Trading Zertifikate für jede Richtung
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/0E3dy28f6Jg
Mitte September notiert der DAX° rund 2.000 Punkte unter
seinem Allzeithoch von Anfang April. Bietet dieses Niveau Einstiegschancen,
oder könnte an den Finanzmärkten in den kommenden Monaten weiteres Ungemach
drohen? Oder sollten sich Anleger auf einen schwankungsintensiven
Seitwärts-markt einstellen? Mit Zertifikaten können Investoren in sämtlichen
Richtungen positive Renditen erzielen.
Erinnern Sie sich noch an den März 2009? Damals endete an
den Aktienmärkten eine Baisse, die es in sich hatte. Der Deutsche Aktienindex
war in etwa 15 Monaten von etwas mehr als 8.000 Punkten ausgehend um mehr als
die Hälfte eingebrochen und markierte sein Tief bei 3.666 Zählern. Zuvor hatte
die Finanz-und Wirtschaftskrise, die am US-Immobilienmarkt ausgelöst wor¬den
war und in der Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers gipfelte, die
Finanzmärkte kräftig durcheinandergewir-belt. Die Krise fand ihren Höhepunkt im
Herbst 2008. Doch der Ausverkauf an den Börsen dauerte bis März 2009.
Danach stiegen die Aktienkurse. In gut sechs Jahren hatte
sich der DAX° mehr als verdreifacht, ehe eine heftige Kurskorrektur einsetzte.
Wie ist dieser Kursrückgang zu werten? Gemessen vom Allzeithoch von Anfang
April 2015 bei 12.378 Punkten verlor der DAX° in der Spitze mehr als 20
Prozent. Im August beschleunigte sich die Talfahrt, als die Konjunktursorgen
hinsichtlich China zunahmen. Zuletzt stabilisierten sich die bedeutenden
Aktien¬märkte etwas.
Natürlich ging der mehrjährige Aufschwung nicht ohne
Rück¬setzer vonstatten. Wie ein Blick auf den Zehnjahreschart ver¬deutlicht,
verlor der DAX° häufig binnen kurzer Zeit 10 Prozent oder mehr. Oft waren
Sorgen um die Stabilität des Euroraums der Auslöser. Mitte 2011 etwa büßte der
Index binnen kurzer Zeit mehr als 2.000 Punkte ein. Auch in den Folgejahren,
vor allem 2014, kam es zu teils spürbaren Ausverkäufen.
Doch gerade das Auf und Ab an den Aktienmärkten ist es, was
Anlegern Chancen bietet. Nach deutlichen Kursanstiegen waren beispielsweise mit
Reverse-Bonus-Zertifikaten hohe Renditen möglich. Und nach Kurskorrekturen
boten Bonus-, Cap-Bonus-und auch Discount-Zertifikate attraktive Chancen. Hinzu
kam, dass auch die implizite Volatilität nach Kursrücksetzern häufig anspringt,
was die Konditionen vieler Zertifikate verbessert.
Wie wir in unserer Titelgeschichte zeigen werden, können
Anleger mit Zertifikaten von Goldman Sachs in verschiedenen Szenarien
erfolgreich sein. Bei Erwartung einer Aufwärtsbewegung sind bei-spielsweise Bonus-Zertifikate
ein geeignetes Mittel. Rechnen
Nach einem mehrjährigen Aufschwung gab der Deutsche
Aktienindex in den ver¬gangenen Wochen deutlich nach. Start: 22.09.2005; Stand
22.09.2015. Quelle: Bloomberg
Anleger eher mit einem Seitwärtstrend, bieten sich Discount-
oder Cap-Bonus-Zertifikate an. Wer einen rückläufigen DAX° erwar¬tet, könnte in
Reverse- und Cap-Reverse-Bonus-Zertifikaten die passenden Produkte finden.
Natürlich lassen sich die entsprechenden Markterwartungen
auch mit Hebelprodukten umsetzen. Auf den DAX° ist das Angebot an
Optionsscheinen, Mini-Futures und Turbos so groß wie bei keinem anderen
Basiswert.
AUFWÄRTS ODER SEITWÄRTS: BONUS-ZERTIFIKATE
Doch zurück zu den Anlagezertifikaten. Für Anleger, die mit
stei-genden Kursen bei deutschen Standardwerten rechnen, bieten klassische
Bonus-Zertifikate eine interessante Möglichkeit. Diese Produkte kombinieren
eine Teilabsicherung mit einer Chance auf eine Bonuszahlung am Laufzeitende
sowie mit unbegrenzter Partizipation an steigenden Basiswertkursen.
