Der Goldpreis
Author D.Selzer-McKenzie
Der Goldpreis und die Fed
Der Goldpreis ist vor Kurzem auf sein 5-Jahres-Tief gefallen
und steht weiter mächtig unter Druck. Kurzfristig erwarten die Analysten von
HSBC sogar einen weiteren Preisverfall, bevor sich das Edelmetall in der langen
Frist wieder erholen könnte. Vieles hängt dabei auch von der Zinspolitik der
amerikanischen Zentralbank (Fed) ab, wie unser Chart des Monats zeigen soll.
Sowohl die erwartete Zinsanhebung der Fed als auch der
der-zeitig starke US-Dollar und die eher durchschnittliche Nach-frage der
Weltwirtschaft beeinflussen die weitere Entwicklung des Goldpreises. Diese
Faktoren haben größtenteils dazu bei-getragen, dass der Preis für das
Edelmetall seit Anfang 2013 kontinuierlich gefallen ist. Nichtsdestotrotz
mehren sich die Anzeichen, dass diese negative Entwicklung des Goldpreises nur
noch von kurzer Dauer sein könnte und langfristig die Gold-Bullen wieder das
Zepter übernehmen könnten. Hierfür lohnt es sich die einzelnen preistreibenden
Faktoren der vergange¬nen Monate zu beleuchten und dabei speziell den
gemeinsa¬men Einfluss auf den Goldpreis ins Auge zu fassen.
Die Zinspolitik der Fed
Anfang Juli 2015 sprach Janet Yellen, Präsidentin des
Federal Reserve Boards, in einer Stellungnahme vor dem US-Kon¬gress davon, dass
sich die Fed auf dem Weg zu einer Zins¬wende befinde. Die Notenbankchefin
verwies auf den expan¬dierenden Arbeitsmarkt sowie optimistische Aussichten auf
die US-Wirtschaft. Unter der Annahme, dass sich die ameri¬kanische Wirtschaft
weiterhin entsprechend entwickeln würde, wäre eine Zinsanhebung angemessen. Ein
stärkeres weltwirtschaftliches Wachstum sollte aufgrund des niedrigen
Öl-Preises, grundsätzlich stabiler Finanzmärkte, des
Beschäf-tigungsverhältniszuwachses und niedriger Inflation zu erwar¬ten sein.
Eine mögliche Zinswende infolge der aufgezeigten Verbesserung der
konjunkturellen Daten wiegt schwer auf den Goldpreis.
Es sind jedoch nicht die harten Fakten, sondern vielmehr die
Erwartungen, die den Markt treiben. Gold ist aufgrund der erwarteten
Zinsanhebung im Preis weiter gefallen, denn eine Anhebung des amerikanischen
Zinses wurde bereits Ende 2013 mit dem Beginn des Taperings als Möglichkeit
diskutiert und von den Investoren antizipiert. Die Wahrscheinlichkeit für eine
Zinsanhebung ist jedoch im Verlauf des Jahres besonders in den Vordergrund
gerückt. Wie in Grafik 1 ersichtlich, reagiert der Goldpreis auf offizielle
Stellungnahmen und Äußerungen der Fed zur eigenen Geldpolitik. Während der
Anleihekäufe der Fed sowie deren Ausweitung fiel der Goldpreis nach und nach um
über 600 US-Dollar. Selbst während des stückweisen
Zurückfahrens des Anleihekaufprogramms konnte der Gold-preis
keinen Halt finden und fiel weiter bis auf 1.100 US-Dollar ab. Seither konnte
sich das Edelmetall wieder leicht stabilisie-ren und sich sogar nach der
letzten offiziellen Sitzung der Fed Mitte September etwas Luft nach oben
verschaffen. Ist dies nun ein erstes Anzeichen für ein langfristiges Comeback
des Goldpreises? Um diese Frage beantworten zu können, lohnt es sich die
weiteren preisbestimmenden Faktoren des Edel¬metalls näher zu beleuchten.
Der starke US-Dollar
Ein Großteil der derzeitigen Goldschwäche ist auf die
Kombi-nation aus der erwarteten Zinsanhebung und einem starken US-Dollar
zurückzuführen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der bullische US-Dollar bald zu
einem Stopp kommt, ist jedoch als hoch anzusehen. Dies wird unter anderem
dadurch bestätigt, dass der Greenback, zumindest historisch betrachtet, von
einer Zinsanhebung der Fed profitiert, jedoch im anschließen¬den Zeitraum
wieder abwertet. Betrachtet man die vergange¬nen vier restriktiven
geldpolitischen Phasen der Fed der letz¬ten 30 Jahre, wird deutlich, dass der
US-Dollar in den 100 Tagen nach der ersten Ratenerhöhung jeweils wieder an Wert
verloren hat. Dieser Zusammenhang hat zudem auch eine wichtige Bedeutung für
den Goldpreis. Die Vergangenheit zeigt, dass der Goldpreis, wenn auch mit
Verzögerung, bei einer tatsächlichen Zinsanhebung steigt (Grafik 2 bis 5).
