Sonntag, 23. August 2015

Antikes Griechenland – Griechenland in der Antike Author D.Selzer-McKenzie

Antikes Griechenland – Griechenland in der Antike Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/RSc0OgZZTkE
EINLEITUNG
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er heutige Besucher Griechenlands findet ein Land vor, das sich rein geographisch seit der Zeit Homers kaum verändert hat, eine Welt aus „glänzendem Meer und vielen schatti¬gen Inseln", wie er schreibt. Es mag uns erstau-nen, dass dieses Gewirr aus langen Halbinseln und ins Meer ragenden Landzungen einmal ein homogenes Ganzes bildete, ja sogar eine bedeutende Kultur. Doch in der Zeit zwischen den halblegendären Abenteuern des nach dem Kampf um Troja umherirrenden Odysseus —das war in der Bronzezeit — und der Vereinnah-mung durch die Römer 146 v. Chr., entwickelte sich Griechenland aus prähistorischer Primitivität zu einer Zivilisation, die von späteren mensch-lichen Anstrengungen kaum übertroffen werden konnte.
Die Vorstellungen der Griechen von Humani¬tät, Gedanken- und Redefreiheit sowie Selbstre¬gierung bilden die Ecksteine unserer modernen Gesellschaft. Die Griechen entwickelten die Ideen, Begriffe und Philosophie einer modernen demokratischen Regierung, einer gerechten staat¬lichen Ordnung sowie politischer und fiskalischer Verantwortlichkeit. Für dieses großartige kultu¬relle Erbe stehen wir in ihrer Schuld.
Während der Bronzezeit tauchten die ersten griechischen Gesellschaften im Süden der Ägäis auf. Diese frühen Staaten schufen den Boden für die Kulturrevolution, die Griechenland zum Leuchtfeuer der Antike machte. Obwohl die minoische Kultur auf Kreta fast vergessen ist, gehören die Mykener im südlichen Griechenland — die Peloponnesos — dem heroischen Zeitalter an, das in den Epen Homers verherrlicht wird. Das war das Zeitalter des Trojanischen Krieges: Odysseus, Jason und seine Argonauten, Achilles und Hektor. Das Wissen, das wir heute von der griechischen Bronzezeit haben, ist eine Mischung aus mündlich überlieferter und geschriebener Mythologie sowie archäologischen Funden.
Etwa um das Jahr 1100 v. Chr. brachen diese Gesellschaften zusammen. Das Dunkle Zeitalter der griechischen Kultur dauerte vier Jahrhunderte. Im frühen 8. Jahrhundert v. Chr. erscheinen die Griechen dann wieder im Licht der Geschichte. Überwiegend dem Meer zuge¬wandt gründete die Seefahrernation überall in der damals bekannten Welt Kolonien. In dieser Zeit beschränkten sich die politischen Strukturen der Griechen auf die Polis oder den Stadtstaat, und während der nächsten vier Jahrhunderte

bestimmten Rivalitäten zwischen diesen Stadt¬staaten und wechselnde Bündnisse den Hinter¬grund für die griechische Geschichte.
Das 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. sind als klassisches Zeitalter bekannt geworden, die Zeit, als sich Athen zu einem demokratischen, politi¬schen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum entwickelte. Sein Rivale, Sparta, behielt dagegen die Monarchie bei. Organisiert als ein Staat von Kriegern hatte Sparta das beste Heer Griechen-lands. Die Ausdehnung des persischen Reiches und dessen Einfälle auf dem griechischen Fest¬land zwangen die Griechen, sich zur Verteidigung ihrer gemeinsamen Kultur zu vereinigen. Das übrige Griechenland brauchte zwar die Spartaner, aber Athen ging als der wahre Sieger aus den per-sischen Kriegen hervor. Nachdem es die Perser auf dem Land und zur See besiegt hatte, wurde es zum überragenden Stadtstaat Griechenlands.
Die wachsenden Feindseligkeiten zwischen Athen und Sparta entluden sich schließlich im Peloponnesischen Krieg (431-404 v. Chr.).
Geschwächt fielen die griechischen Stadtstaa¬ten unter die politische und militärische Herr-schaft Makedoniens, eines Landes am Nordrand der grieChischen Welt. Schließlich vereinigten die Makedonen die griechischen Stadtstaaten als Hellas, ehe Alexander der Große ein griechisches Heer nach Asien führte und alles eroberte, was auf seinem Weg lag, von Ägypten über Afgha¬nistan bis nach Indien. Nach seinem Tod im Jahr 323 v. Chr. zerfiel das Reich Alexanders in Diadochenstaaten, durch die sichergestellt wurde, dass die Griechen weiterhin jahrhundertelang den Mittleren Osten dominierten.
Die Eroberung der hellenistischen Welt durch die Römer kennzeichnete das Ende der politischen Unabhängigkeit der Griechen, aber nicht das der griechischen Kultur, da die weniger „zivilisierten" Römer eifrig einen Großteil des¬sen übernahmen, was sie vorfanden. Durch die Romanisierung des Mittelmeerraums und wei¬terer Teile Europas in den folgenden Jahrhun¬derten war das Überleben der Vorstellungen der Griechen gesichert. Dank dieser Entwicklung, der beträchtlichen schriftlichen Überlieferung sowie der Bau- und Kunstwerke, sind wir in der Lage, das antike Griechenland als einzigartiges Phänomen zu betrachten. Hier gab es eine güns¬tige Kombination von Zeit, Raum und mensch¬liche Entwicklung, welche die Saat der Zivilisa-tion aufgehen ließ.

KAPITEL 1


S
eit die ersten Spuren griechischer Zivilisation vor mehr als hundert Jahren auf dem Kreta der Minoer entdeckt wurden, haben neue archäo-logische Funde unsere Meinung von dieser rätselhaften Kultur geändert. Die ursprüngliche Entdeckung des minoischen Palastes von Knos-sos verblüffte die Archäologen, und jeder weitere Fund wirft neues Licht auf die Menschen der Bronzezeit. Jüngere bahnbrechende archäolo-gische Ausgrabungen haben uns in die Lage versetzt, besser zu verstehen, wie das prähistori-sche Griechenland besiedelt wurde und wie die Menschen zusammen wirkten und damit das Fundament für die griechische Welt legten.
Selbst heute sind sich die Wissenschaftler im Hinblick auf verschiedene wesentliche Aspekte dieser prägenden frühen Bronzezeit nicht einig. Es ist strittig, welche Sprache auf dem Kreta der Minoer und im mykenischen Griechenland gesprochen wurde, obwohl Tafeln mit Inschrif-ten in einer proto-griechischen Sprache gefun¬den wurden, die Wissenschaftler als Linear B bezeichnen. Leitet sich die griechische Sprache von jener der Siedler der Bronzezeit her, die aus Norden und Osten zur Agäis vorstießen, oder von der Sprache der Minoer? Wir wissen nicht genau, wann Knossos fiel oder wann weiter im Norden die Städte Mykenä und Troja gegründet wurden.
Einigkeit herrscht dagegen hinsichtlich der geradezu dramatischen Entwicklung des Han-dels, der sozialen Strukturen sowie der Stadt-entwicklung während dieser Zeit. Verbesserte Methoden in Landwirtschaft und Tierhaltung sowie die Kultivierung von Oliven und Wein-reben kennzeichneten das Entstehen einer gut organisierten agrarischen Gesellschaft, die mäch-tige Städte als Zentren politischer Macht und religiöser Anbetung gründen konnte.
Die Stadt und der große Palast von Knossos waren offensichtlich Sitz der Macht auf Kreta. Als Ganzes betrachtet, sind sie für mehr als tausend Jahre das beeindruckendste Bevölke-rungszentrum in der Agäis. Auch heute noch sind die Überreste der Mauern, Palasträume, Tempel und Höfe imposant. In der frühen Bronzezeit müssen sie einem Besucher fast

unglaublich erschienen sein — genauso beeindruckend, wie es eine gotische Kathedrale für den mittelalterlichen Dorfbewohner oder die großen Pyramiden für die Ägypter gewesen sein müssen.
Die drei minoischen Paläste von Knos-sos, Phaistos und Mallia zeigen, dass die Küste Kretas in drei soziale und politische Einheiten unterteilt war. Während Knossos das heraus-ragende minoische Zentrum blieb, müssen die anderen Paläste als Verwaltungszentrum der jeweiligen Region gedient haben. Die Informa-tionen über Politik, Wirtschaft und Religion, die uns diese Strukturen liefern, sind immens, aber die Hinweise, die sie auf die Minoer selbst bieten, sind noch faszinierender. Palastmauern waren innen mitunter mit einer Hieroglyphen-schrift bedeckt, die es den Wissenschaftlern möglich macht, etwas über die Ausübung der Religion, die Alphabetisierung und die soziale Ordnung zu lernen. Die Bewohner dieser Bau¬ten waren kultiviert und lebten recht wohlhabend und bequem in einer geordneten, gesetzestreuen Gesellschaft.
Die Minoer faszinieren uns heute noch, unter anderem, weil jede Entdeckung neue Fragen aufzuwerfen scheint. Obwohl es wahrscheinliche Erklärungen für den endgültigen Zusammen-bruch der minoischen Kultur gibt, werden wir die Kultur dieser frühen griechischen Menschen und den Grund, warum sie endete, vielleicht nie ganz verstehen.

A
m Südrand der Ägäis gelegen wurde Kreta erstmals im Neolithikum, der Jungstein¬zeit, besiedelt, die etwa um 6000 v. Chr. begann. Die Inselbewohner erreichten vermutlich aus Kleinasien (der heutigen Türkei) kommend Kreta, und obwohl die archäo¬logischen Spuren darauf hindeuten, dass sie primitiv waren, handelte es sich bei ihnen doch nicht um einfa-che Jäger. Sie waren Bau¬ern, kultivierten den Boden, hielten Vieh und stellten Töpferwaren als Behälter für Getreide und andere Lebensmittel her.
Die Keramiken von Kreta, die man aus dieser prähistorischen Periode gefunden hat, sind qualitativ hochwertig, poliert, verziert und sorgfältig hergestellt. Die geometrischen Muster, welche diese frühen Insel-

Die Figürchen stellen möglicherweise eine Frucht-barkeitsgöttin dar.
Metall wurde noch nicht verwendet, wohl aber sind zahlreiche Steinwerkzeuge, beispiels-weise Äxte, Hämmer und Messer gefunden worden. Es ist bedeutsam, dass dazu auch einige gehören, die aus Obsidian hergestellt wurden, einem harten Stein, der nur auf der weiter im Norden gelegenen Insel Melos vorkommt Das bestätigt, dass bereits am Anfang des 2. Jahrtau-sends v. Chr. Handelsverbindungen zu mindes-tens einem Teil der Ägäis bestanden.

bewohner verwendeten, kann man noch Jahrhun¬derte später auf griechischen Töpferwaren sehen. Die gleichen Menschen errichteten auch Stein¬bauten, aber Anzeichen für das Bewohnen von Höhlen deuten darauf hin, dass sie von Fremden bedroht wurden, die sie zwangen, in sicheren, gut ausgestatteten Festungen Schutz zu suchen. Die Entdeckung von primitiven weiblichen Figurinen deutet darauf hin, dass sie Gottheiten verehrten.

Eine legendäre Kultur
Zwischen Kleinasien, Ägypten und Mesopota-mien wurde auf jeden Fall Handel getrieben, und um etwa 2500 v. Chr. bestanden auch bereits Handelsbeziehungen zu den Kretern. Etwa zur gleichen Zeit wurden Griechenland und das Becken der Ägäis von wandernden Völkern besiedelt, die entweder die steinzeitlichen Stäm-me, die das Gebiet bereits bewohnten, aufnah-


ca. 6000 v. Chr. ca. 2600-1100
Im Neolithikum wird v. Chr.
Kreta besiedelt. Minoisches
Zeitalter.

ca. 2000 v. Chr. Segelschiffe trei¬ben in der Agäis Handel.

ca. 2000 v. Chr.
Auf Kreta werden
Paläste gebaut.

ca. 1700 v. Chr. Die Linear-A-Schrift ist in Gebrauch und entwickelt sich zu Linear B.

ca. 1600 v. Chr. Entstehen der mykenischen Kultur (griechische Bronzezeit).

ca. 1500 v. Chr. Höhepunkt der minoischen Kultur.

ca. 1250 v Chr. Die minoische Kultur wird durch frühe Überfälle der Mykener ausgelöscht.

11)


DIE ANFÄNGE GRIECHENLANDS
Knossos
Das beeindruckendste Überbleibsel der minoischen Kultur ist der Palast von Knossos. Zusammen mit klei¬neren Palastanlagen in Phaistos, Mallia und Zakro ist er ein Beispiel für die Dynamik der minoischen Kultur und die Bedeutung und den Glanz des Hofes.


