Fjord Wanderung in Norwegen
Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/OVThAUXKkr4
Ob hinauf auf weiße Gipfel, hinunter in grüne Täler oder
hinein ins blaue Eis: AZ-Politikredakteur Tobias Wolf war im Westen Norwegens
unterwegs
S
o abwechslungsreich wie das Wetter, so abwechs¬lungsreich
ist die Natur Norwegens. Und diese lässt sich am besten zu Fuß erkun-den.
Wanderungen durch die Berg- und Fjordlandschaft im Westen des Landes:
Hinunter ins Grüne Tal
Bergen. Flughafen. Hier startet die Tour durch
Fjordnorwegen. Mit dem Bus geht's knapp vier Stunden Richtung Osten nach
Aurland. Entlang der Fjorde durchbricht die Straße immer wieder die fast
senkrecht in die höhe ragenden Berge mit ihren weiß gezuckerten Gipfeln. Fast
52 Tunnel sind es bis zum Ziel. In Worten: Zweiundfünfzig!
Der Ausgangspunkt ist er¬reicht. Vom urigen Berggasthof
Osterbo Fjellstove aus geht's am Morgen hinab durch das wildromantische
Aurlandstal, das im innern des gleichnami¬gen Fjords liegt. Rund 19 Kilo¬
meter sind es zum Ziel in V2 bygdi. Obwohl der Ort huri te
Meter tiefer liegt, als Startpunkt, führt der Weg - mer wieder auf und ab.
Vorbei an donnernden Wasserfällen und urigen Bauernhöfen
Die Route ist einer der t = - liebtesten Wanderwege Nc- -
wegens, überlaufen wirkt s.= dennoch nicht. Die Tour füg. -vorbei an
Wasserfällen 1_17: glasklaren, grünlich schi:- - mernden Seen. In ihrem Wa-ser
spiegelt sich das für Skand - navien so typische Rot alre Bauernhöfe und
Hütten, dere--Erbauung teilweise bis ins 1 - Jahrhundert zurückreicht.
Neben den hinabdonnern¬den Wasserfällen ist auch da laute
Getöse des reißende: Flusses Aurlandselvi zu höre:-der sich entlang des Pfads
se.-nen Weg durch das grüne ria bahnt und immer wieder in tie¬fe Schluchten
hinabstürzt.
Dann bleibt Wanderfüh"-Jesper plötzlich stehen 112:
deutet auf einen riesigen Feis-brocken. „Das ist die Vetlal-E,. - vete, die
kleine Hölle", erkla.-7 er. Sieht man sich dieses ries: Strudelloch an,
das von G:7:-7-schern geformt wurde.
klar, woher der Name kommt. Im Innern des Felsbrockens ist
ein kleiner See, dessen Wasser fast schwarz ist. „Da kommen Dämonen raus",
scherzt Jesper.
Es geht weiter über Stock und Stein. Nach einem kurzen
Aufstieg eröffnet sich der Blick auf den Almhof Sinjarheim, der auf einer
Felskante erbaut wur¬de und in dessen Rücken ein Wasserfall in die Tiefe
stürzt. Der Hof ist zwar nicht bewirtet, dennoch bietet er die Möglich¬keit für
eine kurze Brotzeit.
Gestärkt stehen die letzten Kilometer der Tour bevor.
Vor-sicht ist geboten. Es geht steil bergab und über glitschige Steine.
Wasserfälle kreuzen den Weg. Doch wer Acht gibt, kommt nach rund acht Stun¬den
sicher in Vassbygdi an.
Dort wartet der Bus. Es geht zurück auf die Straße und
wei¬ter Richtung Sognefjord. Dies¬mal sind es bis zum Ziel zwar nicht ganz so
viele Tunnel, da¬für ist aber der längste der Welt dabei, der Laerdalstunnelen
mit seinen 24,5 Kilometern. Abendessen und ab ins Bett.
tappe verschwindet
blaue Eis der Nigardsbreen 1 etscherzunge, das sich im
da-:rliegenden See spiegelt. Die _ etscherzunge gehört zum :stedalsbreen, dem
größten 'estlandgletscher Europas.
Am Ufer des Gletschersees Defindet sich eine kleine
Berg-steigerschule. Mit Guide Arno geht's mitten hinein ins blaue Eis. Doch
zuvor wartet eine kurze Wanderung inklusive Bootsfahrt auf dem See. Dann ist
der Gletscherarm erreicht.
