Montag, 5. Oktober 2015

Öl & Co zähe Marktentwicklung hält an


Öl & Co zähe Marktentwicklung hält an

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/M3xF_7gAdFs

Angebot schlägt Nachfrage: Bereits seit Mitte des vergangenen janres befindet sich der Olpreis unter

Druck. Auch wenn sich mittelfristig eine leichte Verschiebung zugunsten der Nachfrageseite andeuten könnte: Ein Investment in das „schwarze Gold" scheint aktuell nur wenig Erfolg versprechend.

 

0hne Erdöl geht gar nichts - das ist heute nicht anders als vor 10, 20 oder 50 Jahren. Kriege wurden um das so¬genannte schwarze Gold geführt, Lieferbe¬schränkungen und -boykotte brachten die In¬dustriestaaten an den Rand des Abgrunds und noch im Jahre 2006 war der ehemalige US-Handelsminister Donald Evans der Überzeu¬gung, es gebe kein ausreichendes Ölangebot mehr für ein vollumfängliches globales Wachs¬tum. Das Wohl und Wehe der Welt schien und scheint am Öl zu hängen.

Und tatsächlich: Noch in jüngerer Vergan-genheit sah es so aus, als könne das Angebot des „Schmierstoffs der Weltwirtschaft" nicht mit der Nachfrage mithalten. Der Ölpreis klet¬terte auf immer neue Rekordhochs: Von An¬fang 2011 bis Mitte 2014 kostete ein Barrel (159 Liter) der Sorte Brent fast durchgängig mehr als 100 US-Dollar. Verbraucher bekamen die Preisexplosion an der Tankstelle zu spüren. Im September 2012 mussten sie für einen Liter Super-E10-Benzin laut ADAC durchschnittlich 1,67 Euro bezahlen - so viel wie nie zuvor.

Neue Vorkommen und moderne Technologien

Und heute? Der Stellenwert von Erdöl für die Weltwirtschaft hat sich kaum nennenswert verändert. Trotzdem scheinen die Sorgen um das weltweite Ölangebot aktuell kein Thema mehr zu sein. Vielmehr befindet sich der Ölpreis seit Mitte 2014 stark unter Druck - ein Barrel Brent-ÖI ist derzeit schon für rund 48 US-Dollar zu haben. Das ist ein Abschlag von rund 60 Pro¬zent im Vergleich zum Frühjahr 2012. Gründe für diese rasante Entwicklung gibt es viele. Der wichtigste ist sicherlich die zum Teil massive Ausweitung der Förderkapazitäten weltweit.

So rückten durch den technologischen Fort-schritt und immer ausgefeiltere Fördermetho¬den zahlreiche einstmals unwirtschaftlich er¬scheinende Ölvorkommen in den Fokus, die teilweise bereits angezapft werden. Dazu gehö¬ren Ölsande, über die etwa Kanada in großer Menge verfügt, sowie Vorkommen in der Tief¬see oder zukünftig an den Polkappen. Bereits seit einigen Jahren presst außerdem die US-Fracking-lndustrie zuvor unerreichbares Schie¬feröl aus dem Gestein - und hat die USA so in den vergangenen Jahren zum größten Erdöl¬produzenten der Welt aufsteigen lassen.

 

Verstärkt wurden das Überangebot und der damit einhergehende Preisverfall durch die Entscheidung der Organisation erdölexportie-render Länder (OPEC), ihre Förderquoten, trotz gefallener Preise, nicht zu senken. Ein solches Verhalten mag auf den ersten Blick verwun¬dern. Dabei ist es fast zwangsläufig: Viele OPEC-Staaten - etwa der Irak, Saudi-Arabien oder Venezuela - beziehen den allergrößten Teil ihrer Staatseinnahmen aus dem Ölge¬schäft. Gerade aufgrund der niedrigen Preise müssen sie am Limit produzieren, um bedroh¬liche Schieflagen in ihren Staatshaushalten zu verhindern. Dass die OPEC bald den Ölhahn zudreht und damit zu einer Verknappung des Angebots beiträgt, ist also kaum zu erwarten.

Ganz im Gegenteil wird aller Voraussicht nach ein ehemals großer Player an den Welt¬markt zurückkehren - und das Angebot weiter ausweiten: Nach dem absehbaren Ende der Sanktionen gegen den Iran könnte das vorder¬

 

asiatische OPEC-Mitglied schon Anfang kom-menden Jahres 400.000 Barrel Rohöl pro Tag auf den Weltmarkt bringen. Je nach Zustand der für die Förderung und den Transport not¬wendigen Infrastruktur und dem Umfang not¬wendiger Instandsetzungen könnte sich diese Menge mittelfristig sogar verdoppeln.

Ölpreis-Prognose nach unten korrigiert

Mit einer signifikanten Erholung des Ölpreises ist in absehbarer Zeit also nicht zu rechnen. Die Deutsche Bank, die im Hinblick auf Rohstoffe schon seit Längerem negativ gestimmt ist, hat ihre Jahresendprognose für den Ölpreis dem-entsprechend weiter nach unten korrigiert. Für die US-Sorte WTI wird nun nur noch mit 48 US-Dollar pro Barrel (Ende 2016: 54 US-Dollar) gerechnet, für das Barrel europäisches Brent-Öl mit 53 US-Dollar (Ende 2016: 59 US-Dollar).

Geringeres Angebotswachstum in den Vereinigten Staaten

Eine Stabilisierung der Preise im kommenden Jahr könnte unter anderem damit zusammen¬hängen, dass die Förderquote in den USA nach Einschätzungen der Deutschen Bank zwar wei¬ter steigen wird - die Zuwächse aber deutlich geringer ausfallen sollten als zuvor. Während die Vereinigten Staaten im zweiten Quartal die¬ses Jahres noch für ein Angebotswachstum von 1,4 Millionen Barrel pro Tag sorgten, könnte dieses 2016 bei täglich nur noch 200,000 zu¬sätzlichen Barrel liegen. Grund dafür dürften vor allem vorsichtigere Fracking-Unternehmen

 

sein, die ihre Investitionen aufgrund des aktuell niedrigen Ölpreises und ihrer hohen Finanzie-rungskosten zurückschrauben.

Nachfrage könnte leicht anziehen

Auf der Nachfrageseite ist auf absehbare Zeit trotz des vergleichsweise niedrigen Ölpreises nicht mit entscheidenden Impulsen zu rechnen. Zwar erwartet die Deutsche Bank für dieses Jahr ein Nachfragewachstum von 1,3 und für kommendes Jahr- bei einer Gesamtproduktion von täglich 95,2 Millionen Barrel -von 1,2 Milli¬onen Barrel pro Tag. Gleichzeitig könnte sich eine Aufwertung des US-Dollar aber als Dämp-

 

fer erweisen: Da Öl in Dollar gehandelt wird, würde der Rohstoff für Importeure aus anderen Währungsräumen teurer - Nachfrageeinbußen könnten die Folge sein.

Angebot schlägt Nachfrage: Öl ist nicht der einzige Rohstoff, der mit niedrigen Notierungen zu kämpfen hat. Industriemetalle wie Kupfer oder Eisenerz liegen sogar schon seit 2011 im Abwärtstrend. Hauptgrund hierfür dürfte die stagnierende oder sogar sinkende Nachfrage aus China sein. Für Rohstoffanleger, die schon seit Längerem nur wenig Freude an ihren Investments gehabt haben dürften, wird sich daher wohl wenig ändern: Das Preispotenzial bleibt, freundlich ausgedrückt, begrenzt.

 

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