Erklärt werden, kann dies wie folgt:
Investoren verabschieden sich in der Regel von ihren
Gold-beständen, insofern eine restriktive Geldpolitik in Aussicht gestellt
wird. Erwartungen hinsichtlich einer positiven Verän-derung der Zinssätze
erhöhen die Opportunitätskosten des Goldbesitzes, stützen, zumindest
kurzfristig, dagegen den US-Dollar und bekämpfen Inflation. All dies sind
Einflussfaktoren, die den Goldpreis in der Folge negativ beeinflussen. Dieser
negative Druck stellt sich jedoch urplötzlich ein, sobald eine tatsächliche
Zinsanhebung von der Zentralbank bekanntgege-ben wird, Geld aus dem Aktienmarkt
abgezogen wird und das Edelmetall dadurch wieder in das Blickfeld der
Investoren rückt. Beim Goldpreis wird somit neues Aufwärtspotenzial entfacht.
Steigende Nachfrage aus China und Indien
Jedoch ist es nicht nur eine Zinsanhebung und ein dadurch
schwächelnder US-Dollar, die das Edelmetall langfristig zu einem Gewinner an
den Rohstoffmärkten machen könnten, sondern auch eine steigende erwartete
Nachfrage in aufstre-benden Märkten wie China und Indien. Auch die Aktivitäten
einer Zentralbank können starken Einfluss auf den Goldpreis nehmen. So hat die
People's Bank of China ihre offiziellen Goldreserven, die seit April 2009
bisher unverändert blieben, um 604 Tonnen von 1.054 Tonnen auf 1.658 Tonnen
aufge-stockt. Auf kurze Sicht erscheint es vielen Anlegern so, dass Chinas
öffentlicher Sektor die Goldnachfrage damit vorerst gestillt hat. Den Einfluss,
den die Aufstockung der Goldreser-ven hat, müssen Anleger jedoch etwas weiter
denken. Denn so wurde von der größten und einflussreichsten Zentralbank der
aufstrebenden Märkte signalisiert, dass Gold als Geldan¬lage und zur
Diversifikation des Portfolios immer noch erste Wahl sei. Andere Zentralbanken
könnten sich durchaus an die¬ser Strategie orientieren und dem Vorbild der
Chinesen folgen. Platz nach oben in Bezug auf die Goldbestände bei
Zentralban-ken und damit auch für den Goldpreis ist in der langen Sicht also
durchaus vorhanden.
Höchststände bei Brutto-Short-Positionen
an der COMEX
Zusätzlich zu den zuvor genannten Faktoren stehen dem
der¬zeit schwachen Gold außerdem die historisch gesehen höchs¬ten
Brutto-Short-Positionen bei Gold-Exchange Traded Funds (ETFs) gegenüber. Die an
der COMEX - die weltgrößte Edel-metall Börse mit dem Sitz in New York -
gehandelten Fonds
Grafik 2: December 1986 rate hike
- Fed Funds Rate 7.0
6.8 6.6 6.4 - 6.2 6.01 5.8 5.6 5.4
Aug 86 0ct86 Dec86 Feb87 Apr87 Sep93 Nov93 Jan94 Mar94 May94
verzeichneten am 7. Juli 2015 ihren historischen
Ve-a.._=a-Höchststand bei knapp 18 Millionen Unzen. Durch das -e.. 'hohe
Verhältnis an Leerverkäufen des gelben Meta s eine regelrechte Deckungswelle
der verkaufte'- C.t.- :- Bestände in der Zukunft erwartet. Der Kauf von Go c.
durch die die Deckung der Leerverkäufe in Zukunft fäi ic hätte einen höheren
Einfluss auf den Edelmetallpreis a s e - vergleichbarer Nachfragerückgang nach
Gold.
Gold-Anleger müssen einen langen Atem haben
Nachdem am 17. September 2015 bekannt gegeben wurde. dass
der US-Leitzins auf dem Rekordtief zwischen 0 und 0.2E Prozent vorerst
verharren wird, haben sich die Aussichter
die Gold-Bullen nicht wirklich gebessert. Das Edelmetall
also weiter unter Druck, auch wenn der Zinsentscheid ar- == - getag für etwas
Erholung an den Edelmetallmärkten geso-zr. hatte. Seit 2013 haben
rekordverdächtige Verkaufsvolume-unter anderem an der COMEX, ein starker
US-Dollar sowie o.e. niedrige Inflation das Edelmetall auf ein Niveau fallen
lassen. das fundamental nicht wirklich gerechtfertigt ist. Dies soll nicht
bedeuten, dass der Goldpreis nicht noch weiter fallen kann, es deutet lediglich
darauf hin, dass sich eine Investition in das Edelmetall für diejenigen mit
einem langen Atem durchaus loh-nen kann. Für diese Aussicht spricht neben einer
tatsächliche-Zinsanhebung der Fed, dem damit verbundenen abschwä-chenden
US-Dollar und der erwarteten Deckungswelle ce-Leerverkäufe an den
Rohstoffbörsen auch eine steige-ce Nachfrage nach Boullion in den aufstrebenden
Mänce-sowohl durch die Bevölkerung als auch durch die jeweiiice-
Zentralbanken.
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