Welche der Eigenschaften im Vordergrund steht, hängt
letztlich von der Ausstattung des Zertifikats ab. Bei Erwartung eines wei¬teren
Aufwärtstrends sollte der unbegrenzten Partizipations¬möglichkeit ein
entsprechender Stellenwert eingeräumt werden. Das heißt: Der Bonuslevel sollte
nicht zu weit vom Kurs des Basiswerts entfernt sein. Denn liegt der Anleger mit
seiner Er¬wartung steigender Kurse richtig, so besteht eine realistische
Chance, dass der Basiswert während der Laufzeit auf ein höheres Niveau
klettert.
Die Bonusrendite mag bei einem solchen Produkt zwar etwas
ge-ringer sein, dafür besteht aber eine größere Chance auf eine über dem
Bonusbetrag liegende Rückzahlung. Hinzu kommt, dass ein solches Zertifikat
zumeist einen vergleichsweise komfortablen Risikopuffer bietet, da der Kurs des
Basiswerts in deutlichem Abstand zur Barriere notiert.
Ein Beispiel wäre das DAX°-Bonus-Zertifikat mit der WKN
GL30YZ (siehe Screenshot). Es hatte am 10. September 2015 einen Briefkurs von
105,83 Euro. Der DAX° notierte zu dieser Zeit bei etwa 10.274 Punkten. So
beträgt das Aufgeld 3 Prozent. Das bedeutet, dass das Bonus-Zertifikat um
diesen Betrag teurer
ist als der Kauf der gleichen Menge des Basiswerts
beispielsweise über ein Open-End-Zertifikat. Bei einer Laufzeit von weniger als
einem Jahr ist das annualisierte Aufgeld zahlenmäßig größer. Es beläuft sich
auf etwa 4 Prozent p.a. Der Bonuslevel des Zertifi¬kats beträgt 11.000 Punkte,
die Barriere liegt bei 8.600 Punkten.
Für den Inhaber des Produkts heißt das folgendes: Notiert
der DAX° bis zum letzten Bewertungstag am 17. Juni 2016 stets oberhalb der
Barriere, bekommt der Anleger nach Laufzeitende mindestens den Bonusbetrag von
110 Euro ausbezahlt. Das ent¬sprach am 10. September einer Bonusrendite von
4,97 Prozent p.a. Bei dieser und sämtlichen weiteren Renditeangaben gilt es,
den Einfluss von Transaktionskosten und sonstigen Gebühren zu beachten (siehe
Seite 35).
Der Auszahlungsbetrag kann sich jedoch erhöhen, wenn der
DAX° am letzten Bewertungstag über 11.000 Punkten notiert. Dann bekommt der
Anleger ein Hundertstel des Indexstandes ausbezahlt. Bei einem Kurs von 12.000
Punkten wären das bei¬spielsweise 120 Euro. Um eine Rendite zu erzielen, die
über der Bonusrendite liegt, müsste der DAX° in einem Dreivierteljahr um etwa
7,1 Prozent steigen.
Den Gewinnchancen stehen wie bei allen Investmentprodukten
auch Verlustrisiken gegenüber. Zu Verlusten kann es kommen, wenn der DAX° auf
8.600 Punkte oder darunter fällt. Dann geht die Teilabsicherung des Zertifikats
verloren und auch die Chan¬ce auf den Bonus ist dahin. Bei Fälligkeit wird dem
Investor dann ein Hundertstel des Indexstandes ausgezahlt ausbezahlt. Es kommt
zu Verlusten, wenn der DAX° nach einer Barriereverlet¬zung am letzten
Bewertungstag unter 10.583 Punkten notiert.
Auch bei einer Seitwärtsbewegung des DAX° oder eines anderen
Basiswerts sind Bonusprodukte vorteilhaft, vor allem Bonus-Zer-tifikate mit
Cap. Sie weisen gegenüber „ungecapten" Bonus-Zer-tifikaten einen
Unterschied auf. Die Partizipation an steigenden Basiswertkursen ist von
vornherein durch einen Cap begrenzt.
Dafür ist in der Regel der Puffer oder der Bonusbetrag
größer als bei einem vergleichbaren Bonus-Zertifikat ohne Cap. Der Cap ist
meist mit dem Bonuslevel identisch. Daher entspricht der Bonus¬betrag für
gewöhnlich auch dem maximal möglichen Auszah¬lungsbetrag des Zertifikats. Zu
Verlusten kann es bei Cap-Bonus-Zertifikaten ebenfalls kommen, wenn der
Basiswert die Barriere berührt oder unterschreitet.
SEITWÄRTS: DISCOUNT-ZERTIFIKATE
Auch Discount-Zertifikate spielen in Seitwärtstrends ihre
Stärken aus. Mit diesen Produkten können Anleger günstiger in den DAX° oder
einen anderen Basiswert einsteigen. Im Gegenzug be¬grenzt auch hier ein Cap die
maximal mögliche Auszahlungs¬summe.
