Karl der Kühne 1433-1477
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/8U-2XuHNzcg
Der cholerische Möchtegernkönig
Karl der Kühne
1433-1477
Der Plan des Papstes war wohl durchdacht: Nach den gen Pius'
II. sollte der politisch mächtigste Mann Europa Kaiser des Heiligen Römischen
Reiches - mit dem wohl Fürsten des Abendlandes kooperieren. Als solcher gah
Karl von Burgund, den man »den Kühnen« nannte. Der dische Herzog sollte mit der
Aussicht auf eine Köni• dieses Vorhaben geködert werden - und für eine
derartige erhöhung war Karl durchaus empfänglich. Hätte Pius - sagen wir:
menschlich schwieriges - Wesen besser wäre ihm vielleicht klar gewesen, was er
mit seinem angerichtet hatte. Fortan hatte der allzu kühne Karl n noch eines im
Sinn: Er wollte König werden.
Im Jahre 1473 wurde, damit Karl und Kaiser Friedrich
meinsame Verhandlungen führen konnten, ein großer in Trier einberufen. Dabei
blieb keinem Beobachter wo der große Unterschied zwischen beiden Herrschern
lite Tage nachdem der Kaiser in Trier eingetroffen war, enekiele Herzog Karl
den Tagungsort - und zog überall die Blicke Der Burgunder hatte in vierhundert
Wagen seine gesamten
ze mitgebracht: Möbel. T Statuen aus Silber und sogar
mannshohe Lilie, die von unten mit Gold und Brill setzt war. Und in Trier b
sich umgehend aus: Er ve ne Schätze in der Kirche und Versammlungssälen des T
tes und ließ den Kaiser platzieren, dass er den p ten Stücken immer gegen
Friedrich, dessen Kasse so dass er sich von einem a den Augsburger Kaufmann
Ulrich Fugger Geld leihen um sich für den Trierer überhaupt angemessen e zu
können, fand den burgundischen Pomp hoffnungslos übertrieben und sprach nur
ab¬fällig vom »Welschen Geprotze«.
Wie auch immer die Kooperation hätte aus-sehen sollen: Der
Kaiser war zu Zugeständnis¬sen bereit, und es war sogar schon ein Tag für Karls
Königskrönung in Aussicht genommen worden. Karl aber wollte nun immer mehr und
stellte fast täglich neue Forderungen an den Kaiser. Dem war es irgendwann zu
viel: »An einem Tag verspricht der Herzog etwas, am anderen Tag ist damit
wieder nichts«, sag¬te Friedrich III. und verließ kurzerhand den Tagungsort.
Karls Verhalten hat seither zahlreiche Histo-riker
beschäftigt. Nicht wenige waren der Mei-nung, dass der Burgunderherzog durch
eine Rangerhöhung zum König seine Komplexe zu kompensieren suchte, weshalb er
jegliches Maß aus den Augen verlor. Die Liste der psy-chologisierenden
Erklärungen ist lang: Einige sprachen von einem gestörten Verhältnis zu seinem
Vater Philipp dem Guten; andere wa¬ ren der Meinung, dass Karl die »Schmach«
nicht verkraftet habe, mit Maria lediglich eine Tochter und keinen männlichen
Thron¬folger gezeugt zu haben. Vielleicht ahnte er es schon - jedenfalls machte
er 1457, als seine Frau in den heftigsten Wehen lag, keine Anstalten, seine
Jagd abzubrechen und ihr beizustehen. Nachdem man ihm sein geliebtes
Jagdvergnügen durch die Nachricht von der Geburt einer Tochter getrübt hatte,
erlitt er einen regelrech¬ten Tobsuchtsanfall. Auch nach der Geburt blieb er
seiner Frau zunächst fern. Das Verhältnis zu seinen insgesamt drei Ehefrauen
war ohnehin rätselhaft. Wäh-rend es bei anderen Fürsten seiner Zeit gang und
gäbe war, zahlreiche Geliebte zu haben, war Karl stets treu ¬um es positiv
auszudrücken. Anders gesagt: Er duldete keine Frauen an seinem Hof und wollte
auch immer weni¬ger Kontakt zu seiner Gattin Margarethe von York haben. Dadurch
bald überall im Land Gerüchte über eine che homosexuelle Neigung; Indizien
gl-rxges freilich nicht.
Ohne Zweifel war Karl ein tapferer :«nd Kämpfer, der seinem
Beinamen Aer - Ehre machte: Immer kämpfte er an der - ner Truppen und ging mit
Wagemut N, ceza.
yi was ihn
auszeichnete, war weniger _
Vorgehen bei der Verfolgung seiner Z:e-±e
mehr ein blindes Anrennen auf der mer mehr Ruhm und Geltung.
Durch ,--l:esen haften Ehrgeiz, zum Erfolg zu komme s. Karl auch keine
Niederlagen verkraften_ Fürstentag von Trier war er von Sieg eilt, doch nach
dem Scheitern der Verb mit Friedrich III. nahm sein Schicksal eint dung: Mit
aller Macht wollte Karl die St erobern, doch es gelang selbst nach ze- -.711
ger Belagerung nicht. »Vor Wut schäun-Eber«, so ein Chronist, habe Karl die
abbrechen müssen. Zwei Jahre später folgte noch
liehe Niederlage gegen die Schweizer Eidgenossen in -
bei Murten: Karl verlor nicht nur einen Großteil seines
Schatzes, den er stets mit sich führte, sondern auch s.einue als siegreicher
Feldherr. Und das brachte ihn endgülrl£ ant seelischen Gleichgewicht.
Augenzeugenberichte lassen i sen, dass Karl nach der Niederlage nicht mehr zu
halten
raste, tobte und fluchte. Seither - darin waren sich alle C -
einig - war Karl der Kühne nicht mehr ganz bei Sinnen_
Wie im Wahn startete der Herzog immer neue Angriffe_ von dem
Gedanken besessen war, Lothringen zu erol?•en-_ später kam er bei einem dieser
kopflosen Angriffe ums T seinem burgundischen Hof setzte nun zwar ein bis zur
V.-gehendes Andenken an ihn ein, sodass sein Schwiegersohn. spätere Kaiser Maximilian
I., in schwierigen Situationen Eu pflegte: »Wenn Herzog Karl noch lebte, ginge
alles besser« an dem Urteil der Geschichtsschreibung konnte der b
Hof nichts mehr ändern. Statt als prächtiger König eines w
Nordsee bis zum Mittelmeer reichenden Burgund ging Kati Kühne als
größenwahnsinniger Herzog in die Geschichte eilz4
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