Pharao Pyramiden Geheimnisse im Tal der Könige
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/bstb4Kd7I5k
Das Geheimnis war nur von ein paar dünnen Schichten Gips und
Wand-malereien verdeckt. Trotzdem hat es niemand erkannt - seit 1922, dem Jahr,
in dem Howard Carter im Tal der Könige das unversehrte Grab des Tutenchamun
entdeckte. Erst dem britischen Archäolo-
nen Jahr Merkwürdigkeiten an den west¬lichen und nördlichen
Wänden der Grab¬kammer des Kinderpharaos auf. Eine Kom¬bination aus moderner
Technologie, her¬kömmlichen Methoden und einer schon länger gehegten Theorie
ließen ihn zu The¬sen gelangen, die derzeit weltweit Auf¬merksamkeit erregen.
Wenn Reeves recht haben sollte, liegen in dem Grab bislang
unentdeckte Kam¬mern hinter zugemauerten Zugängen ver¬borgen, die seit mehr als
3000 Jahren unbe¬rührt geblieben sein müssten. Schon das, sagen Ägyptologen,
wäre der wichtigste Fund seit der Entdeckung des Grabes. Reeves glaubt
überdies, einer dieser mögli¬chen Räume könne die Mumie der Nofrete¬te bergen.
Reeves machte seine Entde¬ckung nicht etwa in der Grabkammer sel¬ber, sondern
vom Schreibtisch aus: Die spa¬nische-italienische Firma Factum Arte hat¬te die
Wände des Grabs und ihre Bemalung mit einer Auflösung von 600 bis 800 dpi
digital abfotografiert und - wichtiger für Reeves - mit einem dreidimensionalem
Laserscanner digitale Reliefs erstellt. Eigentliches Ziel des Unterfangens:
eine ex¬akte Replika der Grabkammer, die neben Carters Haus in Theben-West
errichtet wurde, um das Grab im Tal der Könige von den Touristen-Strömen zu
entlasten. Doch
stellte Factum Arte die'Bilder und Daten Anfang 2014 im
Internet auch der For-schung zur Verfügung. Für Archäologen war das so, als
könnten sie tagelang mit der Lupe die Wände betrachten - und ihre Struktur ohne
die Bemalungen.
Das alleine hätte allerdings wohl nicht ausgereicht, um in
Rillen, die in den Reliefs erkennbar sind, Hinweise auf verborgene Zugänge zu
neuen Schätzen zu sehen_ Reeves ist seit Langem überzeugt, dass No¬fretete und
andere Mitglieder der Königsfa¬milie im Tal der Könige bestattet wurden, nicht
wie von vielen Archäologen vermutet in Tel al-Amarna, einst Hauptstadt des
Pha¬raos Echnaton, 300 Kilometer weiter nörd-
Der Grundriss von Tuts
Grab passt eigentlich nicht zu einem männlichen Herrscher
lieh im Niltal bei Minya gelegen. Schon von 2000 bis 2002
hatte Reeves mit einem japa¬nischen Experten per Bodenradar im Tal der Könige
nach unentdeckten Gräbern ge¬sucht und war dabei auf Anomalien gesto¬ßen, die
später als die Gräber KV 63 und KV 64 identifiziert wurden. Ein weiteres Grab,
versteckt im Grab des Tutench-amun? Daran hatte zuvor niemand ge¬dacht, auch
weil niemand danach suchte.
Zum anderen stützt sich Reeves auf eine vergleichende
Analyse der Architektur. „Über den Grundriss des Grabes gibt es Dis¬kussionen,
seit es entdeckt wurde", sagt Da¬niel Polz, Wissenschaftlicher Direktor
des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo. „Es passt nicht in die
bekannten Muster von Königsgräbern!' Nach der Ein¬gangstreppe und dem Korridor
führt die
Vorkammer im rechten Winkel na _ rechts auf die Grabkammer
zu - was en--zu einem Königinnengrab passt. Bei d,-Ruhestätte eines männlichen
Herrsche:: wäre ein Knick nach links zu erwarten.
