Montag, 17. August 2015

Hugo Capet 940-996


Hugo Capet 940-996

Author D.Selzer-McKenzie

Video: http://youtu.be/O4xZ4rTz6TI

Im Westen was Neues

Hugo Capet

um 940-996

 

Ein lauter Schrei. Äste krachen. Ludwigs Begleiter sehen noch sein Pferd davongaloppieren. Der 20-jährige König in liegt regungslos im Unterholz; jede Hilfe kommt zu spät. Für einen mittelalterlichen Adligen war das Jagen sowohn, gnügen als auch Training für den Kampf - für Ludwig V. war tödlich. Und dieser Jagdunfall war auch mehr als nur der tragi Tod eines jungen Regenten, denn der kinderlose Ludwig war letzte karolingische König, den die Welt gesehen hat. Die reiche Epoche der Herrscher aus dem Geschlecht Karls des G ßen (s. S. 8) endete glanzlos im frühlingshaften Dickicht nahe nordfranzösischen Comp4ne. Im Westfrankenreich des J 987 musste nun eine neue Zeit beginnen.

Wer an Ludwigs Stelle treten sollte, war für die mächtigen F ten des westfränkischen Königreiches überhaupt keine Frage. musste der einflussreiche Berater des jungen Königs sein, d er war der Mächtigste unter ihnen: Hugo aus der Familie der bertiner, der Herzog von Franzien, das im ausgehenden io. J hundert ein relativ überschaubares Gebiet von Orlans im Sü über Paris und St. Denis bis nach Senlis im Norden umfasste. Robertiner gehörten bereits seit anderthalb Jahrhunderten Hochadel und hatten auch schon vor H zwei westfränkische Könige gestellt, was Fürsten die Königswahl Hugos im Mai sicher erleichterte.

Ein paar hundert Kilometer nordöstlich \ Franzien gab es allerdings jemanden. über die Nachfolge ganz anders dachte die Nachricht vom Tod des jungen Königs mit großem Interesse aufnahm. Jemand. d die karolingischen Herrscher bei weitem na nicht als ausgestorben ansah, denn er, der Her-¬zog von Niederlothringen, war als Onkel Lud¬wigs V. selbst Karolinger und trug sogar den programmatischen Namen Karl. Dadurch, dass er zu einem früheren Zeitpunkt aus der Re¬he der Thronfolger ausgeschlossen wordeT

 

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hatte er nun jedoch keinen rechtlichen 1-.,.-7.s2ruch mehr auf den Königsthron. Darü-2`- ;7naus besaß Karl eine für die westfränki-L7-e7. Fürsten allzu enge Verbindung zu den ankischen Ottonen, die ihm erst zu sei-irr.7 Herzogsamt verholfen hatten; die West¬aber wollten sich von dem mächtigen `4,,bc:-_--2arn abgrenzen, um ihr eigenes König-

-Lir     stärken.

dieses Vorhaben war der Robertiner zenau der Richtige, deshalb machte er ins Ende das Rennen, obwohl auch er mit den -ren verwandt war - sogar in genau dem Grad wie Karl. Doch entscheidend

-          Hugo den Schwerpunkt auf eine ei-

- --:dige Politik im Sinne des Westfranken-:e-9-_te und nicht auf seine gesamtfränki-wcyt ---i-trkunft. Eine radikale Zäsur war dieser itzt--...7-.g_swechsel von 987 dennoch nicht.

lie e   Vorgänger nannte sich Hugo »Kö-

mut    franken« (Rex Francorum), und auch

rt _7-Kunden standen sowohl inhaltlich als ;,[ :serlich ganz in der Tradition der karolingischen Könige. machte er unmissverständlich klar, dass er um jeden rer: Konflikt mit dem Ostfrankenreich vermeiden wollte. e seiner ersten Handlungen nach der Königswahl die äucTuir.z. Verduns, das im ostfränkischen Machtbereich lag. lobe= i.estfränkische Politik hin oder her - dem neuen König 7:_:.,:orische Chance durchaus bewusst, seine Familie an dlor ierczt-- des Reiches etablieren zu können. Nur wenige Mo-Regierungsantritt wollte er seinem Sohn Robert die z-‘--7.,:r_-_ene Macht sichern, indem die Fürsten ihn zu seinem

