Donnerstag, 8. Oktober 2015

Rohstoffpreise


Rohstoffpreise

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/N2R8eCsRdqY

Des einen Freud...

... ist des anderen Leid. Während sich viele Verbraucher über niedrigere Preise für Öl oder Edelmetallschmuck freuen, hadern viele Anleger - und nicht zuletzt auch die Produzenten - mit den nun schon seit drei Jahren tendenziell fallenden Rohstoffpreisen,

 

> 

Die Preise für Öl, Gold, Kupfer und Co. kön¬nen nicht endlos fallen. Irgendwann wird der Boden dann doch recht nah kommen. Insbesondere dann, wenn es sich für einige Produzenten nicht mehr lohnen wird, diese Roh¬stoffe überhaupt noch zu fördern. Dies ist zwar momentan für einige große Ölförderländer durch¬aus schon der Fall. Allerdings scheinen die Ölpreise unter einem Sonderfaktor zu leiden. Nämlich, dass es hier momentan nur noch darum geht, eigene Marktanteile zu verteidigen. Und zwar auch dann, wenn die Förderkosten aktuell über dem Preis lie¬gen, der die Produktionskosten decken würde.

ANGEBOT UND NACHFRAGE

Grundsätzlich ist es natürlich so, dass zur Bestim-mung von Marktpreisen wie immer die Angebots-und die Nachfrageseite betrachtet werden müssen. An den meisten Rohstoffmärkten haben wir es aktuell mit einem Überangebot zu tun, das Druck auf die Preise ausübt. Ganz offensichtlich ist dies bei Öl der Fall, aber auch bei einigen Metallen.

Trotz der fallenden Preise verringert sich jedoch für viele Rohstoffe bis dato das Angebot nicht. Dies hat verschiedene Gründe, von denen hier zwei kurz erklärt werden sollen: Zum einen werteten in den vergangenen Wochen und Monaten viele Währungen rohstoffproduzierender Länder gegen den US-Dollar ab. Beispielhaft seien hier der austra¬lische Dollar — Australien ist einer der weltgrößten Produzenten von Eisenerz, Kupfer und Gold — und die Währung Kasachstans, der Tenge, genannt. Letztere wertete nach der Freigabe des Kurses

 

Mitte August um knapp 54 Prozent ab. Somit wird für Kas'achstans Ölexporteure der Preisverfall auf dem Weltmarkt, an dem Öl in US-Dollar gehandelt wird, durch die Abwertung der Heimatwährung zumindest zu einem großen Teil kompensiert.

Zum anderen haben sich einige Produzenten (hier sei beispielhaft die Fracking-lndustrie in den USA genannt) durch die Ausgabe von Anleihen oder durch die Aufnahme von Krediten finanziert und müssen nun ihre Produktion auch zu mög¬licherweise nicht kostendeckenden Preisen ver¬kaufen, um diese aufgenommenen Gelder zurück¬zahlen oder Zinszahlungen bedienen zu können. Deshalb wurde bei vielen Rohstoffen das Angebot nicht so eingeschränkt, wie es eigentlich zu erwar¬ten gewesen wäre.

Betrachten wir nun die Nachfrageseite. Hier ist unmittelbar einleuchtend, dass die Nachfrage nach Rohstoffen in Phasen starker Konjunktur höher ist als zu Zeiten der Rezession. Nun schwächelte die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2015 wegen des harten Winters. Und aus anderen Teilen der Welt wurden teilweise negative Steigerungsraten des Bruttoinlandsprodukts vermeldet wie zum Beispiel aus Japan im zweiten Quartal. Länder wie Brasili¬en und Venezuela rutschten gar in die Rezession. Die Eurozone war im ersten Halbjahr offenbar sehr stark mit dem Thema Griechenland beschäftigt und konnte noch nicht die gewünschten Wachs¬tumsraten liefern.

All dies verblasst jedoch gegen die Frage, wie sich die Konjunktur in dem Land der Welt entwi¬ckelt, das den größten Appetit auf Rohstoffe hat und von dessen Wirtschaftsstärke das Wohl und Wehe einer Reihe von Volkswirtschaften weltweit — nämlich derjenigen der rohstoffproduzierenden Länder—abhängt. Die Rede ist natürlich von China.

