Heinrich von Plauen 1370-1429
Author D.Selzer-McKenzie
Video: http://youtu.be/6MAAeVhOKrY
»Jetzt kann uns nur noch Maria beistehen!« Das mag F
von Plauen gedacht haben, als er auf seiner Burg die KL
der vernichtenden Niederlage des Deutschen Ordens jr.-
gegen die vereinigten polnischen und litauischen Truppe -
Tannenberg erhielt. Der Verwalter der Komturei Schwetz
sich sofort auf den Weg zum Hauptsitz des Ordens, der
vollen Marienburg, die unter dem besonderen Schutz der
mutter stand, um dort die Verteidigung der letzten Bastion
organisieren. Mit diesem schnellen Entschluss gelang es He
die völlige Zerschlagung des Deutschen Ordens in Preußen
verhindern, denn dazu hätten wohl nur wenige Tage gefehlt
So wäre im Sommer 1410 beinahe die gesamte Aufbauarbeit
Deutschen Ordens in Altpreußen von knapp zwei Jahrhun
mit einem Schlag zunichte gemacht worden. Der geistliche
terorden, der ursprünglich als einer von vielen gegründet w-
war, um die Muslime im Heiligen Land zu bekämpfen, haue
sich im 11 Jahrhundert zur Aufgabe gemacht, das heidnische
seevolk der Prußen gewaltsam zu christianisieren. Als die
Laze
Heiligen Land und in Ungarn, wo der Deutsche Orden ebe-7-in
ein Standbein hatte, schwieriger wurde, überließ Kaiser
Fried¬rich II. (s. S. 154) dem Orden Altpreußen und das Kulmer Land östlich der
Weichsel. Dass er darauf eigentlich überhaupt keinen Rechtsanspruch hatte,
interessierte übrigens niemanden, denn nach damaliger Auffassung gehörte alles
heidnische Land auto¬matisch dem Kaiser. Einige Jahre später stellte sogar der
Papst das Land des Deutschen Ordens als Patrimonium sancti Petri unter seinen
besonderen Schutz, sodass der Auftrag, die Prußen zu be¬kämpfen und ihr Land zu
erobern, nun von höchster Stelle sank¬tioniert war. Im Laufe der Zeit
avancierte der Deutsche Orden in Altpreußen nicht nur zum größten, sondern
gewissermaßen zum einzigen Grundherrn. Aus der Bewirtschaftung des Landes kamen
beträchtliche Einkünfte, und spätestens mit der Eroberung Danzigs 1308 spielten
der Handel und vor allem das Monopol auf dem Bernsteinmarkt eine wichtige Rolle
für den Orden und seine Bedeutung im Ostseeraum.
Als Hauptsitz des Deutschen Ordens in Altpreußen war schon
seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert die Marienburg geplant, die man an der
Nogat, einem Seitenarm der Weichsel, errichtete. Nach dem Fall von Akkon 1291
und einer kurzen Episode, in der Venedig das Zentrum des Deutschen Ordens
bildete, wurde der Hauptsitz 1309 tatsächlich auf die Marienburg verlegt. Der
Hoch-meister, wie man den obersten Ordensherrn nannte, war damit ei-ner der mächtigsten
Territorialfürsten des Ostseeraums. Nachdem der 1410 amtierende Hochmeister
Ulrich von Jungingen in der Schlacht von Tannenberg sein Leben verloren hatte,
stellte sich Heinrich von Plauen, der eigentlich nur seine Burg Schwetz
bewachen sollte, ohne Zögern in den Dienst der Sache und verteidigte auf der
Marienburg gegen die übermächtig erscheinenden Gegner alles, was noch zu
verteidigen war. Diese Selbstlosigkeit hatte beim Deutschen Or¬den bereits
Tradition, denn der Reichtum des Or¬dens rührte nicht zuletzt daher, dass die
meisten Kreuzritter die Kosten für ihre Kriegszüge selbst trugen und alles, was
sie eroberten, dem Orden zur Verfügung stellten.
Heinrich setzte in der kritischen Situation alles auf eine
Karte: Die angrenzende Stadt, die ebenfalls den Namen Marienburg trug, ließ er
in Brand ste¬cken, um den Polen und Litauern keine Gelegenheit zur Deckung zu
lassen, und die Einwohner holte er auf die Burg, damit sie seine
Verteidigungslinien verstärkten.
SCHLOSS MARIENBURG
Die Marienburg (polnisch: Malbork) wurde ab 1279 erridlest.
Von 1309 bis zur Verlegung des Hauptsitzes nach Kön-war sie das Zentrum des
Deutschen Ordens. Nach einer vollen Geschichte wurde der imposante Backsteinbau
ins zo. Jahrhundert umfangreich restauriert. 1945 wurde che burg durch die Rote
Armee zerstört. Der Wiederaufbaus bis heute an und wird sowohl von Polen als
auch von organisiert. Seit 1997 zählt die Marienburg zum We der UNESCO.