Bronzezeit überbaut, wodurch eine vielschichti-ge
Wohnstätte entstand, die dauerhaft bis etwa 1100 v. Chr. besiedelt war, der Zeit, die man mit dem Zeitalter von Troja, Mykenä und Homer verbindet.
• Der Palast nahm die abgeflachte Spitze des Kefalahügels ein und bedeckte eine Fläche von rund 21 000 Quadratmetern. Die gewaltige Größe dieser Ausgrabungsstätte verhinderte eine vollständige archäologische Grabung. Wahr¬scheinlich bedeutet die enorme Größe, dass die Palastanlage nicht nur Sitz des Königs war, son¬dern auch ein Zentrum der Religionsausübung und darüber hinaus die Verwaltung des Staates von dort erfolgte. Die Anlage stellt daher eine Stadt in der Stadt dar, genau wie der Kreml in Moskau, und war in zahlreiche unterschiedliche Bereiche gegliedert.
Insgesamt umfasst die Anlage etwa 1 400 Zimmer und Kammern, außerdem zahllose Höfe und Gänge. Die Anlage war zwar von einer star¬ken Mauer umgeben, aber diese wurde durch so viele Türen unterbrochen, dass eine Verteidigung praktisch unmöglich war. Während die Archäo¬logen eine heftige Debatte über die Funktionen der Gebäude innerhalb des Komplexes führten — manche bezeichneten_ ganze Bereiche als Mau¬soleen oder Tempel — wurde die wahrscheinliche Aufgabe der meisten Palastbereiche inzwischen durch Ausgrabungen geklärt.
Einblicke in ferne Zeiten
Ausgrabungen im Zentrum der Anlage enthüll¬ten Spuren eines früheren, kleineren Palastes, der etwa um 2000 v. Chr. erbaut wurde. Er wurde 300 Jahre später zerstört, möglicherweise durch ein Erdbeben, vielleicht auch durch den Vulkanausbruch auf der Insel Thera (Santorin, s. S. 18 f.). Der spätere Palast war um einen riesigen Hof angelegt, der Haupteingang zu dem Komplex lag auf seiner Westseite. Dort war auch ein Bereich für religiöse Zeremonien. Am äußeren westlichen Ende des Palastes befanden sich zahlreiche Lagerräume, während im Süden ein ganzes Netz von Gängen und Vorzimmern zu einem Flügel mit religiösen Räumen und dem zentralen Hof führte.
An der Nordseite dieses Zentralbereichs lag ein propylaion, eine Säulenhalle, die man heute als Zollhalle bezeichnet, und die von kleineren Räu¬men und Kammern umgeben war, während sich im Osten das Allerheiligste des Palastes befand.

Säulen- oder Zollhalle

Oben: Rekonstruktion des Palastes von Knossos.
Links: Die große Treppe in Knossos führt zum Innenhof.


Thronraum (megaron) des Königs, der von :7:7 Reihe prächtiger Privatgemächer umgeben 7 1-,etrat man über eine große Treppe. Dieser 7T.1.:hige Gebäudekomplex ist das großartigste =.,rurmonument in der Ägäis und diente 1 Jahre als Zentrum politischer Macht. .-2r- Palast ist geschmückt mit einer vergangenen Zivi-
Im 71.  Gang der Prozession Treppe zum
 Fresken minoische Diener, piano nobile
T:inkgefäße in den Palast tra-Zu den Fresken an anderer 9,-ehören der Lilienfürst Darstellung eines jungen -z1--königs), blaue Delphine
Gemächern der Königin zahlreiche Darstellungen -1171t7-en, Athleten, Königen, - . --:7-innen und Soldaten. Die isJhaftler bemühen sich :7 noch, aus diesem gro߬--__:n Einblick in das Leben
.:-.inoischen Hof und die dor-Religion ein vollständiges ewinnen.

Nord-
eingang \\ Nordost-
haus
Thron¬raum
Innenhof
Säulenkrypten
Großes
Treppenhaus
Königliche Gemächer—
13

DIE ANFÄNGE GRIECHENLANDS
DAS LABYRINTH

Terstaut der griechischen Mythologie war der d
e Herrscher Kretas König Minos, der Sohn von Zeus und Europa. Der Mythologie Kretas zufolge wurde Zeus selbst auf der Insel geboren und wurde unter dem heiligen Berg Jouchtas begraben, der auf Knossos herabschaut. Minos herrschte über Kreta von seinem Palast in Knossos aus, und seine Frau Pasiphae (die Tochter des Perseus), gebar ihm mehrere Kinder. Minos musste gegen seine Brüder Sarpedon und Rhadamanthys um den Thron kämpfen und schickte sie ins Exil nach Lydien (Kleinasien).
Der Gott Poseidon hatte Minos geholfen, Sar-pedon zu besiegen. Zur Feier des Sieges schickte Poseidon Minos einen prächtigen Stier, der zu Ehren des Meeresgottes geopfert werden sollte. Minos scheute sich aber, ein so prachtvolles Tier zu töten, und opferte ein weniger wertvolles. Verärgert über diesen Trick rächte sich Poseidon, indem er Pasiphae in Liebe zu dem Tier entbren-nen ließ. Die Königin gab sich dem Stier hin und gebar ein Monster: halb Stier, halb Mensch.

Diese Kreatur, der Minotauros, ernährte sich von Menschenfleisch. Daher bat Minos den berühmten Athener Künstler Dädalus um Hil¬fe, der ein Labyrinth schuf, in dem das Wesen gefangen gehalten wurde. Später entdeckte Minos, dass Dädalus Poseidon geholfen hatte, Pasiphae zu verhexen und sperrte ihn zusammen mit dem Minotauros in dem von ihm geschaf-fenen Labyrinth ein. Dädalus baute Flügel aus Vogelfedern und flog mit seinem Sohn Ikarus aus dem Labyrinth. Unglücklicherweise flog der Junge zu nahe an die Sonne, wodurch das Wachs schmolz, das die Federn zusammenhielt, und Ikarus stürzte in den Tod.
Blut für den Minotauros
Minos unternahm Feldzüge, um die Stämme auf dem griechischen Festland zu befrieden. Nach der Mythologie wurde sein Sohn Androgeus bei einem solchen Feldzug gegen Athen getötet. Nachdem er die Athener besiegt hatte, zwang Minos sie, ihm jedes Jahr als Tribut sieben Jüng-linge und sieben Jungfrauen als Fraß für den Minotauros nach Knossos zu schicken. Theseus, der Sohn des Königs von Athen, bat darum, mit nach Knossos geschickt zu werden. Unterstützt von Ariadne, der Tochter des Minos, betrat er das Labyrinth und kämpfte gegen den Mino-tauros. Er tötete ihn, womit die blutigen Tribute ein Ende hatten und eine neue friedliche Zeit begann.



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Der Legende nach fand Minos sein Ende
seiner Rache an Dädalus, den er nach K.amikos auf Sizilien verfolgte. Der dortige Herrscher Kokalos hatte Dädalus Asyl gewährt. Kokalos hieß Minos als Gast willkommen, aber als Minos ein Bad nahm, tötete Dädalus ihn, indem er eine kochende Flüssigkeit durch ein RDhr in der Decke auf den König goss.
Nachfolger von Minos wurde sein Sohn Deu-k:_:ion, auf den dessen Sohn Idomeneus folgte. Zu dieser Zeit müssen die Beziehungen zwischen den Kretern und den Griechen besser gewesen sein, weil Idomeneus Agamemnon von Mykenä ei seinem Angriff auf Troja unterstützte.
Arthur Evans, der Archäologe, der Knossos

in ihren mythologischen Geschichten verwende-ten, haben sich offenbar daran erinnert. Das Labyrinth könnte ein anderes Beispiel für eine halb erinnerte Tatsache sein. Die Palastanlage umfasste
fast 1 400 Räume,
außerdem zahlreiche
Galerien, Gänge
und Höfe. Nach
dem Zusammen-
bruch der minoi-schen Zivilisation wurde die Erinnerung an diesen verschachtelten alast zu dem Labyrinth der Geschichten.
Das Wort „Labyrinth" (griech. labYrinthos) gehört wohl zu dem vorgriechischen Wort läbrys, was „Axt" bedeutet. Archäologische Ausgrabungen jüngeren Datums deuten darauf hin, dass die Minoer Menschen opferten und möglicherweise sogar Kannibalismus praktizierten. Die Ver¬bindung zwischen der Axt des Scharfrich¬ters, dem labyrinthähnlichen Palast und dem Stierkult mag tatsächlich zu dem Mythos von Theseus und dem Minotauros geführt haben. Was Minos betrifft, so gibt es keinen eindeuti¬gen Beweis für ihn als historische Gestalt.

Links: Ein Blick auf den Plan der Palast¬anlage in Knossos auf S. 13 zeigt, wie sehr sie einem Labyrinth ähnelt. Zusammen mit dem Stierkult der Minoer mag dies zum Mythos vom Mino-tauros geführt haben — ein Monster, halb Mensch, halb Stier. Viele Stierdarstellun¬gen sind entdeckt wor-den, die hier gezeigte Skulptur ist eine der besten und sehr rea¬listisch.
Unten: Des Sieg des Theseus über den Minotauros war ein beliebtes Thema der Keramik der späteren Zeit, wie beispiels¬weise diese rotfigurige Malerei auf einer grie¬chischen Vase.


2-_--szrub, betrachtete Minös jedoch als wirkli-27...t historische Gestalt und verwendete seinen Namen, um eine ganze Bronzezeitkultur Kretas
Eezeichnen. Die Archäologen entdeckten re Reihe von Stierdarstellungen, Skulpturen, Frrs.K.-t-:-.. Figürchen, das heißt, offenbar gab es
7.n:die Verbindung zwischen den Stieren
WC-  Minoern. Spätere griechische Dichter
S.:-nriftsteller, die Elemente des Stierkults

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DIE ANFÄNGE GRIECHENLANDS
DAS REICH DER MINOER

Archäologische Funde ergaben, dass wäh¬rend der Blütezeit der minoischen Periode entlang der Küste Kretas, aber auch im bergigen Hinterland, Städte und Dörfer gegründet wur¬den. Homer erwähnt die „hundert Städte" der Insel, und die bisherigen Entdeckungen haben diese Schätzung bestätigt. Außerdem kolonisier¬ten die Minoer viele der nahe gelegenen Inseln in der südlichen Agäis, und ihre politische Kon-trolle reichte wahrscheinlich bis aufs griechische Festland (wie die Geschichte von Theseus nahe legt). Sowohl der Handel als auch die politische Macht basierten also auf der Beherrschung des Meeres, und die Dekorationen auf Siegeln und Kunstwerken aus Keramik zeigen die Art der verwendeten Schiffe.
Herodot behauptet, König Minos von Kreta habe eine Flotte gebaut, um die Kykladen zu erobern (die Inseln im Süden der Agäis); er habe die Piraten vertrieben und in seinen neu gegründeten Kolonien Steuern erhoben. Es ist bemerkenswert, dass die Palastanlagen in
Knossos und Phaistos ohne starke Mauern gebaut wurden, was darauf hindeutet, dass der Staat der Minoer vor Angriffen ziemlich sicher war. Da sich die Zivilisation auf der recht wohlhabenden Insel Kreta ausbreitete, genügte die Flotte, um den Staat zu schützen, und der gleiche Schutz wurde auf die Inseln der minoi-schen Hegemonie ausgedehnt — der „minoische

Friede", den manche griechischen Gelehrte erwähnen.
Dieses Zeitalter des Wohlstands und der kulturellen Entwicklung erreichte seinen Höhe-punkt um 1500 v. Chr., als die meisten Paläste, Fresken und die übrige minoische Kunst entstan-den. Goldschmieden, Bildhauern, Malern und Siegelmachern ging es unter dem Patronat des minoischen Hofes gut, sie schufen Kunstwerke, die mit denen in Ägypten mithalten konnten, sie sogar übertrafen. Der Handel blühte, wie aus Funden von kretischen Kunstwerken in Ägypten und Phönizien sowie aus der schriftlichen Hin-terlassenschaft der Minoer deutlich wird.
Eine geheimnisvolle Sprache
Bei den Ausgrabungen der Paläste auf Kreta wurden zahlreiche Beispiele für eine hieroglyphi-sche Hofschrift entdeckt, oft in Verbindung mit einer linearen Schrift, welche die Archäologen als Linear A bezeichnen. Obwohl man bei der Entzifferung der Hieroglyphen Fortschritte gemacht hat, bewahrt Linear A immer noch seine Geheimnisse. Diese Sprache wurde in den Jahrhunderten bis 1700 v. Chr. benutzt, als eine Reihe von Erdbeben Knossos und andere Paläste beschädigte, woraufhin die minoischen Städte neu erbaut wurden. Beginnend mit dem 17. Jahrhundert entwickelte sich eine neue Art des Schreibens. Arthur Evans entdeckte zahl¬lose Tontafeln bedeckt mit der Schrift Linear B. Brandspuren an den Tafeln deuten darauf hin, dass sie möglicherweise in der Feuers¬brunst schmorten, die am Ende das minoische Machtzentrum verschlungen haben mag.
Im Jahr 1952 entzifferte der Amateur-Lin-guist Michael Ventris Linear B und bewies, dass es sich dabei um eine Silbenschrift und eine Frühform des Griechischen handelt. Damit ließen sich auch hieroglyphische Piktogramme deuten, die auf einigen Tafeln gefunden wurden, was den Wissenschaftlern half, die letzte Periode der minoischen Zivilisation besser zu verstehen. Inschriften beziehen sich auf die Nutzung der Paläste als große Lagerhäuser, tragen aber kaum dazu bei, die Katastrophe zu erklären, in der die minoische Welt unterging.
Trotz der nachgewiesenen linguistischen Ähnlichkeiten und den vermuteten politischen und wirtschaftlichen Verbindungen zwischen dem Seereich der Minoer und den kleinen Stadtstaaten auf dem griechischen Festland,

durch dramatischere Ereignisse ausgelöst worden sein muss, die einen Kulturexport verhinderten. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. zwang irgendeine verheerende Katastrophe die mino-ische Kultur in die Knie. Ob es sich dabei um ein einzelnes Ereignis oder eine ganze Reihe von natürlichen oder durch Menschen verursachte Katastrophen handelte, ist bis jetzt ungeklärt, und die Debatte über den Untergang der minoi-schen Welt ist noch nicht beendet.

