Öl & Co zähe Marktentwicklung hält an
Author D.Selzer-McKenzie
Video: https://youtu.be/M3xF_7gAdFs
Angebot schlägt Nachfrage: Bereits seit Mitte des
vergangenen janres befindet sich der Olpreis unter
Druck. Auch wenn sich mittelfristig eine leichte
Verschiebung zugunsten der Nachfrageseite andeuten könnte: Ein Investment in
das „schwarze Gold" scheint aktuell nur wenig Erfolg versprechend.
0hne Erdöl geht gar nichts - das ist heute nicht anders als
vor 10, 20 oder 50 Jahren. Kriege wurden um das so¬genannte schwarze Gold geführt,
Lieferbe¬schränkungen und -boykotte brachten die In¬dustriestaaten an den Rand
des Abgrunds und noch im Jahre 2006 war der ehemalige US-Handelsminister Donald
Evans der Überzeu¬gung, es gebe kein ausreichendes Ölangebot mehr für ein
vollumfängliches globales Wachs¬tum. Das Wohl und Wehe der Welt schien und
scheint am Öl zu hängen.
Und tatsächlich: Noch in jüngerer Vergan-genheit sah es so
aus, als könne das Angebot des „Schmierstoffs der Weltwirtschaft" nicht
mit der Nachfrage mithalten. Der Ölpreis klet¬terte auf immer neue Rekordhochs:
Von An¬fang 2011 bis Mitte 2014 kostete ein Barrel (159 Liter) der Sorte Brent
fast durchgängig mehr als 100 US-Dollar. Verbraucher bekamen die Preisexplosion
an der Tankstelle zu spüren. Im September 2012 mussten sie für einen Liter
Super-E10-Benzin laut ADAC durchschnittlich 1,67 Euro bezahlen - so viel wie
nie zuvor.
Neue Vorkommen und moderne Technologien
Und heute? Der Stellenwert von Erdöl für die Weltwirtschaft
hat sich kaum nennenswert verändert. Trotzdem scheinen die Sorgen um das
weltweite Ölangebot aktuell kein Thema mehr zu sein. Vielmehr befindet sich der
Ölpreis seit Mitte 2014 stark unter Druck - ein Barrel Brent-ÖI ist derzeit
schon für rund 48 US-Dollar zu haben. Das ist ein Abschlag von rund 60 Pro¬zent
im Vergleich zum Frühjahr 2012. Gründe für diese rasante Entwicklung gibt es
viele. Der wichtigste ist sicherlich die zum Teil massive Ausweitung der
Förderkapazitäten weltweit.
So rückten durch den technologischen Fort-schritt und immer
ausgefeiltere Fördermetho¬den zahlreiche einstmals unwirtschaftlich
er¬scheinende Ölvorkommen in den Fokus, die teilweise bereits angezapft werden.
Dazu gehö¬ren Ölsande, über die etwa Kanada in großer Menge verfügt, sowie
Vorkommen in der Tief¬see oder zukünftig an den Polkappen. Bereits seit einigen
Jahren presst außerdem die US-Fracking-lndustrie zuvor unerreichbares
Schie¬feröl aus dem Gestein - und hat die USA so in den vergangenen Jahren zum
größten Erdöl¬produzenten der Welt aufsteigen lassen.
Verstärkt wurden das Überangebot und der damit einhergehende
Preisverfall durch die Entscheidung der Organisation erdölexportie-render
Länder (OPEC), ihre Förderquoten, trotz gefallener Preise, nicht zu senken. Ein
solches Verhalten mag auf den ersten Blick verwun¬dern. Dabei ist es fast
zwangsläufig: Viele OPEC-Staaten - etwa der Irak, Saudi-Arabien oder Venezuela
- beziehen den allergrößten Teil ihrer Staatseinnahmen aus dem Ölge¬schäft.