ALLE AUGEN AUF CHINA

Dort waren die Aktienbörsen bis in das Frühjahr hinein stark angestiegen, was sich ab Mitte Juni komplett änderte. War zum Beispiel der Shanghai Composite von etwa 3170 Punkten zu Jahresbeginn auf 5178 Punkte Mitte Juni geklettert, so verlor der Index diese Zugewinne wieder und fiel im Au-gust bis auf 2850 Punkte zurück. Die plötzliche Malaise an den Aktienmärkten war dabei mehr oder weniger auch Ausdruck einer zunehmenden Besorgnis über die Wirtschaftsentwicklung Chi¬nas. Zwar vermeldeten die Regierungsbehörden für das zweite Quartal 2015 die geplanten 7,0 Prozent BIP-Wachstum. Einige Marktbeobachter zweifelten jedoch daran. Zumindest ließen sich kontinuierlich schwache Wirtschaftsdaten aus China unter anderem zur Industrieproduktion und zu Sachinvestitionen nicht leugnen. Die volle Auf¬merksamkeit erzielte das Land spätestens am 11. August, als die chinesische Währung, der Yuan, in einem überraschenden Schritt leicht abgewertet

22

 

wurde. Und die Händler, die sich am 24. August nicht im Sommerurlaub befanden, werden sich mit Schaudern daran erinnern, wie der Dax zur Han¬delseröffnung in New York um circa acht Prozent unter den Vortagesschluss fiel und der Dow Jenes Index mehr als 1000 Punkte verlor. Das alles nur deshalb, weil China über das Wochenende hinweg nicht wie von vielen erwartet, die Leitzinsen ge-senkt hatte. Was Chinas Zentralbank am 25. August jedoch nachholte.

Die Preise vieler Rohstoffe handelten recht stark korreliert mit den Aktienmärkten. Das heißt in dem Fall: Sie fielen auch. Gold, Silber, Platin, Kupfer, Nickel, Öl und Co. purzelten allesamt auf neue Fünf- bis Siebenjahrestiefstände. Zum einen wegen der Furcht, dass die Konjunktur in China auf der Kippe stünde, was eine gedämpfte Nachfra¬ge nach Rohstoffen zur Folge hätte. Hierzu muss man wissen, dass China nach diversen Quellen für mehr als die Hälfte der weltweiten Kupfernach¬frage verantwortlich ist. Zusammen mit Indien ist das Land zudem der weltgrößte Nachfrager nach physischem Gold und auch ein bedeutender Nach¬frager nach Ölprodukten. Zum anderen werteten viele asiatische Länder ihre Währungen im Zuge Wehe einer Reihe von Volkswirtschaften weltweit — nämlich derjenigen der rohstoffproduzierenden Länder—abhängt. Die Rede ist natürlich von China.

ALLE AUGEN AUF CHINA

Dort waren die Aktienbörsen bis in das Frühjahr hinein stark angestiegen, was sich ab Mitte Juni komplett änderte. War zum Beispiel der Shanghai Composite von etwa 3170 Punkten zu Jahresbeginn auf 5178 Punkte Mitte Juni geklettert, so verlor der Index diese Zugewinne wieder und fiel im Au-gust bis auf 2850 Punkte zurück. Die plötzliche Malaise an den Aktienmärkten war dabei mehr oder weniger auch Ausdruck einer zunehmenden Besorgnis über die Wirtschaftsentwicklung Chi¬nas. Zwar vermeldeten die Regierungsbehörden für das zweite Quartal 2015 die geplanten 7,0 Prozent BIP-Wachstum. Einige Marktbeobachter zweifelten jedoch daran. Zumindest ließen sich kontinuierlich schwache Wirtschaftsdaten aus China unter anderem zur Industrieproduktion und zu Sachinvestitionen nicht leugnen. Die volle Auf¬merksamkeit erzielte das Land spätestens am 11. August, als die chinesische Währung, der Yuan, in einem überraschenden Schritt leicht abgewertet

22

 

wurde. Und die Händler, die sich am 24. August nicht im Sommerurlaub befanden, werden sich mit Schaudern daran erinnern, wie der Dax zur Han¬delseröffnung in New York um circa acht Prozent unter den Vortagesschluss fiel und der Dow Jenes Index mehr als 1000 Punkte verlor. Das alles nur deshalb, weil China über das Wochenende hinweg nicht wie von vielen erwartet, die Leitzinsen ge-senkt hatte. Was Chinas Zentralbank am 25. August jedoch nachholte.

