Mittwoch, 14. Oktober 2015

Trading: Turbos oder Schwellenländer?


Trading: Turbos oder Schwellenländer?

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/-o1A3zCNx04

"Turbo hoch drei und Optionsscheine", titelte KnowHow im Ok¬tober 2005. Auf dem Cover waren Leichtathleten zu sehen, die gerade auf der Zielgeraden Sprintqualitäten zeigen müssen. Schon vor zehn Jahren konnten risikobereite Anleger nicht nur aus einer

 

Vielzahl von Optionsscheinen auswählen, sondern auch aus drei Gattungen von Turbos: Turbo-Futures, die den heutigen Mini-Futures sehr ähneln; Rolling Turbos, heute unter den Namen Faktor-Turbos etabliert, und Stop-Loss-Turbos.

 HEBELPRODUKTE UND ROHÖL

Optionsscheine waren zu dieser Zeit längst an den Finanzmärkten etabliert. Sie wurden ursprünglich von Unternehmen angeboten, um Anleiheemissionen zur Finanzierung des Unternehmens attraktiver zu gestalten. Die Optionsscheine wurden dann isoliert von der Optionsanleihe gehandelt. Allerdings gab es Nachteile, beispielsweise waren nur Calls möglich, und es gab kein aktives Marketmaking. Bereits 2005 wurden nahezu alle Aktien-Options-scheine nicht mehr von dem zugehörigen Unternehmen begeben, sondern von einer Bank.

Doch andere Probleme waren geblieben. Die Preisbildung von Call- und Put-Optionsscheinen war für viele Anleger noch immer schwer greifbar, vor allem der Einfluss der erwarteten Schwan-kungsbreite (implizite Volatilität). Zwar gab es im Internet be¬reits Tools, mit denen Investoren den Einfluss von Volatilitäts-

 

änderungen auf Optionsscheine simulieren konnten, doch noch immer tauchten viele Fragen rund um die „Vola" auf.

Sicher, der Wert eines Optionsscheins bei Fälligkeit ist sehr ein¬fach zu berechnen. Bei einem Call berechnet sich der sogenannte innere Wert aus Basiswertkurs minus Basispreis, multipliziert mit dem Bezugsverhältnis. Während der Laufzeit setzt sich der Preis des Optionsscheins aber aus dem inneren Wert und dem Zeitwert zusammen. Und der Zeitwert ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, beispielsweise von der impliziten Volatilität, den Dividendenerwartungen (bei Optionsscheinen auf Aktien und Aktienpreisindizes), von den Zinsen und den Refinanzie-rungskosten der Emittentin.

Der Wert von Turbos lässt sich einfacher ermitteln, vor allem, weil die „Vola" keinen oder nur sehr geringen Einfluss hat. Doch Turbos haben auch Nachteile. Sie haben eine Barriere, bei deren Erreichen die Partizipation des Anlegers an der Entwicklung des Basiswerts gestoppt wird — bei den damaligen Turbo-Futures kam es zum Knock-out. Es wurde zu diesem Zeitpunkt der Restwert des Produkts festgestellt und an den Anleger ausgezahlt. Die Lauf¬zeit endete abrupt. Stop-Loss-Turbos und Rolling Turbos wurden bei Erreichen der Barriere zunächst gestoppt, beim nächsten Schlusskurs aber wieder aktiviert.

Die Hebelprodukte waren nicht nur Thema der Titelgeschichte. Das Interview mit einemExperten von Cortal Consors drehte sich um die Vorteile des außerbörslichen Handels, während im Exper¬tenrat der Frage nachgegangen wurde, ob eine Barriereverletzung bei Turbos auch außerhalb der Handelszeiten möglich sei.

Neben den Hebelprodukten ging es in einem weiteren Beitrag um die Folgen des Preisanstiegs beim Rohöl. Die Weltwirtschaft hatte sich als erstaunlich widerstandsfähig gegen den Ölpreisschock er¬wiesen, so die Einschätzung der Volkswirte von Goldman Sachs: „Hätten wir vor zwei Jahren erwartet, dass der Preis für Öl der Sorte Brent auf 70 US-Dollar je Barrel steigen würde, hätten wir relativ sicher eine weltweite Stagflation vorhergesagt. Den üblichen ökonometrischen Modellen zufolge hätte die Verdopplung des Öl-preises in den letzten Jahren das BIP-Wachstum in den USA und in Europa um mindestens 1,5 Prozent senken und die Inflation um einen ähnlichen Prozentsatz auf deutlich über 3 Prozent erhöhen müssen." Die Weltwirtschaft wuchs jedoch um etwa 4 Prozent, und die Inflation hielt sich in Grenzen.

EMERGING MARKETS IM HERBST 2010

Im Herbst 2010 erschien die KnowHow in einer Doppelausgabe für die Monate Oktober und November. Das Magazin stand ganz im Zeichen der aufstrebenden Schwellenmärkte. Die Emerging Markets hatten in den zurückliegenden Jahren enorme Wachs¬tumsraten verzeichnet und erbrachten einen immer größeren Beitrag zur globalen Wirtschaftsleistung — und zum weltweiten Wirtschaftswachstum. China und Indien, aber auch die anderen beiden BRIC-Staaten Russland und Brasilien nahmen innerhalb der Schwellenländer eine Sonderstellung ein.

KnowHow ging in der Titelgeschichte der Frage nach, ob die Emer-ging Markets insgesamt gestärkt aus der jüngsten Finanzkrise hervorgehen könnten. Denn während viele Industriestaaten nur mühsam auf den Wachstumspfad zurückkehrten, lief der Wirt-schaftsmotor in China, Indien und anderen Staaten längst wieder rund. Einige Experten waren der Ansicht, dass die nachhaltig hohen BIP-Wachstumsraten auch an den Aktienmärkten Spuren hinterlassen würden. Den steilsten Anstieg nach 2009 allerdings hatten die BRIC-Indizes Bovespa (Brasilien), RDX° (Russland) und Hang Seng China Enterprises damals bereits gesehen. Einzig der indische Sensex liegt auch heute noch um einiges über seinem Niveau von Herbst 2010, nachdem er im Frühjahr 2015 durch ausländische Zuflüsse einen neuerlichen Schub erhalten hatte.

 

 

 


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