Gerade aufgrund der niedrigen Preise müssen sie am Limit produzieren, um
bedroh¬liche Schieflagen in ihren Staatshaushalten zu verhindern. Dass die OPEC
bald den Ölhahn zudreht und damit zu einer Verknappung des Angebots beiträgt,
ist also kaum zu erwarten.
Ganz im Gegenteil wird aller Voraussicht nach ein ehemals
großer Player an den Welt¬markt zurückkehren - und das Angebot weiter
ausweiten: Nach dem absehbaren Ende der Sanktionen gegen den Iran könnte das
vorder¬
asiatische OPEC-Mitglied schon Anfang kom-menden Jahres
400.000 Barrel Rohöl pro Tag auf den Weltmarkt bringen. Je nach Zustand der für
die Förderung und den Transport not¬wendigen Infrastruktur und dem Umfang
not¬wendiger Instandsetzungen könnte sich diese Menge mittelfristig sogar
verdoppeln.
Ölpreis-Prognose nach unten korrigiert
Mit einer signifikanten Erholung des Ölpreises ist in
absehbarer Zeit also nicht zu rechnen. Die Deutsche Bank, die im Hinblick auf
Rohstoffe schon seit Längerem negativ gestimmt ist, hat ihre Jahresendprognose
für den Ölpreis dem-entsprechend weiter nach unten korrigiert. Für die US-Sorte
WTI wird nun nur noch mit 48 US-Dollar pro Barrel (Ende 2016: 54 US-Dollar)
gerechnet, für das Barrel europäisches Brent-Öl mit 53 US-Dollar (Ende 2016: 59
US-Dollar).
Geringeres Angebotswachstum in den Vereinigten Staaten
Eine Stabilisierung der Preise im kommenden Jahr könnte
unter anderem damit zusammen¬hängen, dass die Förderquote in den USA nach
Einschätzungen der Deutschen Bank zwar wei¬ter steigen wird - die Zuwächse aber
deutlich geringer ausfallen sollten als zuvor. Während die Vereinigten Staaten
im zweiten Quartal die¬ses Jahres noch für ein Angebotswachstum von 1,4
Millionen Barrel pro Tag sorgten, könnte dieses 2016 bei täglich nur noch
200,000 zu¬sätzlichen Barrel liegen. Grund dafür dürften vor allem vorsichtigere
Fracking-Unternehmen
sein, die ihre Investitionen aufgrund des aktuell niedrigen
Ölpreises und ihrer hohen Finanzie-rungskosten zurückschrauben.
Nachfrage könnte leicht anziehen
Auf der Nachfrageseite ist auf absehbare Zeit trotz des
vergleichsweise niedrigen Ölpreises nicht mit entscheidenden Impulsen zu
rechnen. Zwar erwartet die Deutsche Bank für dieses Jahr ein Nachfragewachstum
von 1,3 und für kommendes Jahr- bei einer Gesamtproduktion von täglich 95,2
Millionen Barrel -von 1,2 Milli¬onen Barrel pro Tag. Gleichzeitig könnte sich
eine Aufwertung des US-Dollar aber als Dämp-
fer erweisen: Da Öl in Dollar gehandelt wird, würde der
Rohstoff für Importeure aus anderen Währungsräumen teurer - Nachfrageeinbußen
könnten die Folge sein.
Angebot schlägt Nachfrage: Öl ist nicht der einzige
Rohstoff, der mit niedrigen Notierungen zu kämpfen hat. Industriemetalle wie
Kupfer oder Eisenerz liegen sogar schon seit 2011 im Abwärtstrend. Hauptgrund
hierfür dürfte die stagnierende oder sogar sinkende Nachfrage aus China sein.
Für Rohstoffanleger, die schon seit Längerem nur wenig Freude an ihren
Investments gehabt haben dürften, wird sich daher wohl wenig ändern: Das
Preispotenzial bleibt, freundlich ausgedrückt, begrenzt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.