Die Preise vieler Rohstoffe handelten recht stark korreliert mit den Aktienmärkten. Das heißt in dem Fall: Sie fielen auch. Gold, Silber, Platin, Kupfer, Nickel, Öl und Co. purzelten allesamt auf neue Fünf- bis Siebenjahrestiefstände. Zum einen wegen der Furcht, dass die Konjunktur in China auf der Kippe stünde, was eine gedämpfte Nachfra¬ge nach Rohstoffen zur Folge hätte. Hierzu muss man wissen, dass China nach diversen Quellen für mehr als die Hälfte der weltweiten Kupfernach¬frage verantwortlich ist. Zusammen mit Indien ist das Land zudem der weltgrößte Nachfrager nach physischem Gold und auch ein bedeutender Nach¬frager nach Ölprodukten. Zum anderen werteten viele asiatische Länder ihre Währungen im Zuge stoffe auch dann, wenn sie gegen den US-Dollar unverändert handeln, in deren Heimatwährung teurer und war somit für viele Investoren einer der Gründe, aus Rohstoffpositionen auszusteigen — die vermeintlich verminderte zukünftige Nachfrage nach diesen Produkten antizipierend.

CHANCEN FUR EINE JAHRESENDRALLY

Dennoch finden sich auch in dieser heiklen Lage Hoffnungsschimmer für die Rohstoffmärkte: So erwarten die Experten der Deutschen Bank für China BIP-Steigerungsraten von 7,0 beziehungs-weise 7,2 Prozent im dritten und vierten Quartal

 

2015. Auch für die USA, ebenso für die Eurozone, prognostizieren Analysten robuste Wirtschafts¬daten für den Rest des Jahres. Marktbeobachter der Deutschen Bank sehen aktuell — sofern die Fed nicht zu aggressiv die Zinsen anheben wird — keine dramatischen Kursverluste für Rohstoffe voraus. Es lässt sich natürlich immer schwer feststellen, ob nun gerade der Boden erreicht wurde oder das Schlimmste überwunden ist. Aber vielleicht be-trachtete der Markt die Weltkonjunktur während der wilden Tage im August und Anfang September einfach zu pessimistisch. Schauen wir mal, ob es hier dann nicht doch noch Chancen für eine kleine Jahresendrally gibt.

Seufz. Was soll man dazu noch sagen? Irgendwie hat Gold bis dato keine Gelegenheit ausgelassen, viele Anleger zu enttäuschen. Beim Schreiben dieser Zeilen steht der Beginn des Münchner Oktoberfestes unmittelbar bevor. Da ich aktuell auf dem Höhepunkt der Herbstsaison im Laufen angelangt bin, werde ich mich dort natürlich nicht betrinken können. Es würde mich aber nicht wundern, wenn ich über die Theresienwiese spazierte und in einem der Zelte das Gold mitsamt seinen Kumpeln namens Silber, Platin und Palladium vorfände. Gramgebeugt über einen Maßkrug nach dem anderen, sich den Frust des Ungeliebtseins Krug um Krug schön trinkend. Dabei hatte unser geliebtes güldenes Metall ja in den vergangenen Monaten durchaus mehrere Gelegenheiten, seinem Status als „sicherer Hafen" gerecht zu werden. Gab es zunächst das Tohuwabohu um Griechenland, wurden dann im August insbesondere die Aktien- und Währungsmärkte von den Befürchtungen, dass in China die Konjunktur auf der Kippe stünde, ordentlich durchgeschüt-

 

telt. So hätte das Gold spiegelbildlich zu den taumelnden Aktienmärkten doch zulegen sollen. Wohlgemerkt: hätte. Hat es aber nur wenige Tage. Ich denke, in China liegt — neben der Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank natürlich — der Schlüssel für die weitere Entwicklung des Goldpreises. Wir sollten nämlich nicht vergessen, dass China sich mit Indien um die Position des 'führenden Nachfra¬gers nach physischem Gold streitet. Und schwächelnde Aktienmärkte in Shanghai oder Shenzen sowie unangenehme Nachrichten zur chinesischen Konjunktur machen nun einmal den chinesischen Verbraucher zumindest auf dem Papier oder gefühlt ärmer.

Trotz allem sollte der Freund des Goldes die Flinte noch nicht vorzeitig ins Korn werfen. Eine Steigerung des BIPs um knapp sieben Prozent in China bedeutet einen Anstieg, den so gut wie jedes Land mit Kusshand nehmen würde. Seien wir also nicht allzu pessimistisch für die chinesische und die Weltkonjunktur und zerren das Gold mal aus dem Bierzelt heraus, damit es sich zurück an die Arbeit macht.

 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.