Sonntag, 23. August 2015

Fjord Wanderung in Norwegen


Fjord Wanderung in Norwegen

Ein Reisebericht von D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/OVThAUXKkr4

Ob hinauf auf weiße Gipfel, hinunter in grüne Täler oder hinein ins blaue Eis: AZ-Politikredakteur Tobias Wolf war im Westen Norwegens unterwegs

S

o abwechslungsreich wie das Wetter, so abwechs¬lungsreich ist die Natur Norwegens. Und diese lässt sich am besten zu Fuß erkun-den. Wanderungen durch die Berg- und Fjordlandschaft im Westen des Landes:

Hinunter ins Grüne Tal

Bergen. Flughafen. Hier startet die Tour durch Fjordnorwegen. Mit dem Bus geht's knapp vier Stunden Richtung Osten nach Aurland. Entlang der Fjorde durchbricht die Straße immer wieder die fast senkrecht in die höhe ragenden Berge mit ihren weiß gezuckerten Gipfeln. Fast 52 Tunnel sind es bis zum Ziel. In Worten: Zweiundfünfzig!

Der Ausgangspunkt ist er¬reicht. Vom urigen Berggasthof Osterbo Fjellstove aus geht's am Morgen hinab durch das wildromantische Aurlandstal, das im innern des gleichnami¬gen Fjords liegt. Rund 19 Kilo¬

 

meter sind es zum Ziel in V2 bygdi. Obwohl der Ort huri te Meter tiefer liegt, als Startpunkt, führt der Weg - mer wieder auf und ab.

Vorbei an donnernden Wasserfällen und urigen Bauernhöfen

Die Route ist einer der t = - liebtesten Wanderwege Nc- - wegens, überlaufen wirkt s.= dennoch nicht. Die Tour füg. -vorbei an Wasserfällen 1_17: glasklaren, grünlich schi:- - mernden Seen. In ihrem Wa-ser spiegelt sich das für Skand - navien so typische Rot alre Bauernhöfe und Hütten, dere--Erbauung teilweise bis ins 1 - Jahrhundert zurückreicht.

Neben den hinabdonnern¬den Wasserfällen ist auch da laute Getöse des reißende: Flusses Aurlandselvi zu höre:-der sich entlang des Pfads se.-nen Weg durch das grüne ria bahnt und immer wieder in tie¬fe Schluchten hinabstürzt.

Dann bleibt Wanderfüh"-Jesper plötzlich stehen 112: deutet auf einen riesigen Feis-brocken. „Das ist die Vetlal-E,. - vete, die kleine Hölle", erkla.-7 er. Sieht man sich dieses ries: Strudelloch an, das von G:7:-7-schern geformt wurde.

klar, woher der Name kommt. Im Innern des Felsbrockens ist ein kleiner See, dessen Wasser fast schwarz ist. „Da kommen Dämonen raus", scherzt Jesper.

Es geht weiter über Stock und Stein. Nach einem kurzen Aufstieg eröffnet sich der Blick auf den Almhof Sinjarheim, der auf einer Felskante erbaut wur¬de und in dessen Rücken ein Wasserfall in die Tiefe stürzt. Der Hof ist zwar nicht bewirtet, dennoch bietet er die Möglich¬keit für eine kurze Brotzeit.

Gestärkt stehen die letzten Kilometer der Tour bevor. Vor-sicht ist geboten. Es geht steil bergab und über glitschige Steine. Wasserfälle kreuzen den Weg. Doch wer Acht gibt, kommt nach rund acht Stun¬den sicher in Vassbygdi an.

Dort wartet der Bus. Es geht zurück auf die Straße und wei¬ter Richtung Sognefjord. Dies¬mal sind es bis zum Ziel zwar nicht ganz so viele Tunnel, da¬für ist aber der längste der Welt dabei, der Laerdalstunnelen mit seinen 24,5 Kilometern. Abendessen und ab ins Bett.

tappe verschwindet

blaue Eis der Nigardsbreen 1 etscherzunge, das sich im da-:rliegenden See spiegelt. Die _ etscherzunge gehört zum :stedalsbreen, dem größten 'estlandgletscher Europas.

Am Ufer des Gletschersees Defindet sich eine kleine Berg-steigerschule. Mit Guide Arno geht's mitten hinein ins blaue Eis. Doch zuvor wartet eine kurze Wanderung inklusive Bootsfahrt auf dem See. Dann ist der Gletscherarm erreicht.

