Montag, 17. August 2015

Heinrich der Löwe 1129-1195


Heinrich der Löwe  1129-1195

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/y2eybr9ppy0

Der ungekrönte König

Heinrich der Löwe

1729 —1795

 

Was für ein Bild! Kaiser Friedrich I. Barbarossa (s. S. io6 vor Herzog Heinrich dem Löwen auf dem Boden und demütig um Hilfe. Der Grund für die missliche Lage des zu Beginn des Jahres 1176 ist der Krieg gegen den no schen Städtebund, der sich mit aller Macht gegen die k Herrschaft wehrt. Und das so erfolgreich, dass Friedrich anderen Ausweg sieht, als seinen mächtigsten Fürsten um militärischen Beistand zu bitten.

Diese ohnehin schon skurrile Szene des flehenden Kai de dadurch noch pikanter, dass dem vornüber gebeugten plötzlich die Krone vom Kopf fiel - und Heinrich ge vor die Füße rollte. Hierauf sagte ein Gefolgsmann zum H »Lasst die Krone des Reiches jetzt nur zu Euren Füßen Herr, sie wird bald auf Euer Haupt kommen!« Heinrich :¬der Tat die Hoffnung gehabt haben, noch mehr erreichen r_ nen. Zumindest fühlte er sich zu Höherem berufen - gle: als ungekrönter König.

Aus diesem Bewusstsein heraus schlug Heinrich dem d bittenden Kaiser - um es wohlwollend auszudrücken ¬Handel vor und forderte, dass die reichsunmittelbare und kaiserliche Residenz Goslar in seinen Besitz

hen solle, dann wäre er zu militärischer Hilfe in I bereit. Dem Kaiser muss dieser »Handel« jedoch

eine Erpressung vorgekommen sein, denn war mit seinen Silberminen, Erzvorkommen

rund 4o Kirchen die reichste Stadt Sachsens_ erpressen lässt sich ein Kaiser nicht: Fri lehnte ab, und die beiden trennten sich

ohne eine Einigung erzielt zu haben. Doch woher kam dieses ausgeprägte

bewusstsein des Herzogs? Nicht

ungefähr jedenfalls, denn Heinrich

stammte nicht irgendeinem Herz

schlecht, sondern war der Enkel

Lothars III. von Süpplingenburg. Als

ein neuer deutscher König gesucht v.

 

7te Heinrich der Löwe zum engeren Kreis der Thronanwär-_-_ ach er gewährte seinem staufischen Vetter Friedrich Barba-, den Vortritt — freilich nicht, ohne sich wahrhaft fürstlich : entschädigen zu lassen: Heinrich erhielt die Herzogtümer _ -.sen und Bayern zurück, die sich schon einmal im Besitz - Vaters befunden hatten. Auf dieser Grundlage lebten die n Verwandten Heinrich und Friedrich lange Jahre in einem Verhältnis miteinander, und Heinrich war dem Kaiser auf -sen Kriegszügen ein guter und treuer Begleiter.

seinen beiden Herzogtümern genoss Heinrich eine äußerst .,:htvolle Position, schuf zahlreiche Bistümer und gründete

_ _ LÖWE

;er Löwe galt von jeher als König der Tiere und symbolisierte 'Wacht und Stärke. Als Familienkennzeichen der Welfen hatten

schon Heinrichs Vorfahren den Löwen als Beinamen geführt, z.-.,z^ niemand benutzte ihn so konsequent zur Repräsentation wie .-nerrich. In der Nähe Lübecks gründete Heinrich eine Stadt und rirrte sie stolz »Löwenstadt« (dennoch musste sie wieder aufge-rzen werden). Im Jahr 1166 ließ er im Hof seiner Braunschweiger

eine goldene Löwenfigur aufstellen — die älteste frei stehen-ze Zenkmalsplastik in Deutschland.

 

Städte an strategisch wichtigen Positionen. S.t war Heinrich der Löwe mächtiger als manche Reich, aber damit gab er sich nicht zufrieden. \ führte der Herzog eine expansive Politik mit sein aus diversen einzelnen Grafschaften Herzogtum zu einem geschlossenen Territorium chen. Dabei konzentrierte er sich auf Sachsen_ mals weitgehend das heutige Bundesland Ni umfasste; sein Einflussbereich erstreckte sich auch über die Elbe hinaus nach Norden und Sachsen war Heinrich der reichste Grundbes er hatte sich mit den Jahren eine politische G angeeignet, die bei seinen Untertanen nicht so kam: Überall, wo ein sächsischer Graf starb. Grafschaft sofort direkt sich selbst unterstellen Herzogtum einverleiben, anstatt einen neuen Lehnsmann einzusetzen. Das brachte verst weise die sächsischen Fürsten und auch die E von Hamburg-Bremen und Magdeburg geger die unter seiner Politik zu leiden hatten. In 1166 und 1167 war dies besonders zu spüren_ Chronist vermerkte: »Durch ganz Sachsen b wilde Sturm des Aufstandes, weil alle Fürsten Herzog kämpften.«

