Karl I. von Anjou
1226-1285
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/wcPxEVkLE3s
Opfer der unterschätzten Untertanen
Karl I. von Anjou 1226-1285
Mittelalterliche Herrscher waren, anders als heutige sche
Politiker, nicht vom Volk und von Parlamenten sondern allein auf persönliche
Verbindungen angele; hatte Vor- und Nachteile, weil man, je nachdem, wer dar
gen Ämter bekleidete, entweder schnell aufsteigen und reich regieren konnte
oder aber den angestrebten erlangte, da ein Amtsinhaber wie der Papst dies zu
wusste. Jahrhundertelang arrangierten sich die mitte Fürsten notgedrungen mit
diesem System, so auch Kari französischen Haus Anjou, der 16 Jahre lang König
von war. Er musste sich mit den letzten Staufern ausein war zum Teil vom Papst
abhängig und traf Abkommen ren Herrschern. Was auch immer er tat - seine Unten
ten in seinen Überlegungen kaum eine Rolle. Die Be Königreichs Sizilien dienten
Karl nur als Truppenr Goldesel. Die Steuern erhöhte er so sehr, dass er schlie
als doppelt so hohe Einnahmen aufweisen k. der König von Frankreich. Doch die
Skrupe' mit der er die Sizilianer ausbeutete, sollte sich
Eine ganze Weile lang konnte Karl mit den heiten durchaus
zufrieden sein. Dass er übe König regieren durfte, hatte er den Päpsten zu ken,
die in Südeuropa die gewichtigste Stimme Als Innozenz IV. nach dem Tod Kaiser
Fri (s. S. 154) begann, einen Nachfolger für Siziliela chen, war er vor allem
darauf bedacht, Verbindung zwischen dem Heiligen RömiscE- ¬und Süditalien zu
vermeiden, um dem Paps-daraus erwachsene Gefahr in Zukunft zu Und so richtete
sein Blick sich auf Karl von Anjou. Verhandlungen waren zwar langwierig - der
si sehe Königsthron blieb 15 Jahre lang verwaist -. 1265 konnten Karl und der
Papst sich schließlich gen, und der Franzose wurde König. Das sizilia Volk
wurde wie üblich nicht gefragt; es musste mit Entscheidung der beiden Männer
leben.
KARL 1. VON ANJOU
191
r
0
-arl war somit zwar allein aufgrund der Entscheidung des -
•-tes zum Herrscher über Sizilien geworden, doch bemerkte er - ell, dass er
ohne einen Papst in Rom besser regieren konnte: so hatte er freie Hand und
musste niemandem Rechenschaft _en. Dass man sich nach dem Tod Clemens' IV. 1268
nicht ,inen Nachfolger einigen konnte, kam Karl sehr gelegen. Er --:e gar nicht
daran, in dem Streit zu vermitteln, im Gegenteil: rsuchte, die Parteiungen
unter den Kardinälen am Leben zu _ ten, um das Konklave in die Länge zu ziehen
- mit Erfolg. so kam es zum längsten Konklave der Papstgeschichte. Die dauerte
fast drei Jahre, und die Bürger von Viterbo, wo das - enden wollende Prozedere
stattfand, waren schließlich so ,rvt, dass sie die Geistlichen im Palast
einschlossen, ihnen - och Wasser und Brot brachten und am Ende sogar das Dach
:kten, um die Herren zu einer Entscheidungsfindung zu be-_ _ n. Erst 1271 wurde
mit Gregor X. ein neuer Papst gewählt. ,hrend die Bürger von Viterbo
erfolgreich Einfluss auf die heidungen der Mächtigen nahmen, konnten die
Einwohner -ens davon nur träumen. Ihr französischer König schröpfte ich allen
Regeln der monarchischen Kunst und scherte sich um ihr Wohlergehen oder die
Wirtschaftskraft »seines« .-±es. Er nutzte die Ressourcen Siziliens lediglich,
um seinen 4`..-.2n Traum zu verfolgen: die Eroberung Konstantinopels. Karl kurz
davor war, diesen Traum in die Tat umzusetzen, i seine Untertanen ihm jedoch
einen gehörigen Strich :ie Rechnung. Ihr seit Jahren angestauter Zorn auf den
französischen König er: e am Ostermontag des J als in
Palermo ein Kirc stattfand, bei dem junge zösische Knappen S' nen unanständig b
Plötzlich fielen die über die Franzosen her_ entstand ein Handgem schnell zum
Aufstand u, Als die Vesperglocker war die Situation hen: -. Kontrolle: Die
Sizilia:-ten durch die Stadt, den Franzosen!« und zwangen jede und jeden, das
Wor: _ auszusprechen, was ihrer Meinung nach nur italienisch:: sprachler
fertigbrachten. Wer das nicht schaffte, wurde lich getötet. Am Morgen nach
dieser »Sizilianischen Vesp kaum ein Franzose mehr am Leben. Karl war am Ende
:..:-= am te seine großspurigen Träume begraben. Wenige Mona:: nahm Peter von
Aragön Sizilien ein.
Es ist fast schon sinnbildlich, dass Karl von Anjou sem
Volksaufstand meinte seine Macht durch einen - 13. Jahrhundert bereits
antiquierten - Fürstenzweikamp: zurückgewinnen zu können. Noch immer schien
Karl die des sizilianischen Volkes zu unterschätzen. Passendem-eise de der
geplante Zweikampf zu einer Farce: Für den i. Jum verabredete man sich auf
einem Feld nahe Bordeaux, ve es aber, eine genaue Zeit festzulegen. Zunächst
erschien dem Feld, fand Karl nicht vor und sah den Sieg auf seiner Bald darauf
kam Karl auf den Platz, fand ebenfalls keinen vor und sah sich seinerseits als
Sieger des Duells ...
Trotz wiederholter Versuche in den darauffolgenden gelang es
Karl von Anjou nicht mehr, seine einstige Mac:-lung auf Sizilien
wiederherzustellen. Seine selbstherrliche _-_ Amtsführung hatte ihm letztlich
das politische Genick gebr:,:4 Eine solch rücksichtslose Art gegenüber den
Untertanen man freilich vielen mittelalterlichen Herrschern vorwerfen 13.
Jahrhundert scheint nur einer dieses Urteil nicht zu ver: und das ist Ludwig
der Heilige von Frankreich - Karls le: Bruder.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.