Vor den schroffen Kanten der Eismassen und den umliegen¬den
glattgeschliffenen Bergen wird die Ausrüstung angelegt: Steigeisen,
Sicherungsseil und -gurt sowie ein Eispickel.
„Immer mit der ganzen Fuß-fläche auftreten", rät
Bergfüh¬rer Arno. Das gibt Halt auf dem glatten Untergrund. Schritt für Schritt
geht's voran, vorbei an Gletscherspalten und hindurch durch enge Löcher im Eis.
Je
nach Sonneneinstrahlung
schimmert es in den unter-schiedlichsten Blautönen.
Auf einem flacheren Stück ist Zeit für eine Brotzeit.
Während man genüsslich in das Sand¬wich beißt, schweift der Blick über den
hellblauen Gletscher¬see und das Jostetal. Der Ab¬stieg steht an. Die
Ausrüstung gibt Sicherheit. Nach etwa zwei Stunden ist wieder griffiger Bo¬den
erreicht.
Auf dem Weg zur nächsten Wanderetappe verschwindet
Hinauf auf weiße Gipfel
Nach dreistündiger Autofahrt nach Loen im Nordfjord und
ei¬ner Übernachtung in einer ge¬mütlichen Campinghütte im nahe gelegenen Tal Lodalen
geht's diesmal hoch hinauf. Der Skäla will erklommen werden.
Sturm auf den Berg Skäla: Von 40 auf 1840 Meter
Schon vom Fjord aus ist die markante Bergspitze zu sehen.
1848 Meter ist der Skala hoch. Nicht viel, doch auf dem Weg zum Gipfel müssen
in nur gut sieben Kilometer 1800 Höhen¬meter überwunden werden.
Der Gipfelsturm beginnt im Grünen. Über Stock und Stein
führt der Pfad durch einen dichten Wald. Langsam wird die Vegetation karger,
kleine Sträucher, Flechten und Moose ersetzen Laub- und Nadelbäu¬me. Schafe und
Kühe kreuzen immer wieder den Weg. Einige Kilometer lang schlängelt sich ein
Fluss nahe des Wanderwe-
ges. Wer durstig ist, kann sich hier seinen Wasservorrat
be¬denkenlos auffüllen.
Auf halbem Weg zur Spitze lohnt sich ein Moment des In-nehaltens.
Der Blick gleitet über die Fjord- und Bergland¬schaft. Die vereinzelt durch die
Wolken brechenenden Son¬nenstrahlen verleihen der Aus¬sicht etwas
Majestätisches.
Nach kurzer Rast steht der steilste Part des je nach
Fit-nesszustand vier- bis fünfstün¬digen Aufstiegs bevor. Der von Hand
errichtete Weg schlän¬gelt sich über Schnee- und Ge-röllfelder in die Höhe.
Kurz vor dem Ziel ver¬schwindet der Pfad in den Wol¬ken.
Mystisch ist der Anblick auf die Schritt für Schritt im Nebel immer deutlicher wer¬denden
Umrisse der steinernen Gipfelhütte. Die warme Stube kommt ganz recht. Sie wird
als Selbstbedienungshütte betrie¬ben. Hier kann geschlafen oder nur eine Tasse
Kaffee getrun¬ken werden. Gestärkt geht's
den Berg wieder runter. Wer sich traut, kann die
Schneefel¬der hinunterrutschen. Das macht Spaß und spart Zeit. Nach acht
Stunden ist der Aus¬gangspunkt auf 40 Meter über NN wieder erreicht.
Schwierigkeit: ****-,:z
Das sind nur drei von vielen Wander-Touren in
Fjordnor-wegen. Nach einer erholsamen Nacht in der idyllischen Ort¬schaft
Bjorke geht's mit dem Taxiboot weiter nach Alesund. Die 45 000 Einwohner
zählen¬de Stadt mit den umliegenden Fjorden ist dank einer Kata¬strophe eine
der schönsten Städte Norwegens: Nach einem verheerenden Feuer vor 111 Jahren
wurden das Zentrum im Jugendstil wiederaufgebaut.
Deshalb lohnt sich vor dem Abflug am nahegelegenen Flughafen
der Anstieg auf den Hausberg Askla. 418 Stufen führen auf seinen Gipfel. Der
Ausblick entschädigt.
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