Heinrich der Löwe war zudem ein äußerst Wirtschaftspolitiker. In der Mitte des 12. Ja waren Stade und Bremen (Hamburg spielte

Hafen noch keine Rolle) an der Nordsee bereits wicht* delsplätze; um auch vom Ostseehandel profitieren zu gründete Heinrich Lübeck an der Stelle neu, an der die re Hansestadt noch heute steht. Um seine Kassen zu Heinrich auch die Religion als Mittel recht: Er trieb die anisierung der an Elbe und Ostsee lebenden Slawen vc sich nach wie vor als hartnäckige Gegner des christlich: ¬aufführten -, denn indem die Slawen die Taufe über sic- _ - ließen, wurden sie in das Bistum aufgenommen - und d Herzog tributpflichtig. Heinrichs eigentliches Ziel der Si.-_ sion war allerdings schon für seine Zeitgenossen ein ofter,: heimnis: »Bei allen Unternehmungen aber, die der junge im Slawenland durchführt, geht es ihm nicht um das Chrir sondern vor allem um das Geld«, lesen wir in einer Chro jener Zeit.

 

Dass sich Heinrich mehr um die Missionierung und Besied-_mg des Slawenlandes kümmer¬e. als mit Friedrich Barbarossa - Italien zu kämpfen, hatte folg-h macht- und wirtschaftspoli--Ate Gründe. In der Zeit des ftionalsozialismus aber wurde Herzog von deutschnationa-- Kreisen dafür als wahrhaft utscher« Politiker gefeiert, 1 er sich gegen eine Italien-

:tik gewehrt habe, um stattdessen lieber den »Lebensraum im :en« mit deutschen Siedlern zu bereichern ...

Als Tatsache bleibt festzuhalten, dass Heinrich nördlich der Al¬- der mächtigste Fürst im Reich war, während sich Barbarossa Jahre nur in Italien aufhielt. Heinrich der Löwe konnte sich 1 r Tat wie ein ungekrönter König fühlen, und er tat alles, um ,-.2m gefühlten Status gerecht zu werden. Seine Braunschweiger -; glich einer königlichen Residenz, vergleichbar etwa der Aa¬r Kaiserpfalz. Im Burghof gab das 1166 errichtete Standbild zes Löwen die Macht und Entschlossenheit des Herzogs wieder. ) Jahren heiratete er Mathilde, die Tochter des englischen ;s Heinrich II. (s. S. 124). Verglichen mit seinem kaiserlichen _ der lediglich mit der Tochter eines Pfalzgrafen verheiratet

 

war, brauchte Heinrich sich also ke-_ zu verstecken.

Auf einer Pilgerfahrt nach Jeru er mit fünfhundert Rittern sowie z Geistlichen und Fürsten durchführte_ wie ein König geehrt und auch vorn nischen Kaiser Manuel entsprechend empfangen. Dabei mag ihm allerdinp der Umstand zugutegekommen sein. nuel ein Interesse daran hatte, in He-starkes politisches Gegengewicht ins zu etablieren, denn Manuel und stritten darum, wer der wahre Kaiser stark Heinrichs eigenes Interesse g die Rolle des politischen Gegners a lässt sich nicht sagen; manche Histo muten, dass er in den Jahren nach der kehr aus dem Heiligen Land sogar die würde für Sachsen anstrebte.

In jedem Fall versuchte der Herzog

seine eigene Position durch die Na

Kaisers zu verbessern, doch es so

bald zeigen, dass Heinrich mit dem geschilderten Erpressungsversuch zu hoch gepokert haue Kaiser saß schlichtweg am längeren Hebel. Nachdem aus Italien zurückgekommen war, prozessierte er gegen Vetter und konnte ihn schließlich tr8o erfolgreich en Heinrich der Löwe verlor beide Herzogtümer und musste lische Exil gehen.

Heinrichs politische Karriere war damit praktisch aber der Löwe genießt seither einen schillernden Nac mächtiger und prächtiger Fürst. Zeit seines Lebens war er ehrgeizig und egozentrisch — diese Charaktereigenschaften ihn in eine königsgleiche Machtposition, aber eben auch gebracht. So sollte ihm die Königskrone immer versagt obwohl sie ihm für eine kurze Zeit zu Füßen lag.




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