Reeves wartet aber noch mit anderen De¬tails auf, die seiner
Ansicht nach kaum noch mit Zufällen zu erklären sind. Die Ma¬ße des von ihm
vermuteten Durchgangs hinter der westlichen Wand gleichen exak-jenen des
bekannten Durchgangs auf de- gegenüberliegenden Seite. Reeves vermu¬tet
dahinter eine weitere Aufbewahrung s - kammer. Spektakulärer aber ist die Norc
- wand: Aus zwei senkrechten Rillen und e.-nem Setzungsriss im oberen Teil
schlief - Reeves, dass nicht massiver Kalkstein hin¬ter dem Wandgemälde liegt,
sondern ein,: nachträglich eingebaute Trennmauer mi-einem Durchgang. Diese
wiederum hätte exakt die Breite der Vorkammer. Hinte: ih , so seine Theorie,
liege womöglich eir. weiteres, das eigentliche Grab verborgen.
Ein spezielles Radar und eine Wärme - bildkamera sollen
Aufschluss darüber ge¬ben, ob diese Vermutung stimmt. Die Me¬thode ermöglicht
eine Untersuchung der Wände ohne diese zu beschädigen und könnte Hinweise
darauf liefern, wie und mit welchem Material die vermuteten Zu¬gänge
verschlossen wurden. Der ägypti¬sche Antikenminister Mamdouh el-Dama-ty sagte,
er hoffe, dass diese Untersuchun¬gen bereits im November beginnen könn¬ten.
Reeves werde die notwendigen Anträ¬ge stellen, die dann von einem
wissen¬schaftlichen Komitee des Ministeriums als auch von den
Sicherheitsbehörden geneh¬migt werden müssen.
Radar wird in der Archäologie routine-mäßig eingesetzt, vor
allem um im Boden verborgene Überreste alter Zivilisationen zu finden. In der
mexikanischen Ruinen¬stadt Teotihuacän entdeckten Forscher im Jahr 2011 auf
diese Weise einen 120 Meter langen Gang unter der Quetzalcoatl-Pyra-mide, auch
als Tempel der gefiederten Schlange bekannt. Zur Erkundung wurde ein Roboter
eingesetzt, der die Existenz von drei Kammern unter der Pyramide be¬stätigte.
Treffen die gepulsten Radiowellen auf Schnittflächen oder
Materialien mit unter¬schiedlicher dielektrischer Leitfähigkeit lassen sich die
Abweichungen in der Refle¬xion messen und in Bilder umsetzen. Wär-mebildkameras
machen sich zunutze, dass unterschiedliche Materialien auf-grund ihrer
Zusammensetzung, ihrer Dich¬te und ihres Wassergehalts Infrarot-Strah¬lung
unterschiedlich stark absorbieren und reflektieren. Daraus werden wieder¬um Bilder
errechnet.
Sollten diese Untersuchungen im Grab des Tutenchamun den
Beweis für bisher unbekannte Durchgänge und dahinterlie-gende Kammern oder eine
Fortsetzung des Grabes erbringen, kommen wesentlich schwierigere Fragen auf die
ägyptische An¬tikenbehörde zu: Sie müsste dann entschei¬den, ob und wie solche
Durchgänge eröff¬net oder etwa mit Mikrokameras weiter er¬kundet werden, was
unweigerlich erfor¬dern würde, das Grab für die Öffentlich¬keit zu schließen -
und damit einen der wichtigsten Anziehungspunkte für Touris-. ten. Dass dann
die Nofretete gefunden wird, hält selbst Minister el-Damaty, Inha¬ber einer
Professur in Ägyptologie an der Ain-Shams-Universität, für unwahrschein¬lich.
„Aber ich hoffe für Ägypten, dass Pro¬fessor Reeves recht behält!'
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