Elisabeth von Thüringen
1207-1231
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/dKNxK5NuBHE
Die Prinzessin der Armen
Elisabeth von Thüringen
1207-1231
Elisabeth schaute demütig in das von Sc verzerrte Gesicht
Jesu am Kreuz. Man verspottet und ihm eine Dornenkrone a Je mehr die zwölf
Jahre alte ungarische sich vor dem Altar in Jesu Schmerzen setzte, desto
respektloser und unerträglicher es ihr vor, als Angehörige des Adels eine
tragen: Sie konnte es nicht mehr und besc Gottesdienst fortan aus Respekt vor
dem um des Gottessohnes nie wieder mit einer zu erscheinen. Obwohl sie eine
Königst die zukünftige Landgräfin von Thüringen ein ruhiges und gesichertes
Leben auf der bevorstand, wollte sie sich lieber ihrem c Herrn widmen und sich
in seinem Namen Armen, Hungernden und Kranken kümmern_
Schon im zarten Mädchenalter bedeu Kirche und der Glaube der
kleinen Elisabeth als anderen. So berichten Quellen davon. im Spiel mit
Freundinnen jede Gelegenheit gewissermaßen »zufällig« in die Kapelle zu oder
doch wenigstens im Vorbeilaufen die Tor die Wand der Kapelle zu berühren. Die
Strömungen während ihrer Zeit als Landgrä5■
ihr Übriges; vor allem die erst seit wenigen
aktiven Franziskaner faszinierten Elisabeth. fasste sie den Entschluss, ihr
Leben ganz der len Nachfolge Christi zu widmen und sich in erniedrigung, Buße
und vollkommener Armut den Krankem Mittellosen zuzuwenden. Doch nach dem
Verständnis der alterlichen Ständegesellschaft war das nur schwer mit ihrer-gen
Stellung zu vereinbaren. Es galt schlichtweg nicht als A des Adels, sich um die
Armen und Kranken zu kümmern beth aber ließ sich von ihrer Lebensaufgabe nicht
abbringen
Immerhin konnte sie sich glücklich schätzen, mit La. Ludwig
IV. einen Ehemann an ihrer Seite zu haben, der sie
KONRAD VON MARBURG
Der Kleriker Konrad von Marburg (um 1190-1233) spielte durch
drei päpstliche Vollmachten im frühen 13. Jahrhundert eine her-ausragende
Rolle. Seit 1215 war er Kreuzzugsprediger, ferner war er päpstlicher
Kontrolleur der deutschen Klöster, und ab 1231 wirkte er als gnadenloser
Ketzerverfolger. Nachdem er 1220 von Lud¬wig IV. zum Berater bestellt worden
war, wurde er der mächtigste Geistliche in der Landgrafschaft Thüringen; daher
übernahm er nach Ludwigs Tod auch den päpstlichen Schutz über Elisabeth.
_.nterstützte. Beim Adel erregte Ludwigs Verhalten beinahe
noch mehr Unverständnis, aber Ludwig und Elisabeth bildeten ohne-n eine
Ausnahme in der Welt adliger Ehebündnisse - denn sie ebten sich. In einer Zeit,
in der eheliche Verbindungen in erster nie machtpolitische Zweckbündnisse
waren, kam das nicht oft lr. Ludwig half seiner Frau bei der Gründung von
Siechenhäu-i-ern und wurde auch bald von der Bevölkerung »der Heilige« __rannt.
Trotz aller Unterstützung war und blieb Elisabeth die meibende Kraft. Besonders
deutlich wurde das während der Hun-4.,ersnot von 1226. In Ludwigs Abwesenheit
veräußerte sie land-TaIlichen Besitz, um möglichst vielen Hungernden das
Überle-zu ermöglichen. Der Adel war empört und reagierte nicht nur r
Unverständnis und Spott, sondern hatte sogar Angst, selbst erhungern, weil
Elisabeth nur noch an die Armen dachte. So¬nach seiner Rückkehr wur-Ludwig mit
den Klagen über .5abeth konfrontiert, doch er rm.-wortete ruhig: »Es genügt, ±-:n
sie uns die Neuenburg und Wartburg gelassen hat.« 1.)e große Wende in
Elisabeths _::en war das Jahr 1227, als ihr Ludwig auf einem Kreuz-den Tod fand
- nun war e mit gerade einmal 20 Jahren Ilbjm-A-e. Innerhalb der Familie des
Adels hatte sie plötzlich -.anden mehr, der ihre Akti-n unterstützte, und schon
ge Wochen nach Ludwigs musste sie die Wartburg für
immer verlassen. Sie zog in einen vormaligen Schwe:7 _
nes Schankwirtes im unterhalb der Burg gelegenen Eis . -
jede normale Adlige wäre dieser Schritt ein
unvorstell'zi-_-t-turschock gewesen, doch Elisabeth soll sich gar darill:27:
haben: Durch die Armut und Verlassenheit, die sie jetz: Vollendung lebte, hatte
sie das Gefühl, näher an Jesus zu sein.
Ihr Onkel, der Bischof Ekbert von Bamberg, hielt CiI-2•Sc:24
ben jedoch für ihrer nicht würdig und versuchte ihr Kaiser Friedrich II. (s. S.