Links: Der Eingangs¬bereich des Westhofes von Knossos mit dem königlichen Thronraum im Hintergrund.
Unten: Die Vorder¬seite des Diskus von Phaistos, der aus der Minoerzeit stammt, ist mit Zeichen bedeckt, die mit einem Siegel in den Ton gepresst wurden. Die Scheibe mit einem Durchmes¬ser von 15 Zentimeter, wurde vor 1600 v. Chr. hergestellt. Die Entzif¬ferung der minoischen H ieroglyphentexte schreitet voran, aber die zeitgleiche lineare Schrift hat bisher den Bemühungen der Archäologen wider¬standen.

DIE ANFÄNGE GRIECHENLANDS
DAS WAHRE ATLANTIS?

Der Schlüssel zum Schicksal der Minoer scheint sich auf der schönen Insel Santorin zu finden. In der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. ereignete sich dort der grö߬te Vulkanausbruch, den die Welt je erlebt hat. Die Hälfte der Insel verschwand im Meer, und eine riesige Flutwelle schwappte über den Südteil der Ägäis und zerschmetterte die Städte auf Kreta.
D
ie Ereignisse, die zu Verfall und Zerstö¬rung der minoischen Kultur führten, sind weitgehend unbekannt, aber die Wissenschaft ist sich einig, dass sich die ersten Spuren eines Nie¬dergangs bereits um 1500 v. Chr. feststellen las¬sen. Ein Jahrhundert später wurden die meisten minoischen Städte durch Feuer zerstört, und die Zivilisation der Minoer brach zusammen. Wegen der Wiederaufbauten in Knossos wissen wir, dass eine Naturkatastrophe, vielleicht ein Erdbeben, die Stadt um 1700 v. Chr. zerstörte, aber die Kultur war reich und widerstandsfähig genug, um den minoischen Palast in noch größerem Rahmen wieder zu errichten. Die Kreter domi-nierten die weniger hoch entwickelten Kulturen
18

auf dem griechischen Festland und den Kykladen noch weitere zwei Jahrhunderte lang, bis die Katastrophe über sie hereinbrach. Der Vulkan auf der Insel Thera (jetzt Santorin genannt, eine der Kykladeninseln) brach um etwa 1628 v. Chr. aus, und die Hälfte des von den Minoern beherrschten Gebietes versank im Meer. Eine riesige Flutwelle, deren Höhe auf ca. 200 Meter geschätzt wird, wälzte sich nach Süden und traf mit voller Wucht die Nordküste Kretas. Manche Wissenschaftler glauben zwar noch, dass diese Katastrophe erst zwei Jahrhunderte später pas¬sierte, aber immer mehr wissenschaftliche Bewei¬se unterstützen das frühere Datum.
Die Wirkung des Ausbruchs war katastro¬phal; die Luft füllte sich mit Asche und giftigen Dämpfen, aber der Vulkanausbruch war nicht der Grund für den Zusammenbruch des Mino-erreiches. Die Flutwelle muss in den minoischen Städten enorme Schäden angerichtet haben, die zu einem wirtschaftlichen Chaos führten. Aber wenn man das frühere Datum für die Katastro¬phe annimmt, dann fällt es ungefähr mit der Zeit zusammen, in der der Palast von Knossos das erste Mal zerstört wurde — er wurde aber dann prächtiger wieder aufgebaut.
Die Überfälle der Seevölker
Ein wissenschaftlich anerkanntes Datum für die höchste Blüte künstlerischer Produktion der Minoer liegt mehr als hundert Jahre nach dem Vulkanausbruch. Während Wissenschaft¬ler früher glaubten, die Katastrophe habe den Untergang der Zivilisation verursacht, gehen sie heute eher davon aus, dass sie zwar geschwächt wurde, aber überlebte und sich in den folgenden Jahrhunderten erholte. Die einzigen langfristigen Auswirkungen waren Schäden am Ackerland in der Region und die Zerstörung beziehungsweise Versenkung des größten Teils der minoischen Stadt auf Thera — eine Katastrophe, die mögli¬cherweise zum Mythos von Atlantis führte.
Die Minoer überlebten noch ein paar Jahr¬hunderte länger, aber allmählich verschob sich das Machtgefüge in der Ägäis. Am Anfang des 15. Jahrhunderts v. Chr. drangen Krieger vom griechischen Festland in das geschwächte minoische Reich ein. Auf anfängliche Überfälle folgten ganze Eroberungsfeldzüge. Erst fiel das minoische Inselreich an die Eindringlinge vom Festland, in der Folge gab es auch Überfälle

.-:uf Kreta. Um etwa 1450 v. Chr. hatten die Neu-.nkömmlinge — wahrscheinlich mykenische Grie-_ -±en — das minoische Kreta erobert und alle -gine Paläste und Städte zerstört, mit Ausnahme

von Knossos, das möglicherweise als Hauptstadt für die neuen Herrscher der Insel weiterbestand. Aus unbekannten Gründen zogen sich die grie-chischen Eroberer am Anfang des 14. Jahrhun-derts v. Chr. aus Kreta zurück, was den Minoern die Möglichkeit gab, ihr zerstörtes Land wieder aufzubauen.
Da ihnen nur noch wenige Städte blieben, sie die Handelsflotte verloren hatten und die Land-wirtschaft ruiniert war, fiel den Minoern das Überleben schwer. Es wurde kein Versuch unter-nommen, auf der Asche der zerstörten Städte neue zu bauen, und allmählich ging die minoi-sche Kultur auf der Insel ihrem Ende entgegen. Kreta blieb nichts als eine autonome griechische Insel, die jetzt am südlichen Rand einer neuen, dynamischen Macht in der Ägäis lag.
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. überfielen Invasoren aus Europa und Asien, die man allgemein als Seevölker bezeichnet, Kreta, und nachdem sie alle Siedlungen, die sie fanden, zerstört hatten, nutzten sie die Insel als Aus¬gangspunkt für weitere Überfälle im östlichen Mittelmeerraum und in Ägypten. Eine große Zivilisation war zerstört worden, und die Über¬bleibsel ihrer einst so herrlichen Städte würden 3 200 Jahre lang begraben bleiben.

KAPITEL 2


A
ls die ersten griechischen Dichter des myke-nischen Zeitalters vor über 3 000 Jahren die Taten ihrer Götter und Helden festhielten, schrieben sie in einer Zeit, die selbst einmal Stoff für Legenden werden würde. Auf die Blütezeit der mykenischen Periode folgte das so genannte Dunkle Zeitalter. Alles, was ihm vorausging, wurde in der Erinnerung mit einer goldenen Aura ausgestattet und als eine Zeit betrachtet, in der Götter und Helden auf der Erde weilten.
Die beiden großen Epen Homers, die Iljas und die Odyssee, vermischen den halb histo¬rischen Bericht über den Krieg zwischen den mykenischen Griechen und den Trojanern sowie dessen Folgen mit einer Geschichte von boshaf-ten Göttern, strahlenden Helden und infamer Zauberei. Infolgedessen wurde das Zeitalter von Agamemnon, Menelaos, Paris, Ajax und Achilles mythologisiert und legt beredt Zeugnis ab von der Annahme der Griechen über ihre Götter und die Taten von Kriegern, die zu Heroen wurden.
Die Sammlung griechischer Mythen — die Geschichten vom Wirken des Herakles, vom Offnen der Büchse der Pandora, vom Sänger

Orpheus, von Ikarus, Pygmalion, Phaahon, 1o, Kephalos und zahllosen anderen sind in die moderne Kultur eingeflossen. Das liegt teilweise daran, dass diese Geschichten zeitlose literarische Themen sind: der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Recht und Unrecht, Treue und Verrat. Die Neugier Pandoras führte dazu, dass alle Übel auf die Menschheit einbrachen. Ikarus flog wie ein Vogel, aber sein Stolz brachte ihn zu Fall. Odysseus zeigte auf seinen Irrfahrten Schläue und Verschlagenheit, als er gegen den Zyklopen und zahlreiche andere böse Monster kämpfte.
Viele Mythen enthalten regionale Elemente und sind mit einem bestimmten Ort und einer bestimmten Zeit verbunden. Deshalb änderte sich die Art der Mythen von Region zu Region. Erst als die einzelnen Geschichten in größeren Mythensammlungen zusammengetragen wur-den, entstand eine Art von zusammenhängendem Rahmen.

Auf die Sterblichen und halbgöttlichen Hel-,-iinnen und Helden schauten die Götter herab. Zeus, der Göttervater, regierte über die Unsterb-lichen (oder geringeren Götter) auf dem Olymp. Von dieser Höhe griff er nach Gutdünken in seine Schöpfung ein. Die Griechen hielten ihre Götter weder für gütig noch für schrecklich. Sie waren vielmehr launisch und fähig, die Menschen als Waffe im Machtkampf unter ihresgleichen zu nutzen. Die religiösen Feste der Griechen waren anders als die meisten übrigen in der antiken Welt, und das Fehlverhalten der Götter auf dem Olymp wurde bei diesen Festen
erücksichtigt.
Die alten Griechen glaubten, dass die Götter s:ändig bei ihnen weilten; die Religion war ein :-ester Bestandteil des Alltagslebens. Angesichts

einer solch starken Bindung zwischen der Gesell¬schaft und ihrer Religion war es unvermeidlich, dass sich der Glaube veränderte, um sich neuen Sitten anzupassen, und dass sich die religiösen Feste regional unterschieden — man glaubte generell daran, dass bestimmte Götter einzelne Städte oder Staaten bevorzugten. Vor allem war die griechische Religion pragmatisch, ein Teil des Lebens, den es zu feiern galt, und man versuch¬te, wenn möglich, die Religion zum Vorteil des Einzelnen, der Familie oder des Gemeinwesens einzusetzen. Die Götter weilten auf Erden bei den Menschen und konnten deren Leben jeder-zeit beeinflussen, im guten und im schlechten Sinn. Während des ganzen Zeitalters blieb diese Unmittelbarkeit ein bedeutender Aspekt des griechischen Glaubens.

GRIECHISCHE MYTHOLOGIE UND RELIGION
URSPRÜNGE DER RELIGIO

Unten: Der Realismus der griechischen Sta-tuen entwickelte sich über Jahrhunderte, ausgehend von der eher primitiven böoti-schen Kultur, für die diese beiden weibli¬chen chthonischen Idole (Erdgöttinnen) ein Beispiel sind. Sie stammen möglicher-weise aus dem 8. Jahr-hundert; ähnliche mykenische Funde lassen sich bereits auf 1300 v. Chr. datieren.

