Trading: Turbos oder Schwellenländer?
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/-o1A3zCNx04
"Turbo hoch drei und Optionsscheine", titelte
KnowHow im Ok¬tober 2005. Auf dem Cover waren Leichtathleten zu sehen, die
gerade auf der Zielgeraden Sprintqualitäten zeigen müssen. Schon vor zehn
Jahren konnten risikobereite Anleger nicht nur aus einer
Vielzahl von Optionsscheinen auswählen, sondern auch aus
drei Gattungen von Turbos: Turbo-Futures, die den heutigen Mini-Futures sehr
ähneln; Rolling Turbos, heute unter den Namen Faktor-Turbos etabliert, und
Stop-Loss-Turbos.
HEBELPRODUKTE UND
ROHÖL
Optionsscheine waren zu dieser Zeit längst an den
Finanzmärkten etabliert. Sie wurden ursprünglich von Unternehmen angeboten, um
Anleiheemissionen zur Finanzierung des Unternehmens attraktiver zu gestalten.
Die Optionsscheine wurden dann isoliert von der Optionsanleihe gehandelt.
Allerdings gab es Nachteile, beispielsweise waren nur Calls möglich, und es gab
kein aktives Marketmaking. Bereits 2005 wurden nahezu alle
Aktien-Options-scheine nicht mehr von dem zugehörigen Unternehmen begeben,
sondern von einer Bank.
Doch andere Probleme waren geblieben. Die Preisbildung von
Call- und Put-Optionsscheinen war für viele Anleger noch immer schwer greifbar,
vor allem der Einfluss der erwarteten Schwan-kungsbreite (implizite
Volatilität). Zwar gab es im Internet be¬reits Tools, mit denen Investoren den
Einfluss von Volatilitäts-
änderungen auf Optionsscheine simulieren konnten, doch noch
immer tauchten viele Fragen rund um die „Vola" auf.
Sicher, der Wert eines Optionsscheins bei Fälligkeit ist
sehr ein¬fach zu berechnen. Bei einem Call berechnet sich der sogenannte innere
Wert aus Basiswertkurs minus Basispreis, multipliziert mit dem
Bezugsverhältnis. Während der Laufzeit setzt sich der Preis des Optionsscheins
aber aus dem inneren Wert und dem Zeitwert zusammen. Und der Zeitwert ist von
einer Vielzahl von Faktoren abhängig, beispielsweise von der impliziten
Volatilität, den Dividendenerwartungen (bei Optionsscheinen auf Aktien und
Aktienpreisindizes), von den Zinsen und den Refinanzie-rungskosten der
Emittentin.
Der Wert von Turbos lässt sich einfacher ermitteln, vor
allem, weil die „Vola" keinen oder nur sehr geringen Einfluss hat. Doch Turbos
haben auch Nachteile. Sie haben eine Barriere, bei deren Erreichen die
Partizipation des Anlegers an der Entwicklung des Basiswerts gestoppt wird —
bei den damaligen Turbo-Futures kam es zum Knock-out. Es wurde zu diesem
Zeitpunkt der Restwert des Produkts festgestellt und an den Anleger ausgezahlt.
Die Lauf¬zeit endete abrupt. Stop-Loss-Turbos und Rolling Turbos wurden bei
Erreichen der Barriere zunächst gestoppt, beim nächsten Schlusskurs aber wieder
aktiviert.
Die Hebelprodukte waren nicht nur Thema der Titelgeschichte.
Das Interview mit einemExperten von Cortal Consors drehte sich um die Vorteile
des außerbörslichen Handels, während im Exper¬tenrat der Frage nachgegangen
wurde, ob eine Barriereverletzung bei Turbos auch außerhalb der Handelszeiten
möglich sei.
Neben den Hebelprodukten ging es in einem weiteren Beitrag
um die Folgen des Preisanstiegs beim Rohöl. Die Weltwirtschaft hatte sich als
erstaunlich widerstandsfähig gegen den Ölpreisschock er¬wiesen, so die
Einschätzung der Volkswirte von Goldman Sachs: „Hätten wir vor zwei Jahren
erwartet, dass der Preis für Öl der Sorte Brent auf 70 US-Dollar je Barrel
steigen würde, hätten wir relativ sicher eine weltweite Stagflation
vorhergesagt. Den üblichen ökonometrischen Modellen zufolge hätte die Verdopplung
des Öl-preises in den letzten Jahren das BIP-Wachstum in den USA und in Europa
um mindestens 1,5 Prozent senken und die Inflation um einen ähnlichen
Prozentsatz auf deutlich über 3 Prozent erhöhen müssen." Die
Weltwirtschaft wuchs jedoch um etwa 4 Prozent, und die Inflation hielt sich in
Grenzen.
EMERGING MARKETS IM HERBST 2010
Im Herbst 2010 erschien die KnowHow in einer Doppelausgabe
für die Monate Oktober und November. Das Magazin stand ganz im Zeichen der
aufstrebenden Schwellenmärkte. Die Emerging Markets hatten in den
zurückliegenden Jahren enorme Wachs¬tumsraten verzeichnet und erbrachten einen
immer größeren Beitrag zur globalen Wirtschaftsleistung — und zum weltweiten
Wirtschaftswachstum. China und Indien, aber auch die anderen beiden BRIC-Staaten
Russland und Brasilien nahmen innerhalb der Schwellenländer eine Sonderstellung
ein.
KnowHow ging in der Titelgeschichte der Frage nach, ob die
Emer-ging Markets insgesamt gestärkt aus der jüngsten Finanzkrise hervorgehen
könnten. Denn während viele Industriestaaten nur mühsam auf den Wachstumspfad
zurückkehrten, lief der Wirt-schaftsmotor in China, Indien und anderen Staaten
längst wieder rund. Einige Experten waren der Ansicht, dass die nachhaltig
hohen BIP-Wachstumsraten auch an den Aktienmärkten Spuren hinterlassen würden.
Den steilsten Anstieg nach 2009 allerdings hatten die BRIC-Indizes Bovespa
(Brasilien), RDX° (Russland) und Hang Seng China Enterprises damals bereits
gesehen. Einzig der indische Sensex liegt auch heute noch um einiges über seinem
Niveau von Herbst 2010, nachdem er im Frühjahr 2015 durch ausländische Zuflüsse
einen neuerlichen Schub erhalten hatte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.