Als die gegnerischen Truppen die Marienburg errel.:711m..
Heinrich von Plauen sich bereits verschanzt. Und sein auf, denn obwohl die
vereinten Truppen unter dem König Jagiello (s. S. 212) alles versuchten, was in
ihser stand, vermochten sie nichts auszurichten und zogen Monaten wieder ab.
Wer heute vor der kolossalen steht, kann durchaus nachvollziehen, dass eine Ero
zu unmöglich ist. Als eine der größten Burgen ihrer Z....9c Marienburg eine
Festung, die sich allenfalls mit der in Granada oder dem Papstpalast in Avignon
vergi, _ Noch heute ist sie die größte Backsteinburg Europa Zweiten Weltkrieg hatte es im Kampf um die
Nian_ - - 21»
schwerem Gerät sechs Wochen ge _ die Rote Armee die Burg
erobern k - - Truppen des 15. Jahrhunderts fehl__- Mittel, und so behielt
Heinrich vor_ 17 Oberhand.
Zum Dank wurde Heinrich kurze
dem Abzug der gegnerischen Truppen Hochmeister gewählt.
Alle, die sich Mb ben an ein Ende des Deutschen Ordens lig dem polnischen König
untenvorfen wechselten schnell wieder die Seite und gute Diener der
Kreuzritter. Die B dieser Ereignisse des Jahres 1410 gehen ander. Die einen
betrachten es als genialen Einfall Heinrichs von Plauz.. Kraft auf die
Marienburg zu konzenim—
anderen sehen es als katastrophale
str
Fehlleistung Jagiellos an, die Marienturr
HEINRICH VON PLAUEN
sofort nach der Schlacht besetzt zu haben. So oder so, der
Deut¬sche Orden und Polen-Litauen stritten weiter um die Vormacht in
Altpreußen, und so dauerte der politische Schwebezustand weite¬re vier
Jahrzehnte an. Aus der klaren Niederlage bei Tannenberg machte Heinrich von
Plauen so quasi ein Unentschieden.
Die polnisch-litauischen Truppen hatten es zwar versäumt,
die Marienburg zu besetzen, aber den Rest Altpreußens schonten sie keineswegs.
Das ganze Land hatte unter maßlosen Verwüstungen zu leiden, und darin ist ein
wichtiger Grund für den nach 1410 rasch einsetzenden wirtschaftlichen Verfall
des Ordensstaates zu sehen. Ein weiterer Grund sind die immensen
Reparationszah¬lungen, die Heinrich von Plauen den Siegern von Tannenberg zu
zahlen hatte und die den Deutschen Orden an den Rand seiner Handlungsfähigkeit
brachten. Mit der Errichtung einer Kapelle auf dem Schlachtfeld bei Tannenberg
wollte Heinrich dem See¬lenheil der Gefallenen einen letzten Dienst erweisen.
Selbstver¬ständlich war diese Kapelle der Gottesmutter geweiht: Maria, die den
Deutschen Orden beschützte und Heinrich von Plauen dieWende nach der Schlacht
von Tannenberg ermöglich: hallt, de zur Wahrerin der gefallenen Seelen.
Den Niedergang des Deutschen Ordens sah Heinriz:-.. -zar
en wohl kommen, aber er konnte ihn nicht mehr authairm
Versuch, dem Verfall doch noch zu entgehen, kostete - politische Karriere. Nach
drei Jahren erneuter A mühte er sich, abermals einen Kriegszug gegen
Polen-initiieren. Dabei schätzte er jedoch offensichtlich die unter seinen
Ordensrittern völlig falsch ein. Die Bev." Ordensstaates war kriegsmüde,
das Land noch immer verwüstet, und so mangelte es Heinrich an Unterstü ne
angestrebte Vergeltungsaktion. Innerhalb des De
dens bildete sich gar eine energische Op geführt vom
Ordensmarschall Michael '¬von Sternberg, die dem Hochmeister H Plauen
ausdrücklich den Gehorsam verw
Auf der umgehend einberufenen Generah lung der Ordensritter,
dem sogenannten kapitel, wurde Heinrich, der wie alle Hoc ts f Lebenszeit
ernannt worden war, seines Amtes ben, und Küchmeister ließ sich zu seinem _
¬wählen. Bald darauf wurden Heinrich von überdies geheime Verbindungen zum
König nachgesagt, sodass er 1414 des Lan angeklagt wurde. Statt weiterhin
voller M migkeit und politischem Ehrgeiz
die Ge - Deutschen Ordens zu leiten, fristete er n gesamtes restliches Leben in
Kerkerhaft
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