Der Ursprung der griechischen Religion lässt sich nicht eindeutig feststellen. Wenn wir annehmen, dass die ersten Griechen Einwan¬derer aus dem indoeuropäischen Raum waren, dann brachten sie sicherlich Elemente ihres eige-nen Glaubens mit, der sich mit den religiösen Ideen in der Agäis mischte. Die neu entstehen¬den Zivilisationen in Ägypten und im Mittleren Osten unterhielten Handelsbeziehungen mit dem Griechenland der Bronzezeit und trugen vermut¬lich Elemente aus ihrem eigenen Gedankengut

bei. Die vor-dorischen Bewohner Griechenlands und der Agäis hatten zwar ihre eigene Religion, doch ist unklar, in wie weit die Einwanderer sie übernahmen. Eine Ausnahme bildet die minoi-sche Religion, die nachweislich auf den Glauben der mykenischen Griechen wirkten.
Die Vorstellung von einem höchsten Gott folgte einem Muster, das man mit der indoeuro¬päischen Vorstellung von einem Gott verbindet, der im Himmel regiert. Ähnliche übergeordnete Gottheiten finden sich in protokeltischen, ägyp¬tischen und mesopotamischen Religionen. Für die meisten griechischen Hauptgottheiten finden sich Entsprechungen in anderen Religionen. Aufgrund von Tontafeln in Linear-B-Schrift, die Ende des 20. Jahrhunderts entziffert wur¬den, können wir schließen, dass ein Großteil des griechischen Pantheons bereits vorher existierte, da diese Götter bereits von den mykenischen Griechen gegen Ende des 2. Jahrtausends ver¬ehrt wurden. Funde deuten auch darauf hin, dass wenigstens einige dieser Götter von den Minoern verehrt wurden. Auf jeden Fall wurden Zeus, Hera und Poseidon von Minoern und Mykenern verehrt, während weniger bedeutende Götter des inneren Zirkels um Zeus, wie Arte-mis, Ares, Athene und Hermes zumindest unge¬fähr früheren Gottheiten entsprechen, wenn aucl die Namen verschieden sind. Die Entdeckung von Figürchen, die Priesterinnen oder weibli¬che Gottheiten darstellen und bis ins minoische Zeitalter zurückreichen, deuten darauf hin, dass chthonische Götter (Erdgottheiten), welche die Erde, Fruchtbarkeit und Natur symbolisierten, vielfach verehrt wurden.

Allgegenwärtiger Götterkult
Nach dem Zusammenbruch der minoischen und mykenischen Kulturen begann ab dem 12. Jahrhundert das Dunkle Zeitalter, das vier Jahrhunderte dauerte und während dessen sich kaum eine religiöse Kontinuität beobachten lässt. Die ab dem 8. Jahrhundert wieder vorliegenden schriftlichen Zeugnisse deuten darauf hin, dass ältere Formen der Religion überlebt und sich mi neueren aus dem Osten vermischt hatten.
Das Ergebnis war jener Kern des religiösen Glaubens, den Homer und Hesiod aufzeichneter und der die Grundlage für die späteren Mythen und Legenden war, die wir mit dem antiken Griechenland verbinden. Zu diesen Elementen

aus dem Osten gehört die Vorstellung von einem Kriegsgott, die aus dem hethitischen Glauben übernommen wurde, und eine stärkere Betonung einer obersten Gottheit, die über die anderen Götter herrscht. Weniger bedeutende Götter wie Hekate und Adonis wurden von den Griechen direkt aus östlichen Quellen übernommen.
Diese Offenheit gegenüber Einflüssen aus dem Osten blieb immer lebendig: Während der klassischen und hellenistischen Periode wurden neue, mindere Götter aus dem Osten in das zriechische Pantheon aufgenommen. Die ganze Vorstellung eines „Götterkultes" kam primär aus dem Osten und wurde zu einem wichtigen Ele-ment der religiösen Feste der Griechen.
Jeder Gott hatte seinen eigenen Kult, der die Art und Weise bestimmte, wie diesem Gott zu l-Adigen war und wie sich seine Anhänger zu -.-erhalten hatten. Der Respekt vor den Göttern war ungeheuer wichtig, ob man ihm nun direkt :irch religiöse Hingabe Ausdruck verlieh oder :urch einen Lebenswandel, der den Göttern z;fielen. Obgleich die Götter selbst alles andere als moralische Vorbilder waren, glaubte man
sie wären bereit, die zu bestrafen, die sie missachteten oder die massiv gegen allgemein

Seit Anbeginn der Zeit ...
Der Stammbaum auf Seite 25 zeigt das griechische Pantheon graphisch, wie Homer und Hesiod es erzählen. Am Anfang, ehe die Welt geschaffen wurde, herrschte Chaos. Aus dem Chaos tauchte Gaia auf, die erste der Titanen, Götter und Giganten, die die Erde regierten, ehe sie von Zeus entmachtet wurden. Ohne sich zu paaren gebar Gaia einen Sohn, den sie Uranos nannte, er repräsentierte den Himmel. Nun verband sie sich mit Uranos, und gemeinsam hatten sie viele Titanenkinder. Zu ihnen gehörte Kronos, der sich zum Herrscher machte, nachdem er Uranos besiegt hatte. Er heiratete seine Schwester Rhea, aber da er um seine eigene Position bangte, aß er alle seine Kinder, sobald sie geboren wurden, bis Rhea ihn durch einen Trick dazu brachte, einen Stein zu verschlingen statt des neu¬geborenen Zeus. Später rebellierte Zeus gegen Kronos und die anderen Titanen und verbannte sie in die Unterwelt. Inzwischen brachte Okeanos (daher das Wort „Ozean") und seine Schwester Tethys die Flüsse und die 3 000 Meernymphen hervor. Hyperion, ein früher Sonnengott (der in dem Stammbaum auf der nächsten Seite nicht auftaucht) heiratete seine Schwester Theia, die Helios (Sonne), Selene (Mond) und Eos (Morgenröte) gebar.
lapetos heiratete eine Nymphe und wurde der Vater von Prometheus („Vorbedacht", Weisheit) Epimetheus („Nachbedacht", Dummheit) und Atlas. Anders als seine Brüder unterstützte Atlas Kronos gegen Zeus. Nach dem Fall von Kronos bestrafte Zeus Atlas und ließ ihn die Welt auf dem Rücken tragen. Dann wies Zeus Prometheus und Epimetheus an, die Men¬schen zu erschaffen.
Der Sieg der Olympier (Himmelsgötter) über die Titanen (Erdgotthei¬ten) steht offensichtlich für eine Veränderung der Sozialstruktur der prä-historischen Griechen. Später gestalteten griechische Dihter das Pantheon so um, dass diesen Veränderungen Rechnung getragen wurde. Zeus loste mit seinen Brüdern Hades und Poseidon darum, wer der oberste Herrscher sein sollte. Zeus gewann und wurde Herrscher des Himmels, Poseidon regierte das Meer und Hades die Unterwelt mit den Toten. Die Olympier bestanden daher aus den Brüdern und Schwestern des Zeus sowie aus den Kindern, die ihm aus zahlreichen Verbindungen geboren wurden, unter anderem von seiner Schwester und seiner eifersüchtigen Frau Hera.
Die Tatsache, dass weniger bedeutende Götter hinzu kamen, lag mög-licherweise an den sozialen Notwendigkeiten einer sich ändernden Zeit: Wegen früher Handelsverbindungen wurden Gottheiten aus dem Mittle¬ren Osten übernommen, und auch Götter von benachbarten griechischen Stämmen wurden aufgenommen, — „je mehr, desto besser". Dionysos war beispielsweise anfangs ein wenig bedeutender Olympier, entwickelte sich aber bis ins klassische Zeitalter zu einer Hauptgottheit (s. S. 124 f.). Genau wie der Gott des Weines, dessen Fest im Frühjahr gefeiert wurde, wenn die ersten Blätter an den Weinstöcken wachsen, kann ein Mensch unter dem Einfluss des Weines über sich selbst hinauswachsen.
akzeptiertes Verhalten verstießen, beispielsweise einen Eid brachen oder den Göttern keine Ehr¬erbietung entgegen brachten. Diese Vorstellung scheint sich in Griechenland selbst entwickelt zu haben; sie wurde erstmals von Homer skizziert und später von Hesiod ausgeführt.
Als diese beiden Schriftsteller die Grundlagen der griechischen Religion darlegten, waren die Glaubensmuster im antiken Griechenland bereits fest etabliert und die Rolle der Götter klar defi¬niert, genau wie die Risiken, die man einging, wenn man Zeus oder die anderen Olympier beleidigte.
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GRIECHISCHE MYTHOLOGIE UND RELIGION
DIE GÖTTER DES OLYMP

Gegenüber: Eine rekonstruierte archai-sche Darstellung von Artemis (rechts) vom westlichen Giebeldrei-eck ihres Tempels in Kerkyra auf der Insel Korfu, etwa 800 bis 700 v. Chr. Sie wird mit der Jagd in Ver¬bindung gebracht und ist voll und ganz eine Erdgöttin; ihr Schlan-gengürtel erinnert an die minoische Schlan-gengottheit auf S. 11. Die kleine Skulptur von Zeus und Hera auf dem Thron (links) zeigt zwei Gottheiten — die sich üblicherweise ständig stritten — in erstaunlich friedlicher und vertrauter Haltung.

Oben: Hesiods Theo-gonie, geschrieben gegen Ende des
8. und zu Anfang des 7. Jahrhunderts, ist eine Genealogie der griechischen Götter.
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Bereits im mykenischen Zeitalter erscheinen die Namen einiger griechischer Götter auf Votivtafeln aus Ton, was darauf hindeutet, dass der Glaube an sie auch das Dunkle Zeit-alter überdauerte. Die Griechen der Bronzezeit verehrten hauptsächlich (chthonische) Erd-gottheiten, die dorischen Einwanderer dagegen Himmelsgötter. Es ist möglich, dass die Götter des klassischen Zeitalters eine Vermischung der olympischen Himmelsgötter mit der älteren Gruppe von chthonischen Göttinnen sind, die mit Fruchtbarkeit, Erde, Feuer und Wasser in Verbindung gebracht wurden. Dies macht einen Wandel von einer matriarchalischen zu einer männlich dominierten Gesellschaft zur Zeit der dorischen Invasion wahrscheinlich. Wir wissen jedoch sehr wenig über die Ursprünge dieser Gottheiten. Erst seit den Schriften Homers im 8. Jahrhundert v. Chr. gibt es Aufzeichnungen über sie. Ein Jahrhundert später liefert Hesiod in seiner Theogonie eine detaillierte Genealogie und Charakterisierung der Olympier.
In der griechischen Mythologie nehmen die Götter einen zentralen Platz ein, im Vergleich mit anderen Gottheiten der antiken Welt sind sie einzigartig, obwohl einzelne Elemente des grie¬chischen Glaubens identisch mit denen anderer Religionen waren. Beispielsweise ist die griechi¬sche Version von der Erschaffung der Welt und der Machtergreifung durch Zeus von Berichten anderer Glaubensrichtungen nur wenig verschie¬den, und man kann sogar eine Verbindung zu der nordischen Mythologie mit Odin und der Erschaffung der Wikingerwelt herstellen.
Was die griechischen Gottheiten von anderen unterschied, war deren Beziehung zu den Sterb-lichen auf der Erde. Diese polytheistische Reli¬gion forderte die individuelle Verehrung jedes einzelnen Gottes; vergaß man einen, zog man sich dessen Zorn zu.
Zeus war der Göttervater und herrschte vom wolkenverhangenen Gipfel des Olymp, genau wie ein Patriarch, der seine ausgedehnten Län¬

dereien beobachtet. Ihn unterstützte ein innerer Zirkel von neun anderen Olympiern, darunter seine Frau Hera, sein Bruder Poseidon (Gott des Meeres) und seine Tochter Athene, die Patronin der Künste und des Handwerks und später auch der Stadt Athen. Weitere Mitglieder dieser Gruppe waren Apollo (Gott des Lichts, der Musik, der Schönheit und der Medizin), Artemis (Göttin der Jungfräulichkeit, der Jagd und des Mondes), Aphrodite (Göttin der Lie¬be), Hermes (Götterbote), Hephaistos (Gott des Feuers und der Metallbearbeitung) und Ares (Kriegsgott).
Unterhalb dieser obersten Götterriege stander weniger bedeutende Götter (oder Halbgötter), beispielsweise Dionysos (Gott des Weines) und Prometheus, den Zeus zu ewiger Strafe ver-dammte, nachdem er den Menschen das Feuer gebracht hatte. Pan, die Nymphen und andere weniger bedeutende Persönlichkeiten spielten ein, wichtige Rolle im Glauben und Kult der Grie¬chen, genau wie die chthonischen Götter. Hades, der Bruder des Zeus und Gott der Unterwelt, war der oberste dieser Gruppe, zusammen mit seiner Frau Kore (oder Persephone). Diese Götte und die sie begleitenden Geister wurden häufig mit Flüssen oder Hainen in Verbindung gebracht ebenso mit dem Gedeihen der Feldfrüchte.
Widerspenstige Unsterbliche
Die Götter des Olymp waren untereinander stän dig zerstritten und suchten die Unterstützung der Sterblichen. So gewährte nach einem Bericht Homers Zeus seinen griechischen Lieblingen Unterstützung während des Trojanischen Krie¬ges; daraufhin griffen die Götter in die Aben¬teuer des Odysseus ein.
Diese Götter waren durchaus nicht immer wohlwollend, und Berichte über Verrat, erotische Ausschweifungen und Falschheit spiegeln die Sünden der Menschheit wider. Es waren keine moralischen Gottheiten — in der griechischen Religion ging es vor allem darum, die Götter friedlich zu stimmen, nicht ihrem Beispiel die Menschen folgen zu lassen. In späteren Zei¬ten kritisierten griechische Autoren Homer und Hesiod, weil sie die Götter als launische Wesen dargestellt hatten. Für Philosophen wie Xenophanes und Aristoteles entstand daraus ein Dilemma, denn sie vertraten die Ansicht, dass die Menschheit weniger von maßlosen Göttern