Das EURO-STOXX-50°-Discount-Zertifikat mit der WKN GL3JRA
ist mit einem Cap von 3.000 Punkten ausgestattet. Am Laufzeitende erhält der
Inhaber maximal 30 Euro ausbezahlt. Das heißt: Solange der Index am letzten
Bewertungstag bei 3.000 Punkten oder darüber notiert, steht dem Anleger der
Maximal¬betrag zu. Das Besondere: Da der Index am 10. September 2015 bei 3.243
Punkten notierte, erhalten Inhaber dieses Zertifikats den Maximalbetrag auch
dann, wenn der EURO STOXX 50° bis zum 29. April 2016 leicht nachgibt, aber am
letzten Bewer¬tungstag nicht unter 3.000 Punkten steht.
…
Bei einem Briefkurs von 28,42 Euro ist ein Gewinn von
maximal 8,7 Prozent p.a. möglich. Da der Index über dem Cap notiert,
ent¬spricht die Maximalrendite gleichzeitig der Seitwärtsrendite, al¬so der
Rendite, die Anleger bei einer unveränderten Notiz des Ba¬siswerts erzielen.
Der Discount von 12,37 Prozent hat gleichzei¬tig die Funktion eines
Risikopuffers. Solange der Eurolandindex nicht stärker an Wert verliert, bleibt
der Inhaber des Discount-Zertifikats von Verlusten verschont.
SEITWÄRTS ODER ABWÄRTS: REVERSE-BONUS-ZERTIFIKATE
Eine positive Seitwärtsrendite können Investoren auch mit
Re¬verse-Bonus-Zertifikaten erzielen. Diese Produkte eignen sich vor allem in
fallenden Märkten. Sie funktionieren quasi umgekehrt wie gewöhnliche
Bonus-Zertifikate. Auch hier gibt es die Vari¬anten mit und ohne Cap. Der
Anleger nimmt prinzipiell positiv an fallenden Kursen des zugrundeliegenden
Basiswerts teil. Die Barriere liegt anfangs oberhalb, der Bonuslevel gewöhnlich
un¬terhalb des Basiswertkurses.
Der Käufer eines solchen Produkts erhält also eine
Teilabsiche¬rung gegen steigende Basiswertpreise. Das bedeutet: Solange der
Basiswert unterhalb der Barriere verweilt, steht dem Inhaber min-destens der
Bonusbetrag zu, wie das folgende Beispiel zeigt.
Bei dem Cap-Reverse-Bonus-Zertifikat auf den DAX° (WKN
GL05Y4) nimmt der Anleger ausgehend vom Reverselevel von 17.300 Punkten positiv
an fallenden DAX°-Kursen teil. Verharrt der Index permanent unter der Barriere
von 13.200 Punkten, er-
hält der Zertifikatsinhaber bei Fälligkeit den Bonusbetrag
von 145,80 Euro = (Reverselevel — Bonuslevel) x Bezugsverhältnis = (17.300 Euro
— 2.720 Euro) x 0,01. Der Bonusbetrag ist gleich¬zeitig der maximale
Auszahlungsbetrag, da der Cap dem Bonus-level entspricht.
Zu Verlusten kann es kommen, wenn der DAX° auf ein Niveau
von 13.200 Euro oder darüber steigt. Dann steht dem Investor ebenfalls die
Differenz aus Reverselevel und DAX°-Kurs zu, die dann jedoch geringer ausfällt.
Bei einem Kurs von beispielswei¬se 13.500 Euro wären es lediglich 38,00 Euro =
(17.300 Euro —13.500 Euro) x 0,01. Der Briefkurs am 10. September 2015 be¬trug
125,03 Euro. Bei einem DAX°-Kurs von 17.300 Punkten oder mehr am letzten
Bewertungstag entsteht dem Anleger ein To¬talverlust.
Reverse-Bonus-Zertifikate, deren Reverselevel bei weniger
als dem Doppelten des Basiswertkurses liegt, entfalten eine Hebel¬wirkung. Der
Hebel fällt dabei umso größer aus, je geringer der Abstand zwischen
Basiswertkurs und Reverselevel ist. Auch ein geringer Abstand zur Barriere kann
den Hebel erhöhen (siehe hierzu auch KnowHow, Heft 9/2015).
Sämtliche Zertifikate können Anleger während der Laufzeit
bör-sentäglich im sogenannten Sekundärmarkt kaufen und verkaufen. Es ist also
nicht nötig, die Produkte bis zum Laufzeitende zu be¬halten. Während der
Laufzeit reagiert der Kurs des Zertifikats allerdings nicht nur auf
Kursveränderungen des Basiswerts.
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