schwächer. Mustergültig wurde im
Zuge dessen das ehe-malige Ausbruchsniveau nochmals angelaufen. Mit dem
jüngsten Rücksetzer wurde zudem die charttechnische Unterstützung bei 1,11
US-Dollar getestet — bislang mit Erfolg. Bestätigt sich in den kommenden Wochen
der Aus-bruch über die Abwärtstrendlinie, so würde der Euro ein klares
Kaufsignal generieren. Ein solches Chartbild würde eine klare Trendumkehr
signalisieren. Die Phase der sin-kenden Euro-Notierungen stünde damit erst
einmal vor dem Ende. Kurzfristig wäre in diesem Szenario ein Anstieg bis zum
nächsten Widerstand bei 1,146 Dollar wahr¬scheinlich. Mittelfristig dürften uns
Kurse im Bereich von 1,20 Dollar bevorstehen. Ein Rutsch unter die
Unterstüt¬zungslinie bei 1,11 Dollar beziehungsweise ein schneller Rückfall in
den ehemaligen Abwärtstrend würde das vor¬genannte Szenario jedoch
zunichtemachen.
Interessierte Anleger können an der zukünftigen Ent-wicklung
der Gemeinschaftswährung über Options¬scheine oder Hebel-Produkte
partizipieren. Auf der Long-Seite bietet sich zum Beispiel das
Hebel-Bull-Zertifikat auf den Euro mit der WKN XM5557 an (ISIN: DE000XM55578).
Der Hebel liegt aktuell bei 9,79. Knock-Out-Schwelle sowie Basispreis des
Zertifikats liegen
momentan bei 0,9995 US-Dollar. ■
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