 

NIEDERLOTHRINGEN

sche Karolinger Karl (953-991) wurde bereits .on der königlichen Thronfolge ausgeschlossen, -1- später verschiedentlich, die Macht im West-

-          -1 erlangen. Schließlich setzte ihn sein kaiserlicher

_         977 als Herzog ein. Von 987 an kämpfte Karl mit

_m die Macht. Dieser ließ ihn schließlich 991 gefan-- .vo er kurz darauf verstarb.

 

Mitkönig - und damit automatischen Nachfolger - wählen soll¬ten. Dabei kam ihm ein Hilferuf der Aquitanier, er solle ihnen iaa Kampf gegen die spanischen Omaijaden beistehen, gerade recht Unter Hinweis auf die Gefährlichkeit eines solchen Feldzugs ge¬gen die »muslimischen Heiden« überzeugte er die Fürsten von der Wichtigkeit dieser Wahl. Das Vorhaben glückte. Der Feidill gegen die Omaijaden war dann allerdings so gefährlich, dass ni einmal Hugo selbst daran teilnehmen wollte ...

Hugos Onkel, Kaiser Otto der Große (s. S. 32), war ihm bei einem weiteren Versuch, die robertinische Macht dauerhaft zn stärken, ein Vorbild. Ebenso wie Otto für seinen gleichnamigen Sohn versuchte nun auch Hugo, seinem Spross eine byzantini¬sche Gattin zu verschaffen. Der König hatte den Brief an den oströmischen Kaiser bereits fertig, schickte ihn dann aber doch nicht ab. So wurde es nichts mit der byzantinischen Schwieger¬tochter, und das war nicht Hugos einziges Problem. Neben dem jahrelangen Kampf gegen die Karolinger und Ostfranken und der Niederschlagung mehrerer Aufstände musste Hugo sogar inner¬halb des Westfrankenreichs um seine Macht fürchten. Die Herr¬schaft über Franzien mag ihn als Herzog stark gemacht haben. doch für einen König war diese Basis etwas dünn. Obwohl ihn die anderen Fürsten zum König gewählt hatten, bekam er in seinem Amt kaum Unterstützung. Das lag zwar nicht an ihm, sondern an dem Geltungsbedürfnis der Fürsten, unter dem alle westfrän¬kischen Könige dieser Zeit zu leiden hatten, aber es engte Hugo dennoch sehr ein. Sein Aktionsradius war auf die nordfranzösi¬schen Gebiete beschränkt, und er selbst hat die südfranzösischen Landschaften jenseits der Loire nie gesehen. Dort, im Süden des Reiches, erzählte man sich immer wieder schmunzelnd, wie Hugo den widerspenstigen aquitanischen Grafen Aldebert anfuhr: »Wei hat dich denn zum Grafen gemacht?« Aldebert entgegnete nui kühl: »Und wer hat dich zum König gemacht?«

Hugo, der seit dem 12. Jahrhundert mit dem Beinamen »Capet• bezeichnet wird, ist wegen der zahlreichen innen- wie außenpo litischen Probleme oft kritisch beurteilt worden. Zweifelos ist e! ihm aber in schwieriger Zeit gelungen, sich zu behaupten und vo: allem seinem Sohn die Macht zu sichern - und damit seiner Fa milie. Die nach Hugo Capet nur noch als Kapetinger bezeichnet) Familie beherrschte seit 987 in direkter Linie bis ins rq.. Jahrhun dert das Westfrankenreich, das alsbald zum mächtigen Frankreicl werden sollte. Die Basis für diese neue Epoche hatte Hugo Cape in seiner neunjährigen Regierungszeit gelegt.



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