Donnerstag, 8. Oktober 2015

Die Stadt Speyer


Die Stadt Speyer

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/mLAzTZLHBsg

Mit dem Speyerer Dom erschuf Kaiser Konrad li. im 11. Jahrhundert eine der eindrucksvollsten Kirchen des Abendlandes. Aufgrund seiner großen historischen und architektonischen Bedeutung zählt der Dom seit dem Jahr 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

>Die Kaiserdomstadt Speyer atmet Geschich¬te, ihre historischen Bauwerke und der mit¬telalterliche Stadtkern rund um den Dom und Domgarten sind einzigartig. Der Dom zu Speyer—offiziell „St. Maria und St. Stephan" —zählt heute zu den besterhaltenen Werken romanischer Baukunst. Allein in den Jahren 2009 bis 2014 stell¬te das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen des Inves¬titionsprogramms Nationale UNESCO-Welterbe-stätten 1,45 Millionen Euro an Bundesmitteln für den Erhalt und die Renovierung zur Verfügung.            SpeyerMehr als 30 Jahre Bauzeit benötigte man damals bis zur Fertigstellung des Dorns im Jahre 1061. Weder der Auftraggeber — der salische König und spätere Kaiser Konrad II. —, noch sein Sohn Heinrich III. erlebten allerdings die Weihe der Kir¬che. Diese übernahm der Enkel, Heinrich IV., der damit den Kaiser- und Mariendom zu Speyer offi¬ziell eröffnete. In einer zweiten Bauphase von 1082 bis 1106 vergrößerte er den bedeutendsten Kir¬chenbau seiner Zeit nochmals deutlich. Heute kann die Kirche mit einer Gesamtlänge von 134 Metern, einer Breite von bis zu 55 Metern im Querhaus und einer Höhe von bis zu 71 Metern aufwarten.

Die mächtige dreischiffige Gewölbebasilika über dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes bringt eine Gestaltung zur Vollendung, die in der Folgezeit großen Einfluss auf die Entwicklung der romanischen Architektur des 11. und 12. Jahrhun¬derts ausübte. Ihre Kennzeichen sind die ausge-

 

wogene Verteilung der Baumassen im Osten und Westen sowie die symmetrische Anordnung von vier Türmen an den Ecken des von Langhaus und Querhaus gebildeten Baukörpers. In der Krypta befindet sich noch heute die letzte Ruhestätte von insgesamt acht salischen, staufischen und habs-burgischen Kaisern und Königen, vier Königinnen und zahlreichen Bischöfen.

GRENZE ZWISCHEN KIRCHE UND STAAT

Wer sich mit dem Speyerer Dom auseinandersetzt, darf den auf dem Vorplatz des Hauptportals ste-henden legendären Domnapf nicht vergessen: Diese riesige steinerne Schale mit einem Fassungs-vermögen von 1580 Litern symbolisierte damals die Immunitätsgrenze zwischen Stadt und Kirche. Bei jeder Neuwahl eines Bischofs wurde sie mit Wein für das gesamte Volk gefüllt. Als freie Reichs-stadt gehörte Speyer im Mittelalter zu den bedeu-tendsten Städten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Nachdem der Dom und die Alt¬stadt im Laufe der Jahrhunderte mehrfach Bränden zum Opfer fielen, war es aufgrund fehlender Liqui¬dität für die Renovierung 1806 nach der Verwüstung durch französische Truppen bereits beschlossene Sache, die Kathedrale vollends niederzureißen. In letzter Sekunde konnte dieser Abriss verhindert werden. In der Folgezeit, als Speyer eine Zeitlang zu Bayern gehörte, prägte vor allem König Ludwig I. von Bayern Mitte des 19. Jahrhunderts das heu¬tige Bild des Dorns.

UBER LEBENSVVILLE EINER STADT

Die Stadt selbst erlebte parallel zur Domhistorie über die Jahrhunderte eine wechselhafte Geschichte. Durch zahlreiche Kriege und Epidemien fiel die Ein-wohnerzahl bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im¬mer wieder nahezu auf null. Erst seit der Jahrhun-dertwende um 1800 wuchs die Stadtbevölkerung beständig von rund 3000 Personen bis auf über 50000 Einwohner im Jahr 2007. In den vergangenen Jahren schwankte die Zahl nun um diese Marke.

 

Zeitgleich mit dem Wachstum der Bevölkerung nahm auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der seit 1946 kreisfreien Stadt Speyer zu. Heutzutage finden rund 25000 Menschen Arbeit in der Stadt. Neben einigen großen Betrieben aus dem verarbeitenden Gewerbe, wie beispielsweise der PWF Aerospace AG oder TE Connectivity, ist Speyer heutzutage vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen ein at¬traktiver Wirtschaftsstandort.