154) schmackhaft zu machen. E-diesen Plan sehr hartnäckig, aber Elisabeth war
von ihr, n schluss nicht abzubringen: »Tot, tot soll mir nun alle TÄ Freude
sein!«, rief sie aus. Und sie wusste auch schon eine neue Ehe auf jeden Fall
verhindern könnte - egal dem Kaiser oder jemand anderem: »Fände ich keinen
Ausweg, so würde ich mir heimlich die Nase abschn hässlich verstümmelt, würde
ich wohl von niemandem werden.« Elisabeth musste verstümmeln - Ekbert gab eia
haben auf.
Elisabeth trat als sogenanne
arierin in den geistlichen S
wirkte aufopferungsvoll im D
Armen und Kranken und sie
mit dem Personal niederer H
auf eine Stufe. Sie ging sogar sich von ihrer Familie und
dann:, von ihren drei leiblichen loszusagen. Stattdessen ume_ sie sich ihrem
vom Papst bec._ Beschützer, dem Prediger von Marburg. Dieser
erreichtE-handlungen mit Elisabeths eine hohe Abfindung, mit beth in Marburg
ein flospita zr-mcd konnte, das sie unter den Sc:- _ff.:. Franziskus von Assisi
stellte: i Tätigkeit in ihrem Hospital __-4. völlig auf: Sie verschenkte sie
hatte, an die Armen un .1.: -4 sich insbesondere der Lepra-Kraul an, die man
auch »Aussätzige
te, weil sie von der Gesellschaft »ausgesetzt« und
weggeschlos¬sen wurden. Während alle Welt sich so weit wie möglich von den
Leprosen fernhielt, küss¬te Elisabeth sogar ihre eitrigen Wunden, um in
radikaler Aske¬se ihre eigene Ekelschwelle zu überwinden.
Anders als man es glauben könnte, brachten ihr nicht alle
Armen und Kranken Respekt and Dankbarkeit entgegen. Die Quellen berichten
davon, sass eine arme Frau sie in den Dreck und Kot der Straße stieß. Elisabeth
aber habe es fröhlich ügenommen, da auch ihr Vor¬-d Jesus Hohn und Spott hatte
:ragen müssen. Aufgrund der-:iger Geschichten und ihres radikalen Lebenswandels
haben Dderne Psychologen Elisabeth als gebrochene und neurotische -au
beschrieben. Ferner wurde ihr Verhältnis zu Konrad von irburg, der sie mit
Schlägen züchtigte und sie zwang, an einem chhaltig gedeckten Tisch Hunger zu
leiden, als sado-masochis-- 2.11 beschrieben. Das Unverständnis für ihr
asketisches Leben Armut und Demut ist ihr also über den Tod hinaus erhalten _ _
:lieben.
Elisabeth von Thüringen starb bereits mit 24 Jahren in
tiefs-rmut. Den Spott ihrer Zeitgenossen hat sie im Namen Jesu
4 -ERTIARIER
7 ihrer Entscheidung, sich nach Ludwigs Tod in den
religiösen _ enst franziskanischer Prägung zu stellen, wurde Elisabeth eine
zenannte Tertiarierin. Mit diesem Begriff bezeichnete man
_ en, die sich der geistlichen Leitung eines Bettelordens
anver--I-Jten. Neben Mönchen und Nonnen bildeten die Laien somit -e dritte
Gruppe, die zwar die Disziplin und die Lebensform der -giosen übernahmen, aber
weiterhin in der Welt lebten. Meist ::en die Tertiarier ohne jeden Luxus als
sogenannte Büßer nach Vorbild sündiger Urchristen.
Christi stets willig ertragen, aber dass sie von vielen au-=
zu Lebzeiten als heilig verehrt wurde, gefiel ihr überhaupt Sie wollte weder in
Prunk und Reichtum noch mit Made gar als Angebetete ihr Leben verbringen —
Elisabeths Ideal war die Demut. Was sie zu Lebzeiten noch energisch sich weisen
konnte, mussten ihre sterblichen Überreste Die Verehrung ging so weit, dass Elisabeth
als »erste 13-Fürstengeschlechts « bezeichnet wurde, bald darauf wurde
liggesprochen, und der Deutsche Orden machte sie gar zur ten Patronin neben der
Gottesmutter Maria.
Nur fünf Jahre nach ihrem Tod folgte die feierliche E ihrer
Gebeine; Kaiser Friedrich II. höchstpersönlich setzte Schädel eine prachtvolle
Krone auf. Später wurde über Grab eine mit Gold und Juwelen reichhaltig
ausgestattete tische Kirche errichtet. In Elisabeths Sinn war das ganz nicht —
wie vielen Armen hätte man mit dem dafür aufgewe Geld helfen können! Der
gesamte Kult um sie war schli das Gegenteil von ihrem Ziel, ein Leben in Demut
zu führen.. bildlichen Darstellungen sehen wir sie immer wieder als und
Herrscherin in unendlich prunkvollen Gewändern. Vor aber wird sie in vielen Kirchen
so verehrt, wie es ihr selbst der war: mit der weltlichen Adelskrone auf dem
Kopf.
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