..,k. I I
.r — = •,...ranos Berge Pontus = Gaia
 _ - -mei) (Meer)
I I I I I I I
Hekatoncheires Kronos = Rhea Koros = Phoebe Okeanos = Tethys lapetos = Klymene
(Hundertarmige) (Zeit) (Götter- (Geist) (Mond) (Meere) (fruchtbare (Menschen- (eine Nymphe)
_ -
 mutter) Meere) geschlecht)


Hades Poseidon Demeter = Zeus = Hera Leto = Zeus Zeus = Dione Atlas Prometheus Epimetheus = Pandora
:Meere. Pferde, (Landwirt-) (Regen, (Ehe) (Sanftheit) (mit der
Erdbeben) schalt) Donner) Büchse)
1 I
e i-iecate Athene Ares Hebe Hephaistos Maia = Zeus
JF.... 9 - --, 'wei) (keine Mutter, in voller (Krieg, (Jugend) (Feuer, Metall-)
Rüstung aus der Stirn Stürme) bearbeitung nymphe)
(Berg-
des Zeus geboren)
.1H,,,Heezhen Götter sind fett gedruckt.
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GRIECHISCHE MYTHOLOGIE UND RELIGION
DIE GRIECHISCHE MYTHOLOGIE

Das Wort „Mythos" bedeutet Geschichte, und eine Samm¬lung zusammenhängender Mythen ist eine Mythologie. Heute bildet sie den Rahmen für die Geschichten, die von den griechischen Göttern und ihrer Beziehung zu den Sterblichen handeln. Homers Epen gaben den Mythen eine Struktur und schufen Geschichten, die dazu beitru¬gen, die Identität der Griechen zu festigen.
D
ie meisten modernen Leser sind mit den Mythen des griechischen Altertums vertraut. Sie sind zum Teil Folklore, zum Teil Dichtung, enthalten Elemente von moralischen Geschichten, von Kampf- und Abenteuerge-schichten, gewürzt mit einigen Geistererzählun-gen. Die enge Definition eines Mythos als eine Traditionsüberlieferung wird der Mythologie

der alten Griechen oder deren Wirkung auf die damaligen Menschen kaum gerecht. Andere Kulturen hatten auch ihre Mythen — die Ägypter, Wikinger, Kelten und Ureinwohner Ameri¬kas — aber die griechische Mythologie ist von diesen sehr verschieden. Sie stützt sich weniger auf sprechende Tiere und Zauberei und mehr auf die Interaktion zwischen Helden, die sich von anderen Sterblichen abheben, und den Göttern, die Gefallen an ihren Abenteuern zeigen.
Diese Traditionsgeschichten wurden zunächst von Dichtern aufgezeichnet, die sich auf die frü¬here Tradition des Geschichtenerzählens stütz¬ten, mit denen die natürliche Welt erklärt wurde. In der Mythologie ist der Beginn des Winters kein reines Naturphänomen, sondern hängt mit


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Kore zusammen, der Frau des Hades, die auf dem Olymp lebte, aber für ein Drittel des Jahres zu ihrem Mann in die Unter¬welt zurückkehren musste. Auch andere Naturphänomene werden 'in den Mythen den Göttern zuge-szhrieben, und schließlich ver-7r_ischten sich diese eng mit dem riechischen Glauben und der riechischen Kultur.
Religiöse Kulte bauten auf Nlvthen auf beispielsweise der Kult der Eleusinischen Mysterien ausgehend von seinem Zentrum Eleusis), deren Anhänger in ihren ..hrlichen Riten die Aktivitäten -.-:n Demeter, der Mutter von Kcre, die während der Winterzeit
ganz Griechenland ihre Tochter
nachstellten (s. S. 61). *_if ihrer Reise fastete Demeter,
ihre Anhänger taten das
• 7.-2iche während der Riten. Ahn¬. : Zeremonien fanden in ganz - r henland statt: Häufig ging rituelle Trennung, Pilger¬-. -tn, Keuschheit und Isolation. -Alten die Menschen den Göttern Respekt. 7::anchen Mythen geht es um moralische Fra¬- beispielsweise Treue, Diebstahl und Inzest, diese hatten direkte Auswirkungen auf den 7alkodex.
Passend zur Gesellschaft
der frühen Mythen waren kosmologischer
 a in ihnen ging es um die Erschaffung von
1---T'—mel und Erde. So wie die Mythen von den
- _H.-.ern des klassischen Zeitalters aufgeschrie--,_-:-. wurden, schauten sie auf das Griechenland
- mykenischen Zeit als ein Goldenes Zeitalter
- in dem die Götter die Erde besuchten. Es war eine Sicht auf die Geschichte, bei der wie Odysseus, Theseus, Perseus, Jason, und Achilles den Geist der Vergangenheit rperten. Geschichte und Mythos gingen 7_ander über, ganz besonders dann, wenn die
- Homer erwähnten Orte real waren. Mythologie war durchaus nicht statisch,
 . - = Beziehung zwischen Mythologie und
-s.-.hichte führte zu einer Darstellung histori-
- Personen in einem mythologischen Kon-a:..:11 wenn es sich bei den Herrschern und .7-1.1.-len der jüngsten Vergangenheit um wirkliche :ns:hen handelte. Erst als Hisoriker wie Thu-__ ,s und Herodot eine eher wissenschaftliche

Sicht auf die natürliche Welt und die Aufzeich-nung von geschichtlichen Ereignissen einführten, änderte sich dies.
Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. kamen die griechische Religion und Mythologie unter Druck. Anstatt die Überschwemmungen im Frühjahr auf das Walten von Flussgöttern zurückzuführen oder das Wachsen der Feld¬früchte Erdgöttinnen zuzuschreiben, wurden die Ereignisse mit Naturbewegungen in Verbindung gebracht, beispielsweise mit der Schneeschmelze oder der Bewegung der Sonne. Die alten Glau¬benssätze verschwanden nicht, aber man dachte neu über den göttlichen Einfluss auf die Welt nach und versuchte, diesen Einfluss mit der Ent¬wicklung der griechischen Kultur in Einklang zu bringen.
Es gab keine orthodoxe Version irgendeines Mythos, zum Teil deswegen nicht, weil es kei¬ne religiöse Institution gab, die eine feste Form der Götterverehrung erzwingen konnte. Es war unausweichlich, dass sich die griechischen Mythen entwickeln würden, wobei die traditio-nellen Erzählungen ihre Bedeutung in einer sich ändernden Welt behielten. Die Konzentration auf das Wesentliche hat die griechische Mythologie am Leben gehalten, auch noch lange nachdem die Kultur, aus der sie entstand, untergegangen war.

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GRIECHISCHE MYTHOLOGIE UND RELIGION

zehn Generationen auf einen mythischen Herc zurückverfolgen konnten.
In der griechischen Mythologie wird über Handlungen von Göttern, Göttinnen, Nymph( und Satyrn berichtet, aber die zentralen Person sind meist Heroen, von denen viele Nachkom¬men der Götter oder zumindest von berühmtes königlichen Vorfahren waren, die von den Göt¬tern besonders begünstigt wurden. Diese Held standen über den anderen Sterblichen, lebten aber nur so lange wie sie.
Schicksalsreiche Geschichte]
Die meisten der Heldengeschichten erzählen d Abenteuer eines Helden oder die heldenhaften Taten einer Herrscherdynastie aus der Vergan-genheit. Aufgrund der Werke von Homer (Ilia und Odyssee) verbindet man die meisten dieser Heroen mit dem mykenischen Zeitalter, das et\ um 1184 v. Chr. endete. Das war die Zeit des Trojanischen Krieges, als König Agamemnon von Mykenä Flotte und Heer zur Belagerung der Stadt Troja (Ilium für die Griechen) führte
Die Gefährten des Agamemnon wurden zu den vollkommenen griechischen Heroen. Die Tapferkeit von Kriegern wie Achilles, Ajax, Menelaos, Nestor, Diomedes, Philoktetes und Odysseus übertraf diejenigen der trojanischen Gegner, Priamos, Hektor und Paris nur wenig.


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es wurde von seiner Mutter in den Hades¬- Stvx getaucht, wodurch er unverletzbar mit Ausnahme seiner Ferse, an der die r ihn festhielt. Helena, die Frau des Spar¬_ -königs Menelaos, entstammte angeblich Liebschaft des Zeus, genau wie ihr Bruder
• Die Göttin Athene beschützte Odysseus
einen Fahrten nach dem Trojanischen Krieg.
_se Mischung aus Tapferkeit und Göttlich-
_ _reisterte die Griechen, denn für die klas-
_ Antike waren diese homerischen Gestalten

historisch real. Die Begräbnisstätten der mykeni¬schen Zeit wurden in der klassischen Antike häu¬fig für kultische Zeremonien verwendet, wodurch man die Erinnerung und den Geist der Homeri-schen Heroen lebendig halten wollte.
Ein gemeinsames Thema aller dieser Erzäh¬lungen ist das Schicksal dieser Superhelden, die ihrem Schicksal als Sterbliche aber nicht entgehen konnten. Bei seiner Rückkehr nach Mykenä wurde Agamemnon von seiner Frau bei einer Palastrevolution ermordet. Odysseus zog zehn Jahre lang übers Meer, ehe er nach Hause zurückkehrte; seine Frau hielt ihn für tot, und er musste erst die Bewerber um ihre Hand töten, bevor er zum Familienleben zurückkehren konn¬te. Ironie und Schicksal tauchen als Themen immer wieder auf, angefangen bei der Geschich¬te von König Ödipus aus Theben oder Ikarus, dem Sohn des Dädalus, bis zu Theseus, der den Minotauros erschlug oder Pygmalion, dem König von Zypern.
Diese Mischung aus moralischen Aussagen, heroischem Handeln und Rache an den Feinden oder treulosen Partnern band die Griechen an ihre Helden und sicherte deren Langlebigkeit als Ikonen. Die griechischen Helden waren Men¬schen, wenn auch solche mit übermenschlichen Kräften oder einer besonderen Verbindung zu den Göttern. Da sie Menschen waren, konnte sie das gleiche Schicksal ereilen wie alle anderen auch. Es verwundert nicht, dass die griechischen Heroen während der klassischen Periode Grie¬chenland inspirierten.

