Sonntag, 4. Oktober 2015

Trading: Marktbewegung als Diskontierungsmechanismus


Trading: Marktbewegung als Diskontierungsmechanismus

Author D.Selzer-McKenzie

Video: https://youtu.be/lu1nCgNSufc

Die Marktbewegung als Diskontierungsmechanismus Ein Chart sagt mehr als tausend (Fundamental-)Daten. So könnte man überspitzt die Grundannahme der Technischen Analyse zusammenfassen. Während die Fundamentale Analyse darauf abzielt, durch die Untersuchung der das Angebot und die Nachfrage beeinflussenden Faktoren den sogenannten fairen Wert zu ermitteln, beschreitet die Technische Analyse einen komplett anderen Weg. Sie geht davon aus, dass sich alle preis¬relevanten Informationen bereits im Kurs widerspiegeln, sodass auch nur das Studium der Kursbewegung erforderlich ist, um sich ein adäquates Bild von der fundamentalen Situation zu

machen. Getreu dem

Motto: Wenn die Kurse

»Die Technische Analyse          steigen, müssen die funda-

geht davon aus, dass sich         mentalen, psychologischen

alle preisrelevanten       und sonst wie relevanten

Informationen im Kurs   Faktoren bullish sein.

widerspiegeln.«   Wenn es abwärtsgeht, sind

auch die preisrelevanten

Faktoren negativ. Die Marktbewegung diskontiert alles und der Markt hat immer recht. Übertreibungsphasen nach oben oder unten reflektieren die in diesen Situationen extreme psychologische Verfassung der Marktteilnehmer, das heißt Gier und Angst.

Trends existieren und sie sind Freunde

Eine sehr entscheidende Prämisse der Technischen Analyse der Finanzmärkte ist das Konzept der Existenz von Trends im Kursverlauf. Die Aufgabe des Technischen Analysten ist es, diese Trends zu identifizieren, um von ihnen ab dem frühestmöglichen Stadium zu profitieren (»The trend is your friend«). Etablierte Trends setzen sich mit größerer Wahrscheinlichkeit eher fort, als dass sie sich umkehren. Diese Beobachtung entspricht dem Trägheitsprinzip der newtonschen Mechanik, wonach ein Körper in Ruhe oder in Bewegung diesen Zustand beibehält, solange er nicht durch einwirkende Kräfte zu einer Änderung dieses Zustands gezwungen wird. Bereits der als Begründer der moder- nen Technischen Analyse geltende Charles Dow kategorisierte und definierte die verschiedenen Arten von Trends. Der Markt kann sich demnach in einem Aufwärtstrend, einem Abwärtstrend oder in einem Seitwärtstrend befinden. Welcher der drei Zustände vorliegt, bestimmt sich aus der Abfolge von Hoch-und Tiefpunkten in der Preiskurve im jeweils beobachteten Zeithorizont. Die Sequenz von steigenden Hoch- und Tiefpunk¬ten definiert den Aufwärtstrend, die Sequenz fallender Hoch-und Tiefpunkte den Abwärtstrend und etwa gleich hohe Hoch- und Tiefpunkte den Seitwärtstrend. Da der Trend fürden technisch orientierten Anleger den Weg des geringsten Widerstands signalisiert, ergeben sich folgende praktische Kon¬sequenzen: In einem Aufwärtstrend kann bei Rücksetzern in Unterstützungsbereiche oder trendbestätigenden Ausbrüchen aus Konsolidierungen gekauft werden. In einem Abwärtstrend können Erholungen in Widerstandsbereiche oder trendbestäti¬gende Ausbrüche aus Konsolidierungen zu Verkäufen genutzt werden. In einem seitwärts tendierenden Markt können anti¬zyklische Positionen an den jeweiligen Begrenzungen der Han-delsspanne eingenommen werden. Diese Handelsstrategien behält der Technische Analyst bei, solange es keine sicheren Anzeichen dafür gibt, dass sich der vorherrschende Trend umkehrt. Obwohl es faktisch in zeitlicher Hinsicht eine unend¬liche Anzahl von Trends gibt, haben die meisten Technischen Analysten die Kategorisierung von Charles Dow übernommen, wonach es langfristige (primäre), mittelfristige (sekundäre) und kurzfristige (tertiäre) Trends gibt. Nach Dow weisen langfristige Trends eine Dauer von mindestens zwölf Monaten auf. Mittel¬fristige Trends dauern zwischen drei Wochen und mehreren Monaten. Als kurzfristig gelten alle Bewegungen, die eine Dauer von weniger als drei Wochen aufweisen.

Kursmuster und die menschliche Psyche

Eine weitere wichtige Prämisse der Technischen Analyse ist die Existenz wiederkehrender Muster im Kursverlauf. Diese reflektieren die bullishe, bearishe oder neutrale Einstellung der Marktakteure. Da diese in der Anleger-Psychologie wurzelnden empirischen Muster bzw. Formationen in der Vergangenheit

 

funktioniert haben und sich die menschliche Psychologie naturgemäß kaum verändern dürfte, unterstellt der technisch orientierte Anleger, dass sie auch in Zukunft verlässlich bleiben. Üblicherweise erfolgt eine Kategorisierung dieser zahlreich vor¬handenen Muster in Umkehrmuster und Fortsetzungsmuster. Aus einigen dieser Formationen lassen sich zusätzlich zur Rich-tungs-Indikation auch mögliche Kursziele ableiten. Bekannte Beispiele für Kursmuster

sind der Doppelboden, die

und die Flagge.

Kopf-Schulter-Formation

haben den Vorteil, eine »Technische Analysten

Vielzahl von Werten

Vorteile des technischen

in einer vertretbaren Zeit

Ansatzes

Während fundamental ori¬     analysieren zu können.«

entierte Analysten aufgrund

des zeitlichen Aufwands in

der Regel nur eine begrenzte Anzahl von Basiswerten untersu¬chen können, haben Technische Analysten den Vorteil, eine Viel¬zahl von Werten in einer vertretbaren Zeit analysieren zu können. Da die Technische Analyse über alle Assetklassen (Aktien, Devi¬sen, Zinsen, Rohstoffe) hinweg gleich funktioniert, wird zudem die Diversifikation des Portfolios erleichtert. Ferner kann der technisch orientierte Anleger seinen Fokus flexibel auf den jeweils aktuell interessantesten Markt legen. Nahezu unbestritten ist die Tatsache, dass die Fundamentalanalyse im Unterschied zur Technischen Analyse dem Anleger im Bereich des kurzfristi¬gen Timings von Anlageentscheidungen keine Hilfestellung gibt.

 

 

 

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