Vor den schroffen Kanten der Eismassen und den umliegen¬den glattgeschliffenen Bergen wird die Ausrüstung angelegt: Steigeisen, Sicherungsseil und -gurt sowie ein Eispickel.

„Immer mit der ganzen Fuß-fläche auftreten", rät Bergfüh¬rer Arno. Das gibt Halt auf dem glatten Untergrund. Schritt für Schritt geht's voran, vorbei an Gletscherspalten und hindurch durch enge Löcher im Eis. Je

nach   Sonneneinstrahlung

schimmert es in den unter-schiedlichsten Blautönen.

Auf einem flacheren Stück ist Zeit für eine Brotzeit. Während man genüsslich in das Sand¬wich beißt, schweift der Blick über den hellblauen Gletscher¬see und das Jostetal. Der Ab¬stieg steht an. Die Ausrüstung gibt Sicherheit. Nach etwa zwei Stunden ist wieder griffiger Bo¬den erreicht.

Auf dem Weg zur nächsten Wanderetappe verschwindet

 

Hinauf auf weiße Gipfel

Nach dreistündiger Autofahrt nach Loen im Nordfjord und ei¬ner Übernachtung in einer ge¬mütlichen Campinghütte im nahe gelegenen Tal Lodalen geht's diesmal hoch hinauf. Der Skäla will erklommen werden.

Sturm auf den Berg Skäla: Von 40 auf 1840 Meter

Schon vom Fjord aus ist die markante Bergspitze zu sehen. 1848 Meter ist der Skala hoch. Nicht viel, doch auf dem Weg zum Gipfel müssen in nur gut sieben Kilometer 1800 Höhen¬meter überwunden werden.

Der Gipfelsturm beginnt im Grünen. Über Stock und Stein führt der Pfad durch einen dichten Wald. Langsam wird die Vegetation karger, kleine Sträucher, Flechten und Moose ersetzen Laub- und Nadelbäu¬me. Schafe und Kühe kreuzen immer wieder den Weg. Einige Kilometer lang schlängelt sich ein Fluss nahe des Wanderwe-

 

ges. Wer durstig ist, kann sich hier seinen Wasservorrat be¬denkenlos auffüllen.

Auf halbem Weg zur Spitze lohnt sich ein Moment des In-nehaltens. Der Blick gleitet über die Fjord- und Bergland¬schaft. Die vereinzelt durch die Wolken brechenenden Son¬nenstrahlen verleihen der Aus¬sicht etwas Majestätisches.

Nach kurzer Rast steht der steilste Part des je nach Fit-nesszustand vier- bis fünfstün¬digen Aufstiegs bevor. Der von Hand errichtete Weg schlän¬gelt sich über Schnee- und Ge-röllfelder in die Höhe.

Kurz vor dem Ziel ver¬schwindet der Pfad in den Wol¬ken. Mystisch ist der Anblick auf die Schritt für Schritt im Nebel immer deutlicher wer¬denden Umrisse der steinernen Gipfelhütte. Die warme Stube kommt ganz recht. Sie wird als Selbstbedienungshütte betrie¬ben. Hier kann geschlafen oder nur eine Tasse Kaffee getrun¬ken werden. Gestärkt geht's

 

den Berg wieder runter. Wer sich traut, kann die Schneefel¬der hinunterrutschen. Das macht Spaß und spart Zeit. Nach acht Stunden ist der Aus¬gangspunkt auf 40 Meter über NN wieder erreicht.

Schwierigkeit: ****-,:z

Das sind nur drei von vielen Wander-Touren in Fjordnor-wegen. Nach einer erholsamen Nacht in der idyllischen Ort¬schaft Bjorke geht's mit dem Taxiboot weiter nach Alesund. Die 45 000 Einwohner zählen¬de Stadt mit den umliegenden Fjorden ist dank einer Kata¬strophe eine der schönsten Städte Norwegens: Nach einem verheerenden Feuer vor 111 Jahren wurden das Zentrum im Jugendstil wiederaufgebaut.

Deshalb lohnt sich vor dem Abflug am nahegelegenen Flughafen der Anstieg auf den Hausberg Askla. 418 Stufen führen auf seinen Gipfel. Der Ausblick entschädigt.



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