GRIECHISCHE MYTHOLOGIE UND RELIGION
EINE PRAKTISCHE RELIGION

Für die alten Griechen war Religion selten eine ernste Angelegenheit - Festessen, Zusammenkünfte und Feiern waren anerkannte Formen der Verehrung der Götter. Die Religion stand in Verbindung mit den wesentlichen Aspekten des Lebens und bezog die ganze Gemeinschaft in die Feier zu Ehren der Götter ein.
Unten: Rekonstruktion der großen Goldelfen-beinstatue der Athene im Parthenontempel in Athen. Ihr Aussehen wurde anhand von klei¬nen Kopien nachgebil¬det, denn das Original verschwand schon vor langer Zeit. Der griechische Glaube war pragmatisch: Die Götter wurden verehrt, um sie wohl¬gesonnen oder zumindest nicht negativ zu stim¬men. Die Religion half gute Ernten, sicheres Reisen, erfolgreiches Bauen und gesunde Fami¬lien zu gewährleisten. Um weniger praktische Aspekte wie das Leben nach dem Tod oder Erlö¬sung kümmerten sich die Griechen nur wenig.
Religion war eine wichtige Angelegenheit und im Alltagsleben der Griechen ständig präsent. Jede Zusammenkunft enthielt religiöse Ele-mente, und die großen panhellenischen Treffen,
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beispielsweise in Delphi oder bei den Olympi¬schen Spielen, wurden genauso als Gelegenheit für religiöse Feste wie für Sport und politische Debatten genutzt. Der griechische Kalender war voll von religiösen Zeremonien und Festen An die Zeremonien, beispielsweise Tier- oder Pflanzenopfer, hielt man sich strikt, und jede war dazu bestimmt, eine bestimmte Gottheit zu feiern (oder gnädig zu stimmen). Festlichkeite: und Bankette waren eine Möglichkeiten, mit de Göttern zu kommunizieren, eine Feier war eine Methode, um für das Vergnügen der entspre¬chenden Gottheit zu sorgen. Herodot erwähnt religiöse Bittsteller, „die Opfer brachten und sic dabei gut unterhielten."
Obgleich manche religiösen Veranstaltunger feierlich und pompös sein und auch Tieropfer dazu zählen konnten, waren die meisten dieser Ereignisse sehr lebendig und sollten sowohl de Menschen als auch den Göttern gefallen. Man che Feiern konnten sogar recht derb und zotig sein mit übermäßigem Alkoholkonsum, Sex un „rituellen Obszönitäten". Solange es den Gott amüsierte, wurde es als akzeptabler Ausdruck der Hingabe und des Respekts betrachtet. Die Verehrer schlossen durch ihre Freude, ihr Opfe oder ihre Gaben mit den Göttern einen Pakt, und im Gegenzug erwarteten sie eine angemes. sene Antwort oder ein Gegengeschenk von der Göttern, beispielsweise eine reiche Ernte oder gesunde Nachkommen.
Zweifel aus dem Osten
Die Religion wurde zu Hause praktiziert —Figürchen, welche die Götter darstellten, wurd üblicherweise vor dem Haus aufgestellt. In Tei peln und Schreinen wurden ähnliche Votivgab( aufgestellt, um die Götter gnädig zu stimmen. Abgesehen davon war die Religion für die Gri' chen eine Angelegenheit der Gemeinschaft, dit Anstrengungen der ganzen Bevölkerung einer Stadt erforderte, nicht nur die der geistigen El oder einer frommen Minderheit. Jahrhunderte lang war die kultische Verehrung der Götter cl; Vorrecht einer elitären Minderheit, aber nach¬dem sich das Konzept der Polis (des Stadtstaat durchgesetzt hatte, wurde die Götterverehruni ein kollektives Unternehmen.
Die Belohnungen für die Feiern waren übt cherweise weltlicher Art, obgleich sie auch Ver änderungsriten im Rahmen einer Gemeinscha sein konnten, beispielsweise anlässlich der Auf

nahme der Jünglinge unter die Krie¬ger, einer Geburt, einer Heirat oder eines Todesfalls. Der Tod war von besonderer Bedeu¬tung, denn es gab keinen Unsterblichkeitsgedanken — Aussagen über das Leben nach dem Tod bezogen sich meist auf das Reich des Hades in der Unterwelt, wo die Seelen, sofern es sie gab, nur als wesenlose Schat-'len existierten.
Bewegungen, welche
traditionellen religiösen Glaubenssätze infrage stell--tn, wurden aus dem Osten nach Griechenland importiert. Diese theologischen Theorien ent---_anden infolge einer allgemeinen Bewe-,.--_:ng, weg vom Mythischen zum Praktischen,
sie eine neue Generation von klassischen „.--Htchischen Schriftstellern, Philosophen und
=lehrten vertrat. Xenophanes hinterfragte die
rstellung von griechischen Göttern, während :77 Sophist Protagoras diese Idee Ende des 5.
hunderts v. Chr. noch einen Schritt weiter 1-7_-•:e. Er argumentierte, es gäbe keinen Beweis
dass die Götter überhaupt existierten.
Atheistische Ansichten waren die Ausnahme,
die Mehrheit der Griechen scheint nach wie

vor am Glauben an die Götter festgehalten und sie bis ins hellenistische Zeitalter hinein gefeiert zu haben. Ab dann verwischte der personen-bezogene Heldenkult, der von Alexander dem Großen und seinen Nachfolgern ausging, die Grenzen der allgemein akzeptierten Religion. Die traditionelle griechische Religion integrierte diese Veränderungen und überlebte bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. Die Verbreitung des Chris-tentums bereitete dem Zeitalter von Zeus, Hera und den Olympiern ein Ende.

Links: Das Detail eines rotfigurigen Bechers von Epiktetos um ca. 530 v. Chr. zeigt zwei ringende Athleten. Sportliche Ereignisse dienten genauso als Gelegen¬heit für religiöse Feste wie für den Sport an sich und für politische Debatten.
Unten: Manche reli¬giöse Feiern waren ausgelassen, und reichlicher Alkohol¬konsum gehörte dazu, aber solange das die Götter amü¬sierte, wurde es als akzeptable Form der Verehrung betrachtet. Unter den Anhängern des Dionysos waren Trunkenheit und Zügel-losigkeit üblich. Diese rotfigurige Vase zeigt Dionysos mit zwei Satyrn und einer Frau beim Trinken.

KAPITEL 3
DAS ZEITALTER DER HEROE\:
DAS MYKENISCHE GRIECHEMAND

D
ie Bedeutung der Stadt Mykenä auf der Peloponnes wurde von Homer aufgezeich¬net, der sie als Hauptstadt von König Agamem-non benennt, dem Hochkönig aller Griechen. Ausgrabungen des deutschen Archäologen Heinrich Schliemann bestätigten Homers Aus-sage, dass die Stadt ein wichtiges politisches Zentrum gewesen war, daher wird die griechische Kultur der späten Bronzezeit von etwa 1600 bis 1100 v. Chr. als mykenisch bezeichnet. Dies war das Goldene Zeitalter, über das Homer berichtet, als die Götter angeblich die Kämpfe zwischen den Königen, Helden und Staaten beeinflussten. Obgleich es auch ähnliche mykenische Städte in anderen Gegenden Griechenlands gab, repräsen-tierte die Festungsstadt auf der Peloponnes die Macht und Kultur dieses Zeitalters.
Die Ausgrabung von Mykenä und anderen Städten aus dieser Periode machten deutlich, dass es sich dabei um wohlhabende Zentren handelte, die Handelsverbindungen ins östliche Mittelmeer und die Ägäis unterhielten, auch zu dem Reich der Minoer auf Kreta. Die Größe der öffentlichen Gebäude, der Umfang der Stadt-mauern und, noch offensichtlicher, die reichen Bestattungsgegenstände neben den Körpern der Könige, spiegelten den wachsenden Wohlstand wider.
Spuren des mykenischen religiösen Glaubens, die sich auf Tontafeln finden, machen deutlich, dass viele mykenische Vorstellungen das nachfol¬gende Dunkle Zeitalter der Griechen überdauer¬ten und in der Religion der nachfolgenden archa¬ischen Periode wieder auftauchten. Zu der Zeit war das historische Bronzezeitalter Griechen¬lands bereits zu Homers „heroischem Zeitalter" geworden. Auch heute noch ist diese Periode besser für ihre Verbindung mit dem Trojanischen Krieg, mit Ajax, Agamemnon und Odysseus bekannt als für archäologische Tatsachen.
Die archäologischen Funde aus dieser Zeit haben sowohl einige der mykenischen Verbin-dungen zu den Epen Homers bestätigt, als auch verdeutlicht, dass die Gesellschaft Griechenlands in der Bronzezeit hoch entwickelt, fortschrittlich,

wohlha¬bend und gut orga¬nisiert war. Es scheint eine politische und kultu¬relle Dynamik geherrscht zu haben, die man in Griechenland erst wieder zu Beginn des klassischen Zeital¬ters im 5. Jahrhundert findet.
Den späteren Griechen erschie¬nen die dicken Wände Mykenäs als Werk von Zyklopen oder Riesen, nicht von Menschen. Es scheint, als hätten die Griechen nach dem Zusammenbruch ihrer Kul¬tur der Bronzezeit vergessen, was während des mykenischen Zeitalters vor ein paar Jahrhunder¬ten bereits erreicht worden war.
Um das Jahr 1100 v. Chr. verfiel die myke-nische Kultur jedenfalls, verursacht durch Inva-sionen aus dem Norden und möglicherweise auch aufgrund von inneren Streitigkeiten und wirtschaftlichem Stillstand. Der Zusammenbruch dieser Zivilisation leitete das Dunkle Zeitalter ein (s. S. 42 f.).

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DAS MYKENISCHE GRIECHENLD
AUFSTIEG DER MYKENISCHEN GRIECHE

tigen befestigten Städten wie Mykenä, Tiryi und Pylos, politische und militärische Zentr die ihr Hinterland beherrschten. Jede wurde einem König oder regionalen Herrscher reg Mykenä war an strategisch wichtigem Ort g gen und kontrollierte den Isthmus von Kohl die Landroute, welche die Peloponnes mit d Rest der griechischen Halbinsel verband.
Unser Wissen über die Entwicklung der Mykener ist beschränkt, aber es gibt archäo¬logische Hinweise, dass die Städte zwar auf ein gemeinsames Erbe zurückblickten, jedoc während der meisten Zeit keine Einheit bild Eine Ausnahme stellt Homer in der Ilias dar er König Agamemnon von Mykenä als Hoc könig erwähnt und seinen Bruder Menelaos König von Sparta, was ebenso auf die Existe einer Herrscherdynastie deutet wie auf einen obersten Herrscher.
Eine Art von Grabkreis, der ausschließlic mit den Mykenern in Verbindung gebracht erscheint auf der Peloponnes etwa Ende des 17. Jahrhunderts v. Chr., was darauf hindeute dass zu dieser Zeit Niederlassungen der myk schen Kultur existierten. Binnen dreier Jahrh derte wurden diese einfachen Friedhöfe durc eine größere und prächtigere Version ersetzt, für den der Grabkreis A von Mykenä typiscl ist, eine königliche Grabstätte, die unmitteh hinter dem Löwentoreingang im Stadtbereic] liegt. Diese und andere ähnliche Grabstätten deuten auf beträchtlichen Reichtum hin, und ist wahrscheinlich, dass die Mykener bereits dem Zusammenbruch der minoischen Kultu: ähnliches, wenn nicht höheres Wohlstandsnh als die Minoer erreicht hatten.
Stadt oder großer Palast
Funde liefern auch Zeugnisse für die Handels bindungen, welche die Mykener bis zum 14. hundert aufgebaut hatten. Kunstwerke aus Kr von den Kykladen und sogar von weiter entfei deuten darauf hin, dass Rohmaterialien und Fertigprodukte, die in Griechenland hergestel worden waren, in die ganze Region exportiert im Gegenzug Wertgegenstände in die Stadtre importiert wurden.

ca. 2000 v.Chr. ca. 1600 v.Chr. -
Archäer/Mykener Entstehung der
wandern nach mykenischen
Süden, nach Kultur (Bronze-
Griechenland. zeit).
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Aber die Beweise für den Reichtum führen leicht in die Irre. Während die Grabfunde auf eine blühende Wirtschaft _ieuten, beweisen die archäolo-zschen Überreste der mykeni-szhen Siedlungen, dass die Städte klein blieben und nur einen Bruchteil der Größe erreichten,
elche die ausgedehnten Zentren
en die man auf Kreta fand. Während die kretischen Paläste
:n Städten umgeben waren, slann in den stark befestigten mykenischen Städten nur eine
Bevölkerung gelebt haben,
waren wohl eher befestigte 'alastanlagen.
Sie beherbergten Kunstge-und Handwerker, aber Quelle des mykenischen 1--.-_-i,:htums waren der Bauer auf =27: Land, der Schafhirt und Bergarbeiter, während die Zurschaustellung von Reichtum dem König :7=:-_,ehalten war. Das deutet auf -7a..--ke Klassenunterschiede hin, _Lic.. ängste Ausgrabungen in mykenischen Siedlun-sheinen dies zu bestätigen. n 1700 und 1200 v. Chr. Tie._-=en die Zeugnisse für den um zu, und obwohl sich
iheres Maß an sozialer .-2:.-wortung der mykenischen
_ zeigt, gibt es eine
_ 7-_zeichheit zwischen dem
ii=szher und seinen Unterta-
.1 während des ganzen Zeitalters beobachten. Ktramikfimde deuten darauf hin, dass die My-:ntri-Jereits Ende des 15. Jahrhunderts Kolonien
Kykladen und auf Kreta gegründet hatten, Besetzung Kretas scheint gegen 1400 zu Encze Zegangen zu sein. Während des 15. und Ja:1-Thunderts weitete sich der Handel aus — 1r.-Kenische Kunstwerke hat man sogar in Oberä-gefunden. Wir wissen nicht, inwieweit die .7twöhnlichen Menschen von diesem Wohlstand 7.T--_-_itierten, aber vermutlich floss der größte Teil '--;t--4rne in die königliche Kriegskasse.