BESUCHER BOOM AUSGELÖST

Einen enormen Bekanntheitsschub erlangte Spey¬er, als die UNESCO 1981 den Dom als zweite deut¬sche Welterbestätte nach dem Aachener Dom in die Weltkulturerbe-Liste aufnahm. Auch deshalb nimmt die Besucherzahl bis heute kontinuierlich zu. Die Attraktivität für Touristen lässt sich am bes¬ten an der ständigen Erhöhung der Zahl der Be-herbergungsbetriebe sowie an den Besucherströ¬men selbst erkennen: So hat sich laut Statistischem Landesamt Bad Ems seit dem Jahr 1994 die Zahl der Unterkünfte von 15 auf 37 mehr als verdoppelt. Die angebotene Bettenzahl wuchs um rund 235 Prozent von 646 auf 1521 Betten. Damit klet¬terte auch die Zahl der Gäste und Übernachtungen, die in diesem Zeitraum von 48266 Gästen bezie¬hungsweise 86932 Übernachtungen auf 156 000 Besucher und 267 000 Übernachtungen im Jahr 2014 angestiegen ist. Das bedeutet eine Touristen¬intensität von 518 Übernachtungen je 100 Einwoh¬ner. Darin sind die zahlreichen Tagesgäste noch nicht eingerechnet. Insgesamt reisten 2014 rund 1,8 Millionen Besucher per Pkw, Zug, Schiff oder Bus an.

ZWEITER UNESCO-TITEL IN SICHTWEITE

Wie viele Gäste dem Dom als touristischem Besu-chermagnet zugerechnet werden können, ist laut Oberbürgermeister Hansjörg Eger schwer abzu-schätzen (siehe Interview rechts), da der Dom neben seiner historischen Bedeutung auch aus liturgischer Sicht, als Ort lebendiger Kirche, eine wesentliche Funktion über die Bistumsgrenzen hinaus einnimmt. Und Menschen jüdischen Glaubens pilgern aus der ganzen Welt nach Speyer zum ältesten jüdischen Ritualbad Mitteleuropas. Von ihrer Entstehung 1084 bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts gehörte die Heilige Gemeinde von Speyer zu den bedeutendsten Judengemeinden Mitteleuropas und ist bis heute in der jüdischen Welt als SchUM-Gemeinde bekannt. „SchUM” ist eine Abkürzung aus den Anfangsbuch-staben der hebräischen Namen für Speyer (Schpira), Worms (Urmaisa/Warmaisa) und Mainz (Magenza). Diese drei großen Kathedralstädte des Mittel- und Oberrheins gelten als „Wiege der Gelehrsamkeit" für das mittelalterliche Judentum in „Aschkenas", dem Gebiet nördlich der Alpen. Aus diesem Grund und aufgrund der erheblichen baulichen Überreste einzigartiger jüdischer Kultur hat sich Speyer ge-meinsam mit Worms und Mainz unter dem Begriff „SchUM-Städte" um einen weiteren Weltkulturerbe-Titel beworben. „Wir befinden uns bereits auf der sogenannten Tentativliste, der Vorschlagsliste für zukünftige Nominierungen Deutschlands zur Auf¬nahme in die UNESCO-Liste des Kultur- und Natur¬erbes der Welt", sagt Oberbürgermeister Eger nicht ohne Stolz.

Eine Stadt voller

Sehenswürdigkeiten

Oberbürgermeister Hansjörg Eger über die grandiose Symbiose zwischen Geschichte und Moderne, die jährlich mehr als zwei Millionen Besucher nach Speyer strömen lässt.

X-press: Was ist besonders an der Domstadt Speyer? Hansjörg Eger: Die „Marke Speyer" zeichnet die kultu¬relle und gesellschaftliche Vielfalt aus. Ih Speyer ver¬binden sich historische At¬mosphäre und moderne Lebensqualität. Einerseits begegnet man in unserer über 2000-jährigen Stadt der Geschichte auf Schritt und Tritt, andererseits bieten wir aktuelle Attraktionen wie das Technik Museum, das Großaquarium Sealife am neuen Yachthafen und das Historische Museum der Pfalz, das mit seinen Wechselausstellungen bundesweit Popularität erlangt hat und dessen Junges Museum regel¬mäßig spannende Sonderausstellungen bietet. Und nicht zuletzt sorgt ein dichter Veranstaltungskalender für einen erlebnisreichen Aufenthalt.

X-press: Lockt der UNESCO-Titel nachweisbar mehr Touristen in die Stadt?

Eger: Der salische Kaiserdom ist sicherlich Hauptanzie-hungspunkt für die rund zwei Millionen Touristen jährlich. Doch spätestens vor Ort staunen die Besucher über wei¬tere Kulturdenkmäler, die fußläufig erreichbar sind. Eben¬falls ein Kulturdenkmal ersten Ranges ist das Judenbad als älteste erhaltene Mikwe in Mitteleuropa. Ein weiteres Wahrzeichen Speyers ist das Altpörtel: mit seinen 55 Metern eines der höchsten Stadttore Deutschlands. Und die Gedächtniskirche erinnert an die berühmt ge¬wordenen Protestations-Reichstage von 1526 und 1529, bei denen die Spaltung der Christenheit besiegelt wurde, um nur einige Sehenswürdigkeiten zu benennen.







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