Montag, 17. August 2015

Adelheid 931-999


Adelheid 931-999

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/SD3N3W95O9A

Selbstbewusst und doch bescheiden

Adelheid

um 931-999

 

Nein, das ging zu weit. Eine burgundische Königstochter und ru-henische Königin wie Adelheid ließ sich nicht einfach so gefan£E1 halten. Über drei Monate saß sie nun schon in der Burg am Gaz, dasee fest, als sie mit ihren beiden Begleitern, dem Priester Ward und einer Magd, ihr Schicksal selbst in die Hand nahm. Die dra begannen, einen Tunnel zu graben, und nach genau vier Monate' Gefangenschaft gelang ihnen tatsächlich die Flucht.

Dass es der erst zo Jahre alten, bereits verwitweten Königic Adelheid nicht an Selbstbewusstsein mangelte und sie ihren ei genen Weg zu gehen verstand, war dem italienischen Möchte gernkönig Berengar durchaus klar - das war schließlich auch da Grund, warum er sie eingesperrt hatte. Denn nach altem lange bardischem Gewohnheitsrecht durfte die Königinwitwe durch la Wahl eines neuen Gatten entscheiden, wer die italienische Kront erhielt, und um das zu verhindern, wollte Berengar sie so lange nt higstellen, bis seine Herrschaft anerkannt war. Doch vier Monati reichten ihm nicht aus. Nach Adelheids Flucht wurde sie va den zu Hilfe gekommenen Rittern Ottos des Großen (s. S.

in Sicherheit gebracht, und als Otto durch die Hochzeit mi Adelheid die Krone Italiens erlangt hatte, waren Berengar Pläne endgültig durchkreuzt.

Adelheid war schon in jungen Jahren in die höchsten Sphä ren der Macht gelangt, wurde mit 16 italienische Königin, mi zo ostfränkisch-deutsche Königin, und an Ottos Seite sollt sie ein gutes Jahrzehnt später gar Kaiserin des mächtigstes europäischen Reiches werden. Große Wertschätzung ei fuhr sie bereits von ihrem ersten Ehemann Lothar, de sie nicht nur vielfach als »liebenswerte Gattin« un »teure Gemahlin« bezeichnete, sondern zudem al Consors regni, als »Teilhaberin an der König herrschaft«. Schon in jungen Jahren verfügt sie über politischen Einfluss, und auch an d( Seite des Kaisers Otto war Adelheid selbs bewusst genug, sich regelmäßig in politiscl-Entscheidungen einzumischen, wenn sie es fi richtig hielt. Nach Ottos Tod 973 begann allerdim

 

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- bewegtes Vierteljahrhundert in der politi-

.           Geschichte Mitteleuropas - und damit

_         für Adelheid, die schließlich über ver-

, 7dtschaftliche Verbindungen im werden¬- Frankreich, in Burgund, Italien und dem _ iszhen Regnum verfügte. Das nun begin-- = Auf und Ab in Adelheids Leben spiegelt - .1-üntralen Wesenszug dieser »Mutter der Jeiche«, wie der spätere Papst Silves-. sie einmal nannte. Sie wusste, wann sie angjährige politische Erfahrung und ihre _ - Verbindungen in die Waagschale wer-

-          aber sie wusste auch, wann es an war, sich herauszuhalten: Adelheid - :ein Sohn Otto II. einige Jahre lang eine e politische Beraterin, zog sich jedoch - in ihre burgundische Heimat zurück, in den ersten 16 Jahren ihres Lebens onnen hatte. Auch nach der erfolgrei-

         erteidigung der Kaiserkrone für ihren - eijährigen Enkel Otto III. (s. S. 58) und einsamen Regentschaft mit Theopha--.3 46) wählte Adelheid 985 erneut den Rückzug auf ihre - - diesmal nach Pavia. Durch Adelheids Einsatz für ihre - Emma, die verwitwete westfränkische Königin, wurde

_         L;ItniS zu Theophanu noch angespannter, sodass die grie-

_ Kaiserin 991 zähneknirschend über ihre allzu mächtige =__:-mutter verlauten ließ: »Wenn ich noch ein halbes Jahr Adelheid von der ganzen Erde nicht mehr regieren, als

-          - einer Hand umspannen kann!« Wenige Wochen später

-          phanu - die mittlerweile 6o-jährige Kaiserin hatte wie-den längeren Atem. Da der elfjährige Kaiser Otto III.

Ek'TLEITE

fe sogenannte Schwertleite wurden junge Männer mit dem 2nyis.er: ausgestattet und zum Ritter erhoben. Der früheste Zeit-za.r-j.r war der 14. Geburtstag, der die Volljährigkeit bedeutete. =estlichen Zeremonie waren neben Fürsten oft auch kirch-7+±1.—sträger anwesend, um den Schwertsegen zu erteilen und auf seine Pflicht hinzuweisen, Kirche und Bevölkerung zu mec^rt,-..1..rzen.

 

 

 

noch immer nicht volljährig war, erfüllte Adelheld ihre verantwortungsvolle Pflicht und regierte

Reich im Namen ihres Enkels. Mit der Schwertlehe Ottos 994 konnte Adelheid sich endgültig aus dümi politischen Leben zurückziehen.

Bei allem Selbstbewusstsein, das Adelheid aus¬zeichnete, blieb sie jedoch erstaunlich bescheiden Sie strebte nicht nach Reichtümern und weltlichte Genüssen, verlangte keine extravaganten Mahlzei¬ten, trug schlichte Kleidung und wollte nicht gelobt werden. Für ihr zurückhaltendes Auftreten, aber auch für ihre Schönheit, Klugheit und Sittenstrenne wurde Adelheid zeit ihres Lebens geschätzt. Darm kamen eine ausgeprägte Frömmigkeit und chris...-- liehe Demut. Sie schrieb selbst, dass sie von Gc' lediglich »für eine gewisse Zeit mit der Herrsch über das christliche Volk betraut« worden sei. Und als diese Zeit mit der Volljährigkeit ihres Enkels abgelaufen waz. grollte sie keineswegs über die verlorene Macht, sondern zog sich in das Klosterleben zurück. Dies hatte ihr schon immer besonders am Herzen gelegen, und die ihr verliehene Herrschaft über das christliche Volk nutzte sie, um Klöster in Italien und am Rhein zu gründen und die monastische Reformbewegung von Cluny zu unterstützen. Ihre liebste eigene Klostergründung stand ganz Zeichen dieser Reform: das Benediktiner-Doppelkloster im elsäs¬sischen Selz. Dort beschloss Adelheid ihr langes Leben, nachdem sie nicht nur ihre beiden Ehemänner, sondern am Ende auch aal ihre fünf Kinder überlebt hatte.

In den Jahren, in denen Adelheid nicht mit Regierungsgeschäf¬ten betraut war, tat sie alles, um ihr Seelenheil und das ihrer Fa-milienangehörigen zu sichern. Sie unternahm Pilgerfahrten, üb sich in Buße und Mildtätigkeit. Ihre Frömmigkeit wurde von al¬len Seiten bewundert, und schon zu ihren Lebzeiten wurden ihr Wundertaten und Visionen zugesprochen. Die Quellen lassen

uns wissen, dass sie eine Verehrung als Heilige in ihrer Beschei-denheit immer abgelehnt hat. Ein knappes Jahrhun¬dert nach ihrem Tod wur¬de sie dennoch als erste mittelalterliche Herrsche¬rin heiliggesprochen.



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