Der erste ausländische Kommentar zu den Mykenern stammt aus der Zeit um 1300, als ein hethitischer König einen „König der Ayyiwah" erwähnt, ein Ausdruck, den man frei mit König der Achäer übersetzen könnte, ein Begriff, den auch Homer gebraucht, wenn er sich auf die Mykener bezieht. Auch wenn sie möglicherweise Achäer genannt wurden — nach einem Gebiet, das weiter im Nordwesten liegt — so war Mykenä doch die bedeutendste Stadt Griechenlands in der Bronzezeit, und der Hethiter muss den Herrscher der „Löwenstadt" gemeint haben.


_„
ca. 1350 v.Chr. ca. 1300 v.Chr.
Mykenische Han- Mykenä wird zer-
delsverbindungen stört und wieder
in der Ägäis und im aufgebaut. östl. Mittelmeer.

ca. 1200 v.Chr. Troja wird dem Erdboden gleich¬gemacht, Ende des Trojanischen Krieges.
ca. 1150 v.Chr. ca. 1150 v.Chr.
Mykenische Res- Mykenä wird erneut
sourcen werden für zerstört.
das Heer und die Verteidigung der Städte verwendet.

ca. 1100 v.Chr. Ende der myke¬nischen Kultur, Beginn des Dunk¬len Zeitalters.

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DAS MYKENISCHE GRIECHENLAND

Totenmasken und andere Gegenstände — Waf goldenen Zierrat, Schmuck und mit Juwelen geschmückte Haushaltsutensilien.
Später, als auch Funde in Knossos entdeck wurden (s. S. 12 f.), wurden Ähnlichkeiten schen der in Mykenä gefundenen Kunst und dem Inhalt des minoischen Palastes deutlich. Offensichtlich bestanden kulturelle und wirt-schaftliche Verbindungen zwischen der unter henden griechischen Zivilisation auf Kreta un der blühenden auf der Peloponnes.
Die vielleicht beeindruckendsten Funde Schliemanns waren die lebensähnlichen Toten masken, die geschaffen worden waren, um da Gesicht des toten Herrschers oder Adligen zt bedecken. Schliemann wurde von dem Wunsc getrieben, die Ausgrabungsstätte mit dem M) nä der Ilias in Verbindung zu bringen, und al; die beeindruckendste der bärtigen Totenmask ausgegraben hatte, schrieb der Amateurarchä( loge: „Ich habe in das Gesicht Agamemnons geblickt."
Während die einzelnen Herrscher nicht id tifiziert werden können und sie wahrscheinlicl aus einer Zeit stammen, die vor der von Horn beschriebenen liegt, ist die von Schliemann he gestellte emotionale Verbindung immer noch populär. Die von ihm gefundenen Masken la sich wissenschaftlich auf das 16. Jahrhundert

datieren, also drei Jahrhun¬derte vor dem Untergang Trojas. Eine andere Stätte, die der Archäologe als Grab von Agamemnons untreuer Frau Klytaimnestra identi-lizierte, kann nicht eindeu--:i2-.. mit einer bestimmten Ptrson in Verbindung zebracht werden, obwohl das i.--.-013e Rundgrab sicher die letz¬:: Ruhestätte einer hochstehenden uvkenischen Dame war.

Mehr Beweise
3s er starb, war Schliemann davon überzeugt, :iss er Agamemnons Palast ausgegraben hatte, h obwohl seine Funde die Phantasie der Welt anregten, konnten seine Behauptungen bewiesen werden. Die Wissenschaft siegte .J.-.1eßlich über romantische Vorstellungen. ,:-3.-i_ssermaßen als Entschädigung haben weitere _1ologische Arbeiten in Mykenä viel über die VIznschen zu Tage gebracht, die diese Festungs--: bauten und die Könige, die dort regierten. Grabkammern und Gräberrunde, die von n=iemann ausgegraben wurden, stammen aus 7k—a 16. und 15. Jahrhundert v. Chr., und der Windruckende Eingang, den das Löwentor bil-wurde auch etwa in dieser Zeit erbaut. Die aufgefundenen Tafeln mit der Schrift B deuten darauf hin, dass der Ort ein Zz----i-urn königlicher Macht war und ein Auf-leurahrungsort für Vorräte. Das Gebiet, das als Palast identifiziert wurde, steht auf

der höchsten Erhebung, womit die Überlegenheit des Herrschers betont wurde. Die unglaublich dicken Mauern, die den Ort umgeben, deuten darauf hin, dass Mykenä mehr eine Festung als eine Stadt war; es gibt nur Häuser für eine kleine Zahl von Menschen, aber alle Möglichkeiten sind vorhanden, um als Sitz politischer, militärischer und administrativer Macht zu dienen.
Die Ausgrabungen werden weitergeführt. Die Archäologen versuchen herauszufinden, wer von der Stadt aus regierte, wie die mykenische Zivilisation aussah, und warum die Kultur etwa um 1100 v. Chr. zu einem plötzlichen Ende kam. Beweise für Zerstörung, Wiederaufbau und erneute Zerstörung im 12. Jahrhundert v. Chr. lassen darauf schließen, dass die Stadt in weniger als 50 Jahren mindestens zweimal geplündert wurde. Der Fund weiterer Kunsterzeugnisse hilft uns, die Mykener etwas besser zu verstehen, und auch wenn die Wissenschaftler wahrscheinlich nie in der Lage sein werden, die Festung eindeu¬tig mit dem Epos von Homer in Verbindung zu bringen, so bestätigt die Archäologie doch, dass Homers Werk auf Fakten aufbaut.

Links: Den Glanz von Mykenä lassen Gebäude wie das Löwentor erahnen (obwohl die heral-dischen Tiere mög¬licherweise keine Löwen sind). Mykenä ist einzigartig, weil nirgendwo sonst Gebäude von solcher Bedeutung aus dem Bronzezeitalter über¬dauert haben.
A
BM IM III n_,11.,(ifidapTi;,-.-.
IM IM IlisfanWeelr
IM IL-e-Zewle awgh
B


Oben: Im Laufe von 125 Jahren lassen die Mauern Mykenäs drei unterschiedliche Stile erkennen. In frühen Zeiten wurden Quader¬steine und Geröll ver¬wendet - eine dünne Schicht behauener Steine lag über unre¬gelmäßigen Steinen, die von Mörtel zusam¬mengehalten wurden (A). In späteren Gebäu¬den wurden massive, exakt behauene qua¬dratische Steinblöcke verwendet (B), es fin¬den sich jedoch auch polygonale Wände, wo jeder Stein genau passend zu den Nach¬barsteinen behauen ist (C).
37

DAS MYKENISCHE GRIECHENLAND
DIE GESELLSCHAFT MYKENÄS

Mykenä war nur eine von zahlreichen Städten, die gleichzeitig eine Blütezeit erlebten. Erst kürzlich ent¬deckte Zeugnisse geben uns eine Vorstellung davon, wie die frühe griechische Gesellschaft funktionierte und wie sie ihre einzigartige Identität entwickelte.
Oben: Der öst-
liche Laufgang in Tiryns (1350 bis
1250 v. Chr.) zeigt die massive Bauweise der Mykener, die man als zyklopisch bezeich¬net — weil spätere Generationen nicht glauben wollten, dass Menschen solche rie¬sigen Steine bewegt haben konnten, das mussten Riesen, die Zyklopen, getan haben. Tiryns, eine der ersten Zitadellen mit Steinmauern, wurde dem nur 19 Kilometer entfernten Mykenä tri-
butpflichtig. 0
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M
ykenä war zwar eine der wichtigsten gr chischen Städte der Bronzezeit, aber au andere Städte entwickelten sich positiv. Theber das mit der Sage um König Ödipus in Verbin¬dung gebracht wird, war um 1500 v. Chr. ein wohlhabendes regionales Zentrum. Die kleiner mykenischen Städte Athen und Orchomenos e wickelten sich ebenso wie die Städte Tiryns un, Pylos auf der Peloponnes.
In Pylos gefundene Tontafeln mit Linear-B Schrift lieferten den Archäologen Beweise für eine gut organisierte Gesellschaft. Die Tafeln, die aus dem frühen 13. Jahrhundert stammen, dienten dazu, sich Notizen zu machen, kurzfri tige Aufzeichnungen, die später dauerhaft auf Papyrusrollen übertragen wurden. In dieser Ze benutzte man weiche Tontafeln, die man wiede glätten konnte, um sie neu zu beschreiben. Doi die Aufzeichnungen auf diesen Tafeln wurden im Feuer gehärtet. Archäologen sind der Auffa sung, dass das gleiche Feuer auch Teile der Sta zerstörte, einschließlich des Palastareals, wo clic Tafeln gefunden wurden. Sie deuten auf eine g funktionierende Bürokratie, denn die gefunden Tafeln sind nur ein kleiner Teil eines umfassen. den Systems von Aufzeichnungen.
Der Palast von Pylos war das Zentrum eine Verwaltungsnetzes, das die Umgebung der Sta, in 16 Bezirke einteilte. Jeder davon war wie-derum zweigeteilt, und die Hälften waren dalli wieder in 16 Verwaltungseinheiten gegliedert,

vermutlich mit einzelnen Dörfern, Weilern oder Bauernhöfen als Zentrum. Auf den Tafeln wur-de  aufgeschrieben, was in die zentralen Lager zeliefert wurde. Die detaillierten Unterlagen _eben uns einen einmaligen Einblick in das Leben der Mykener. Handwerker sind erwähnt — Bronzearbeiter, Goldschmiede, Silberschmiede, Juweliere, Elfenbeinschnitzer — was darauf hin-_-'_e_utet, dass Pylos ein Zentrum für Luxuswaren _zid militärische Ausrüstung war. Den Hinweis .illf Rüstungsgegenstände verdanken wir der Er w ähnung, dass einige der Bronzearbeiter sich
Streitwagen und deren Räder spezialisierten,
- -Tend andere Schwerter schmiedeten. In den --erlagen sind ganze Waffenarsenale erwähnt,
erdem deuten die Angaben über Sklaven auf _:-.irische Aktivitäten, denn üblicherweise wur-_ Kriegsgefangene versklavt.
Die Landwirtschaft
:-.reser Zeit wuchsen die Spannungen im
- ,zenischen Griechenland. Städte, die vorher nebeneinander bestanden, bekämpften Das Niederbrennen eines Teils von Pylos
- auf einen Streit zwischen den Mykenern . -__:kzuführen sein. Die Küstenstadt hatte .,- .3-ene Flotte: 600 Ruderer sind in einem _.71gsbuch aufgeführt, ebenso wie 200 Garni¬-- idaten (oder Mitglieder der Küstenwache). 1.-11-72 Aufzeichnungen erwähnen Mykener aus ---. Umland, die in die Stadt kamen, um land-:Taftliche Produkte oder Vieh zu kaufen - = verkaufen. Kuh- und Ziegenhirten sind
- 7_7. außerdem Fischer, Jäger, Bauern und was auf eine blühende Landwirtschaft die Handwerker der Stadt ernähren welche den auf Handel beruhenden der Stadt schufen, sowie die Soldaten _J:e, die sie beschützten.
,:hriftlichen Zeugnisse werden durch _TJhäologische Funde aus anderen
_ Grabungsstätten bestätigt, und
das Bild einer gut organisierten :T=disierten Stadtverwaltung, die im Is.:s Herrschers von Tempelgeistlichen
7 wurde. Diese Gesellschaft nahm d militärische Züge an, und die straffe _ irsstruktur diente mehr und mehr der
__7:_ung des Militärs. Der Wohlstand _-,-waten machte den Bau von stabilen 1-zimmern notwendig, und die Überreste
- - -räumen in Mykenä belegen eine zen--7: Wirtschaft.
machen die mykenischen Siedlungen - jicken zyklopischen Mauern und ihrer Lage eher den Eindruck von Fes-

