Madrid Spain
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/2h_JNlxlZWI
Versuch einer persönlichen Spurensuche
Nur der Himmel ist
schöner • •
... sagt ein altes Sprichwort. Diesen Eindruck gewinnen
Madrid-Besucher und sammeln unvergessliche Erinnerungen. Deswegen bleiben sie
der Stadt auch treu.
Die
Fußgängerbrücke Ponte Arganzuela ist futuristisch gestaltet.
PP> Ich sitze auf der Dachterrasse des Cibeles-Palasts
mit dem Rücken an die Mauer gelehnt. Sie ist Teil des Hauptturms, der weit über
mei¬nem Kopf im Himmel endet, hübsch verziert mit filigranen Sporen, dem Zacken
einer Königs¬krone gleich. Ich trinke ein Glas Verdejo, fruch-tigen, trockenen
Weißwein aus dem Rueda, einer Gegend im Norden Kastiliens. Aus Lautspre¬chern
wabern sphärische Klänge, die den Ver¬kehr eine Ebene tiefer nur knapp
überdecken. Ich liebe diese Stadt. Sie geht mir unter die Haut. Ich kann gar
nicht anders als Madrid treu zu sein wie einem Menschen, der mich berührt hat,
der viel von mir gefordert hat und dem ich vertrauen musste, dass er es gut mit
mir meint.
Heimat von Millionen, offen für alle
Ich blicke auf die Mauern, über Giebellinien, auf Türme und
Kuppeln und denke, dass all das Bühne und Schauplatz für das Leben der Madri-
lenen ist. 3,3 Millionen sind es etwa, die Madrid zur
drittgrößten Stadt der EU machen. Die Ta¬gesordnung der Einwohner ist gefüllt
mit unter¬schiedlichsten Träumen, Hoffnungen, Ansprü¬chen und Notwendigkeiten.
Es ist später Nachmittag, der Tag meiner Anreise.
Kastilianische Tieffliegerwolken starten Angriffe auf mein Gemüt. Es ist eins
dieser Wetterspek¬takel, die ich hier so schätze. Neben Gewittern und
Platzregen auch gestochen scharfes Licht und das gelegentliche, sanfte rötliche
Glühen auf den Fassaden, nachdem die Sonne unter-gegangen ist.
Irgendwann im 9. Jahrhundert durfte hier je¬mand eine Burg
bauen. Damit begann die Ge¬schichte Madrids. Häuser kamen im 13. Jahr¬hundert
hinzu. Ab 1561 war Madrid Residenz¬stadt. Und die Burg wurde zum Königspalast.
Ich denke an meinen ersten Madrid-Besuch. 1988, mit Mitte
20, habe ich über Spanien gele¬sen, wollte hin und fand einen Kunden, der
Madridbilder brauchte: Puerta del Sol, Plaza de Oriente, Gran Via, Oper,
Königspalast, Kathedrale,
Gran Cafe de Gijon, Plaza de Cibeles, Retiropark und die
Kunstmuseen - es dauerte keine drei Tage, und die Top Ten waren abgelichtet.
Eines Abends dann, auf dem Weg von der Plaza de Espagna mit ihrem Don
Quijote-Denkmal zur Oper, musste ich eine dunkle Unterführung pas-sieren. Mir
kam eine grauhaarige, zierliche Dame entgegen, gut zwei Köpfe kleiner als ich,
und er¬zählte mit großen Augen etwas von peligrosso, gefährlich! Sie deutete
auf meine Ausrüstung, hakte sich unter und hielt ihre Waffe, eine
kasta¬nienbraune Handtasche, immer griffbereit. Ab-schreckung ist eben alles.
Mit Gleichaltrigen auf Entdeckungstour
Am selben Abend kaufte ich mir einen spani¬schen Sprachkurs,
den ich erst jetzt dem Müll an¬vertraue. Fassaden traten in den Hintergrund.
Ich heftete mich an die Fersen Gleichaltriger. Anfangs unbemerkt, wurde ich
bald entdeckt, zu einemBier eingeladen und lud zurück und, Glück, auf spanglish
erfuhr ich vom autolosen Leben in der Stadt, von übervollen WGs, vom
Improvisieren, der Universität und schon damals den Schwierig¬keiten, nach der
Plackerei im Studium einen gut bezahlten Job zu bekommen. Wir besuchten
Konzerte, Kneipen, Tapasbars, Flamenco im Latina. Es dauerte keine Woche, da
hatte ich eine Karte der Innenstadt Madrids angelegt, Straßen und Zeiten
verknüpft. Erst viel später erkannte ich: Nicht ich habe Madrid erobert,
sondern es hat mich um den Finger gewickelt.
Das Leben kann auch anders
Viele weitere Besuche folgten, viel Erlebtes, nie kalt, nie
abgestanden. Damals, die wilden Jahre der Movida, so nannte sich die
Kulturbewegung, die das Ende der Francodiktatur feierte, das Wochenende
„Noche" nannte, Nacht, und durch¬feierten, um auch den letzten Rest Muff
ihrer Jugend zu überwinden und dem Establishment zu zeigen, dass Leben auch
anders gehen kann. Pedro Almodovar, der große Held jener Tage ist heute
für seine Filme weltweit bekannt.
Im Nobelstadtteil Salamanca ziehen dutzende Boutiquen
zahlungskräftiges Publikum an.
Reisen ist wie Leben, nur dichter gefügt. Es geht um alles
wollen, hier und jetzt. Und Madrid ist die optimale Bühne. Schön anzusehen, an
jeder Ecke gut für eine Überraschung, die sich dann mit Lichtgeschwindigkeit
ins Gedächtnis brennt.
Ein ganz besonderer Tag
Ich denke oft an den alten Herrn, der mich beim
Fotografieren beobachtete und an mich heran¬trat. Ich konnte ihm nicht mal klar
machen, dass ich kaum Spanisch spreche - auch weil dies das einzige war, was er
sprach. Verstanden haben wir uns trotzdem. Er hielt mich bei der Hand, führte
mich in ein Cafe. Wir tranken ein Glas Wein. Er redete von Luz, Licht, von
Komposition, von Velazquez, Goya, Ribera und Hieronymus Bosch. Das waren die
Worte, die ich verstand.
Ich kannte keinen der Maler. Der nächste Tag sollte das
ändern. Ich traf ihn am Eingang zum Prado und folgte ihm Schritt für Schritt.
Ich war gespannt, was er mir zeigen wollte. Wer weiß,
Madrid ist die Hauptstadt Spaniens und Europas Satellit in
die spanischsprachige Welt. Auch diese hat mir die Stadt eröffnet. Am
Cibeles-Palast lie¬fen früher die Fäden der Post und der Telekom-munikation
zusammen. Im Jahr 2007 zog Ma¬drids Stadtverwaltung hierher an einen der
be¬triebsamsten Plätze Europas. Hier kreuzt die Calle de Alcala, die ihr Ziel
in ihrem Namen trägt, den Paseo, den großen Boulevard der in südlicher Richtung
„del Prado" heißt und nach Norden erst „Recoletos", dann
„Castellana" genannt wird. Nachbarn der Stadtverwaltung sind die Spanische
Notenbank, das Verteidigungsministerium und die Casa de Americas. Mag sein,
dass die Bank¬zentralen im neuen Geschäftszentrum Madrids den Cibeles-Palast an
Höhe weit überragen. Sollen sie, von hier habe ich die schönste Ver¬kehrsinsel
Madrids im Blick: Den Brunnen mit der griechischen Göttin Kybele auf ihrem
Streitwagen, den Löwen ziehen. Jede größere Demonstration zieht hier vorbei und
Madrid lässt es mächtig krachen, wenn Cristiano Ronaldo, Sergio Ramos und Co
vom Club der Königlichen erfolgreich waren. Der Stadt kann's recht sein. So
bleibt der
Schriftsteller, Musiker, Modeschöpfer füllen die Liste der
Kulturbewegung, allen voran Felipe Varel, der auch Prinzessin Letizia
einkleidet. Beste -, mir öffnete er
die Augen. Auch als ich ein andermal die Liste anderer Museen und Künstler
abgearbeitet habe die er für mich angefertigt hat. ausgedient hat.
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