DAS MYKENISCHE GRIECHENLAND

DER TROJANISCHE KRIEG

Während des 13. Jahrhunderts v. Chr. kam es zu Angrif-fen auf die mykenischen Königreiche, wahrscheinlich aufgrund von innergriechischen Rivalitäten wegen einer insgesamt schrumpfenden Wirtschaft. Die Grie¬chen wandten ihre Aufmerksamkeit nach Osten - was
letztlich zur Belagerung von Troja führte.
F
s gibt deutliche Anzeichen dafür, dass wäh-irend des 13. Jahrhunderts v. Chr. im östli¬chen Mittelmeerraum der Handel zurückging. Die Mächte der Ägäis rivalisierten und setzten zunehmend das Militär ein; außerdem weitete sich die Piraterie aus. Anzeichen für die militä¬rischen Vorbereitungen sind der Bau oder die Ausweitung von Stadtmauern — diejenigen von Tiryns in Argolis sind fast acht Meter dick.
Der Trojanische Krieg, den Homer in seiner Ilias beschreibt (Ilium war der griechische Name für die Stadt), spielt vor dem Hintergrund einer schrumpfenden und instabilen Wirtschaft. Man vermutet, dass die Ilias am Anfang des 8. Jahr¬hunderts v. Chr. geschrieben wurde, die Odyssee etwa ein halbes Jahrhundert später. Die Epen sind in griechischer Schrift geschrieben, die erst kurz zuvor von den Phöniziern übernommen worden war (s. S. 17), und behandeln Ereig¬nisse aus einer Zeit mindestens 400 Jahre vor der Geburt Homers, der Geschichte mit Mythologie vermischt.
Die Ilias, der erste Kriegsroman der Geschichte, beschreibt den Feldzug der Mykener gegen die lydische Stadt Troja am nordwest¬lichen Rand der heutigen Türkei. Helena, die Königin von Sparta, brannte mit Paris durch, einem der Söhne Königs Priamos von Troja. Der betrogene Ehemann, König Menelaos von Sparta, wollte sich rächen und bat seinen Bruder Agamemnon, König von Mykenä, um Hilfe. Als Hochkönig von Griechenland verwandelte Agamemnon die Strafexpe¬dition in ein gesamthelleni¬sches Unternehmen.
40

Als Homer seine Ilias schrieb, glaubte er
vermutlich, dass sich die Ereignisse, die er erzählte, tatsächlich zugetragen hatten. Seit¬her streiten Archäologen und Altphilologen über die Genauigkeit seiner Angaben, aber für die Griechen gab es keinen Grund für eine solche Debatte. In ihrem Augen bot Homer eine aufregende
rzählung über griechische Tapferkeit _r_ci eine Geschichte ihrer Ahnen, die Heldenmythen und religiösen Glauben
ihrer Kultur verankerte. In späteren Jahrhunderten wurden diese Epen wieder
d wieder erzählt und dabei auch verän-z-ert, aber sie blieben immer ein wichtiger Teil der griechischen Kulturvorstellung.
Heinrich Schliemann glaubte lei-
zenschaftlich an die Wahrheit der Epen -ripmers. 1870 folgte er geographischen Hin---.Üisen in der Ilias und begann Ausgrabungen an r:n-em Hügel in Hisarlik, an der Nordwestküste
.--fr Türkei. Er war davon überzeugt, Troja t_-=.:nden zu haben.
Spätere Ausgrabungen in Hisarlik haben _fzeizt, dass hier mehrere Städte übereinander wurden, beginnend in der frühen Bronze¬., ins späte hellenistische Zeitalter. Obgleich --r.re dieser Städte zerstört wurden, haben die _Idogen doch versuchsweise die als Troja ,ezeichneten Ruinen als die Stadt Homers

identifiziert, die offenbar um etwa 1200 v. Chr. vom Feuer zerstört wurde, also gegen Ende des mykenischen Zeitalters. Beschädigte Stadtmau-ern, hastige Ausbesserungen, große Vorratskrüge deuten darauf hin, dass dieses Troja belagert, angegriffen und niedergebrannt wurde. Die Archäologie hat bewiesen, dass bis zu einem gewissen Grad das Epos von Homer auf Tat-sachen beruht, und dass Schliemann zu Recht Überzeugungen folgte.



DAS MYKENISCHE GRIECHENLAND
BEGINN DES DUNKLEN ZEITALTERS

Wenn wir annehmen, dass der Trojanische Krieg etwa um 1200 v. Chr. endete, dann hielt die Übermacht des mykenischen Griechenlands nur eine kurze Zeit an. Schon weniger als ein Jahrhundert später waren die großartigen Städte im Herzen Griechenlands und auf der Peloponnes Ruinen, und das mykenische Zeitalter hatte ein plötzliches Ende genommen.
W
arum die mykenische Kultur unterging, lässt sich nicht feststellen, aber archäo¬logische Funde deuten auf Hintergründe. Alle großen mykenischen Städte wurden während dieser Zeit von einer Katastrophe heimgesucht, und die meisten zeigen Spuren einer Verwüstung

durch Feuer. Die Wissenschaftler streiten übe den Ablauf des Geschehens und ob die Katast phe, die über die Mykener hereinbrach, mit d zusammenhing, die auch die letzten Spuren minoischen Kultur vernichtete.
Hauptbeweis für eine ganze Reihe von Kat strophen sind die umfangreichen Wiederaufb2 ten auf bereits bestehenden Fundamenten inne halb der Stadtmauern von Mykenä und Tiryn Indizien finden sich außerdem in hethitischen Dokumenten und den Erzählungen Homers sowie in vereinzelten Schriftstücken in Linear B (einschließlich der Tafeln aus Pylos); sie dei ten darauf hin, dass die verschiedenen kleinen Stadtstaaten im mykenischen Griechenland im 12. Jahrhundert v. Chr. stark riva¬lisierten. Möglicherweise herrschte sogar ein dauernder Kriegszustand Man baute Stadtmauern und Paläs auf, stellte neue Heere auf und rüs te sie aus, aber allmählich konnte d Wirtschaft diese Staaten nicht meh am Leben erhalten.
Mykenä wurde Anfang des 13. Jahrhunderts v. Chr. zerstört, wied( aufgebaut, aber um 1150 v. Chr. wieder zerstört. Während der letzt( Jahre des Bronzezeitalters vernichte sich die griechische Kultur in zahl¬losen Kriegen selbst. Auch Homer weist auf die Machtkämpfe hin: Nach seiner Rückkehr nach Myke wurde Agamemnon von seiner Fra Klytaimnestra ermordet, aber sein Tod wurde von seinem Sohn Orest gerächt, der die eigene Mutter töte um den Tod des Vaters zu vergehe] Laut der Odyssee kommt Odysseus nach Hause und findet eine Reihe von Rivalen vor, die seinen Thron und seine Frau begehren. Möglich weise haben Berichte von den Unr hen in der mykenischen Welt Hon zu seinen Erzählungen inspiriert.
Es gibt auch andere Erklärung; versuche für den Untergang des bronzezeitlichen Griechenlands. D Krieg könnte zu einem Massenexo dus von Flüchtlingen geführt habe was die Stadtstaaten entvölkerte, während sich die Menschen in wer

ger gefährdeten Gegenden Griechenlands oder der Ägäis niederließen. Manche Wissenschaftler sprechen auch von einer Übervölkerung, die zu einem Kampf zwischen den Königreichen führte, die alle um einen Anteil an der sinkenden Agrar-produktion kämpften. Andere Wissenschaftler -.-erweisen auf einen Rückgang des Handels im etlichen Mittelmeer, der mit der zunehmenden Instabilität aufgrund der Invasion der Seevölker
usammenhing.
Versinken im Dunklen Zeitalter
Die gängigste Theorie über den Untergang der zriechischen Bronzezeitkultur ist eine Invasion. Svätere griechische Schriftsteller behaupteten, das
.--foische Zeitalter sei durch Horden "griechisch --rechender" Einwanderer aus dem Norden T.etndet worden. Archäologische Beweise — dazu Iihlen auch Verteidigungswälle quer über den ishmus von Korinth zum Schutz der Peloponnes — unterstützen diese Behauptung, aber andere - de deuten darauf hin, dass Spuren der myke-
- r_en Kultur den Zusammenbruch der Stadtkö-
iche
überlebten.
Der Ausdruck „Seevölker" wurde von den -__--Dtern geprägt, aber die Griechen bezeichneten Eindringlinge als Dorer und behaupteten,
• sie aus den Bergen des nördlichen Griechen¬- 1:s kamen. Parallel zum Zusammenbruch der _mischen Kultur kam es zu einem ähnlichen --1:1 im östlichen Mittelmeerraum: Die Ägypter _-:en von den Seevölkern angegriffen, und das

einst mächtige Reich der Hethiter wurde von den gleichen Plünderern zerstört.
Bei den Seevölkern und den Dorern handelt es sich möglicherweise nicht um die gleichen Leute, aber es konnte nachgewiesen werden, dass sich einige griechisch sprechende Eroberer an den Angriffen im östlichen Mittelmeerraum beteiligten. Es ist auch nicht klar, ob die Dorer als Eroberer ins mykenische Griechenland ein-drangen oder einfach nur in ein Land einwan-derten, das von inneren Kriegen gebeutelt wurde.
Was auch immer die Gründe sein mögen, das Ende der mykenischen Städte bedeutete den Anfang des Dunklen Zeitalters, eine Periode, aus der keine schriftlichen Überlieferungen und kaum archäologische Zeugnisse erhalten sind. Vier Jahrhunderte war Griechenland ein geheimnisvolles und barbarisches Land, das die Völker des übrigen Mittelmeerraums ignorierten. Handwerk, Wirtschaft und Regierung kamen zum Erliegen. Die Entvölkerung Griechenlands sowie die Bevölkerung der Westküste Kleinasiens deuten auf demographische Veränderungen hin, während derer sich die restliche nachmykenische Kultur in die relative Sicherheit der ägäischen Randgebiete zurückzog.

ENTWICKLUNG DES DENKENS


A
nders als im alten Ägypten oder Mittleren Osten erscheinen uns die Griechen nicht als weit entfernte Zivilisation. Aufgrund ihres immensen Nachlasses an Literatur haben wir Einblicke in ihre Gesellschaft und ihr Alltags-leben. Diese Fülle an Literatur war die direkte Folge einer neuen Art des Schreibens.
Bis ins 8. Jahrhundert v. Chr., oder besser gesagt, bis zum Beginn des Dunklen Zeitalters am Anfang des 11. Jahrhunderts, benutzten die Griechen Hieroglyphen. Genau wie die ägypti-schen Hieroglyphen verwendete die Mehrheit der Bevölkerung diese komplexen piktographi-schen Symbole überhaupt nicht. Die Hierogly-phenschrift war den königlichen Schreibern und Verwaltern vorbehalten, die sie als bürokratisches Hilfsmittel nutzten, um die frühgriechische

7Joriureaireduemeeeramore_iireeraire
  -sten Philosophen hatten nun die Mög-'ire Gedankengänge anderen deutlich zu _ind Historiker konnten die Ereignisse en, die ihr Leben beeinflussten. Die ache war auf einmal ein großartiges -.smittel und lieferte den Dichtern das
= Handwerkszeug, um die Zuhörer mit _Fischen Arbeiten in Bann zu schlagen. .nd seine Nachfolger befähigen uns, die aft des alten Griechenlands auf eine Art ,e zu verstehen, die sie lebendig macht.
z Homer in seiner Odyssee schreibt: „Er sah die Städte vieler Menschen und verstand sie."
Zu den literarischen Aufzeichnungen einer lange verlorenen Kultur zählen die ersten Bei-spiele für Poesie und Prosa, für historische Dar-stellungen und philosophische Dialoge, sowie für Dramen — sie alle bieten einen unvergleichlichen Zugang zu den Hoffnungen, Gedanken, Erin¬nerungen, Glauben und Ängsten der alten Grie¬chen. Man kann so weit gehen zu behaupten, dass Zivilisation, wie wir sie verstehen, erstmals in Griechenland auftrat, und dass die Epen Homers der erste Ausdruck dieser Kultur sind.  
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ENTWICKLUNG DES DENKENS
HOMER
Als Griechenland aus dem Dunklen Zeitalter auf tauchte, verhalf ihm das neu übernommene Alphabet zu einer vielseitigen, ausdruckskräftigen Sprache. Die ersten Beispiele waren Homers epische Meisterwer¬ke, die Ilias und Odyssee. Zum ersten Mal wurde die griechische Mythologie aufgeschrieben.

N
ach der Mythologie erhielten die Griechen ihr Alphabet als Geschenk vom Gründer Thebens, einem Phönizier mit Namen Cadmus. Das griechische Alphabet hat zweifellos phönizische Wurzeln, aber es ist wahrscheinlicher, dass Händler es nach Grie-chenland brachten, wo es die Linear-B-Schrift ersetzte. Elemente der älteren Linear-B-Schrift lassen sich noch in der neuen griechi-schen Schrift nachweisen, aber alle Spuren der früheren minoischen Hieroglyphen sind verschwunden.








































































































































































Wichtige Orte, die in Homers „Katalog der
Schiffe" TrIkka•
erwähnt
werden

Polypoite Gyrton

Eumeles lolkos•


Protesilaos
• Histala
Chalkis

Aias
Die Griechen übernahmen die neue Schrift

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